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Der Eisenbahnunfall von Quintinshill in Dumfriesshire Schottland war die Kollision dreier Zuge am 22 Mai 1915 bei der knapp 230 Menschen getotet und 246 verletzt sowie funf Zuge zerstort wurden Es ist der bis heute folgenschwerste Eisenbahnunfall in Grossbritannien Verursacht wurde er weil alle verantwortlichen Eisenbahner Sicherheitsregeln missachteten oder umgingen Brennende Wagen nach dem Zusammenstoss der Zuge in Quintinshill Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallhergang 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenQuintinshill ist ein Betriebsbahnhof an der in diesem Teilstuck bis 1923 von der Caledonian Railway betriebenen West Coast Main Line Die zweigleisige Strecke weist hier fur jedes der beiden Richtungsgleise ein Uberholgleis auf Der Lokalzug von Carlisle nach Beattock der aus dem sudlich nachstgelegenen Bahnhof Gretna Green kam sollte hier von zwei Schnellzugen uberholt werden die von London nach Glasgow unterwegs waren In der Gegenrichtung war ein Truppentransportzug von Larbert nach Liverpool unterwegs Dieser bestand kriegsbedingt aus 21 sehr alten holzernen Personenwagen Beide Uberholgleise waren zum Zeitpunkt des Unfalls von Guterzugen belegt Deshalb wurde der Lokalzug in einer Gegengleisfahrt uber eine entsprechende Weiche auf das Durchgangsgleis der Gegenrichtung zuruckgedruckt Dies war eine zulassige Zugbewegung bei entsprechender Sicherung auch ungefahrlich und hatte schon mehrfach stattgefunden Zeitgleich fand eine Ablosung der verantwortlichen Mitarbeiter des Stellwerks das den Verkehr im Betriebsbahnhof Quintinshill regelte zwischen der Nacht und der Fruhschicht statt Um sich den Fussweg von Gretna Green zum Stellwerk zu sparen hatten die Mitarbeiter des Stellwerks in Quintinshill vereinbart den Schichtwechsel nicht wie vorgeschrieben um 6 Uhr sondern erst nach der Ankunft des Lokalzuges um 06 30 Uhr zu vollziehen damit die ablosende Schicht mit diesem Zug anfahren konnte Um dies zu vertuschen schrieb der Mitarbeiter ab 6 Uhr die Zugmeldungen auf einen Zettel dessen Angaben der Abloser spater in seiner eigenen Schrift ins Zugmeldebuch nachtrug 1 Unfallhergang Bearbeiten nbsp Animation der Ereignisse die zum Crash gefuhrt habenNachdem die Ablosung nach Ankunft des Lokalzuges ihren Arbeitsplatz erreicht hatte begann der Mitarbeiter damit die Meldungen im Zugmeldebuch nachzutragen Dabei diskutierte er mit zwei Bremsern des wartenden Guterzugs Ereignisse des Ersten Weltkriegs 2 Daruber vergass er den Lokalzug mit dem er gerade angekommen war und der noch vor seinem Stellwerk stand Weder sicherte er ihn gegen Zuge die aus der Gegenrichtung kommen konnten noch meldete er der nachsten Blockstelle in Richtung Gretna Green zuruck dass das Gleis noch besetzt war So sah der dort Diensthabende kein Problem den nachsten Zug auf die Strecke zu schicken Um das Vergessen von Zugen zu verhindern gab es die Regel 55 die den Heizer des Zuges verpflichtete sich im Stellwerk davon zu uberzeugen dass die erforderlichen Sicherungsmassnahmen zum Schutz des Zuges getroffen waren Der Heizer des Lokalzuges suchte zwar das Stellwerk auf ubersah aber dass die vorgeschriebene mechanische Sicherung die ein Umstellen der Signale verhindert hatte nicht angebracht war Der erste der beiden Schnellzuge passierte Quintinshill um 06 38 Uhr problemlos Als unmittelbar danach aus der Gegenrichtung der Truppentransportzug gemeldet wurde nahm ihn der Mitarbeiter in Quintinshill an und meldete ihn in Richtung Gretna Green weiter wo er angenommen wurde so dass er das Ausfahrsignal von Quintinshill auf Fahrt frei stellte Er hatte vollig vergessen dass in dem entsprechenden Durchfahrtsgleis noch der Lokalzug wartete Vier Minuten spater wurde ihm der zweite Schnellzug aus London gemeldet den er auch ordnungsgemass annahm Als kurz darauf der Truppentransportzug auf dem Gleis mit dem wartenden Lokalzug einfuhr kollidierten die beiden Zuge Das Lokpersonal des Militarzuges war sofort tot 3 Die holzernen Wagen boten nur wenig Widerstand und wurden zertrummert Vor dem sechstletzten Wagen brach die Kupplung Da die Wagen im Gleis verblieben rollten sie ein wenig zuruck Es waren die einzigen Wagen des Militarzuges die nicht Opfer des anschliessend ausbrechenden Brandes wurden Es war 06 49 Uhr Die Trummer der beiden Zuge blockierten beide Durchfahrtsgleise Nach der Kollision sandte der Stellwerker an die nachsten Blockstellen beider Richtungen die Warnung dass die Strecke blockiert sei vergass allerdings die Signale fur den herannahenden zweiten Londoner Schnellzug auf Halt zu stellen 4 So fuhr der entgegenkommende Expresszug eine Minute spater in die Trummer Hierbei wurden auch viele Soldaten getotet die sich aus dem Truppentransportzug noch hatten retten konnen Durch ausstromendes Gas der Gasbeleuchtung gerieten die Trummer zudem in Brand und entzundeten auch die beiden