www.wikidata.de-de.nina.az
Die Epilepsiechirurgie ist die Behandlung einer Epilepsie mittels neurochirurgischer Verfahren Sie ist eine erprobte und anerkannte Behandlungsform in spezialisierten Zentren Wenn die medikamentose Behandlung einer Epilepsie nicht zu einer zufriedenstellenden Lebenssituation fuhrt sollte die Moglichkeit einer epilepsiechirurgischen Behandlung uberpruft werden Dazu ist in der Regel eine stationare prachirurgische Abklarung erforderlich Inhaltsverzeichnis 1 Indikation 2 Formen 3 Ergebnisse 4 Pathologie 5 Literatur 5 1 EinzelnachweiseIndikation BearbeitenNur bei fokalen also herdformigen Epilepsien kann das anfallserzeugende Hirngebiet epileptogenes Areal entfernt werden Durch Elektrokortikographie ist es moglich das auslosende Nervengewebe mit einer Genauigkeit von wenigen Millimetern einzugrenzen Das Risiko dass eine chirurgische Entfernung dieses Areals zu Storungen im Befinden im Verhalten oder in der kognitiven Leistungsfahigkeit fuhren kann sollte durch die prachirurgische Epilepsiediagnostik verringert werden sicher auszuschalten ist es nicht Eine vorubergehende Einpflanzung von Elektroden unter die Schadeldecke oder sogar in das Gehirn Tiefenelektrode kann eine prazise Information uber den Ort des Anfallsursprungs und eine Vorhersage uber die Gedachtnisleistung nach der Operation geben Das minimiert das Risiko dass zu viele Nervenzellen entfernt werden und ist von grosser Bedeutung da der Herd oft unmittelbar an Bereichen des Gedachtnisses oder am Sprachzentrum anliegt vgl Wachkraniotomie Neben dieser Spezialuntersuchung spielen die bildgebenden Verfahren wie die Magnetresonanztomographie MRT und die Funktionelle Magnetresonanztomographie fMRT eine wichtige Rolle Formen BearbeitenBei der Temporallappenepilepsie mit mesialer temporaler Sklerose kann eine vordere Temporallappenresektion oder eine selektive Resektion von Mandelkern und Hippocampus durchgefuhrt werden 1 Oft erfolgt die fokale Resektion der Lasion oder der Fehlbildung aber auch Durchtrennungen des Corpus callosum als Callosotomie oder die Abtrennung aller Verbindungen einer Hemisphare als Hemispharotomie oder gar die als Hemispharektomie bezeichnete Entfernung einer kompletten Hirnhalfte konnen durchgefuhrt werden Bei letzteren sind schwere neurologische Storungen vor allem Sprachstorungen Aphasien generalisierte muskulare Hypotonie und Halbseitenlahmungen Hemiplegien vorprogrammiert Ergebnisse BearbeitenDa die Techniken sehr variieren die Lokalisation individuell sehr verschieden ist gibt es wenige gut durchgefuhrte Studien die verlassliche Ergebnisse der Epilepsiechirurgie widerspiegeln Das postoperative Outcome von Epilepsiechirurgischen Eingriffen wird nach der Klassifikation von Engel eingeteilt 2 In einer Metaanalyse unkontrollierter Studien mit Kindern die an therapie refraktarer Epilepsie leiden fand sich nach einem Jahr eine Anfallsfreiheit bei 74 der Kinder mit einer fokalen Lasion und bei 45 derer ohne fokale Lasion 3 Pathologie BearbeitenEin europaisches Konsortium aus 36 Zentren in 12 europaischen Landern und unter Federfuhrung durch das deutsche neuropathologische Referenzzentrum fur Epilepsiechirurgie am Universitatsklinikum Erlangen das EEBB European Epilepsy Brain Bank hat die resezierten Hirnproben uber 25 Jahre aufgearbeitet und nach pathologischen Befunden gesucht Dabei wurden Proben von 9 523 Patienten mit therapie refraktarer Epilepsie ausgewertet 4 Zum Zeitpunkt des chirurgischen Eingriffs waren 73 der Patienten erwachsen aber die Epilepsie trat bei 76 erstmals im Kindes und Jugendalter auf 52 der Patienten waren mannlich Bei 72 der Eingriffe war der Temporallappen betroffen Bei den 7 168 Patienten von denen Daten vorlagen waren 61 nach einem Jahr anfallsfrei 66 bei Heranwachsenden 59 bei Erwachsenen Insgesamt konnten 36 verschiedene pathologische Diagnosen gestellt werden die sich in sieben Diagnosecluster zusammenfassen liessen Hippocampus Sklerose auch Mesiale temporale Sklerose genannt war mit 36 die haufigste Diagnose 45 der Erwachsenen 15 der Heranwachsenden Nach einem Jahr waren 61 der Patienten anfallsfrei Tumoren waren mit 24 die zweithaufigste Diagnosegruppe wobei das Gangliogliom mit 10 aller Patienten am