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Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jungeren ist der Romanerstling von Ricarda Huch der 1893 in der Besserschen Buchhandlung bei Wilhelm Ludwig Hertz in Berlin erschien 1 Als griesgramiger Greis hat sich der gelernte Jurist Ludolf Ursleu der Jungere ins Kloster Einsiedeln zuruckgezogen und erzahlt in dieser Klausur eine Geschichte aus langst vergangenen Jugendzeiten die der ehebrecherischen Liebe seiner ledigen jungeren Schwester Galeide Ursleu zu einem verheirateten Cousin dem Juristen Ezard Ursleu Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Selbstzeugnisse 3 Form 4 Rezeption 5 Buchausgaben 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenLudolfs Vater der beguterte Kaufmann Ludolf Ursleu der Altere wirkt in einer norddeutschen Hanse stadt Galeide wird nicht in eine Pension gegeben Stattdessen nehmen die Eltern Lucile Leroy eine Erzieherin aus der franzosischsprachigen Schweiz ins Haus Lucile ist nur reichlich funf Jahre alter als Galeide Beide freunden sich an Ezard und Lucile verlieben sich ineinander Onkel Harre das ist der Bruder von Ludolfs Vater ist gegen die Verbindung seines Sohnes Ezard mit der Katholikin Lucile Die Ursleus Ricarda Huch verwendet den Plural die Ursleuen sind Protestanten Ferdinand Olethurm das ist Ludolfs Urgrossvater mutterlicherseits halt zwar Onkel Harre fur einen nicht gut konstruierten Menschen 2 doch in dem Punkt Heirat ist er mit dem Onkel einer Meinung Der Urgrossvater sahe namlich eine Verbindung seines Lieblings Galeide mit Ezard gern Aber Galeide ist noch ein Kind Lucile kommt der Forderung Onkel Harres nach Konversion zum Protestantismus nach Das junge Paar heiratet Ihr erstes Kind wird nach seinem Grossvater Harre benannt Mit den Geschaften Ludolf Ursleu des Alteren geht es steil bergab Galeide will nichts von ihrer okonomisch vorteilhaften Verheiratung wissen Das Fraulein verliebt sich in ihren Cousin Ezard Die Mutter des Erzahlers stirbt Unter den aus Mitteldeutschland angereisten Trauergasten befindet sich Eva eine jungere Cousine der Verstorbenen Eva bleibt und wird von dem viel alteren Witwer Onkel Harre geheiratet Der Urgrossvater der Onkel Harre nicht leiden kann ist anfangs gegen die abgeschmackte Verbindung schliesst sich aber dann seiner lieben Galeide an wahrend die sich Eva zuwendet Eva bringt Heileke ein Madchen zur Welt Der Erzahler fuhlt sich zu Eva hingezogen und bespricht mit ihr das Verhaltnis ihres Stiefsohnes zu Galeide Im Gegenzug erfahrt er von Eva wie Ezard ihr sein Herz ausgeschuttet habe Eva macht sich dazu ihre Gedanken und stellt ihre altere Schwester Anna Elisabeth an Galeides Seite Die Gegnerinnen Galeide und Lucide reden zwar noch miteinander doch Galeide belugt Lucide Sie liebe Ezard nicht Galeide sieht ein sie muss die Stadt verlassen Zur Enttauschung des Urgrossvaters besucht sie das Konservatorium in Genf Ludolfs Vater insolvent begeht Selbstmord Zum Begrabnis sehen sich Ezard und Galeide wieder Ezard kommentiert den Tod seines Onkels Es ist der erste 3 Ludolf denkt den Gedanken zu Ende Einer von denen die gegen die Verbindung Ezards mit Galeide sind ist nicht mehr Anna Elisabeth reist ab Ezard verkauft das Haus seines Onkels Der Urgrossvater