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Eike Jessen auch Eicke Jessen 28 August 1933 in Gottingen 18 Marz 2015 1 2 in Tutzing war ein deutscher Informatiker und Professor fur Informatik mit inhaltlichem Schwerpunkt auf Architektur und Einsatz von Rechnersystemen Er war ein Initiator und Mitbegrunder des Deutschen Forschungsnetzes DFN Eike Jessen 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Berlin 1935 1964 1 2 Konstanz 1964 1972 1 3 Hamburg 1972 1983 1 4 Munchen seit 1983 2 Leistungen 3 Veroffentlichungen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBerlin 1935 1964 Bearbeiten Eike Jessen ist der dritte von vier Sohnen des Rechts und Staatswissenschaftsprofessors Jens Peter Jessen und dessen Frau Kathe Scheffer Nach einer Jugend in Berlin die gepragt war durch die Kriegszeit die Beteiligung des Vaters am Widerstand gegen das Hitler Regime und schliesslich dessen Hinrichtung im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20 Juli 1944 begann Eike Jessen 1954 das Studium der elektrischen Nachrichtentechnik an der Technischen Universitat Berlin das er 1960 mit einer Diplomarbeit uber die Zwischenfrequenzstabilisierung fur Festkorperlaser abschloss Von 1960 bis 1964 arbeitete Eike Jessen als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Wolfgang Haack an der TU Berlin in der Forschungsgruppe Digitale Auswertung von Radarinformationen und wirkte am Aufbau eines computergestutzten Realzeit Radar Verfolgungssystems fur die zivile Luftfahrt der Bundesrepublik Deutschland mit Als Oberingenieur am Rechenzentrum der TU Berlin hielt Eike Jessen die Vorlesung Theorie der programmgesteuerten Rechengerate und promovierte 1964 mit einer Dissertation uber einen assoziativen Prozessor der erstmals die Verknupfung von Datensatzen nach verschiedenen Kriterien direkt im assoziativen Speicher erlaubte Konstanz 1964 1972 Bearbeiten Eike Jessen wechselte als Entwicklungsleiter in die Industrie in das von Fritz Rudolf Guntsch geleitete Fachgebiet Elektronische Rechenanlagen der Telefunken GmbH der spateren AEG Telefunken in Konstanz Von 1964 bis 1972 baute er dort eine Rechnerentwicklungsabteilung fur Hardware und Grundsoftware mit 250 Mitarbeitern auf setzte ein zielorientiertes Management durch und entwickelte enge Beziehungen zu Informatikgruppen der Hochschulen Die wichtigsten Projekte in der von Eike Jessen geleiteten Abteilung waren der Grossrechner TR 4 Programm und geratetechnische Erweiterungen der Grossrechner TR 440 Entwicklung Hardware und bis 1968 auch Software der kleine kommerzielle Rechner TR 10 Fertigungsanlauf der mittlere Rechner TR 86 Entwicklungsanlauf bis 1967 der militarische Steuerungsrechner TR 84 Entwicklungsanlauf bis 1967 Arbeiten fur einen TR 440 Nachfolger TR 500 Biene ein Vorentwicklungsprojekt fur einen polymorphen Rechner gemeinsam mit W Handler Erlangen Diese Rechnerprojekte erforderten neue Management Methoden Hilfsmittel und Werkzeuge die damals noch nicht auf dem Markt erhaltlich waren die Entwicklung und den Einsatz rechnergestutzter CAD fur die Logiksimulation und den Leiterplattenentwurf die Anpassung und Einfuhrung der Netzplantechnik PERT fur Tausende von Vorgangsknoten als Management und Steuerungsinstrument zur Verwaltung eines der damals weltgrossten Projekt Netzplane Wichtig war die Entscheidung zum Einsatz der integrierten MECL 1 Schaltkreisfamilie im Hochleistungsrechner TR 440 Hamburg 1972 1983 Bearbeiten 