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Bei dem Eisenbahnunfall im Rickentunnel starben am 4 Oktober 1926 neun Menschen durch Kohlenmonoxidvergiftung im Rickentunnel zwischen Kaltbrunn und Wattwil Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallverlauf 3 Rettungsversuche 4 Folgen 5 Zwischenfall vom 1 Marz 1916 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusgangslage Bearbeiten nbsp Der verunfallte Guterzug war mit einer B 3 4 der SBB bespannt nbsp Portratfotos der neun Opfer auf dem gemalten TunnelportalDer Rickentunnel liegt unter dem Rickenpass und ist Teil der eingleisigen SBB Strecke Uznach Wattwil Er ist 8604 m lang hat eine Profilflache von 25 5 m und eine konstante Steigung von 15 75 1 Eine kunstliche Beluftung fehlt Der Tunnel war wegen der Vergasungsgefahr in der Zeit des Dampfbetriebes beim Bahnpersonal verhasst Das Personal des Personenzuges 3616 der Wattwil am 4 Oktober 1926 um 11 05 Uhr verlassen hatte und in Kaltbrunn um 11 20 Uhr ankam hat im Tunnel keine starkere Gasentwicklung beobachtet 2 Unfallverlauf BearbeitenUm 11 55 Uhr verliess der Guterzug 6854 die Station Kaltbrunn 3 Der mit einer Dampflokomotive B 3 4 gefuhrte Zug fuhr mit sechs Bundesbahn beamten und einer Anhangelast von 252 Tonnen mit einer Geschwindigkeit 20 km h in den Tunnel hinein Die maximale Anhangelast der Lokomotive auf dieser Strecke betrug 260 Tonnen 4 Die Geschwindigkeit des Zuges verringerte sich wegen mangelnder Dampfentwicklung andauernd Nach 6 Minuten beziehungsweise einem Kilometer Fahrt blieb der Zug in der Steigung stecken 4 weil die Dampflokomotive mit Briketts von nur geringem Heizwert befeuert wurde 5 Dem Lokpersonal gelang es nicht den Zug wieder in Bewegung zu setzen Aufgrund der mangelhaften Entluftung des Tunnels war fur das Feuer der Dampflokomotive nicht ausreichend Sauerstoff vorhanden so dass die Verbrennung unvollstandig erfolgte und die Abgase der Lokomotive zunehmend nicht mehr aus ungiftigem Kohlendioxid sondern aus Kohlenmonoxid bestanden Dieses verbindet sich im Blut mit Hamoglobin und blockiert die Fahigkeit der Roten Blutkorperchen Sauerstoff im Korper zu transportieren Die gerichtsmedizinischen Untersuchungen belegten dass die Opfer an Kohlenmonoxid erstickten 2 Nach Angaben der Meteorologischen Zentralanstalt herrschte am Unfalltag auf der Alpennordseite eine ausserordentlich starke Hochdrucklage Durch die fehlende Luftdruckdifferenz fanden die giftigen Rauchgase des stillstehenden Zuges keinen Abzug 6 Rettungsversuche BearbeitenVon Wattwil her versuchte eine achtkopfige Rettungskolonne mit einem Traktor einem Personenwagen und Atemschutzgeraten zu Hilfe zu kommen Wegen schlechter Sicht konnten die Retter auf dem letzten Kilometer nur schrittweise bis zur Unfallstelle vordringen Weil mehrere Helfer bewusstlos wurden musste der Rettungsversuch aufgegeben werden Trotzdem gelang es den bewusstlosen Heizer des Guterzugs nach Wattwil zu bringen 3 7 8 Zwei der Retter mussten jedoch im Tunnel zuruckgelassen werden Ein Retter und der bewusstlose Heizer sind nach der Bergung in Wattwil verstorben 9 Ein spater von Kaltbrunn her unternommener Versuch mit einem Hilfszug zur Unfallstelle vorzudringen scheiterte ebenfalls Erst nach 20 Uhr gelang es mit einer Draisine von Kaltbrunn aus mit Hilfe von Gas und Sauerstoffmasken die Unfallstelle zu erreichen 1 Die Bergungsarbeiten wurden nicht mehr durch Rauchgas behindert Die Mannschaft des Zuges und die beiden Retter aus Wattwil wurden tot aufgefunden womit die Zahl der Todesopfer auf neun angestiegen war Die Opfer wurden in den Wagen liegend oder sitzend aufgefunden Zwei lagen ausserhalb des Zuges in Tunnelnischen Einer