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Erno Grunbaum geboren am 29 Marz 1908 in Nagyvarad Osterreich Ungarn gestorben entweder gegen Ende des Jahres 1944 oder am 3 April 1945 vermutlich im Konzentrationslager Mauthausen 1 oder hochstwahrscheinlich um dieselbe Zeit im KZ Aussenlagerkomplex Muhldorf des KZ Dachau 2 war ein siebenburgisch ungarischer Maler Zeichner Grafiker Lithograf und Exlibris Kunstler der Klassischen Moderne Seine Miniaturen zeigen Einflusse des Jugendstils wohingegen sein weiteres Œuvre dem Expressionismus sowie dem Kubismus zugeschrieben werden kann Aufgrund seiner judischen Herkunft 3 war er Repressionen ausgesetzt was sich in Teilen seines Schaffens widerspiegelt Selbstportrat von Erno Grunbaum gemalt in 1933 oder 1936 Mischtechnik auf Papier Privatbesitz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Malstil 3 Zeitgenossische Rezeption 4 Werke in privaten und offentlichen Sammlungen 5 Illustrierte Bucher Auswahl 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Hauser Aquarell auf Papier undatiert Privatbesitz Erno Grunbaum entstammte einer judischen Familie die nach dem Tode des Vaters unter schwierigsten finanziellen Bedingungen lebte 1 1 Aus diesem Grunde konnte Grunbaum trotz seines Talents keine Kunstschule besuchen 1 1 Bevor seine kunstlerische Laufbahn begann arbeitete er zunachst in einer Ledergerberei und anschliessend als Tischler 1 1 Danach folgte eine Ausbildung zum Kupferstecher 1 1 4 1927 wurde er in der damals bedeutenden Grosswardeiner Druckerei Sonnenfeld und deren Verlag Sonnenfeld Adolf RT eingestellt wo man ihn den Beruf des Typographen lehrte 5 Bei Sonnenfeld freundete er sich mit seinem Kollegen dem expressionistischen Maler Alex Leon an 1 1 Zwar kam Grunbaum durch ihn zur expressionistischen Kunst und auch die Sujets beider Kunstler handelten von Leid sowie menschlicher Sinnsuche was sich bindend auf die Beziehung beider auswirkte allerdings ging Grunbaum stilistisch seinen eigenen Weg und wurde nicht wie falschlicherweise manchmal behauptet 2 1 von seinem Freund Alex Leon in der Darstellungsweise beeinflusst 1 1 nbsp Jesus vor der Synagoge Mischtechnik auf Papier undatiert Privatbesitz Durch Leon und auch uber die Typographie erfuhr Grunbaum von weiteren damals aktuellen avantgardistischen Stromungen der Moderne 1 1 Grunbaums Interesse daran war ausschlaggebend fur seine weitere kunstlerische Laufbahn denn er fing an sich mit der Avantgarde auseinanderzusetzen 1 1 Anfang 1932 6 stellte Grunbaum zum ersten Mal seine Werke in einer Einzelausstellung aus Sie fand im Journalistenclub Oradea rumanisch Clubul ziariștilor ungarisch Ujsagiro Klub UK statt und machte ihn schlagartig dem breiten Kunstpublikum bekannt 1 1 Seitdem stellte er dort regelmassig aus 7 8 9 Im Sommer desselben Jahres beteiligte sich Grunbaum an der Grundungsversammlung der Asociația Artelor Frumoase Oradea deutsch Vereinigung Schoner Kunste 10 Im Oktober 1933 nahm er zusammen mit zehn weiteren Kunstlern darunter sein Freund Leon Imre Foldes und Imre Vanyai an der Ausstellung Junger Kunstler im Weiszlovits Palast in Oradea teil 11 12 Im Marz 1936 wurden seine Arbeiten erneut in einer Einzelschau gezeigt 13 und im Juni des gleichen Jahres im Journalistenclub 14 Gegen Ende der 1930er sowie Anfang der 1940er Jahre annoncierte er als Zeichner und Lithograf von kleinen