www.wikidata.de-de.nina.az
Die eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen auch Wohnrauminitiative genannt wurde vom Schweizerischen Mieterinnen und Mieterverband SMV lanciert und forderte eine Anpassung von Art 108 BV damit mehr preisgunstige Wohnungen zur Verfugung stehen Sie wollte dies mit einer Forderung des gemeinnutzigen Wohnungsbaus erreichen 1 Die Volksinitiative scheiterte an Volk 42 9 Ja Stimmen und Standen 4 1 2 Ja Standestimmen am 9 Februar 2020 2 Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 2 Initiative 2 1 Initiativtext 2 2 Die Initiative erlautert 2 3 Initiativkomitee 3 Der indirekte Gegenentwurf 4 Parlamentsdebatte 4 1 Nationalrat 4 2 Standerat 5 Argumente 5 1 Argumente des Initiativkomitees 5 2 Argumente von Bundesrat und Parlament 5 3 Parteipositionen 6 Abstimmung 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseChronologie BearbeitenBevor das Sammeln begann hatte die schweizerische Bundeskanzlei die Initiative am 18 August 2015 vorgepruft und gestutzt auf Art 68 und Art 69 BPR festgehalten dass die Initiative den notigen Rechtsnormen entspricht 3 Das Sammeln erfolgte vom 1 September 2015 bis zum 1 Marz 2017 eingereicht wurde die Initiative am 10 Oktober 2016 4 Am 15 November gab die Bundeskanzlei das Zustandekommen der Initiative bekannt da mit den eingereichten 104 800 Unterschriften gultigen die notige 100 000 Unterschriften Schwelle erreicht wurden 5 In seiner Botschaft vom 21 Marz 2018 empfahl der Bundesrat der Bundesversammlung die Initiative zur Ablehnung zu empfehlen unterbreitete aber einen indirekten Gegenentwurf in Form eines Bundesbeschlusses 6 Im Bundesbeschluss des Parlaments vom 22 Marz 2019 kam es dem Antrag des Bundesrates nach und empfahl die Volksinitiative zur Ablehnung 7 Initiative BearbeitenInitiativtext Bearbeiten Art 108 Abs 1 und 5 81 Der Bund fordert in Zusammenarbeit mit den Kantonen das Angebot an preisgunstigen Mietwohnungen Er fordert den Erwerb von Wohnungs und Hauseigentum das dem Eigenbedarf Privater dient sowie die Tatigkeit von Tragern und Organisationen des gemeinnutzigen Wohnungsbaus 5 Er stellt sicher dass Programme der offentlichen Hand zur Forderung von Sanierungen nicht zum Verlust von preisgunstigen Mietwohnungen fuhren 6 Er strebt in Zusammenarbeit mit den Kantonen eine stetige Erhohung des Anteils der Wohnungen im Eigentum von Tragern des gemeinnutzigen Wohnungsbaus am Gesamtwohnungsbestand an Er sorgt in Zusammenarbeit mit den Kantonen dafur dass gesamtschweizerisch mindestens 10 Prozent der neu gebauten Wohnungen im Eigentum dieser Trager sind 7 Er ermachtigt die Kantone und die Gemeinden zur Forderung des gemeinnutzigen Wohnungsbaus fur sich ein Vorkaufsrecht fur geeignete Grundstucke einzufuhren Zudem raumt er ihnen beim Verkauf von Grundstucken die in seinem Eigentum oder jenem bundesnaher Betriebe sind ein Vorkaufsrecht ein 8 Das Gesetz legt die Massnahmen fest die zur Erreichung der Ziele dieses Artikels erforderlich sind Art 197 Ziff 12212 Ubergangsbestimmung zu Art 108 Abs 1 und 5 8 Wohnbau und Wohneigentumsforderung Ist die Ausfuhrungsgesetzgebung zu Artikel 108 Absatze 1 und 5 8 zwei Jahre nach dessen Annahme durch Volk und Stande noch nicht in Kraft getreten so erlasst der Bundesrat auf diesen Zeitpunkt hin die Ausfuhrungsbestimmungen vorubergehend auf dem Verordnungsweg 8 Die Initiative erlautert Bearbeiten Nach Annahme der Initiative sollen in Art 108 BV folgende Erganzungen und Anderungen hinzugefugt werden Die in Absatz 1 geregelte Forderung des allgemeinen Wohnungsbaus soll durch die Forderung von preisgunstigem Wohnungsbau substituiert werden Dies sei in Kooperation mit den Kantonen zu handhaben Durch geeignete Massnahmen soll verhindert werden dass durch die Sanierung von Wohnungen durch die offentliche Hand finanziert preisgunstige Wohnungen weniger wurden Wenn jetzt Wohnungen die eigentlich erschwinglich sein sollten saniert werden so kann es dazu fuhren dass durch die Renovation der Preis so stark ansteigt dass die Immobilie nicht mehr preisgunstig ist Dies solle mit dieser Vorkehrung verhindert werden Zudem mussten 10 der gesamtschweizerisch neugebauten