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Die ehemalige Synagoge Stadthagen in der Kreisstadt des Landkreises Schaumburg befindet sich in der Niedernstrasse 19 Sie wurde 2017 in einen Gedenk und Lernort verwandelt nachdem das umgebaute Gebaude jahrzehntelang als Warenlager fur Firmen gedient hatte Die ehemalige Synagoge seit 2017 Lern und Gedenkort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Schicksal der Juden 2 1 Verspatete Reichspogromnacht in Stadthagen 2 2 Schicksal der Synagoge 3 Gedenk und Lernort 3 1 Bestand 3 2 Umgestaltung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts hatte die judische Gemeinde Stadthagen einen beruhmten Rabbiner Jobst Samson aus Metz der sich spater nach dem Ort seines Wirkens Joseph Stadthagen nannte Zu seiner Zeit gab es sicher einen Betraum oder eine Synagoge wahrscheinlich in der Krummen Strasse 15 Isaak Raphael Saalfeld ein Leinenfabrikant war in der Mitte des 19 Jahrhunderts ein sehr aktiver Vorsitzender der judischen Gemeinde Er berichtete sein Grossvater habe um 1775 eine Synagoge in einem Hinterhaus errichten lassen die inzwischen zu klein und fur Gottesdienste unwurdig geworden sei Er verhandelte deshalb mit der Stadt uber den Bau einer grosseren Synagoge 1857 kaufte Saalfeld das Haus Nr 257 heute Niedernstrasse 19 und beantragte im Hof eine Synagoge bauen zu durfen Schon am 5 Mai 1858 wurde die Synagoge mit einer Predigt des Rabbiners Dr Hermann Joel feierlich eingeweiht Nach dem Tode Saalfelds ging das Grundstuck mit den Gebauden in den Besitz der zuvor gegrundeten Synagogengemeinde uber In der Synagoge fanden 80 Jahre lang die Gottesdienste statt Eine Luftaufnahme aus dem Jahr 1920 veranschaulicht die Umgebung der Synagoge Garten und Schuppen Im Inneren der Synagoge gab es im Erdgeschoss hinter einem kleinen Eingangs und Treppenbereich den Hauptraum mit den Banken fur die Manner den Thoraschrein in der Ostwand und davor die Bima den Platz an dem aus der Thorarolle gelesen wurde Auf einer Empore befanden sich die Sitzplatze fur die Frauen Weitere Einzelheiten zur Inneneinrichtung sind nicht bekannt Eine Mikweh rituelles Bad war wohl nicht vorhanden Schicksal der Juden BearbeitenSchon kurz nach der Machtubergabe an die Nazis begannen auch hier antisemitische Aktionen Es wurde zum Boykott judischer Geschafte aufgerufen Morddrohungen wurden ausgesprochen so gegenuber dem Mitinhaber des Kaufhauses Lion Moritz Trautmann Drei judische Jugendliche wurden von Nazis uberfallen einer von ihnen musste mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden Fensterscheiben von Geschaften und Wohnungen wurden beschmiert und eingeworfen Schliesslich wurden judische Schuler ihrer Schulen verwiesen Juden erhielten Berufsverbot und wurden gezwungen ihre Geschafte an sogenannte Arier zu verkaufen Dieser Terror hatte zur Folge dass bis 1938 eine Reihe judischer Familien ins Ausland geflohen war Verspatete Reichspogromnacht in Stadthagen Bearbeiten Am Morgen des 10 November 1938 traf bei der Polizei Stadthagen ein Funkspruch der Gestapo Bielefeld ein Es werden in kurzester Frist Aktionen gegen Juden insbesondere gegen Synagogen stattfinden Es ist die Festnahme mannlicher Juden von nicht zu hohem Alter und die vermogend sind durchzufuhren Die Verhaftungen erfolgen sofort am Vormittag 8 Personen werden festgenommen und in das KZ Buchenwald verschickt Darunter war auch eine Frau namlich Clara Asch Von dieser Verhaftung gibt es vier Fotos die wohl ziemlich einmalig sind