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Erna Kronshage 12 Dezember 1922 in Senne II heute Bielefeld Sennestadt 20 Februar 1944 in der Anstalt Tiegenhof bei Gnesen polnisch Gniezno war eine Verfolgte des NS Regimes die zwangssterilisiert und dann im Zuge der Aktion Brandt ermordet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErna Kronshage arbeitete nach der Schulzeit ab 1937 als Haustochter auf dem Bauernhof ihrer Eltern 1 in der damaligen selbststandigen Landgemeinde Senne II Kreis Bielefeld heute Bielefeld Sennestadt Als sie im Herbst 1942 plotzlich ihre Mitarbeit verweigerte wurde sie am 24 Oktober 1942 nach einer amtsarztlichen Untersuchung polizeilich in die Provinzial Heilanstalt Gutersloh eingewiesen wo man eine Schizophrenie diagnostizierte die dort durch Arbeitstherapie in Garten und Hauswirtschaft und eine Schocktherapie behandelt wurde Aufgrund dieser nach damaliger NS Nomenklatur Erbkrankheit stellte der Direktor der Heilanstalt den Antrag auf Unfruchtbarmachung gemass dem Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses von 1934 wogegen ihr Vater Adolf Kronshage als der Erziehungsberechtigte vehement Einspruch erhob und auch die Diagnose insgesamt bezweifelte Das Erbgesundheitsobergericht in Hamm wies die Beschwerde des Vaters am 22 Juli 1943 gegen den Beschluss des Erbgesundheitsgerichtes Bielefeld vom 29 Marz 1943 auf Unfruchtbarmachung endgultig zuruck Die Zwangssterilisation erfolgte am 4 August 1943 in einem Gutersloher Krankenhaus Wiederholte Aufforderungen des Vaters zur Entlassung seiner Tochter aus der Provinzial Heilanstalt wurden ignoriert Stattdessen ging im Laufe der Luftschutzevakuierungen 2 der Aktion Brandt zur Schaffung von Bettenkapazitaten fur Lazarett und Krankenhauszwecke in der Heilanstalt Gutersloh am 12 November 1943 3 ein Transport von 50 Frauen und 50 Mannern in die Gauheilanstalt Tiegenhof bei Gnesen im besetzten Polen die unter dem mit den deutschen Besatzern kollaborierenden Anstaltsdirektor Victor Ratka eine Totungsanstalt wurde Nach Angaben der jetzigen Klinikleitung wurden dort mindestens 3 586 Menschen verschiedener Nationalitaten im Zuge der NS Euthanasie getotet 4 Historiker gehen von einer hohen Dunkelziffer in Tiegenhof aus Der Autor Enno Schwanke schatzt die tatsachliche Opferzahl auf ca 5 000 Menschen 5 Dort verstarb Erna Kronshage nach 100 Tagen Aufenthalt am 20 Februar 1944 an vollkommener Erschopfung wie es die dort ausgestellte Sterbeurkunde ausweist Das war die damals ubliche Umschreibung des gezielten Mordes durch eine fettlose Ernahrung mit einer leichten Barbiturat Uberdosierung nach dem Luminal Schema das von Hermann Paul Nitsche entwickelt und propagiert wurde Die Todesrate des Transportes vom 12 November 1943 von Gutersloh nach Gnesen betrug 90 Prozent bis Kriegsende 6 Die sterblichen Uberreste Erna Kronshages fanden am 5 Marz 1944 in der Familiengruft auf dem Friedhof in Senne II ihre letzte Ruhestatte Gedenken Bearbeiten nbsp Stolperstein Erna KronshageVor dem Geburtshaus von Erna Kronshage in Bielefeld Sennestadt wurde am 6 Dezember 2012 ein Stolperstein gelegt Orte des Erinnerns und des Gedenkens in dieser Gedenkstatte fur 1017 Opfer des Nationalsozialismus in der Provinzialheilanstalt Gutersloh wird auf einem Leucht Namensband in der Kreuzkirche der LWL Klinik Gutersloh Erna Kronshage genannt 2018 inszenierte das Jugendvolxtheater der Theaterwerkstatt Bethel das Theaterstuck Ich will Leben besonders anders mit der Geschichte Erna Kronshages als Hintergrundhandlung 7 Ausstellungsplakat und Stellwand Prasentation in der Ausstellung Krankenmorde und Deportationen aus Bielefeld und Bethel im Nationalsozialismus Eine Ausstellung der Forschungsgruppe Bethel im Nationalsozialismus an der Fachhochschule