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Klassifikation nach ICD 10I10 Essentielle primare HypertonieF45 30 1 Psychogene HypertonieSomatoforme autonome Funktionsstorung des Herz und KreislaufsystemsF54 I10 2 Psychologische und Verhaltensfaktoren bei essentieller HypertonieICD 10 online WHO Version 2019 Der essentielle Bluthochdruck oder die essentielle arterielle Hypertonie auch primare Hypertonie und genuine Hypertonie genannt 3 stellt eines der vielfaltigen funktionellen Syndrome dar die dadurch charakterisiert sind dass trotz umfassender Diagnostik im Sinne der Ausschlussdiagnose hier zunachst kein anatomisch oder endokrinologisch relevanter Organbefund atiologisch zu erheben ist Daraus wird gefolgert dass keine durch korperliche Befunde verursachte Primarerkrankung zugrunde liegt 4 5 a Der essentielle Bluthochdruck ist also der fur den der Arzt keine Erklarung hat Damit wird definitionsgemass die erste Gruppe der arteriellen Hypertonie die primare Hypertonie nach der atiologischen Krankheitseinteilung vorausgesetzt Die essentielle Hypertonie ein Begriff den der Breslauer Arzt Erich Frank 1911 6 fur die arterielle Blutdrucksteigerung unbekannter Ursache 7 eingefuhrt hatte zahlt zu den 7 klassischen Psychosomatosen Holy Seven 5 b Werden korperliche Befunde ohne sichere pathogenetische Verursachung gefunden oder vermutet wie etwa genetische Faktoren so ist zu verweisen auf Arterielle Hypertonie Abschnitt Primare Hypertonie Inhaltsverzeichnis 1 Symptomatik 2 Epidemiologie und Risikofaktoren 3 Psychotherapie 3 1 Psychodynamik 4 EinzelnachweiseSymptomatik BearbeitenZunachst ist das einzige Symptom der erhohte Blutdruck Eher korperlich empfundene und objektivierbare Symptome sind von eher psychisch bedingten Symptomen zu unterscheiden Unter den korperlichen Symptomen wurde im Jahr 2004 erhohter Blutdruck bei Menschen schon ab Blutdruckwerten von 120 80 mmHg anzunehmen Werte bis 130 85 mmHg werden bereits als hochnormal angesehen 8 a Nach Empfehlungen der WHO aus dem Jahr 2003 ist eine Hypertonie anzunehmen wenn Werte von mindestens systolisch 140 mmHg und diastolisch 90 mmHg bei mehrfachen Messungen uber langere Zeit erreicht werden 5 c Nur zum Teil treten bei den subjektiv beschwerdefreien Betroffenen auch Kopfschmerzen Ohrensausen und rote Gesichtsfarbe oder Nasenbluten auf Dies ist der Grund warum zwei Drittel aller an hohem Blutdruck leidenden Erwachsenen im deutschsprachigen Raum von ihrer Erkrankung nichts wissen oder nicht ausreichend behandelt werden 8 b Weitere weniger haufige Symptome sind Angina pectoris verstarktes Herzklopfen Belastungsdyspnoe und Ruhedyspnoe Jugendliche klagen haufig uber funktionelle Beschwerden wie Schwitzen Frieren kalte Hande und Fusse Schlafstorungen sowie unbestimmte Druck und Schmerzgefuhle in der Herzgegend An psychischen Symptomen ist oft eine leichte Erregbarkeit feststellbar siehe Kap Psychodynamik 5 d Epidemiologie und Risikofaktoren BearbeitenDie Bedeutung der essentiellen Hypertonie kann epidemiologisch daran gemessen werden dass uber 90 4 aller Falle mit Bluthochdruck als essentielle Hypertonien zu bezeichnen sind In Deutschland gibt es 20 Millionen Menschen die an Bluthochdruck leiden Er stellt einen der wichtigsten Risikofaktoren fur Arteriosklerose Herzinfarkt und Schlaganfall dar Heute sterben in den westlichen Industrienationen mehr Menschen an Herzinfarkt und Schlaganfall als an allen Krebsarten und AIDS zusammen 8 c Die Ursache fur essentielle Hypertonie wird in einer Kombination aus den Faktoren genetische Vorbelastung in 60 der Falle wird eine essentielle Hypertonie vererbt Kochsalzsensitivitat d h bereits bei normalem Kochsalzkonsum