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Ernst Reins 14 August 1907 in Charlottenburg 9 Mai 1933 in der Strafanstalt Plotzensee Berlin war ein deutscher Maurer und Raubmorder Reins wurde bekannt als Protagonist eines seinerzeit von der Offentlichkeit vielbeachteten Gewaltverbrechens sowie als erste Person die in Deutschland nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten hingerichtet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Werdegang bis 1931 1 2 Der Uberfall auf den Geldbrieftrager Schwan 1 3 Ermittlungen und Verhaftung Reins 1 4 Verurteilung offentliche Rezeption des Falles und Hinrichtung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWerdegang bis 1931 Bearbeiten Reins war das siebzehnte Kind eines Maurers der fruh an Paralyse verstarb Ausser Ernst Reins kamen nur zwei Schwestern lebend zur Welt bzw uberlebten das Kleinkindalter Aufgrund des fruhen Todes des Vaters und verscharft durch die besondere Not der Verhaltnisse wahrend des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit wuchs er in Armut auf Bedingt durch die schwierige Situation seiner Familie konnte Reins obwohl er laut zeitgenossischen Zeitungsberichten ungewohnlich intelligent war den von ihm angestrebten kaufmannischen Beruf nicht ergreifen sondern musste wie sein Vater in dem ihm verhassten Beruf als Maurer arbeiten trug sich aber mit der Hoffnung eines Tages Architekt werden und gesellschaftlich aufsteigen zu konnen 1927 verlobte Reins sich mit einem Madchen aus burgerlichem Hause Nachdem er 1930 infolge der Weltwirtschaftskrise arbeitslos wurde loste das Madchen die Verlobung auf Druck seiner Eltern jedoch wieder Durch diese Episode verbittert und in seinem Ehrgeiz dem elenden Proletarierleben zu entkommen bestarkt suchte er nach einer Gelegenheit schnell zu viel Geld zu kommen um seine Fortbildung zum Architekten finanzieren zu konnen Im April 1931 entschied Reins sich schliesslich dazu einen Uberfall auf einen Geldbrieftrager zu versuchen Diese waren ihm wiederholt aufgrund der dickgefullten Taschen Stefan Grossmann die sie bei sich trugen aufgefallen Der Uberfall auf den Geldbrieftrager Schwan Bearbeiten Am 29 April 1931 erschien Reins bei der Witwe Mobius die ein Zimmer in ihrem Haus in der Gossowstrasse 10 in Berlin Schoneberg zur Vermietung ausgeschrieben hatte und mietete dieses unter dem Namen Erich Wiechl Anschliessend ging er zum Postamt in der Genthiner Strasse wo er eine Postanweisung uber 5 Mark auf den Namen Wiechl mit dem Auftrag diese an die Adresse in der Gossowstrasse auszuliefern aufgab Am 1 Mai 1931 bezog Reins fruh morgens als neuer Mieter das Zimmer in der Parterrewohnung des Hauses der Witwe Mobius Kurz danach schickte er die Hauswirtin mit dem Auftrag seine Brille reparieren zu lassen fort Schliesslich erschien der Geldbrieftrager Gustav Schwan 8 September 1878 mit der am Vortrag aufgegebenen Postanweisung Reins bat ihn in die Wohnung und legte ihm zur Legitimation eine Visitenkarte auf den Namen Erich Wiechl mit einer Adresse in Modling bei Wien vor Wahrend Schwan die Karte las schlug er diesen mit einem in Leinwand gewickelten und mit sandgefullten Stuck Bleirohr nieder so dass dieser bewusstlos zu Boden ging und bald danach an seiner schweren Kopfverletzung starb Reins Wiechl offnete die Geldtasche des Brieftragers und entnahm dieser das gesamte von diesem bei sich gefuhrte Bargeld in Hohe von 13 500 RM und entfernte sich vom Ort seiner Tat Ermittlungen und Verhaftung Reins Bearbeiten Schon am Folgetag konnten die mit den Ermittlungen in dem Fall beauftragten Kommissare Karl Draeger und Mielenz der Berliner Mordkommission ermitteln dass der vermeintliche Mieter des Mordzimmers Wiechl ein ehemaliger Eintanzer des