der verungluckten Helfer aus Wattwil hatte offenbar versucht mit dem Tunneltelefon Kontakt mit der Station aufzunehmen 3 Beim Eintreffen der Rettungskrafte brannten die Petrol Signallaternen der Lokomotive noch die Briketts auf dem Rost waren ausgebrannt 4 Folgen BearbeitenDie zulassige Anhangelast der Zuge wurde reduziert und das Zugspersonal mit Sauerstoffmasken ausgerustet In Wattwil und Kaltbrunn wurden Rettungsgerate stationiert 8 Die Strecke wurde innerhalb kurzester Zeit elektrifiziert 5 Am 7 Mai 1927 wurde der elektrische Betrieb auf der Strecke Rapperswil Wattwil und damit auch im Tunnel aufgenommen Zwischenfall vom 1 Marz 1916 BearbeitenBereits am 1 Marz 1916 kam es im Rickentunnel zu einem Unfall mit Rauchgasen bei dem vier Bahnarbeiter ungefahr in der Tunnelmitte ohnmachtig wurden Einem gelang es noch die Station Wattwil zu alarmieren worauf eine Suchaktion und die Rettung eingeleitet wurde Auch einer der Helfer wurde bewusstlos und musste arztlich versorgt werden 10 Literatur BearbeitenAlex Amstein Hansrudolf Schwabe Peter Willen Karl Wyrsch 3 x 50 Jahre Schweizer Eisenbahnen in Vergangenheit Gegenwart und Zukunft Pharos Basel 1997 ISBN 9783723002353 A Bachem Der Rickentunnel In Denkschrift Bodensee Toggenburg Zurichsee St Gallen 1911 Eisenbahnatlas Schweiz Schweers Wall Koln 2002 A Heer 100 Jahre Rickenbahn Merk und Denkwurdiges zum ersten Basistunnel der Schweiz In Toggenburger Jahrbuch 2011 Wattwil 2010 Staatsanwaltschaft St Gallen Bericht zu Handen der Staatsanwaltschaft des Kantons St Gallen und der zustandigen Bundesbehorden uber das Ergebnis der strafrechtlichen Untersuchung des Bezirksamtes Seebezirk Kt St Gallen betreffend das Eisenbahnungluck im Rickentunnel km 4 1 Zug 6631 und die verungluckte Rettungsexpedition von Wattwil vom 4 Oktober 1926 1927 Weblinks BearbeitenSBB Historic SBB Archiv Katastrophe im Rickentunnel vom 4 Oktober 1926 Berichte Zeitungsberichte Vorschriften Bericht des Bezirksamtes See uber die strafrechtliche Untersuchung Berichte von Prof Dr H Zangger Universitat Zurich Rauchverhaltnisse im Tunnel Gutachten von Prof Dr Dettling Universitat Zurich protokollarische Einvernahmen Schreiben vom Schweizerischen Eisenbahner Verband Bestand KDIII REG 2001 007 222 01 Einzelnachweise Bearbeiten a b Rauchgas Unfall im Rickentunnel PDF 1 2 MB Schweizerische Bauzeitung Band 88 1926 Heft 15 S 213 abgerufen am 26 Januar 2014 a b Zum Ungluck im Rickentunnel PDF 294 kB In Liechtensteiner Volksblatt 9 Oktober 1926 S 7 abgerufen am 26 Januar 2014 a b c Furchtbare Katastrophe im Rickentunnel PDF 369 kB In Liechtensteiner Volksblatt 6 Oktober 1926 S 2 abgerufen am 26 Januar 2014 a b c Rauchgase Unfall im Rickentunnel PDF 0 7 MB Schweizerische Bauzeitung Band 88 1926 Heft 16 S 227 abgerufen am 26 Januar 2014 a b Rickentunnel PDF 1 3 MB Schweizerische Bauzeitung Band 88 1926 Heft 18 S 253 abgerufen am 26 Januar 2014 Rauchgase Unfall im Rickentunnel PDF 1 4 MB Schweizerische Bauzeitung Band 88 1926 Heft 17 S 240 abgerufen am 26 Januar 2014 Das Personal eines Guterzuges im Rickentunnel erstickt PDF 315 kB In Liechtensteiner Nachrichten 6 Oktober 1926 S 3 abgerufen am 26 Januar 2014 a b Die Katastrophe im Ricken PDF 393 kB In Liechtensteiner Nachrichten 9 Oktober 1926 S 2 abgerufen am 26 Januar 2014 Die Todesursache im Rickentunnel PDF 314 kB In Liechtensteiner Volksblatt 16 Oktober 1926 S 7 abgerufen am 26 Januar 2014 Damals Betriebsstorung im Rickentunnel Vor 100 Jahren In Toggenburger Tagblatt 2 Marz 2016 S 35 47 249873 9 057884 Koordinaten 47 14 59 5 N 9 3 28 4 O CH1903 722573 234482 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall im Rickentunnel amp oldid 238857046