Bielefeld Prasenzausstellung u a in der VHS Bielefeld vom 6 01 2022 bis 28 02 2022 Digitale Ausstellung 8 Ein Gedenkstein kennzeichnet seit Dezember 2022 die letzte Ruhestatte Erna Kronshages auf dem inzwischen zur offentlichen Grunanlage modifizierten Alten Friedhof in Bielefeld Sennestadt Siehe auch BearbeitenListe der Stolpersteine in BielefeldLiteratur BearbeitenLutz Kaelber Virtual Traumascapes The Commemoration of Nazi Children s Euthanasia Online and On Site Digital Icons Studies in Russian Eurasian and Central European New Media4 2010 13 44 1 Lutz Kaelber Kinderfachabteilungen Special Children s Wards Sites of Nazi Children s Euthanasia Crimes and Their Commemoration in Europe Tiegenhof Claus Melter Sevim Dik Luisa Kuznik Tim Linnemann Nathalie Rehbaum Hrsg Antisemitismus Deportationen und Krankenmorde im Nationalsozialismus Biografien und Ereignisse in Bielefeld und Bethel Ein Begleitbuch zur Ausstellung Krankenmorde und Deportationen aus Bielefeld und Bethel im Nationalsozialismus Beltz Juventa 2022 S 128 136 Weblinks Bearbeitenerna k gedenkblog blogspot de Gedenkblog Umfassende Informationen zu Erna Kronshage und relevanten Themen auf einer privaten Website Eintrag uber Erna Kronshage auf gedenkort t4 eu Eintrag uber Erna Kronshage auf der israelischen Euthanasie Opfer Liste von Hagai Aviel iaapa org Online Bild Doku Fakten Magazin zum Opferschicksal Erna Kronshage Edward Wieand Lebensbericht uber Erna Kronshage ns euthanasie de Komplett eingescannte Arbeitskopie der Original Erbgesundheitsgerichtsakte von Erna Kronshage von 1943 Abbildung des Stolpersteins und Graphic Story zu Erna Kronshage auf stolpersteine wdr de Stadtarchiv Bielefeld Spurensuche 1933 1945 Spur Erna KronshageEinzelnachweise Bearbeiten Redaktion Horst R H Wasgindt Sennestadt Sennestadt Geschichte einer Landschaft Hrsg Sennestadt GmbH 2 Auflage Selbstverlag Sennestadt 1980 S 294 Hof Nr 6 S 450 451 Kommentar und Abb Gotz Aly Aktion T4 1939 1945 Die Euthanasie Zentrale in der Tiergartenstrasse 4 Hrsg Gotz Aly 2 erw Auflage Edition Hentrich Berlin 1989 ISBN 3 926175 66 4 S 174 Fussnote 21 Wiederherstellung der Brauchbaren Totung der Unbrauchbaren Heinz Faulstich Hungersterben in der Psychiatrie 1914 1949 mit einer Topographie der NS Psychiatrie Lambertus Freiburg im Breisgau 1998 ISBN 3 7841 0987 X S 410 411 Marian Drogowski Historia Okres okupacji hitlerowskiej 11 09 1939 21 01 1945 In Website des Spitals Dziekanka PL Abgerufen am 6 Dezember 2022 polnisch Enno Schwanke Die Landesheil und Pflegeanstalt Tiegenhof In Ina Ulrike Paul und Uwe Puschner Hrsg Zivilisation amp Geschichte Band 28 Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 2015 ISBN 978 3 631 65236 7 S 127 Bernd Walter Psychiatrie und Gesellschaft in der Moderne Geisteskrankenfursorge in der Provinz Westfalen zwischen Kaiserreich und NS Regime Forschungen zur Regionalgeschichte Schoningh Paderborn 1996 ISBN 3 506 79588 0 Ausschnitt von Tabelle S 945 Regie Lotti Kluczewitz und Ganip Gundogdu Jugendvolxtheater Bethel Theaterstuck Ich will Leben besonders anders Abgerufen am 13 Dezember 2022 Ausstellung Krankenmorde und Deportationen aus Bielefeld und Bethel im Nationalsozialismus Eine Ausstellung der Forschungsgruppe Bethel im Nationalsozialismus an der Fachhochschule Bielefeld Abgerufen am 17 Oktober 2022 Normdaten Person GND 1280641533 lobid OGND AKS VIAF 5602167625773503660000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kronshage ErnaKURZBESCHREIBUNG deutsche Verfolgte des NS RegimesGEBURTSDATUM 12 Dezember 1922GEBURTSORT Senne II Kreis Bielefeld heute Bielefeld Sennestadt STERBEDATUM 20 Februar 1944STERBEORT Gauheilanstalt Tiegenhof poln Dziekanka bei Gnesen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erna Kronshage amp oldid 238475998