und Ludolf mussen ausziehen Galeide geht in die Schweiz zuruck Ezard trifft Galeide wahrend einer seiner Geschaftsreisen Auf die Moralpredigt des Urgrossvaters erwidert Ezard Ich liebe Galeiden und sie liebt mich Und ich werde nie nie auf ihre Liebe verzichten 4 Onkel Harre und Ezard investieren ihr Vermogen grosstenteils in die Neuinstallation der maroden stadtischen Wasserleitung Das Projekt stagniert wegen fehlender Unterstutzung durch die zustandigen ortlichen Behorden Als in der Stadt die Cholera ausbricht weist die Offentlichkeit Onkel Harre und Ezard Schuld wegen des nicht vollendeten Wasserleitungsprojektes zu Heileke erkrankt ubersteht aber die Seuche Onkel Harre erschiesst sich Ludolfs Frage im Beisein des trauernden Ezard zu diesem einen der zahlreichen Sterbefalle im Roman lautet ist dies der zweite 5 Eva lebt mit ihrem Kinde besonders enthaltsam Lucile wendet sich von Ezard ab Galeide beendet das Genfer Konservatorium mit Erfolg und gibt unter anderen in der Vaterstadt ein Konzert Den Erlos spendet sie der seuchengeplagten Stadt Lucile weicht vor Galeide nicht zuruck bleibt in der Stadt Nach dem Konzert begegnen sich Galeide und Ezard wieder Der Grossvater will geschwisterliche Freundschaft sehen doch der Erzahler weiss es besser wenn er den seligen Glucksschimmer der von den beiden Turteltauben ausgeht registriert In der Tat Ezard bittet Lucile in die Scheidung einzuwilligen Sie weigert sich Ezards und Luciles zweites Kind ein kleines Madchen erkrankt an der Cholera und stirbt Ungeheuerlich Galeide wunscht Lucile den Tod 6 Lucile erkrankt an der Seuche und stirbt Ezard und Galeide fallen sich in die Arme und weinen Dazu Ludolf an entscheidenden Kapitelenden so auch hier auf das Ende seiner Story blickend Ezard und Galeide sind Staub wie sie die um ihretwillen gestorben und verdorben ist 7 Ludolf und seine Schwester uberfuhren die sterblichen Uberreste Luciles in die Schweiz Nach der Beerdigung bittet Luciles Mutter die beiden Gaste aus Norddeutschland noch ein wenig zu bleiben Der Grund Luciles Bruder Gaspard hat sich in den Kopf gesetzt Galeide zu heiraten Galeide verliebt sich tatsachlich in den mehrere Jahre jungeren schweizerischen Landwirt Die beiden Gaste ergreifen die Flucht nach Norddeutschland Gaspard hartnackig denkt an einen Gegenbesuch Mit Ezards Geschaften geht es aufwarts Er kauft das Haus des Onkels zuruck Der Urgrossvater Galeide und Ludolf ziehen ein Galeide will sich mit Ezard kirchlich trauen lassen Gaspard kundigt seinen Besuch an Ludolf will ihm abschreiben Galeide sehnt den neuen Geliebten herbei Sie mochte ihn sehen und sodann sterben Genau so geschieht es Gaspard kommt Galeide will fur ihn alles tun fragt ob sie aus dem Fenster springen solle Der Gast bejaht Galeide springt in den Tod 8 Der Urgrossvater stirbt im Alter von uber neunzig Jahren Ludolf weint an seinem Grabe wie ein Kind Eva zieht mit Heileke zu ihren Verwandten Ezard zieht mit seinem Sohn Harre in Ludolfs Vaterhaus und ist als Advokat tatig Bereits im Alter von funfzig Jahren stirbt Ezard an einer bosartig verlaufenden Erkaltungskrankheit Ludolf gesteht dem Leser er habe Ezard geliebt Dieser hatte ich sein mogen 9 Selbstzeugnisse BearbeitenRicarda Huch schreibt an Joseph Victor Widmann zum