da das Fotografieren ausdrucklich verboten war In der Nacht vom 9 zum 10 November wurden uberall in Deutschland Synagogen in Brand gesetzt In Stadthagen erfolgte diese Aktion erst zwei Nachte spater Der Polizeibericht dokumentiert die Ereignisse Der Polizist Bruns berichtete In der Nacht zum 12 11 38 gegen 4 Uhr wurde von der Ehefrau Strohmeier Niedernstr 17 und der Ehefrau Buddensiek Niedernstr 19 gemeldet dass es in der Synagoge brenne Ich begab mich sofort an den Brandort Hier stellte ich fest dass ein Seitenfenster der Synagoge im Stohmeier schen Garten eingeschlagen war Soweit ich sehen konnte brannte in der Mitte der Synagoge ein grosser Holzstoss Zusammen mit einem weiteren Polizisten loschte er das Feuer und stellte dann fest Dadurch dass der Brand fruh genug entdeckt worden war sind die Gegenstande Altar und Banke nur angebrannt worden Wo die Einrichtung und die religiosen Gegenstande geblieben sind ist unbekannt Der damalige Burgermeister Fritz Hamelberg behauptete nach dem Krieg er habe einen Angriff auf die Stadthagener Synagoge am 9 November 1938 nicht gewunscht Daher sei die Synagoge erst zwei Tage spater als er verreist gewesen sei angezundet worden Ob diese Tatsache tatsachlich auf einer Weigerung Hamelbergs oder auf anderen Grunden beruht ist ungeklart 1 Als Folge der Novemberpogrome 1938 und der Verhaftungsaktion sahen sich weitere Stadthager Juden gezwungen ihre Heimatstadt zu verlassen Wohnten 1933 noch 59 Juden in Stadthagen so waren es Ende 1939 noch 28 Sie wurden fast alle in den Judenhausern Am Markt 6 8 und Obernstrasse 26 zusammengepfercht Drei von ihnen starben eines naturlichen Todes Eine Frau Berta Gellermann uberlebte den Holocaust in Stadthagen und starb hier 1954 Eine weitere Frau Irma Rosenfeld uberlebte das KZ und kehrte bevor sie in die USA auswanderte kurz nach Stadthagen zuruck Alle anderen Stadthagerinnen und Stadthager judischer Religionszugehorigkeit wurden ab 1941 in verschiedene Konzentrationslager deportiert und dort umgebracht Darunter waren auch die 81 jahrige Bertha Rosenfeld die 20 jahrige Hannah Lilienfeld und die erst achtjahrige Liesel Rosenfeld Auch Clara Asch die ein kleines Geschaft fur Schuhe und Textilien in der Niedernstrasse hatte wurde 1942 zusammen mit ihrer taubstummen Schwester Pauline in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet Die weiteren in Lagern umgebrachten Judinnen und Juden waren Frieda Lohnberg Wilhelm Rosenfeld Ernst Johanna Hedwig und Horst Silberbach Hugo und Ella Seckel Gertrud Rosenfeld Adolf und Malchen Goldschmidt Johanna Essmann Elias Lion Ruth Weinberg Paula Lilienfeld Flora Philippsohn Max und Antonie und John Wolf Hauptartikel Liste der Stolpersteine in Stadthagen Schicksal der Synagoge Bearbeiten 1942 wurde das Grundstuck Niedernstrasse 19 mit der Synagoge durch einen Vertreter der Reichsvereinigung der Juden an den Kaufmann Karl Dohme verkauft Nach dem Krieg baute Dohme ein neues etwas flacheres Dach auf die Synagoge zog eine Zwischendecke ein verkleinerte die Fenster und nutzte das Gebaude als Lager fur sein Farben Tapeten und Teppichgeschaft In einem Wiedergutmachungsverfahren wurde 1952 ein Vergleich zwischen Dohme und der Jewish Trust Corporation geschlossen Auch die Nachfolger der Firma Dohme die Firma Boger nutzte die ehemalige Synagoge weiter als Warenlager Ab 2008 wurde dieser Lagerraum nicht mehr benotigt Damit ergab sich die Chance in der ehemaligen Synagoge einen Gedenk und Lernort einzurichten 2 nbsp