wird eine Hypertonie entwickelt falscher Ernahrung insbesondere Adipositas und Hyperaktivitat des Sympathikus z B bei chronischem Stress gesehen 4 Die Bedeutung psychosomatischer Erkrankungen fur Bluthochdruck ist komplex und wird bis heute beforscht So wurde ein positiver Zusammenhang von Bluthochdruck und Angsterkrankungen gefunden 9 Fur Depressionen gibt es widerspruchliche Befunde aber eine Meta Analyse ergab 2012 eine Erhohung der Inzidenzrate von Bluthochdruck unter Depressionspatienten 10 Ein zusatzliches Risiko fur einige Folgeerkrankungen besteht wenn der essentielle Bluthochdruck nicht mit einem nachtlichen Blutdruckabfall um 10 20 verbunden ist Non Dipping 11 Psychotherapie BearbeitenBereits in der Mitte des 20 Jahrhunderts wurden psychosomatische Auswirkungen auf den Blutdruck untersucht vgl Franz Alexanders Holy Seven 1950 mit Bestrebungen den Blutdruck durch Psychotherapie zu beeinflussen 12 Verschiedene Studien haben seither Blutdrucksenkungen durch Psychotherapie gefunden 13 in einer kasachischen Studie von 2014 wurde Psychotherapie bei Bluthochdruck sogar als okonomisch vorteilhaft beurteilt 14 Zwei Hauptgrunde fur die Wirksamkeit von Psychotherapie werden genannt Da Angste bzw Angsterkrankungen Studien zufolge siehe oben den Blutdruck erhohen sollte Psychotherapie ihn senken konnen soweit sie sogar einfach durch stutzende Verfahren die Angste verringert Zum anderen argumentieren Psychoanalytiker wie Franz Alexander Carl Binger oder Helen Flanders Dunbar Menschen mit Bluthochdruck konnten mit aggressiven und feindseligen Impulsen nicht umgehen nach dieser Lehrmeinung konnen psychodynamische Therapien Bluthochdruckpatienten bei der Bearbeitung der entsprechenden Konflikte unterstutzen und daruber eine Blutdrucksenkung erreichen 15 Psychodynamik Bearbeiten Die Psychodynamik der funktionellen Entstehungsbedingungen ist von Franz Alexander untersucht worden der sich ausfuhrlich mit vegetativen Krankheitsursachen befasst hat und den Begriff der vegetativen Neurose gepragt hat 16 Nach ihm sind folgende Faktoren bedeutsam Abwehr von Abhangigkeitswunschen Vermeidung einer inneren aggressiven Handlungsbereitschaft nach aussen hin bei leichter Erregbarkeit der innere Konflikt zwischen ambivalenten Beziehungstendenzen Problem der sogenannten Pseudounabhangigkeit Hypertoniker werden in ihrer Personlichkeit als leistungsbetont pflichtbewusst und gesellschaftlich uberangepasst beschrieben mit hohem Anspruchsniveau an sich selbst Entwicklungspsychologisch sind Beziehungen zur analen Phase hergestellt worden Essentielle Hypertonie wird von der Psychosomatik in die Gruppe der Organkrankheiten mit psychosozialer Komponente eingereiht Bereitstellungskrankheit 5 e Experimentelle Untersuchungen belegen die Bedeutung emotioneller Faktoren bei fixiertem essentiellem Hochdruck 17 Nach psychodynamischer Lehrmeinung ist eine Psychotherapie bei entsprechendem Konfliktbewusstsein angezeigt ggf in Kombination mit antihypertensiver Medikation 18 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Morschitzky Psychotherapie Ratgeber Ein Wegweiser zur seelischen Gesundheit Springer Verlag 2007 ISBN 978 3 211 33616 8 S 86 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Sybille Disse Paukbuch Heilpraktiker Psychotherapie Effektive Vorbereitung fur Prufung amp Praxis epubli 2013 ISBN 978 3 8442 4915 6 S 41 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Herbert Reindell Helmut Klepzig Krankheiten des Herzens und der Gefasse In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 450 598 hier S 580 584 Die essentielle Hypertonie a b c Jan Steffel Thomas F Luscher Herz Kreislauf Springer