Ursleu am 17 Juli 1893 Bitte bewahren Sie diesem meinem Liebling eine wohlwollende Gesinnung 10 am 17 September 1893 nach dem Erscheinen des Romans Mir ist nicht ganz geheuer dabei 11 und am 23 September 1893 sie habe bei der Abfassung ihres bedenklichen Romanes nie an Nietzsche gedacht 12 Form BearbeitenDer Leser aus dem 21 Jahrhundert mag Ludolfs Syntax als geschraubt empfinden Nichtsdestoweniger legt Ludolf gleich zu Romanbeginn die Karten auf den Tisch Ich wollte ein Weltmann sein und war ein Tor einer der zu leben weiss wollte ich sein und lernte nichts als fruhzeitiges Absterben 13 Spater schatzt er sich als trage und fluchtig ein Die Aussenstehende Anna Elisabeth durchschaut Ludolf halt ihn nicht fur fahig ein Vermogen zu erwirtschaften Ludolf meint er liebe Anna Elisabeth und mochte sie heiraten Als Verwaltungsbeamter bezieht er inzwischen zwar einen leidlich guten Gehalt muss davon aber noch Schulden aus der Studentenzeit begleichen In lichten Momenten sieht Ludolf nicht nur sich real So schatzt er seine Schwester bei aller Zartheit doch als hochst derbe und gewalttatige Natur 14 ein Ludolf gibt Nebengeschichten zum Besten etwa wahrend seiner vierjahrigen Studienzeit die verungluckten Kontaktaufnahmen zum anderen Geschlecht Das schone Gesicht seiner angebeteten Georgine etwa wird von einem niedrigen Wicht mit atzender Schwefelsaure verunstaltet Die verarmte russische Studentin Vera isst und trinkt sich auf Ludolfs Kosten durch und erweist sich als bereits mit einem ebenfalls hungernden russischen Studenten verehelicht Auch Jahre spater zu Zeiten der Cholera siehe oben erzahlt Ludolf noch von so etwas wie einer unglucklichen Liebe Die reichlich 20 jahrige verwaiste vermogende Flore Lellalen lasst Ludolfs Annaherung zu weist ihn aber dann zuruck reist nach Ubersee und stirbt an der Cholera Wesentliche Handlungsverlaufe werden meistens angekundigt So wird die Garstigkeit von Luciles jungeren Bruder Gaspard der sich zu Romanende als einer der Verderber der Familie Ursley erweist bereits zu Romanbeginn herausgearbeitet 15 Und im 15 der 34 Romankapitel mochte der Erzahler Galeide und Ezard vorab ein liebendes Wort ins Grab hinunterrufen 16 Als Ludolf die Einladung noch langer in der Schweiz zu bleiben annimmt erzahlt er So blieben wir zu unserm Verderben 17 Ricarda Huch macht sich uber die Aversion der Deutschen gegen die Franzosen lustig Galeide soll die scheu verehrte Sprache der verhassten Nachbarn erlernen 18 Die Autorin aus Braunschweig bietet realistische Bilder des ihr vertrauten Harz gebirges nennt eine hochaufgeschossene Fingerhut pflanze voll rosenroter Bluten 19 Rezeption BearbeitenBaumgarten behauptet 1964 wie keiner ihrer Ricarda Huchs spateren Romane ist dieser eine Selbstdarstellung Die Ubereinstimmung der Hauptfigur die sie Galeide nennt ist eindeutig Auch das aussere Geschehen entspricht im grossen und ganzen den Tatsachen die die Geschichte der Huchschen Familie kennzeichnen 20 Adler 21 sieht Relationen zum Impressionismus Liska aussert sich zur Unvereinbarkeit und Widerspruchlichkeit also zur Heterogenitat von Ludolfs Urteil spricht von Unberechenbarkeit und Subjektivitat des Erzahlers 22 diskutiert die Rezeptionsgeschichte wahrend der jene Statements Ludolfs uber Liebesverrat