Hotels Adlon war der mittlerweile in Wien lebte Wiechl konnte aufgrund seines Aufenthaltsortes zum Tatzeitpunkt rasch als Tater ausgeschlossen werden zumal die Witwe Mobius bestatigte dass er nicht mit dem Mann der das Zimmer bei ihr gemietet hatte identisch sei Durch die Aussagen Wiechls und durch einen am Tatort zuruckgelassenen Hemdkragen des Taters der eine verwaschene Auszeichnung aufwies konnte die Berliner Kriminalpolizei stattdessen am 4 Mai 1931 Reins als Tatverdachtigen identifizieren der Wiechl von Besuchen im Hotel Adlon wo die zwei Schwestern Reins aufgrund ihres Berufes als Vorfuhrdamen mit diesem Begriff wurden damals Angestellte von Boutiquen die wohlhabenden Kunden Kleidungsstucke vorfuhrten bezeichnet regelmassig verkehrten kannte In derselben Nacht erging ein internationaler Fahndungsbefehl nach diesem Reins wurde schliesslich am 6 Mai 1931 in Genua ausfindig gemacht wo er mit seinen beiden Schwestern im Hotel Excelsior abgestiegen war und von der dortigen Polizei verhaftet Er hatte geplant von Genua aus mit einem Schiff nach Sudamerika zu reisen Noch am selben Tag legte er gegenuber der Polizei ein umfassendes Gestandnis ab Verurteilung offentliche Rezeption des Falles und Hinrichtung Bearbeiten Im Dezember 1931 wurde Reins vom Schwurgericht beim Landgericht in Berlin des Mordes fur schuldig befunden und zum Tode verurteilt Die Strafe wurde zunachst jedoch nicht vollzogen da vor allem in der sozialdemokratischen und liberalen Presse offentliche Proteste hiergegen erhoben wurden die insbesondere auf die Jugend des Verurteilten und das schwere Schicksal das er hinter sich gehabt habe sowie auf den Umstand verwiesen dass vieles dafur spreche dass die Totung Schwans entgegen dem Urteil des Schwurgerichts ein unabsichtlicher Totschlag und kein absichtlicher Mord gewesen sei und vor diesem Hintergrund eine Abmilderung der Strafe forderten Die seit dem Preussenschlag vom 20 Juli 1932 amtierende kommissarische preussische Staatsregierung unter Franz von Papen erorterte eine Begnadigung Reins und dreier anderer zum Tode verurteilter Delinquenten in ihrer Sitzung vom 27 Oktober 1932 wobei der Kommissar fur das Preussische Ministerium der Justiz de facto Justizminister Heinrich Holscher sich jedoch fur eine Vollstreckung des Urteils aussprach Eine endgultige Entscheidung wurde indessen auf die Zeit nach einer Klarung der Regierungsverhaltnisse in Preussen verschoben Die NS Presse kommentierte diese Vorgange 1933 nach Reins Hinrichtung polemisch Die Zeiten da eine gewisse Presse das menschliche Mitempfinden auf den Kopf stellte und nach dem Motto Nicht der Morder sondern der Gemordete ist schuldig das Mitgefuhl der Offentlichkeit nicht fur das Opfer sondern fur den Tater in Anspruch nahm sind damit ein fur allemal vorbei Geradezu emporend war das Getue um den Geldbrieftragermorder Ernst Reins Immer wieder zogerte die marxistische preussische Regierung die Vollstreckung des Todesurteils hinaus Und auch als die Regierung Braun Severing schon langst abgesetzt war versuchte die Linkspresse fur diesen Unhold der nach der furchtbaren Tat unbeschwert von Gewissensbissen eine Vergnugungsreise nach Italien antrat um Mitleid zu betteln und seine Begnadigung durchzusetzen Kein Wunder wenn bei einer solchen Rechtsauffassung das Todesurteil das ja zu einer blossen Formalitat herabgesunken war nicht mehr schreckte und wir in Deutschland eine wahre Mordepidemie erlebte 1 Kurz nach der Aufhebung des Reichskommissariats fur das Land Preussen und der Einsetzung einer neuen preussischen Regierung unter dem zum neuen Ministerprasidenten ernannten NS Politiker Hermann Goring wurde die Stundung der Vollstreckung des gegen Reins ergangenen Todesurteils beseitigt Da