Langsseite der renovierten Synagoge nbsp Giebelseite des Gedenk und Lernortes nbsp Andere Langsseite des Gedenk und LernortesGedenk und Lernort Bearbeiten nbsp Infotafel an der SynagogeBestand Bearbeiten Bis 2008 wurde die ehemalige Synagoge in der Niedernstrasse 19 als Lagerraum benutzt Danach wurde das Gebaude freigeraumt und der Efeubewuchs wurde entfernt Die Ableitung des Regenwassers wurde provisorisch verbessert Die Aussenflachen wurden soweit das sinnvoll ist in Stand gesetzt Die sudliche Aussenfassade ist verklinkert die ubrigen Fassaden sind geputzt und zum Teil ubergestrichen Die ursprunglichen Rundbogenfenster sind deutlich erkennbar durch kleinere ersetzt zum Teil auch zugemauert worden Das nach dem Zweiten Weltkrieg neu gebaute etwas flachere Dach scheint ohne grossere Mangel zu sein Die Zwischendecke wurde wahrend der Nutzung als Lagerhaus eingezogen Das Gebaude steht unter Denkmalschutz Die Tur und die Holztreppe zur Frauenempore sind noch im Original erhalten und wurden renoviert Eine mit Wellblech eingezaunte Abstellflache neben der Synagoge wurde im Einvernehmen mit dem Eigentumer verlagert Umgestaltung Bearbeiten Die Aussengestaltung des Gebaudes macht deutlich den historischen Charakter der fruheren Gebaudenutzung als Synagoge deutlich Das Gebaudeinnere wird nicht rekonstruiert Allerdings wird bei der Gestaltung des Innenraumes eine mogliche Nutzung durch eine eventuell in Zukunft entstehende judische Gemeinde in Stadthagen nicht ausser Acht gelassen Die Zwischendecke blieb wenn auch aus Grunden des Lichteinfalls und des Brandschutzes etwas verkleinert erhalten um im Obergeschoss als Lernort mit grosseren Gruppen arbeiten zu konnen Das Erdgeschoss wurde als Veranstaltungsraum und Gedenkort konzipiert Die Fassade des Gebaudes wurde saniert Die Fenster wurden zur besseren Belichtung rekonstruiert dabei musste der Brandschutz beachtet werden Der Fussboden wurde aufgearbeitet es wurden Fliesen verlegt ebenso wie die Innenwande Eine Wandheizung wurde eingebaut Die Haustechnik war nicht vorhanden und wurde vollstandig neu installiert Die sanitaren Anlagen wurden ausserhalb der ehemaligen Synagoge hergestellt 3 Die Fertigstellung und die Einweihung des Lernortes erfolgte im Herbst 2017 4 Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenLiteratur BearbeitenHerbert Obenaus Hg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen In Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel 2 Bande Gottingen 2005 Jurgen Lingner Die ehemalige Synagoge und weitere Erinnerungsorte in StadthagenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ehemalige Synagoge Stadthagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Fordervereins ehemalige Synagoge e V Synagoge Stadthagen im Denkmalatlas Niedersachsen Namensliste der Grabsteine auf dem judischen Friedhof Stadthagen Seilerstrasse grabsteine genealogy net Gedenkort in Stadthager Synagoge eroffnet bei ndr de vom 29 Oktober 2017Einzelnachweise Bearbeiten Marc Oliver Rehrmann Wo die Synagogen Brandstifter spater kamen Auf ndr de abgerufen am 12 Juni 2017 Jurgen Lingner Die ehemalige Synagoge und weitere Erinnerungsorte in Stadthagen In stadthagen synagoge de 2008 abgerufen am 17 Februar 2017 PDF 273 kB Website des Fordervereins ehemalige Synagoge e V abgerufen am 20 Februar 2017 Bericht uber die Bauverzogerung52 3254 9 20687 Koordinaten 52 19 31 4 N 9 12 24 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ehemalige Synagoge Stadthagen amp oldid 231663213