1972 kehrte Eike Jessen als Professor an die Hochschule zuruck und baute an der Universitat Hamburg einen Lehrstuhl fur Rechnerarchitektur auf Mit seinen Mitarbeitern erforschte er Systemkonstruktionen vom Standpunkt der quantitativ erfassbaren Leistungen und Kostengesetze Bei einem USA Aufenthalt lernte er 1981 das dort zeitgleich eingefuhrte Computernetzwerk CSNET fur Universitaten und Forschungseinrichtungen in Industrie und Behorden kennen 3 Dies nahm er zum Vorbild als Eike Jessen sich ab 1982 fur das Deutsche Forschungsnetz DFN zu engagieren begann Vom Bundesministerium fur Forschung und Technologie bekam er eine Vorstudie zum Aufbau eines solchen Netzes in Deutschland finanziert Eike Jessen war im vorlaufigen Vorstand federfuhrend tatig fur den technischen Aufbau und die Erarbeitung einer Programmatik Munchen seit 1983 Bearbeiten Nach seinem Wechsel an die Technische Universitat Munchen im Jahre 1983 fuhrte Eike Jessen die Systemanalyse und Modellierung von einzelnen Rechensystemen weiter und konzentrierte sich spater auch im Kontext Aufbau des DFN vermehrt auf Rechnernetze verteilte Systeme und Grids Es entstanden Untersuchungen zu Systemen unter nichtstationaren Auftragsflussen zum Sprachbedarf der Modellierung von Rechnersystemen und zu funktionalen zustandsfreien Modellwelten Gemeinsam mit Wolfgang Bibel untersuchte er verschiedene Probleme der Wissensdarstellung der Inferenzverfahren des logischen Programmierens und der Analyse und Klassifikation von hemmenden Erscheinungen in hochparallelen Rechnern Nach Grundung des DFN Vereins als grosses BMBF Verbundprojekt 1984 war Eike Jessen bis 1990 Vorstandsmitglied im Grundungsvorstand und von 1988 bis 1990 Vorstandsvorsitzender In diesem Zeitraum gelang es dem DFN 1989 einen Vertrag mit der Deutschen Telekom zur Errichtung und Betrieb der ersten Generation eines Wissenschaftsnetzes zu schliessen und nach der Wiedervereinigung 1990 die Einrichtungen der neuen Bundeslander in dieses Netz zu integrieren Als Dekan der Fakultat fur Informatik und Mathematik 1990 1992 engagierte er sich fur die Aufteilung in zwei unabhangige Fakultaten und somit die Verselbstandigung der Informatik an der TU Munchen Fur seine Verdienste fur die deutsche Informatik erhielt er 1993 das Bundesverdienstkreuz am Bande Als 2 Vizeprasident der TU Munchen 1994 1996 schuf er den ersten Hochschulentwicklungsplan er war verantwortlich fur die Auslandsbeziehungen die zentralen Einrichtungen und die Raumplanung 1997 bis 2005 ubernahm er erneut den Vorsitz des DFN In dieser Zeit erhielt er 2004 von der Gesellschaft fur Informatik e V GI deren Grundungsvorstand er war die Auszeichnung Fellow der GI fur seine hohen wissenschaftlichen Verdienste und ehrenamtlichen Tatigkeiten im langjahrigen Engagement fur das deutsche Forschungsnetz und das deutsche Wissenschaftsnetz Eike Jessen war als Emeritus weiterhin am Institut fur Informatik der TU Munchen tatig und hielt dort Vorlesungen Er nahm verschiedene Gutachtertatigkeiten wahr und war Vorsitzender in den External Advisory Boards des von der EU geforderten Grid Projekts EGEE und Baltic Grid Seit 2007 war Eike Jessen Mitglied des Universitatsrats Schleswig Holstein Bis zu seinem Tod 2015 betreute er die Forderung hervorragender Studierender an der Fakultat fur Informatik der TU Munchen best in tum 4 Eike Jessen war mit Inge Jessen 1942 1998 verheiratet Gemeinsam bekamen sie zwei Tochter Eike Jessen