Zuge die auf den Uberholgleisen warteten Vergrossert wurde das Ausmass des Unfalls durch die Lage des Betriebsbahnhofs abseits jeder Ansiedlung was die Loscharbeiten erschwerte und stark verzogerte Das Feuer war so stark dass ein Teil der Leichen so vollstandig verbrannte dass die genaue Anzahl der Toten nicht ermittelt werden konnte Ausser dem grossten Teil der Fahrzeuge des Militarzuges einschliesslich dessen Lokomotive wurden die zwei Dampflokomotiven des Schnellzuges vier seiner Personenwagen und die Lokomotive des Lokalzuges durch das Feuer zerstort und auch die Kohlevorrate in den Schlepptendern verbrannten vollstandig 5 Die Loscharbeiten dauerten mehr als 24 Stunden Folgen Bearbeiten nbsp Beerdigungszug in Edinburgh nbsp Denkmal fur die Opfer auf dem Rosebank Cemetery in Edinburgh230 Tote und 246 Verletzte waren die Folge Der offizielle Bericht nennt 227 Tote Vier Leichen wurden als Minderjahrige identifiziert die moglicherweise auf dem Truppentransportzug als blinde Passagiere mitfuhren Die Zahl der Toten konnte nachtraglich um eine Person reduziert werden da der Bericht sehr schnell nach dem Unfall verfasst wurde Die uberwiegende Zahl der Toten waren Soldaten die sich auf dem Weg in die Schlacht von Gallipoli befanden Soweit die Leichen geborgen werden konnten wurden sie in einem Massengrab auf dem Rosebank Cemetery in Edinburgh beigesetzt Die vier Jugendlichen konnten nie identifiziert werden es meldeten sich keine Angehorigen und es lagen auch keine entsprechenden Vermisstenmeldungen vor Sie wurden in der Western Necropolis in Glasgow bestattet Fur die getoteten Soldaten wurde 1916 ein Denkmal errichtet und auf dem Rosebank Cemetery findet noch heute jahrlich ein Gedenkgottesdienst statt Die eisenbahntechnische Untersuchung wurde von dem Pionier Oberst E Druitt von der Eisenbahnaufsichtsbehorde His Majesty s Railway Inspectorate im Auftrag des Board of Trade durchgefuhrt Sein Bericht lag bereits am 15 Juni 1915 vor 6 und gab die Schuld vor allem den beiden Stellwerksmitarbeitern der Nacht und Fruhschicht 7 Er wies weiter darauf hin dass es zu dem Unfall nicht gekommen ware hatte ein elektrischer Streckenblock bestanden Da der Unfall unmittelbar an der Grenze zwischen England und Schottland geschah und einige der Unfallopfer in England starben war die Rechtslage kompliziert So musste sowohl nach schottischem Recht eine Untersuchung durch den Procurator fiscal stattfinden als auch ein Verfahren vor dem Coroner nach englischem Recht Beide Rechtssysteme weichen sowohl was die Verfahren betrifft als auch hinsichtlich des materiellen Rechts voneinander ab Die in England zustandige Jury des Coroners von Carlisle kam zu dem Ergebnis dass es sich um Totschlag handele und die beiden Mitarbeiter des Stellwerks und der Heizer des Lokalzuges entsprechend strafrechtlich anzuklagen seien Das schottische Verfahren kam zum gleichen Ergebnis Die beiden zustandigen Justizbehorden einigten sich darauf den Strafprozess in Schottland durchzufuhren Dieser fand am 24 und 25 September 1915 vor dem High Court in Edinburgh statt Beide Mitarbeiter des Stellwerks wurden wegen Totschlags verurteilt Der Mitarbeiter der wahrend des Unfalls im Stellwerk verantwortlich war wurde zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt der Mitarbeiter der Fruhschicht den er abgelost hatte zu 18 Monaten Gefangnis Der Heizer des Lokalzuges wurde freigesprochen Siehe auch BearbeitenListe von Eisenbahnunfallen im Vereinigten KonigreichLiteratur BearbeitenE Druitt Untersuchungsbericht PDF 3 9 MB englisch J A B Hamilton Britain s Greatest Rail Disaster The Quintinshill Blaze of 1915 George Allen amp Unwin 1969 ISBN 0 04 625003 4 Oswald Stevens Nock Historic Railway Disasters 2 Auflage London 1980 ISBN 0 09 907720 5 S 107 118 Lionel Thomas Caswell Rolt G M Kirchenside Red for Danger A history of railway accidents and railway safety 4 Auflage Newton Abbot 1982 ISBN 0 7153 8362 0 S 207 213 Ludwig Stockert Eisenbahnunfalle Neue Folge Ein weiterer Beitrag zur Eisenbahnbetriebslehre Berlin 1920 Nr 120 John Thomas Gretna Britain s Worst Railway Disaster 1915 Newton Abbot 1969 ISBN 0 7153 4645 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eisenbahnunfall von Quintinshill Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gretna Disaster List of those involved Archiviert vom Original am 6 Februar 2012 abgerufen am 20 Marz 2016 Commonwealth War Graves Commission Rosebank Cemetery Abgerufen am 23 Juli 2012 Einzelnachweise Bearbeiten O S Nock Historic Railway Disasters S 109 Rolt 1980 S 208 O S Nock Historic Railway Disasters 1980 S 112 J Thomas Gretna Britain s Worst Railway Disaster 1969 S 45 J Thomas Gretna Britain s Worst Railway Disaster 1969 S 51 E Druitt S 28 E Druitt Untersuchungsbericht PDF 2 0 MB E Druitt S 26 55 014737 3 067245 Koordinaten 55 0 53 1 N 3 4 2 1 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Quintinshill amp oldid 238858125