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Das Egloffsteinsche Palais auch Palais Egloffstein ist das grosste barocke Adelspalais in Erlangen Das Gebaude mit den Adressen Friedrichstrasse 17 und Sudliche Stadtmauerstrasse 28 wurde 1718 erbaut und beherbergt heute die Volkshochschule der Stadt Erlangen sowie das Deutsch Franzosische Institut Erlangen Aussenansicht des Egloffsteinschen Palais Blick auf die Sud und Ostseite 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Quellen und Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie durchweg zweigeschossige Vierflugelanlage aus unverputzten Sandsteinquadern liegt in der Erlanger Neustadt Der Gebaudekomplex stellt den ostlichen Kopfbau des Hauserblocks zwischen Friedrichstrasse im Norden und Sudlicher Stadtmauerstrasse im Suden dar Die drei Strassenflugel werden durch Walmdacher bedeckt Mit einer Grundflache von 30 63 Metern ist das Egloffsteiner Palais der grosste der ehemaligen Adelssitze in Erlangen Der vom Hof aus zugangliche vierte Flugel im Westen des Komplexes der wohl anstelle eines Gartens errichtet wurde enthielt fruher Pferdestallungen und Wagenremisen Die ostliche Front zur Schuhstrasse hin weist 21 Fensterachsen auf wobei die drei mittleren Achsen durch einen als Risalit gestalteten Saalbau mit Mansarddach betont werden Die Ecken des im Obergeschoss etwas erhohten Risalits sind mit Lisenen ausgezeichnet Weitere Lisenen gliedern die jeweils dreiachsigen Eckabschnitte der Fassade deren in Dreiergruppen angeordneten Fenster flache Rahmungen aufweisen Mit Ausnahme der Eckabschnitte verlauft zwischen Erd und Obergeschoss ein Gurtgesims Die Fassaden der Nord und Sudflugel des Palais weisen jeweils zehn Achsen auf und sind wie Eckzonen der ostlichen Front an der Schuhstrasse gegliedert Axial besitzen diese Fassaden jeweils ein Korbbogen Portal mit Bugelverdachung auf dorischen Pilastern und schmiedeeisernen Oberlicht Die Sudfront besitzt zudem an der rechten Eckachse einen Balkon auf Konsolvoluten bei dem die Brustung allerdings entfernt und die Balkontur zu einem Fenster hochgemauert wurde August Gebessler vermutet aufgrund der mit sparsamen Mittelen bewirkte n organische n Belebung der Hauptfront dass die Planung von einem der bedeutenderen Architekten Erlangens stammt nbsp Festsaal des Palais Ansicht des Deckenfeldes mit Apollo und Ceres 2012 Im Inneren ist vor allem der Festsaal im Obergeschoss des Saalbaus bemerkenswert dessen bedeutende Stuckausstattung dem Bayreuther Meister Andrea Domenico Cadenazzi zugeschrieben wird und aus den Jahren 1720 bis 1725 stammt Das ovale Deckenfeld des Saales zeigt als Flachrelief Apollo auf dem Sonnenwagen und die liegende Gottin Ceres umgeben von reich motivierten Bandel und Gitterwerk Uber den stirnseitigen Marmorkaminen befinden sich in dekorativen Wandfeldern Reliefbusten romischer Kaiser unter Lambrequins In den Ecken stehen Kandelaber aus Stuck deren bewegter Aufbau mit Putti Medaillons verziert ist Einfache gefelderte Stuckdecken finden sich daruber hinaus in den Eingangshallen Die ubrige Stuckausstattung ist nicht mehr vorhanden Erhalten haben sich ausserdem die Treppengelander aus Holzbalustern und die Holzgalerie des Hofes mit gedrehten Balustern Geschichte BearbeitenDas Egloffsteinsche