Verlag 2011 ISBN 978 3 642 16717 1 S 30 a b c d e Sven Olaf Hoffmann G Hochapfel Neurosenlehre Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin CompactLehrbuch 6 Auflage Schattauer Stuttgart 2003 ISBN 3 7945 1960 4 a S 311 zu Stw Diagnosis per exclusionem b S 304 zu Stw Holy Seven c S 311 zu Stw Normwert RR nach WHO d S 312 zu Stw Weitere Symptome e S 40 218 312 ff zu Stw Psychodynamik Horst Kremling Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 23 2004 S 233 261 hier S 252 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 59 a b c Peter W Gundling Brennpunkt Herz Naturlich vorbeugen und heilen bei Herz Kreislauf Problemen 1 Auflage Aurelia Verlag Baden Baden 2004 ISBN 3 936676 14 3 alle Stellen zu Stw Bluthochdruck S 12 19 88 96 zitierter Text a S 89 zu Stw Normwert RR b S 88 zu Stw Haufigkeit unerkannter Falle c S 88 zu Stw Epidemiologie und Risikofaktoren M S Player L E Peterson Anxiety disorders hypertension and cardiovascular risk a review In International journal of psychiatry in medicine Band 41 Nummer 4 2011 ISSN 0091 2174 S 365 377 PMID 22238841 Review L Meng D Chen Y Yang Y Zheng R Hui Depression increases the risk of hypertension incidence a meta analysis of prospective cohort studies In Journal of hypertension Band 30 Nummer 5 Mai 2012 ISSN 1473 5598 S 842 851 doi 10 1097 HJH 0b013e32835080b7 PMID 22343537 Review Routledge F S McFetridge Durdle J A Dean C R 2007 Night time blood pressure patterns and target organ damage A review Canadian Journal of Cardiology 23 2 132 138 Stanley Cobb Henry H W Miles Psychotherapy of a psychosomatic illness Essential hypertension In The American Journal of Medicine 11 1951 S 381 386 doi 10 1016 0002 9343 51 90172 6 Wolfgang Linden Psychological Perspectives of Essential Hypertension Etiology Maintenance and Treatment Karger Medical and Scientific Publishers 1984 insb S 6 mit Follow up nach bis zu 24 Monaten Alvin P Shapiro Hypertension and Stress A Unified Concept Psychology Press 1996 S 68 Gene L Stainbrook John W Hoffman Herbert Benson Behavioral therapies of hypertension psychotherapy biofeedback and relaxation meditation In Applied Psychology 32 1983 S 119 135 doi 10 1111 j 1464 0597 1983 tb00899 x gemass Abstrakt z B auch fur den russischen Raum in der folgenden Studie mit Follow up nach 6 Monaten M V Golubev T A Aĭvazian V P Zaĭtsev The efficacy of psychotherapy with biofeedback in the rehabilitation of hypertension patients In Voprosy kurortologii fizioterapii i lechebno fizichesko kultury Nummer 6 1998 Nov Dec ISSN 0042 8787 S 16 18 PMID 9987969 Zhanna Kalmatayeva Ainur Zholamanova Cost effectiveness analysis of psychotherapy in treatment of essential hypertension in primary care In Archives of Psychiatry and Psychotherapy 2014 4 S 57 64 Alvin P Shapiro Hypertension and Stress A Unified Concept Psychology Press 1996 S 68 zu Dunbar siehe insb Carl Alfred Lanning Binger Nathan Ward Ackerman Alfred Elustein Cohn Henry Alfred Schroeder John Murray Stecie Personality in arterial hypertension In Psychomatic Medicine Monograph 1945 Franz Alexander Psychosomatic medicine Its principles and applications Norton New York 1950 DNB 993025870 deutsch Psychosomatische Medizin Grundlagen und Anwendungsgebiete De Gruyter Berlin 1951 DNB 450046567 J Schunk Emotionelle Faktoren in der Pathogenese der essentiellen Hypertonie In Zeitschrift fur klinische Medizin 1953 152 S 251 Sven Olaf Hoffmann G Hochapfel Neurosenlehre Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin 6 Auflage CompactLehrbuch Schattauer Stuttgart 2003 ISBN 3 7945 1960 4 S 315 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Essentielle Hypertonie amp oldid 238109960