Goring es ablehnte von dem ihm als Regierungschef von Preussen zustehenden Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen wurde Reins am fruhen Morgen des 9 Mai 1933 auf den Hof der Strafanstalt Plotzensee gefuhrt und dort zusammen mit dem ebenfalls wegen Mordes zum Tode verurteilten Johannes Kabelitz durch den Scharfrichter Carl Gropler mit dem Handbeil hingerichtet Die Vollstreckung des Urteils gegen Reins erfolgte um 6 00 Uhr die gegen Kabelitz um 6 08 Uhr Zeitungsberichten zufolge waren beide vollig gefasst Die NS Presse feierte die Doppelhinrichtung mit Kommentaren wie dem folgenden aus der Havellandischen Rundschau Mit der Hinrichtung ist der jahrelange Kampf um die Todesstrafe eindeutig entschieden worden Die Todesstrafe ist wieder eingefuhrt und nach dem Wollen der nationalen Regierung wird entsprechend einem gesunden Gerechtigkeitsgefuhl wieder das Verbrechen die verdiente Strafe nach sich ziehen 2 Und im Echo hiess es ganz ahnlich Der Fall Reins besonders gab einer gewissen Sorte von Publizisten Anlass zu den widerwartigsten Apologien und zu Protesten gegen die Todesstrafe die nach der Ideologie der Menschenrechtler eine Kulturschande war Nun ist es aus mit dieser truben Verwirrung der einfachsten Tatbestande Die Todesstrafe wird wieder vollstreckt und damit das Gesindel in Schach gehalten Das entspricht durchaus dem gesunden Rechtsempfinden des Volkes Vor den roten Plakaten die die Hinrichtung des Reins und des Kabelitz meldeten konnte man uberall bei der Menge nur laute Beifallsausserungen horen Nur in einem kranken und schwachen Staat wird der Verbrecher als interessante Abart der Offentlichkeit vorgestellt werden Eine gesunde Gemeinschaft scheidet unsoziale Elemente unerbittlich aus und richtet entschlossen die Scharfe des Schwertes gegen den Verbrecher 3 Justizgeschichtlich ist die Hinrichtung Reins insofern bemerkenswert als sie zum einen die erste nach dem Beginn der NS Herrschaft im Deutschen Reich vollzogene Hinrichtung darstellt und sie zum zweiten die De facto Wiedereinfuhrung der Todesstrafe im Gebiet des Staates Preussen in dem sie zuvor knapp funf Jahre lang zwar auf dem Papier existiert hatte in der Praxis aber aufgrund des routinemassigen Nichtvollzugs der ergangenen Todesurteile so gut wie abgeschafft gewesen war eine Ausnahme bildete lediglich die 1931 vollzogene Hinrichtung des Serienmorders Peter Kurten markierte Literatur BearbeitenTheo Rasehorn Justizkritik in der Weimarer Republik Das Beispiel der Zeitschrift Die Justiz 1985 S 221f Stefan Grossmann Der Prozess gegen Ernst Reins in Die Justiz Jg VII S 214 226 Margrid Bircken Helmut Peitsch Hrsg Brennende Bucher Erinnerungen an den 10 Mai 1933 Brandenburgische Landeszentrale fur politische Bildung Potsdam 2003 S 147f Weblinks BearbeitenArtikel Schoneberger Postmorder in Genua Hotel verhaftet von 1931 bei BZ online Bericht Ich wohne bei einem Morder Wie Reins zum Morder wurde in Sozialistische Arbeiterzeitung vom 5 Dezember 1931Einzelnachweise Bearbeiten Havellandische Rundschau Osthavellandisches Kreisblatt Amtliches Organ des Kreises Osthavelland Nauen vom 10 Mai 1933 S 3 Havellandische Rundschau Osthavellandisches Kreisblatt Amtliches Organ des Kreises Osthavelland Nauen vom 10 Mai 1933 S 3 Das Echo Mit Beiblatt Deutsche Export Revue Wochenzeitung Fur Politik Literatur Export und Import Bd 52 S 352 Normdaten Person GND 133719626 lobid OGND AKS VIAF 8584183 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reins ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Maurer und RaubmorderGEBURTSDATUM 14 August 1907GEBURTSORT CharlottenburgSTERBEDATUM 9 Mai 1933STERBEORT Strafanstalt Plotzensee Berlin Abgerufen von 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