und Schuld 23 vornehmlich als Bezugspunkte gedient hatten 24 Tebben geht auf die hochexplosive Liebesbeziehung 25 Galeide Ezard gebrochen im Prisma der erzahlten Meinung 26 ein und bringt Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung sowie daraus seine Metaphysik der Geschlechtsliebe 27 ins Spiel Zudem nennt Tebben Argumente einiger Interpreten aus dem 20 Jahrhundert Sprengel erwahnt Ludolf als Mittel zur Distanzierung Ricarda Huchs und seine altvaterisch manierierte Sprache 28 Buchausgaben BearbeitenRicarda Huch Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jungeren Roman Mit einem Nachwort von Gunter Adler 348 Seiten Insel Verlag Leipzig 1989 ISBN 3 7351 0131 3 verwendete Ausgabe Siehe auch BearbeitenEhebruch in der LiteraturLiteratur BearbeitenMarie Baum Leuchtende Spur Das Leben Ricarda Huchs 520 Seiten Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins Tubingen und Stuttgart 1950 6 11 Tausend Helene Baumgarten Ricarda Huch Von ihrem Leben und Schaffen 236 Seiten Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1964 Vivian Liska Anarchie der Schrift Die Aktualitat von Ricarda Huchs Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jungeren S 1 21 in Hans Werner Peter Hrsg Silke Kostler Hrsg Ricarda Huch 1864 1947 Studien zu ihrem Leben und Werk Jubilaumsband zu ihrem 50 Todestag anlasslich des internationalen Ricarda Huch Forschungssymposions vom 15 17 November 1997 in Braunschweig 185 Seiten PP Verlag 29 GmbH Braunschweig 1997 ISBN 3 88712 050 7 Karin Tebben Ricarda Huch und Schopenhauer Zum Ursleu Roman S 23 47 in ebenda Peter Sprengel Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870 1900 Von der Reichsgrundung bis zur Jahrhundertwende Munchen 1998 ISBN 3 406 44104 1 Vivian Liska Die Moderne ein Weib Am Beispiel von Romanen Ricarda Huchs und Annette Kolbs A Francke Tubingen und Basel 2000 ISBN 3 7720 2751 2 30 Weblinks BearbeitenDer Text online im Internet Archive Der Text online bei Open Library Erstausgabe in der Zentralbibliothek Zurich Foto WorldCat Eintrag Ausgabe 1893 DNB Eintrag HathiTrust Eintrag 2 Aufl 1897Einzelnachweise Bearbeiten Baumgarten S 229 vorletzter Eintrag Verwendete Ausgabe S 38 2 Z v o Verwendete Ausgabe S 168 7 Z v o Verwendete Ausgabe S 192 18 Z v o Verwendete Ausgabe S 237 12 Z v o Verwendete Ausgabe S 253 3 Z v u Verwendete Ausgabe S 257 6 Z v u Verwendete Ausgabe S 317 Verwendete Ausgabe S 325 3 Z v u Ricarda Huch zitiert bei Baum S 71 1 Z v o Ricarda Huch zitiert bei Baum S 72 8 Z v o Ricarda Huch zitiert bei Baum S 72 14 Z v o Verwendete Ausgabe S 23 6 Z v u Verwendete Ausgabe S 174 7 Z v o Verwendete Ausgabe S 44 47 Verwendete Ausgabe S 103 7 Z v u Verwendete Ausgabe S 268 1 Z v u Verwendete Ausgabe S 19 13 Z v u Verwendete Ausgabe S 163 9 Z v o Baumgarten S 23 5 Z v u S 24 4 Z v o Adler im Nachwort der verwendeten Ausgabe S 346 Mitte Liska 1997 S 13 13 Z v u sowie S 18 Liska 1997 S 7 10 Z v u ausfuhrlicher in Liska 2000 S 72 201 Tebben S 32 1 Z v o Tebben S 33 16 Z v o Metaphysik der Geschlechtsliebe Sprengel S 398 17 Z v o PP Memento des Originals vom 14 Oktober 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ppverlag eu wie Praktische Philosophie Die Moderne ein Weib 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