Druckarbeiten in Budapest 2 1 Grunbaum wurde im Mai 1944 zusammen mit seinem Malerkollegen Jeno Elefant deportiert 15 In den Kriegswirren verschwanden viele seiner Werke oder wurden zerstort 1 1 Genaue Angaben uber die Grosse und Verlust des Werkes existieren nicht Im Januar 1992 organisierte die Kuratorin Maria Zintz eine Gruppenausstellung Grosswardeiner judischer Kunstler unter dem Namen Lumină și spirit im Muzeul Țării Crișurilor mit Moric Barat Alex Leon Erno Tibor und Grunbaum 16 Malstil BearbeitenIn Grunbaums Schaffen finden sich zahlreiche Grafiken kleineren Formats wie Radierungen Holzschnitte oder Aquarelle und seltener Werke mittlerer Grosse Die Grafiken sind gekennzeichnet durch den Synthetismus und Symbolismus eines Paul Gauguin der Formensprache des Jugendstils aber auch Inspirationen vom Fauvismus lassen sich wiederfinden 3 1 Eine weitere Besonderheit der Miniaturen ist die erreichte Flachigkeit des Sujets durch den zarten Kolorit Hierfur betont er geometrische Formen mit schwarzen Umrandungen ahnlich dem Cloisonismus einer Gabriele Munter Dabei entstanden intensive aneinandergereihte Farbflachen die mitunter als Metapher der Umwelt diese zu reflektieren versuchen zum Beispiel rot als Symbol des Lebens oder grun als Zeichen der Natur Hauser und Berglandschaft 3 2 Grunbaum beliess es nicht nur bei Landschaften sondern wendete den gleichen Duktus bei gesellschafts und sozialkritischeren Bildthemen an Mann mit Schubkarre Dazu bediente er sich auch expressionistisch neusachlicher Ausdrucksmittel In dunklen Farben gehalten Jesus vor Synagoge oft Visionen des moglichen Zukunftsverlaufes des Faschismus darstellend skizzierte er das seinige beziehungsweise das Leben der Armen Andersdenkenden oder Entrechteten oft unter Einbezug kubistischer Stilmittel Selbstportrait Jedoch versuchte Grunbaum auch den Weg eines Kubismus ohne sozialkritischen Hintergedanken zu begehen Die entstandenen Arbeiten Landschaft bei Baia Mare und Selbstportrait manchmal cezannesker Natur Fruchtestilleben zeigen seine Vorliebe fur die Konstruktion ohne dass er dabei das Dargestellte zu stilisieren versucht oder in einen Manierismus verfallt 3 1 Sein Stil speiste sich aus mehreren Quellen Es waren sein Talent und seine Freundschaften und Bekanntschaften mit den Journalisten und Dichtern seiner Heimatstadt die dem europaischen Denken in der Kunst offen gegenuberstanden Dazu gehorte die mit seinem Freund Alex Leon Und dazu gehort auch die Tatsache dass er in der Typografie Sonnenfeld arbeitete und dort die Moglichkeit nutzte sich uber die aktuellen avantgardistischen Tendenzen weiter zu bilden Alles dies ermoglichte es Grunbaum seinen eigenen unverwechselbaren Duktus zu entwickeln obwohl er keine akademische Ausbildung besass und aus finanziellen Grunden auch nicht weit reisen konnte um allein in den Museen studieren zu konnen 17 Zeitgenossische Rezeption BearbeitenGrunbaums Werk wurde durch seine wenigen Schaffensjahre hinweg von der Kunstkritik begeistert angenommen Schon die erste offentliche Prasentation seiner Arbeiten kam gut an So schrieb ein Kunstkritiker im Feuilletonteil der ungarischen Zeitschrift Nagyvarad vom 9 Marz 1932 S 9 dass Grunbaum ein sehr talentierter Grafiker sei und neben einer fantastischen sowie bluhenden Fantasie auch ein kompositorisches Talent habe was ihm zu einer neuen Hoffnung in