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Das Eisenwerk Weiherhammer wurde in der heute gleichnamigen Oberpfalzer Gemeinde Weiherhammer zwischen Mantel und Etzenricht an dem Beckenweiher und seinem Zufluss dem in die Haidenaab mundenden Rothenbach errichtet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Weiherhammer im 20 Jahrhundert 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUm 1674 wurde von dem Landesherren wegen des zunehmenden Mangels an Holz und Holzkohle in der Gegend von Amberg und Sulzbach erwogen am Beckenweiher einen Hochofen zu errichten Hier war im Mantler und Parksteiner Forst genugend Holz zum Betrieb eines Eisenwerkes vorhanden den langen Anfahrtsweg fur das Eisenerz aus Amberg oder Sulzbach musste man in Kauf nehmen Als der Hammer Philippsburg dann wegen Kohlemangels stillgelegt wurde ging der Landesfurst Theodor Eustach um 1700 daran am ostlichen Ufer des Beckenweihers einen Hochofen den sog Hochofen nachst Mantel errichten zu lassen Dazu wurde fur den Hochofen ein Geviert von 15 mal 15 m und 2 m Tiefe ausgehoben Wegen des sumpfigen Bodens wurde zuerst eine Schicht von Tannennadeln eingebracht und dann ein Rost aus Tannen erstellt auf den dann die Mauern des Schmelzofens errichtet werden konnten 1935 wurde dieser Tannenrost freigelegt und die im Moorboden erhaltenen Tannenstamme zu Holzbohlen verarbeitet Der Ofenschacht war nicht rund sondern im Viereck aufgebaut Er hatte eine Hohe von 8 m war aus Bruchsteinen errichtet und hatte eine lichte Weite von einem Meter Innen war er mit feuerfesten Steinen ausgemauert Die notwendige Luft zum Anfachen des Feuers wurde anfangs von einem mit dem Fuss getretenen Blasebalg eingebracht Die umgebende sumpfige Gegend wurde im Laufe der Zeit mit Ofenschlacke aufgefullt die teilweise ebenfalls auf Rosten aus Baumstammen gelagert wurden Nach Errichtung des Ofenschachtes wurden noch eine Schmelzhutte eine Giesshutte Kohlenstadel Materialschuppen und Wohnhauser fur die aus Rosenberg ubersiedelten Arbeiter errichtet Diese Vorbereitungsarbeiten durften acht bis zehn Jahre gedauert haben Am 3 November 1717 wurde erstmals Eisen geschmolzen Als Huttkapfer Verwalter wurde ein Hammermeister vom Alten Hammer bei Floss eingestellt Etwa jede Stunde wurde der Hochofen von einem Schmelzmeister angestochen und das weissgluhende Eisen wurde in Sandformen abgelassen Erzeugt wurden Ofenhafen Wasserkessel Bratpfannen Herdplatten Ofenteile Beschlage fur Pfluge und holzerne Wagen Achsbuchsen und fur Kriegszwecke auch Bomben und Granaten Neben den Gusswaren wurden auch Luppen im Gewicht mehrerer Zentner produziert Diese dienten als Vorrat fur die Zeit wenn der Hochofen nicht in Betrieb war und man dieses Roheisen im Schmiedefeuer weiter verarbeiten konnte Die Jahresleistung lag bei etwa 300 t Eisen Wenn der Ofen einmal angeblasen war blieb er mehrere Monate lang Tag und Nacht in Betrieb und zwar so lange wie Erz und Holzkohle vorhanden waren und die Ausmauerung der Hitze im Schmelzschacht standhielt Etwa alle drei vier oder funf Jahre wird der Hochofen wieder neu angeblasen Der Ofen brauchte wahrend der Betriebszeit zwischen funf und sechstausend Klafter Holz In dem Werk arbeiteten um 1781 26 Manner Am 17 Oktober 1719 wurde eine Hammerhutte eingeweiht die mit dem Wasser aus dem Beckenweiher betrieben wurde Nun konnte hier der Grossteil des Roheisens zu Gebrauchseisen verschmiedet werden Wie aus den Hammerrechnungen zu ersehen ist wurde Schieneisen Rundeisen Scherbeleisen Pflugscharen Wagenreifen Wagenachsen Flacheisen Hufeisen und grobes Blech erzeugt Ausgeschmiedet wurde das Eisen mit zwei grossen Schwanzhammern im Volksmund Buggelhammer genannt Das Schmiedefeuer brannte Tag und Nacht und