Wohnungen gemeinnutzig sein Gemeinde und Kantone sollten ein Vorkaufsrecht fur geeignete Grundstucke zum Zweck des gemeinnutzigen Wohnungsbaus erhalten Dieses Vorkaufsrecht sollte auch bei Grundstucken des Bundes die zum Verkaufe stehen Geltung haben Sobald also Grundstucke des Bundes oder bundesnaher Betriebe zum Verkauf stehen haben die Gemeinden und Kantone das Vorverkaufsrecht 6 Initiativkomitee Bearbeiten Carobbio Guscetti Balthasar Glattli Carlo Sommaruga Louis Schelbert Giorgio Tuti Christian Levrat Luca Maggi Hanna Bay Jacqueline Badran Mathias Reynard Michael Tongi Pierre Zwahlen Folgende Urheber sind auch berechtigt die Initiative mit absoluter Mehrheit zuruckzuziehen 9 Der indirekte Gegenentwurf BearbeitenDer Fonds de Roulement soll Organisation und Trager des gemeinnutzigen Wohnungsbaus fordern und nicht Wohnungen gezielt vergunstigen Die beiden Dachorganisationen der gemeinnutzigen Wohnungstrager verwalten den Fonds fur den Bund treuhanderisch Bautrager die als gemeinnutzig gelten konnen Darlehensgesuche stellen Der Betrag eines Darlehens darf dabei pro Gesuch 3 Millionen Franken nicht ubersteigen Der Bundesrat wollte jetzt konkret einen Rahmenkredit von 250 Millionen Franken zugunsten des gemeinnutzigen Wohnungsbaus uber einen Zeitraum von zehn Jahren zur Verfugung stellen und damit signalisieren dass er den Verfassungsauftrag nach Artikel 108 BV ernst nimmt Da die Volksinitiative abgelehnt wurde trat der indirekte Gegenentwurf in Kraft 6 Parlamentsdebatte BearbeitenNationalrat Bearbeiten Auf burgerlicher Seite fand die Volksinitiative keinen Anklang vor allem aus Kosten und foderalistischen Grunden Die sozialdemokratische sowie die grune Fraktion befurworteten sie hingegen da es nicht sein konne dass nur Menschen mit hohem Einkommen in der Stadt leben konnen wie Michael Tongi G LU meinte Wahrend die Mehrheit der WAK N Kommission fur Wirtschaft und Abgaben sowohl die Initiative als auch den Gegenvorschlag zur Ablehnung empfehlen wollte entschied der Nationalrat mit 104 zu 78 Stimmen auf Eintreten Entgegen der Meinungen der SVP und von Teilen der FDP Liberalen Fraktion sprach sich der Rat in der Gesamtabstimmung zwei Tage spater denn auch mit 124 zu 73 Stimmen fur den vom Bundesrat vorgeschlagenen Rahmenkredit von 250 Millionen Franken aus Die zuvor vorgeschlagene Aufstockung des Rahmenkredits auf 375 Millionen Franken ausgehend von den Ratslinken war mit 143 zu 54 Stimmen abgelehnt worden Mit der gleichen Mehrheit empfahl der Nationalrat die Initiative zur Ablehnung In der Schlussabstimmung hiessen 140 Nationalrate den Bundesbeschluss uber die Volksinitiative gut 56 waren fur die Volksinitiative Standerat Bearbeiten Wie auch im Nationalrat warben im Standerat uberwiegend sozialdemokratische und grune Mitglieder fur die Initiative Der Standerat sprach sich zudem fur den Gegenvorschlag aus da dieser kompatibler mit der bereits bestehenden marktwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik des Bundesrates sei Ratsminderheiten die eine Aufstockung des Fonds forderten unterlagen In der Gesamtabstimmung hiess der Standerat den indirekten Gegenentwurf mit 36 zu 5 Stimmen bei 2 Enthaltungen gut In der Schlussabstimmung waren dann 30 Standerate fur den Bundesbeschluss uber die Volksinitiative 13 dagegen 1 Argumente BearbeitenArgumente des Initiativkomitees Bearbeiten Mit mehr gemeinnutzigen Wohnungen sollen die Mietpreise sinken die den grossten Teil der Haushaltsausgaben darstellen weil gemeinnutzige Bautrager nur so viel verlangten wie die Immobilie tatsachlich kosten und nicht die Erzielung einer moglichst grossen Rendite angestrebt wird Der Unterschied unter den Bautragern sei signifikant und betrage bei gemeinnutzigen zwei bis drei Monatsmieten weniger wie das Initiativkomitee meint Denn trotz der niedrigen Zinsen die es damals 2020 gab stiegen die Mieten unaufhorlich mit dem gemeinnutzigen Wohnungsbau wird Wohnraum der Spekulation entzogen Zudem betont das Initiativkomitee den gesamtgesellschaftlichen Nutzen aufgrund der preisdampfenden Wirkung der vermehrten Gemeinnutzigkeit den entlasteten Sozialwerken und der steigenden Wohnsicherheit 