der Kunst werden lasse 1 2 Etwas weniger als ein Jahr darauf anlasslich von Grunbaums Beteiligung an der Expoziția tinerilor artiști bezeichnete ihn ein anderer Kunstkritiker in der Nagyvaradi Naplo vom 24 Oktober 1933 S 5 als Reprasentant einer neuen kunstlerischen Richtung und charakterisierte die Arbeiten als ehrlich bis zur Brutalitat 1 3 Ebenfalls in der Nagyvaradi Naplo verwies der Kritiker Imre Biro aufgrund der eben genannten Ausstellung in der Ausgabe vom 27 Oktober 1933 S 13 auf die Ultramodernitat der Werke und Liebe sowie Reife in der Ausfuhrungsweise 1 3 Der kunstkritische Hohepunkt setzte 1936 ein als die Nagyvaradi Naplo vom 15 Juli S 6 in einem Artikel Grunbaum zum fahigsten Kunstler seiner Generation erklarte 1 3 Werke in privaten und offentlichen Sammlungen BearbeitenSeine Arbeiten befinden sich in verschiedenen Museen Deutschlands Rumaniens und Ungarns So besitzt das Ungarische Museum fur Kunstgewerbe 2 1 in Budapest sowie das Mainzer Gutenberg Museum 2 1 Arbeiten von Grunbaum Das Muzeul Țării Crișurilor in Oradea beherbergt ein Konvolut von dreizehn seiner Arbeiten in verschiedenen Techniken darunter Druckgraphiken Pastelle und Aquarelle Die Bibliothek der Universitat Debrecen besitzt ein Exlibris aus dem Jahre 1934 von ihm welches sich ehemals in der Sammlung des Arztes Dr Kalman Arady 1893 1964 befand 18 Illustrierte Bucher Auswahl BearbeitenErno Grunbaum fertigte zahlreiche Lithografien fur die Druckerei Sonnenfeld und entwarf die Titelblatter einiger Bucher Im Jahr 1938 kreierte er das Cover fur Sandor Marot A vilag ablaka Verlag Sonnenfeld 166 Seiten 4 1 Bela Mezei Osok es hosok Nepunk Verlag 199 S 4 1 Literatur BearbeitenMonografisch Maria Zintz Artiști plastici la Oradea 1850 1950 S 251 260 und S 278 280 und S 333 Verlag Muzeul Țării Crișurilor 2009 ISBN 978 973 7621 15 3 Maria Zintz Artiștii plastici din nordul Transilvaniei victime ale holocaustului S 167 188 Verlag Editura Arca 2007 ISBN 978 973 1881 00 3 Lexikalisch Grunbaum Erno In Allgemeines Kunstlerlexikon Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker AKL Band 63 Saur Munchen u a 2009 ISBN 978 3 598 23030 1 S 364 f Manfred Neureiter Lexikon der Exlibriskunstler 3 uberarbeitete Ausgabe Pro Business Berlin 2013 ISBN 978 3 86386 449 1 S 167 Online Ansicht bei Google Bucher Peter Don Daniel Lovas Gabor Pogany Uj magyar muvesznevtar Neues ungarisches Kunstlerverzeichnis DecoArt Verlag 2006 ISBN 9789638709509 Online Ansicht auf der Seite eines Auktionshauses Memento vom 19 April 2010 im Internet Archive Adrian M Darmon Autour de l art juif encyclopedie des peintres photographes et sculpteurs Rund um die judische Kunst Lexikon der Maler Fotografen und Bildhauer Verlag Carnot 2003 ISBN 2 84855 011 2 S 63 Online Ansicht bei Google Bucher Andras Akos Szabo Magyar festok es grafikusok eletrajzi lexikona Biografielexikon ungarischer Maler und Grafiker Band 1 S 396 Szeged NBA Verlag 2002 Sonstiges Dan Călin Imaginea muncitorului in grafica romanească Die Darstellung des Arbeiters in der rumanischen Grafik Meridiane Verlag 1982 Einzelnachweise Bearbeiten Die Bestimmung des genauen Todesdatums ist unsicher In den Publikationen der Kunsthistorikerin Maria Zintz wird sowohl 1944 als auch 1945 genannt In der Online Version des Totenbuchs Mauthausen Memento vom 17 Dezember 2013 im Internet Archive aufgerufen am 20 April 