Palais wurde 1718 fur Carl Maximilian von Egloffstein am damaligen Stadtrand an der heutigen Friedrichstrasse erbaut an der sich in der Folge auch andere Adelsfamilien niederliessen 1723 erteilte der Markgraf von Bayreuth Egloffstein fur das Haus die Befreiung von allen Lasten in Kriegs und Friedenszeiten Nach dem Tod von Carl Maximilian von Egloffstein im Jahr 1733 ging das Palais an seinen Neffen Albrecht Christoph uber der es aufgrund finanzieller Probleme bereits um 1739 an die markgrafliche Regierung verkaufte Diese nutze das Gebaude fur kurze Zeit zur Unterbringung der Erlanger Amtshauptmannschaft bevor sie es 1745 im Tausch gegen ein Haus in Bayreuth der Universitat Erlangen uberliess die dort die Einrichtung eines anatomisches Theaters eines chemischen Laboratoriums und einer Sternwarte beabsichtigte Aufgrund fehlender finanzieller Mittel konnten diese Plane jedoch nicht umgesetzt werden Nachdem die Universitat keine passende Verwendung fur das Egloffsteinsche Palais fand verkaufte sie es 1749 fur insgesamt 8000 Gulden an die Stadt Erlangen Im Vorderhaus an der Friedrichstrasse richtete die Stadt 1750 ein Armen und Arbeitshaus ein Anlass hierfur war die Missernte des Jahres 1746 gewesen die zu einer grossen Not in den unteren sozialen Schichten gefuhrt hatte Gleichzeitig wurde im Hinterhaus an der sudlichen Stadtmauerstrasse ein Waisenhaus als Massnahme gegen den Kinderbettel untergebracht Nachdem das Armen und Beschaftigungshaus bereits nach kurzer Zeit wieder eingegangen war beschloss die Stadt das Anwesen zu teilen Wahrend das Waisenhaus im Ruckgebaude weiter bestand wurde der Gebaudeteil an der Friedrichstrasse zusammen mit dem Saalbau an der Schuhstrasse im Jahr 1763 fur ca 5100 Gulden an den Geheimrat und Freiherrn Johann Gustav Adolf Buirette von Oehlefeld verkauft dessen Familie eine bedeutende Rolle in der Geschichte Erlangens im 17 und 18 Jahrhundert spielte Nach dem Tod Johann Gustav Adolfs 1803 verausserten seine Frau und sein Sohn Karl Ludwig das Haus an der Friedrichstrasse an die beiden Kinder des Geheimrats Friedrich August von Ausin ein Schwager Karl Ludwig Buirette von Oehlefelds Ausin war Stadtprasident und stand damit an der Spitze der Verwaltung Erlangens Der Wert des Anwesens wurde 1815 auf 26 050 Gulden geschatzt Ausins Sohn Alexander der ab 1828 alleiniger Besitzer des Gebaudes an der Friedrichstrasse war verkaufte es 1836 an den Tabakfabrikanten Christoph Simmerlein aus Bruck der das Haus zu einer Tabakfabrik umbaute Seine Erben verausserten das Anwesen schliesslich 1860 an die Stadt Erlangen womit beide Teile des Egloffsteinschen Palais wieder in einer Hand waren nbsp Marmorkamin im Festsaal des Palais daruber Wandfeld mit Reliefbuste eines romischen Kaisers 2012 Das Ruckgebaude blieb nach dem Verkauf des Vorderhauses an Buirette von Oehlefeld 1763 im Besitz der Stadt die dort weiterhin ein Waisenhaus betrieb Letzteres wurde 1776 mit dem vom Theologieprofessor Georg Friedrich Seiler gegrundeten Armeninstitut verbunden wodurch die etwa 60 bis 100 Kinder nun auch Elementarunterricht erhielten 1783 84 wurde das zuvor nur eingeschossige Haus an der sudlichen Stadtmauerstrasse um einen Stock erhoht Das Obergeschoss diente in der Folge als Wohnung Aufgrund sinkender finanzieller Mittel