starb am 18 Marz 2015 an den Folgen einer Krebserkrankung in seinem Haus in Tutzing Leistungen BearbeitenLeitung der TR 440 Entwicklung Der 1964 bis 1971 unter der Leitung von Eike Jessen entwickelte Computer TR 440 gehorte zur ersten Generation von kommerziellen Teilnehmersystemen die erstmals ermoglichte dass die Rechenleistung eines grossen Computers von vielen Benutzern praktisch zeitgleich genutzt werden konnte und Benutzer und Computerprogramme in einen direkten Dialog treten konnten Bei seiner Fertigstellung war der TR 440 die schnellste bisher in Europa gebaute Maschine siehe Konstanz Lehre und Forschung Eike Jessen erkannte fruh die Notwendigkeit die Entwicklung von Rechnern bezuglich ihrer Leistungsfahigkeit als Gesamtsystem wissenschaftlich zu fundieren und verfolgte dieses Ziel konsequent in seinen Forschungsarbeiten siehe Hamburg und Munchen Es entstanden grundlegende Arbeiten zur Analyse und Optimierung von Rechensystemen hinsichtlich ihrer Leistungsfahigkeit und Zuverlassigkeit Zusatzlich betreute Eike Jessen eine der bedeutendsten Forschergruppen im Bereich Automatisches Beweisen gegrundet von Wolfgang Bibel Grundung und Aufbau des Deutschen Forschungsnetzes DFN Mit dem Deutschen Forschungsnetz erhielt die deutsche Wissenschaft 1984 eine moderne technische Infrastruktur samt zustandiger Organisation die diese Infrastruktur fortlaufend weiterentwickelt Am Aufbau verschiedener Generationen des Wissenschaftsnetzes bis zu einem glasfaserbasierten Hochstgeschwindigkeitsnetz X WiN war er massgeblich beteiligt Eike Jessen hat das DFN programmatisch entscheidend gepragt und seit 1982 in ehrenamtlicher Tatigkeit das DFN kontinuierlich zu einer Dienstleistungsorganisation der Wissenschaft die von ihren institutionellen Mitgliedern aus dem Wissenschaftsbereich getragen wird aufgebaut Veroffentlichungen BearbeitenZur Dimensionierung von Pufferspeichern Bericht Nr 10 der Reihe Digitale Auswertung von Radarinformationen DAR veroffentlicht vom Hahn Meitner Institut Berlin und von der Technischen Universitat Berlin 1960 Schnelle Kollisionsprufung fur die Flugsicherung Elektronische Datenverarbeitung 3 1961 Nr 10 S 93 99 Der Einfluss einiger Grundgesetze der Radardatenverarbeitung auf die Bandbreite der Ubertragungswege DAR Nr 37 1962 und Proc AGARD Conf 1962 Dusseldorf Surveillance Radar Data Reduction Proc IFIP Congress 1962 North Holland Amsterdam 1962 mit H Springer Flugsicherung wird automatisiert Der Tagesspiegel 4 Marz 1964 Uber assoziative Speicherung Dissertation Technische Universitat Berlin 1964 Assoziative Speicherung Elektronische Datenverarbeitung Beiheft 5 Vieweg Braunschweig 1964 Assoziativspeicher mit zerstorendem Auslesen Patentschrift 6 April 1965 Information aus der Steckdose Umschau August 1967 Das Betriebssystem des Rechners TR 440 in Handler W Hrsg Teilnehmer Rechensysteme Oldenbourg Munchen 1968 Probleme der Grossrechenanlagen Elektronische Zeitschrift A Band 89 1968 S 544 547 Tendenzen in der Datentechnik Elektronische Zeitschrift A Band 91 1970 S 676 679 Entwicklungsautomatisierung bei Grossrechenanlagen Internationale Elektronische Rundschau 1970 Heft 12 und Technische Rundschau Nr 64 24 Dezember 1971 und Elektrotechnik und Maschinenbau 1971 Heft 6 Welche Verantwortung tragen die Informatiker fur die Folgen der maschinellen Datenverarbeitung GMD Spiegel 1974 Nr 2 Trend und Zukunft der Datentechnik Feinwerktechnik und Messtechnik Band 83 1975 