die Schmiedeknechte mussten in Schichten arbeiten Zwischen dem 21 Oktober 1732 bis zum 2 Januar 1734 konnten Einnahmen in der Hohe von 14 649 Gulden und 42 Kreuzer erwirtschaftet werden Die Ausgaben betrugen 11 799 Gulden und 18 Kreuzer d h es bestand ein Gewinn von 2 850 Gulden und 24 Kreuzer Zu den Ausgaben zahlten auch sog Rosspollen diese wurden von den Formern als Luftungsmittel gebraucht um den Formerlehm durchlassig fur den Dampf des flussigen Eisens zu machen ein Fuder kostete das Werk 1 fl und 14 kr 1727 richteten die ersten Hammerarbeiter des Werkes ein Gesuch an die Regierung in Sulzbach sich in der Nahe des Werkes ansiedeln zu durfen Die Hauser von Weihersdorf entstanden an der Westseite des Beckenweihers damit die Holzhauser vor Funkenflug geschutzt waren die Siedlung bekam den Namen Beckendorf 1801 wurde eine Taverne errichtet die erst in den 60er Jahren des 20 Jahrhunderts einer Werkserweiterung weichen musste 1906 wunschten sich die Einwohner den Ort so wie das Eisenwerk zu nennen aber erst 1934 genehmigte das Innenministerium die Umbenennung in Weiherhammer Um 1781 wird von einem wasserbetriebenen Seilaufzug berichtet mit dem abwechselnd Eisenerz und Holzkohle auf die Gichtbuhne gebracht und von oben in den Hochofen gekippt werden konnte 1738 wurde das Eisenwerk an den Sulzbachischen Hofkammerherrn von Hann verpachtet Der jahrliche Pachtzins betrug 1500 Gulden 1753 kam das Werk nach seinem Tod wieder an die kurfurstliche Regierung zuruck allerdings waren alle Gebaude und Gewerke in einem verwahrlosten Zustand In diesem Jahr wurde Johann Wolfgang Allio als Verwalter auf dem kurfurstlichen Hochofen bestellt Dieser geriet mit dem kurfurstlichen Forstmeister Franz Benno von Hann zu Mantel wegen der Jagdausubung im Beckenweiher und der Entnahme von Holz in einen Streit der das Werk wegen Ausbleibens der Holzkohlelieferung in Bedrangnis brachte der Streit konnte erste durch das Eingreifen der Regierung beendet werden 1755 wird das Werk von Georg Windisch verwaltet der kein Interesse an der Jagd hatte und sich eher mit Fischzucht beschaftigte 1771 ist hier der Hochofenverwalter Johann Thomas Bauer der wieder an der Jagd interessiert war was dazu fuhrte die bekannten Zerwurfnisse wieder aufleben zu lassen Mit dem Werk ist auch die niedere Gerichtsbarkeit verbunden die der jeweilige Verwalter ausubte 1794 erhalt das Werk einen Grossauftrag zur Produktion von Tausenden an Kanonenkugeln und Granaten Dazu wurden der Weiherhammer Schmelzmeister Pezler und der Formmeister Achaz Poll von den Bodenwohrern Formern und Sandgiesser in die Herstellungstechnik eingeweiht 1797 erhielt Weiherhammer zusammen mit den Werken in Bodenwohr und Fichtelberg den Auftrag 45 150 Stuck Zwolfpfunder 53 412 Sechspfunder und 2 654 Dreipfunder herzustellen 1799 wurde unter dem Verwalter Pindl ein neuer Hochofen um 9 000 Gulden errichtet und damit der alte von 1717 der von den Franzosen in den Koalitionskriegen arg beschadigt worden war abgelost Das neue Werk besass nun ein Maschinenhaus mit einem hydrostatischen Geblase und neuen Wasserradern zwei Hammerhutten vier Streck und Zainhammer mit eigenen Wasserradern einen Kugelhammer ein Erzpochwerk ein Schleifwerk zum Polieren der Gusswaren zwei Holzkohlenstadel und zwei Materialschuppen Fur den Hochofen war auch ein Kran errichtet worden und er wurde mittels zweier Aufzuge beschickt In diesem Jahr wurde auf dem Werksgelande eine Barbarakapelle errichtet 1806 produzierte der Hochofen 8 000 Zentner Roheisen 1808 wurde auch eine Bruderkasse ein Vorlaufer der Pensionskasse eingerichtet die im Todesfall eines Arbeiters 15 fl an die Familie auszahlte Am 16 Juni 1833 wurde eine Volksschule auf dem Werksgelande gegrundet