10 Argumente von Bundesrat und Parlament Bearbeiten Die 10 Quote an Wohnungen die von gemeinnutzigen Bautragern stammen sollte sowie das geforderte Vorverkaufsrecht fur Kantone und Gemeinden widersprachen marktneutralen Prinzipien Zudem sei der staatspolitische und finanzielle Aufwand der mit der Annahme der Initiative vorhanden ware nicht tragbar zumal laut dem Bundesrat jedes Jahr 120 Milliarden Franken an Darlehen notig waren um die 10 Quote erreichen zu konnen denn der Fonds de Roulement werde das Finanzvolumen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht tragen konnen Ausserdem bestehe das Problem des fehlenden Wohnraums fur Personen mit kleiner Kaufkraft nicht in einem so grossen Ausmass dass eine derart hohe Quote zu rechtfertigen sei 6 Parteipositionen Bearbeiten Von den grossten Parteien der Schweiz waren die GPS und die SP dafur hingegen waren die FDP die SVP die BDP die CVP die EVP die GLP und die EDU dagegen 2 Abstimmung BearbeitenJa 4 1 2 Stande Nein 16 5 2 Stande Mehr bezahlbare Wohnungen amtliches Ergebnis 11 Kanton Ja Nein Beteiligung Zurich Kanton Zurich nbsp Zurich 46 5 53 5 45 08 Bern Kanton Bern nbsp Bern 45 2 58 3 41 72 Luzern Kanton Luzern nbsp Luzern 37 6 62 4 40 77 Uri Kanton Uri nbsp Uri 30 8 69 2 32 25 Schwyz Kanton Schwyz nbsp Schwyz 27 6 72 4 43 79 Obwalden Kanton Obwalden nbsp Obwalden 27 3 72 7 45 28 Nidwalden Kanton Nidwalden nbsp Nidwalden 27 7 72 3 41 53 Glarus Kanton Glarus nbsp Glarus 32 4 67 6 33 07 Zug Kanton Zug nbsp Zug 34 4 65 6 45 67 Fribourg Kanton Freiburg nbsp Freiburg 46 9 53 1 37 35 Solothurn Kanton Solothurn nbsp Solothurn 35 2 64 8 37 48 Basel Stadt Kanton Basel Stadt nbsp Basel Stadt 60 2 39 8 47 90 Basel Landschaft Kanton Basel Landschaft nbsp Basel Landschaft 41 4 58 6 40 79 Schaffhausen Kanton Schaffhausen nbsp Schaffhausen 45 7 54 3 63 90 Appenzell Aussenrrhoden Kanton Appenzell Ausserrhoden nbsp Appenzell Ausserrhoden 32 5 67 5 40 48 Appenzell Innerrhoden Kanton Appenzell Innerrhoden nbsp Appenzell Innerrhoden 24 0 76 0 34 23 St Gallen Kanton St Gallen nbsp St Gallen 36 5 63 5 38 99 Graubunden Kanton Graubunden nbsp Graubunden 32 5 67 5 35 81 Aargau Kanton Aargau nbsp Aargau 34 7 65 3 38 50 Thurgau Kanton Thurgau nbsp Thurgau 32 1 67 9 36 68 Tessin Kanton Tessin nbsp Tessin 44 6 55 2 38 94 Waadt Kanton Waadt nbsp Waadt 53 2 46 8 44 09 Wallis Kanton Wallis nbsp Wallis 32 9 67 1 42 51 Neuenburg Kanton Neuenburg nbsp Neuenburg 56 2 43 8 39 97 Genf Kanton Genf nbsp Genf 60 1 39 9 43 12 Jura Kanton Jura nbsp Jura 53 2 46 8 41 94 nbsp UUU Schweizerische Eidgenossenschaft 42 9 57 1 41 68 Siehe auch BearbeitenListe der eidgenossischen VolksabstimmungenWeblinks BearbeitenSRF Arena zur VolksinitiativeEinzelnachweise Bearbeiten a b Mehr bezahlbare Wohnungen Volksinitiative und Rahmenkredit zur Aufstockung des Fonds de Roulement Abgerufen am 1 Dezember 2021 a b Initiative Mehr bezahlbare Wohnungen swissvotes ch abgerufen am 3 Dezember 2021 Eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen Abgerufen am 29 November 2021 Schweizer Hochdeutsch Bundeskanzlei BK Eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen Abgerufen am 29 November 2021 Eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen Zustandekommen Abgerufen am 29 November 2021 a b c d Botschaft zur Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen und zu einem Bundesbeschluss uber einen Rahmenkredit zur Aufstockung des Fonds de Roulement zugunsten des gemeinnutzigen Wohnungsbaus Abgerufen am 29 November 2021 Schweizer Hochdeutsch Bundesbeschluss uber die Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen 22 Marz 2019 abgerufen am 29 November 2021 Eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen Abgerufen am 28 November 2021 Schweizer Hochdeutsch Eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen Vorprufung Abgerufen am 29 November 2021 Argumente Initiativkomitee In Abstimmungsbuchlein Abgerufen am 3 Dezember 2021 Bundeskanzlei BK Vorlage Nr 629 Resultate in den Kantonen Abgerufen am 29 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eidgenossische Volksinitiative Mehr bezahlbare Wohnungen amp oldid 229750568