Heft 1 S 1 4 Architektur digitaler Rechenanlagen Heidelberger Taschenbuch Nr 175 Springer Berlin 1975 Wartenetze als Verkehrsmodelle von Rechensystemen Informatik Spektrum 1 1978 S 90 100 Entwurf und Bewertung von Rechensystemen in Zimmermann G Hrsg Struktur und Betrieb von Rechensystemen Informatik Fachberichte Nr 27 Springer Berlin 1980 Ruckblick auf die Rechnerentwicklungen an der Technischen Universitat Berlin 1953 1964 Festcolloquium aus Anlass der Ehrenpromotion und des 80 Geburtstages von Prof Dr Dr h c Wolfgang Haack Freie Universitat Berlin und Hahn Meitner Institut Berlin Festband S 18 42 Berlin 1982 Das Deutsche Forschungsnetz DFN in Heger D Kommunikation in verteilten Systemen Springer Berlin 1985 mit O Schoen Performability Informatik Spektrum 8 1986 S 340 341 mit Rudiger Valk Rechensysteme Grundlagen der Modellbildung Springer Berlin 1986 Einfluss von Parameteranderungen auf die Leistung von Arbeitsplatzrechnern Bericht Institut fur Informatik TU Munchen 11 Oktober 1987 H Anlauff R Frohlich E Jessen F Kurfess W Materna J Seehusen J Datenverarbeitungstechnik II Architektur von Rechenanlagen Fernuniversitat Hagen 1988 mit W Ertel Chr Suttner Optimal Multiprogramming Control for Parallel Computations in Bode A Dal Cin M Parallel Computer Architectures Theory Hardware Software Applications Springer LNCS 732 1993 Leistung von Parallelrechnern it ti 2 1995 S 5 6 A Bruggemann Klein A Endres H Werner E Jessen R Weber Das DFG Projekt Chablis Abrechnungs und Zahlungs Konzepte fur Dienstleistungen digitaler Bibliotheken ABI Technik 18 1998 S 398 402 Entwicklung der technischen Grundlagen der Informationsgesellschaft in Mahle W A Orientierung in der Informationsgesellschaft UVK Medien 2000 Die Zukunft des Internet in H Kubicek Jahrbuch Telekommunikation und Gesellschaft 2001 Wissenschaftsnetze in Deutschland und Europa Erwartungen und Erreichtes GI Jahrestagung 2003 S 121 127 Springer 2003 Heinz Gerd Hegering E Jessen Der Aufbau des Deutschen Forschungsnetzes Wissenschaftsmanagement vol 5 2004 Heft 1 S 4 5 Origin of the Virtual Memory Concept IEEE Annals History of Computing S 71 72 2004 J Pattloch K Ullmann E Jessen X WiN The New German National Research and Education Network PIK 29 2006 Heft 1 S 50 53 E Jessen K Ullmann Das Deutsche Forschungsnetz Beitrage zur Technologie und Marktentwicklung im Bereich der Datenkommunikation seit 1984 in Oppelland H J Deutschland und seine Zukunft Eul Koln 2006Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eike Jessen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eike Jessen auf der Website der Technischen Universitat Munchen Telefunken und Internet Zum Tode von Eike JessenEinzelnachweise Bearbeiten Christian Grimm Jochem Pattloch Zum Gedenken an Eike Jessen Nachruf auf der Homepage des Deutschen Forschungsnetzes DFN abgerufen am 19 Marz 2015 1 Traueranzeigen Suddeutsche Zeitung 21 Marz 2015 21 Marz 2015 heise de Telefunken und Internet Zum Tode von Eike Jessen 24 Marz 2015 https www computerwoche de hall of fame prof eike jessen 17Normdaten Person GND 10707026X lobid OGND AKS LCCN n99055440 VIAF 115732594 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jessen EikeALTERNATIVNAMEN Jessen EickeKURZBESCHREIBUNG deutscher Informatiker HochschullehrerGEBURTSDATUM 28 August 1933GEBURTSORT GottingenSTERBEDATUM 18 Marz 2015STERBEORT Tutzing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eike Jessen amp oldid 221291872