haufigsten vorkam 83 der Gangliogliome waren im Temporallappen lokalisiert Daruber hinaus fanden sich in 6 aller Patienten dysembryoplastische neuroepitheliale Tumoren die wiederum auch in 68 im Temporallappen lokalisiert waren Andere Tumoren waren angiozentrische Gliome Gangliozytome isomorphe Astrozytome pilozytische Astrozytome Neurozytome pleomorphe Xanthoastrozytome sowie niedrigmalgigne neuroepitheliale Tumoren 79 aller Tumoren wurden als low grade niedrig maligne WHO Grad 1 eingestuft Uber alle Tumoren waren nach einem Jahr 80 der Heranwachsenden 64 der Erwachsenen und 68 aller Patienten anfallsfrei Fehlbildungen der kortikalen Entwicklung wurden bei 20 der Proben gefunden jedoch waren sie mit 39 bei Heranwachsenden die haufigste Diagnose Subtypen der fokalen kortikalen Dysplasie waren die haufigsten Fehlbildungen die zusammen 70 der Fehlbildungen ausmachten Die Kombination aus dysmorphen Neuronen und Ballonzellen als Charakteristikum des Typ II war mit 45 am haufigsten zu finden und lag bei 17 aller Heranwachsenden vor Die fokale kortikale Dysplasie Typ II fand sich mit 52 am haufigsten im Frontallappen Insgesamt waren 58 aller Patienten nach einem Jahr anfallsfrei dabei 60 der Heranwachsenden und 55 der Erwachsenen Keine Lasion fand sich in der pathologischen Aufarbeitung bei 7 aller Patienten wozu allerdings auch die nichtspezifische reaktive Gliose gezahlt wurde ebenfalls konnten sich darunter noch andere erst neu beschriebene histopathologische Diagnosen finden wie etwa die oligodendrogliale Hyperplasie oder die hyaline protoplasmische Astrocytopathie Anfallsfreiheit bestand nach einem Jahr in 50 Heranwachsende 55 Erwachsene 49 Gefassfehlbildungen lagen bei 6 vor vor allem kavernose Angiome im Temporallappen Bei diesen lag der Anfallsbeginn bei mittleren 22 Jahren der spateste mittlere Beginn unter allen Epilepsiepathologien Anfallsfreiheit bestand bei 65 nach einem Jahr Heranwachsende 73 Erwachsene 63 Glianarben wurden in 5 gefunden meist im Temporallappen oder an mehreren Stellen Manner bzw Jungen waren mit 61 deutlich haufiger betroffen als Frauen bzw Madchen Die Rate anfallsfreier Patienten nach einem Jahr war unter allen Clustern am geringsten mit 47 Enzephalitis eine Gehirnentzundung wurde nur in 1 5 aller Proben gefunden vor allem die Rasmussen Enzephalitis in mehreren Hirnlappen Anfallsfreiheit nach einem Jahr fand sich bei 50 der Patienten Literatur BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten J Engel Jr Surgery for seizures In N Engl J Med 1996 334 10 S 647 652 PMID 8592530 Ubersichtsarbeit Engel Klassifikation J F Tellez Zenteno L Hernandez Ronquillo F Moien Afshari S Wiebe Surgical outcomes in lesional and non lesional epilepsy a systematic review and meta analysis Epilepsy Research 2010 Band 89 Seiten 310 318 Ingmar Blumcke Roberto Spreafico Gerrit Haaker Roland Coras Katja Kobow Christian G Bien Margarete Pfafflin Christian Elger Guido Widman Johannes Schramm Albert Becker Kees P Braun Frans Leijten Johannes C Baayen Eleonora Aronica Francine Chassoux Hajo Hamer Hermann Stefan Karl Rossler Maria Thom Matthew C Walker Sanjay M Sisodiya John S Duncan Andrew W McEvoy Tom Pieper Hans Holthausen Manfred Kudernatsch H Joachim Meencke Philippe Kahane Andreas Schulze Bonhage Josef Zentner Dieter H Heiland Horst Urbach Bernhard J Steinhoff Thomas Bast Laura Tassi Giorgio Lo Russo Cigdem Ozkara Buge Oz Pavel Krsek Silke Vogelgesang Uwe Runge Holger Lerche Yvonne Weber Mrinalini Honavar Jose Pimentel Alexis Arzimanoglou Adriana Ulate Campos Soheyl Noachtar Elisabeth Hartl Olaf Schijns Renzo Guerrini Carmen Barba Thomas S Jacques F J Helen Cross Martha Feucht Angelika Muhlebner Thomas Grunwald Eugen Trinka Peter A Winkler Antonio Gil Nagel Rafael Toledano Delgado Thomas Mayer Martin Lutz Basilios Zountsas Kyriakos Garganis Felix Rosenow Anke Hermsen Tim J von Oertzen Thomas L Diepgen Giuliano Avanzini fur das EEBB Consortium Histopathological Findings in Brain Tissue Obtained during Epilepsy Surgery New England Journal of Medicine 2017 Band 377 Ausgabe 17 vom 26 Oktober 2017 Seiten 1648 1656 doi 10 1056 NEJMoa1703784Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Epilepsiechirurgie amp oldid 206596026