wobei der Lehrer Johann Baptist Rabs bereits 1830 als Hauslehrer der Kinder des Hammermeisters Schmid nach Weiherhammer gekommen ist 1840 wurde begonnen das Werk mit Torf zu beheizen Es stellte sich heraus dass trockener und gepresster Torf die Holzkohle gut ersetzen konnte Am 1 Juli 1840 wurde mit dem Bau eines Walzwerkes begonnen da die Nachfrage nach Eisenbahnschienen nicht mehr durch das gehammerte Eisen bewaltigt werden konnte Eine weitere Umstellung war die Verhuttung des Eisens mittels Koks aus Steinkohle aus dem Ruhrgebiet um 1850 Wahrend diese Neuerung das Aus fur viele Werke in der Oberpfalz bedeutete konnte Weihergut mit den Neuerungen Schritte halten Hier wurden zwei Kupolofen errichtet mit denen Roheisen und Eisenschrott verarbeitet werden konnten 1864 meldete der Huttenmeister Georg Mayr einen Roheisenvorrat von 24 000 Zentnern der von zwei Hochofen produziert worden war 1875 errichtete die Ostbahngesellschaft die Strecke von Weiden uber Weiherhammer nach Nurnberg Nun konnten auch die logistischen Probleme hinsichtlich der Zulieferung von Roheisen und Koks bewaltigt werden 1882 wurde die Erzverhuttung eingestellt und die beiden Hochofen abgerissen 1890 stellten auch die beiden Hammerhutten ihren Betrieb ein Das bedeutete aber keineswegs das Ende des Werkes denn die Eisengiesserei und die Schlosserei waren weiter in Betrieb 1913 waren sogar 268 Beschaftigte in dem Werk 1933 waren es dann 800 Mann Hergestellt wurden nun Lokomotiventeile Wanderroste Strassenwalzen Mullereimaschinen und Maschinenteile aller Art Weiherhammer im 20 Jahrhundert Bearbeiten1927 wurde das Werk Weiherhammer in die BHS Bayerische Berg Hutten und Salzwerke eingegliedert 1993 wurde diese Gesellschaft privatisiert und arbeitet bis heute als GmbH Den Zweiten Weltkrieg konnte das Werk unbeschadigt uberstehen ein Fliegerangriff am 11 April 1945 richtete nur wenig Schaden an Problematischer waren die Zerstorungen der Brucken uber die Heidennaab und den Rothenbach durch die SS Dies brachte die Eisenbahnverbindung nach Weiden fur ein halbes Jahr zum Erliegen Der Abbau der Werksanlagen drohte 1947 konnte aber abgewendet werden Nach der Wahrungsreform von 1948 setzte eine Aufwartsentwicklung ein 1952 entstand eine zweite Giesserei die Abflussrohre und Formstucke im Schleudergussverfahren mit im Werk selbst hergestellten Maschinen produzierte Mit einer aufgestellten Bessemerbirne konnten Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts Maschinenteile bis 3 000 kg hergestellt werden Mit einem Spezialofen wurde Kugelgraphit Gusseisen fur hochwertigen Maschinenguss Maschinenteile bis zu 7 t und Stahlsand in 10 Korngrossen fur den Gussputz hergestellt 1960 wurde der Geschaftsbereich des Eisenwerks erweitert Nun wurden neben Gusseisen auch Wellpappenmaschinen konstruiert und gefertigt Heute produziert an der Stelle des fruheren Eisenwerkes die BHS Corrugated der Weltmarktfuhrer fur Wellpappanlagen Zurzeit arbeiten 900 Beschaftigte im Werk in Weiherhammer 1 Literatur BearbeitenZenger Hans So entstand Weiherhammer Notizen aus der 250 jahrigen Geschichte eines Eisenwerks Oberpfalzer Heimat 1971 Band 15 S 73 87 Zenger Georg Aus der Geschichte des Huttenwerkes Weiherhammer Zu seinem 250jahrigen Bestehen Die Oberpfalz 1968 Band 56 S 81 85 108 112 S 129 132 Weblinks BearbeitenHomepage der Gemeinde Weiherhammer Luftbild von WeiherhammerEinzelnachweise Bearbeiten Weiherhammer 300 Jahre Kompetenz In Oberpfalz TV vom 22 September 2017 Memento des Originals vom 9 Februar 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www otv de49 6360821 12 0598748 392 Koordinaten 49 38 9 9 N 12 3 35 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenwerk Weiherhammer amp oldid 199871990