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Die Dekarnation lateinisch Entfleischung oder Exkarnation Ausfleischung bezeichnet in der Archaologie und der Ethnologie Volkerkunde alle Vorgange durch die ein menschlicher Leichnam oder ein Tierkadaver von allen Weichteilen befreit wird so dass nur die Knochen und bei Tieren auch das Geweih oder die Horner ubrig bleiben Verschiedene Techniken der Dekarnation wurden und werden als Teil von Bestattungsritualen angewendet das reicht vom Auslosen mit Messern Verwesenlassen und Wiederausgraben bis hin zum Aussetzen als Frass fur Vogel Turm des Schweigens Dachma im indischen Mumbai Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Beispiele 2 Aktuelles Vorkommen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFruhe Beispiele BearbeitenDiese Bestattungstechniken wurden vor allem wahrend der Zeit der Jager und Sammler ausgeubt fanden sich aber auch in der Jungsteinzeit Die Dekarnation mit einer Zweitbestattung der Knochen war bei den Bandkeramikern ublich wie neueste Ausgrabungen im deutschen Herxheim zeigen wo mindestens 1350 Skelette aus mehreren hundert Kilometern Umkreis zusammengetragen und zusammen bestattet wurden Da die ritualisierte Zweitbestattung am zentralen Heiligtum wohl in grosseren zeitlichen Abstanden erfolgte uberliess man die Dekarnation fruher verstorbener Toter dem naturlichen Verwesungsprozess die zeitnah zum Beerdigungstreffen Verstorbenen wurden entsprechend entfleischt Die sudamerikanischen Moche liessen ihre Toten zunachst an der Erdoberflache verwesen oder durch die von ihnen verehrten Fliegen auflosen ehe die ubrigbleibenden Gebeine mit Grabbeigaben in der Erde bestattet wurden Die Indianer glaubten dass nur so die Seelen aus den Korpern befreit werden 1 Sehr fruh wurden auch Tierschadel in Hohlen aufgestellt vermutlich als Heiligtumer So wurden beispielsweise in der Ausgrabungsstatte Catalhoyuk in der heutigen Turkei Stierschadel in grosser Zahl in Kultraume integriert Bukranion Nachbildung eines Rinderschadels als Schmuckmotiv Im Lehm der Gebaude wurden sowohl die ausgelosten Knochen der eigenen Toten nach der Dekarnation durch Vogel Geier als auch Tierknochen eingebaut Aktuelles Vorkommen BearbeitenDekarnation findet sich bei noch heute oder bis vor kurzem steinzeitlich lebenden Volkern in Papua Neuguinea Bei einigen wenigen Stammen wurde das Fleisch der toten Menschen auch verzehrt siehe auch Kannibalismus Bekannt wurden vor allem das Volk der Fore weil bei ihnen und einigen Nachbarstammen durch dieses Verhalten die durch Prionen hervorgerufene Krankheit Kuru verbreitet war Ublich war die Verfutterung von Leichen an Vogel auch bei den Mongolen und ist sie teilweise noch heute bei den Parsen sowie den Tibetern siehe auch Himmelsbestattung Als Anhanger des Zoroastrismus setzen die Parsen die Leichname von Verstorbenen in runden Turmen aus die Dachma oder Turme des Schweigens genannt werden Die in Tibet teilweise noch ubliche Dekarnation und Verfutterung an Vogel wird ansatzweise in Martin Scorseses Spielfilm Kundun gezeigt 1997 in dem das Bestattungsritual beim Vater des 14 Dalai Lamas angewandt wird Siehe auch BearbeitenLuftbestattungLiteratur BearbeitenEileen Murphy Funerary Processing of the Dead in Prehistoric Ireland In Archaeology Ireland Band 17 Nr 2 2003 ISSN 0790 892X S 13 15 englisch Weblinks BearbeitenMiriam N Haidle Das bandkeramische Grubenwerk Herxheim Pfalz Die Menschenknochen Universitat Tubingen 2005 abgerufen am 3 Juli 2014 Miriam N Haidle Jorg Orschiedt Die Menschenknochen der Grabungen 1996 1999 In Siedlung und Grubenanlage Herxheim bei Landau Deutsche Forschungsgemeinschaft Marz 2009 abgerufen am 3 Juli 2014 Wohin mit den Toten Bestattungsrituale In Scinexx Springer Verlag Heidelberg 23 September 2005 archiviert vom Original am 14 August 2007 abgerufen am 3 Juli 2014 Reisebericht Also sprach Zarathustra In Studyrussian com Ziegler amp Partner Schweiz 20 August 2012 abgerufen am 3 Juli 2014 Turme des Schweigens im Iran Terra X Totenkult in Catal Huyuk Metropole der Jungsteinzeit ZDF 29 Juni 2008 abgerufen am 3 Juli 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Angelika Franz Insekten Archaologie Leichenschmaus mit Madengraus In Spiegel Online 7 Oktober 2010 abgerufen am 3 Juli 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dekarnation amp oldid 226474289