wurde das Waisenhaus zusammen mit der Armenschule 1806 geschlossen und die Kinder zur Pflege an burgerliche Familien gegeben wodurch nun auch das Erdgeschoss vermietet werden konnte Der bekannteste Bewohner dieser Zeit war der Dichter und Orientalist Friedrich Ruckert der mit seiner Familie zwischen ab Fruhjahr 1832 im ersten Stock des ehemaligen Waisenhauses lebte Zur Wohnung gehorte auch ein Garten auf der gegenuberliegenden Strassenseite an der damaligen Stadtmauer Im Winter 1833 34 starben die Kinder Ernst und Luise im Egloffsteinschen Palais deren Tod Ruckert in den bekannten Kindertodtenliedern verarbeitete 1837 zog die Landwirtschafts und Gewerbeschule in das ehemalige Waisenhaus umzog musste Ruckert mit seiner Familie 1838 ausziehen An ihn erinnert heute eine Gedenktafel an der Fassade des Hauses Nachdem die Stadt wieder in den Besitz des gesamten Egloffsteinschen Palais gekommen war verblieb die Landwirtschafts und Gewerbeschule zunachst im Ruckgebaude wahrend im Vorderhaus an der Friedrichstrasse von 1868 bis 1877 Teile des 6 Koniglich Bayerischen Jagerbataillons unterkamen Nach dessen Umzug in eine neue Kaserne diente das gesamte Gebaude ab 1877 zur Unterbringung der sechsstufigen Realschule die aus der Landwirtschafts und Gewerbeschule hervorgegangen war und 1924 verstaatlicht wurde 1927 wurde die Schule in eine Oberrealschule mit vollwertigem Abitur umgewandelt Die Raumlichkeiten im Egloffsteinschen Palais reichten bald nicht mehr aus wodurch jahrelang Klassen in andere Schulen ausgelagert werden mussten Erst ab 1954 konnte die Schule die heute als Ohm Gymnasium firmiert einen Neubau im Suden Erlangens beziehen Das Egloffsteinsche Palais indes beherbergte nach einer Renovierung ab 1958 die Erlanger Stadtbucherei die aber bereits ab 1971 an ihren heutigen Standort in das Stutterheimsche Palais zog Danach diente das Egloffsteinsche Palais bis 1998 als Sitz der staatlichen Fachoberschule wobei erneut zahlreiche Klassen ausgelagert werden mussten Im Laufe des 20 Jahrhunderts wurde das Egloffsteinsche Palais mehrfach umgestaltet und dabei auch die Fassade zur Schuhstrasse hin verandert Seit 1998 steht das Gebaude ausschliesslich der Volkshochschule zur Verfugung Bis auf den westlichen Flugel steht das gesamte Palais unter Denkmalschutz 1 48Quellen und Literatur BearbeitenChristoph Friederich Bertold Frhr von Haller Andreas Jakob Hrsg Erlanger Stadtlexikon W Tummels Verlag Nurnberg 2002 ISBN 3 921590 89 2 online Andreas Jakob Egloffsteinsches Palais Edeltraud Loos Ohm Gymnasium Edeltraud Loos Landwirtschafts und Gewerbeschule Edeltraud Loos Waisenhaus Edeltraud Loos Fachoberschule Staatliche August Gebessler Stadt und Landkreis Erlangen Kurzinventar Bayerische Kunstdenkmale Band XIV Deutscher Kunstverlag Munchen 1962 S 48f Ernst Deuerlein Aus der Geschichte des Gebaudes der Erlanger Oberrealschule In Erlanger Heimatblatter 10 Jahrgang Nr 27 1927 S 109 112 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Egloffsteinsches Palais Erlangen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Erlangen Denkmalliste Stand 21 Februar 2018 PDF 0 36 MB 49 595568 11 007341 Koordinaten 49 35 44 N 11 0 26 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Egloffsteinsches Palais Erlangen amp oldid 231502382