2011 wird ein Erno Grunbaum angefuhrt der jedoch laut Akte am 8 Mai 1918 geboren wurde Das AKL gibt ebenfalls als Todesdatum beide Jahre an sowie zusatzlich noch den Sterbeort Mauthausen Im Uj magyar muvesznevtar Neues ungarisches Kunstlerverzeichnis wird als Todesjahr 1945 angefuhrt Allerdings ist es sicher dass Erno Grunbaum als Holocaust Opfer in einem KZ verstarb Liste der Toten mit unvollstandigen Daten der Lager im Muhldorfer Hart entnommen von der Homepage der KZ Gedenkstatte Muhldorfer Hart die von Fur das Erinnern KZ Gedenkstatte Muhldorfer Hart e V erstellt wurde Grunbaum ist aus Ungarn stammend angegeben ohne Geburts und Todesdatum Seine Haftlingsnummer lautete 83757 online zuletzt aufgerufen am 24 November 2011 Autour de l art juif encyclopedie des peintres photographes et sculpteurs S 63 Das rumanische Wort Gravor bedeutet Kupferstecher nicht wie im Deutschen anzunehmen Graveur Ebenfalls wird im Rumanischen Kupferstich gemeint wenn von Gravură gesprochen wird Deszo Feher Kulturtortenete es oregdiakjainak Oradea 1933 37 S 193 Nagyvarad 9 Marz 1932 S 9 Erdelyi Lapok vom 6 Dezember 1932 Jahr I Nr 275 S 4 Nagyvarad 15 April 1934 S 4 Erdelyi Lapok vom 31 Marz 1934 S 4 S a infințat Asociația Artelor Frumoase Die Asociația Artelor Frumoase wurde gegrundet in Nagyvarad vom 26 Juli 1932 S 2 Erdelyi Lapok vom 19 Oktober 1933 Jahr II Nr 236 S 9 Gazeta de Vest 5 November 1933 S 5 Miniaturile lui Grunbaum Erno in Szabadsag vom 9 Marz 1936 S 12 Biro Imre Expoziţia tinerilor artiști im Nagyvaradi Naplo vom 15 Juli 1936 S 6 Namensliste derjeniger Personen aus Oradea die im Holocaust verstarben Online Ansicht Ausstellungskatalog zur Ausstellung Lumină și spirit 1992 Verlag Muzeul Țării Crișurilor Evreii din Oradea Die Juden aus Grosswardein von Tereza Mozes Verlag Hasefer Bukarest 1997 S 165 Online Ansicht bei Google Bucher Elektronisches Archiv der Universitatsbibliothek Debrecen http ganymedes lib unideb hu 8080 dea handle 2437 87281 Zuletzt aufgerufen am 24 November 2011 um ca 20 30 Uhr Maria Zintz Artiști plastici la Oradea 1850 1950 2009 a b c d e f g h i j S 251 Rezitiert auf S 259 a b c Rezitiert auf S 260Allgemeines Kunstlerlexikon AKL Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker Band 63 2009 a b c d S 364Maria Zintz Artiștii plastici din nordul Transilvaniei victime ale holocaustului 2007 a b S 168 S 181Gyorgy Lajos Redaktion zusammengestellt von Antal Valentiny Romania magyar irodalmanak bibliografiaja Bibliografie rumanischer und ungarischer Literatur Verlag Minerva Irodalmi es Nyomdai Muintezet 1938 Online Ansicht a b S 7 nbsp Dieser Artikel kann aus urheberrechtlichen Grunden nicht hinreichend bebildert werden Zurzeit sind keine oder nur einzelne passende Abbildungen verfugbar die zur freien Weiternutzung ausreichend lizenziert sind Extern verlinkte Bilder unterstehen moglicherweise nicht Freien Lizenzen wie GNU FDL oder Creative Commons Siehe dazu auch die FAQ zu Bildern und Bildrechte PersonendatenNAME Grunbaum ErnoALTERNATIVNAMEN Grunbaum Erno Grunbaum Ernest Grunbaum Ernst Grunbaum ErnestKURZBESCHREIBUNG siebenburgisch ungarischer Maler der Klassischen ModerneGEBURTSDATUM 29 Marz 1908GEBURTSORT NagyvaradSTERBEDATUM 1944 oder 3 April 1945STERBEORT Konzentrationslager Mauthausen Mauthausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erno Grunbaum amp oldid 227933445