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Edith Sophie Szekely geb Sussmanowitz geb 24 April 1909 in Zeiskam gest 21 September 2012 in Stockholm war eine schwedische Psychoanalytikerin deutsch judischer Herkunft Als Studentin war sie Vorstandsmitglied der studentischen Gruppe Revolutionarer Sozialisten in Heidelberg Als Judin und Sozialistin war sie doppelt der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt und von 1934 bis 1944 daher standig auf der Flucht Schliesslich fand sie in Schweden eine neue und sichere Heimat Dort war sie ab 1950 als Psychoanalytikerin tatig und wurde zu einem Ehrenmitglied der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung 1957 legte sie ihr Examen in schwedischer Gerichtsmedizin ab und grundete eine arztliche Praxis Stolperstein fur Edith Szekely in Heidelberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Studium 1 3 Flucht 1 4 Stockholm 2 Ehrungen 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Als zweites Kind des als Arbeiterarzt bezeichneten Isaak Sussmanowitz kam Edith Sophie Szekely geb Sussmanowitz 1909 in der Pfalz zur Welt 1 2 3 Zusammen mit ihrem ein Jahr alteren Bruder Ernst wuchs Edith wohlbehutet im Haus Ecke Wormser Strasse Grosse Greifengasse in Speyer auf 4 1 Durch die Arztpraxis des Vaters hatte die Familie rasch viele Bekannte und lebte sich schnell ein 3 Den Antisemitismus bekam Edith bereits als junges Madchen zu spuren lange vor Hitler 1 In der Nahe ihres Elternhauses lebten zwei Jungen die Edith und ihrem Bruder Dreckischer Jud oder Jud Jud sch in die Tut mach se net so voll sunscht kriggscht e Protokoll hinterherriefen 1 Sie spurte fruh dass Judenkinder nie richtig dazugehoren wurden 1 In Speyer ging Edith Szekely in die judische Klasse der Rossmarktschule 4 Ab 1917 besuchte sie sechs Jahre lang als eines der ersten drei Madchen die Realschule am Siebertplatz in Speyer 1 4 Ab 1925 ging sie bis zum Abitur als Fachschulerin auf die Oberschule an der Bismarckstrasse in Ludwigshafen 1 4 Studium Bearbeiten Nach dem Abitur begann Edith 1928 ein Medizinstudium in Heidelberg mit dem Ziel spater Kinderarztin zu werden 4 Auch ihr Bruder Ernst studierte dort Medizin 4 1929 erlitt ihr Vater einen Herzinfarkt und gab seine Praxis in Speyer auf 4 Er ging mit seiner Frau Laura nach Heidelberg wo die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern in eine Wohnung in der Heidelberger Weststadt Zahringer Strasse 8 zogen bezeugt bis 1930 5 5 Wie ihr Bruder Ernst sympathisierte Edith mit dem Sozialismus 5 Ab 1930 war sie Vorstandsmitglied der studentischen Gruppe Revolutionarer Sozialisten 5 Durch ihre Gedankenarbeit wollte die rote Studentengruppe Hitler verhindern 5 Aufgrund einer neuen Verordnung fur judische Studierende an der Universitat Heidelberg war es Edith nicht moglich ihr Examen in Heidelberg abzulegen 5 In ihrer Immatrikulationsakte wurde ihre Abmeldung am 10 Mai 1933 verzeichnet 5 In ihrer Akte ausserdem zu lesen sind die Anmerkungen Sauberung der Hochschulen und KOMMUNIST 5 Als Judin und Sozialistin war Edith in der eigenen Heimat chancenlos 5 Sie versuchte sich an der Universitat in Koln wo auch ihre Kindheitsfreundin Lilo Weil studierte zu immatrikulieren 2 Die Universitat nahm jedoch keine weiteren Juden auf 2 Sie beschloss in die Schweiz zu gehen 2 wechselte an die Universitat Basel und promovierte dort am 9 Januar 1934 4 Flucht Bearbeiten 1932 hatte Edith ihren spateren Mann Lajos Szekely bei einem Konzert kennengelernt 1 5 Lajos Szekely war in Budapest geboren worden 5 und 1930 nach seiner Promotion wegen des dort herrschenden Antisemitismus nach Frankfurt am Main gezogen 5 1931 hatte er an der Psychiatrisch Neurologischen Klinik in Heidelberg eine Stelle erhalten 6 Lajos Szekely konnte und wollte nicht in Deutschland bleiben 4 Er ging nach Amsterdam wo er eine Assistentenstelle an der calvinistischen Freien Universitat annahm 1 Auch Ediths Bruder Ernst Sussmanowitz verliess Deutschland 4 Nachdem er 1933 in Mannheim von einer Gruppe fruherer Kommilitonen bedroht worden war beschloss auch er gemeinsam mit seiner Frau Irene in die Niederlande zu gehen 3 4 Edith kam wenig spater nach Amsterdam 1 Sie fuhlte sich dort nicht willkommen und empfand es als demutigend um Hilfe betteln zu mussen 1 1935 heirateten Edith und Lajos 5 Von 1934 bis 1936 arbeitete Edith ohne Honorar an einem Universitatsinstitut in Amsterdam 5 In Holland erfuhren das Ehepaar Szekely und Ernst Sussmanowitz dass die amerikanische Hilfsorganisation Joint Distribution Committee plane einige judische Arzte in die Sowjetunion zu schicken um den akuten Arztemangel dort zu beheben 4 Sussmanowitz meldete sich und arbeitete ab 1936 in einem Krankenhaus bei Simferopol auf der Krim 4 Das Ehepaar Szekely folgte 1937 in die UdSSR 7 Diese Entscheidung rettete die Familie ab 1940 gab es fur Juden keine Moglichkeit mehr aus Holland zu fliehen 7 In der Sowjetunion wurden sie freundlich aufgenommen 7 Lajos Szekely ubernahm die Leitung des psychologischen Laboratoriums am Bechterew schen Institut in Leningrad und Edith arbeitete in einem Institut fur Bluttransfusion 5 8 1937 bekam Edith ihre erste Tochter Miriam 4 Im September 1937 wurde ihr Bruder Ernst Sussmanowitz Opfer der Stalinschen Sauberungen 4 3 und verschwand wie vom Erdboden nie wieder kam ein Lebenszeichen von ihm 4 Ernsts Frau Irene hielt die Verhaftung ihres Mannes fur einen Irrtum und wartete ihr Leben lang auf seine Ruckkehr 4 Lange spater erfuhr man dass Ernst Max Sussmanowitz am 1 November 1938 im Alter von 30 Jahren in Simferopol erschossen worden war 5 Nach der Verhaftung ihres Bruders wollte Edith Szekely die Sowjetunion so schnell wie moglich verlassen 3 Da Lajos einen ungarischen Pass besass hatte die Familie die Moglichkeit nach Polen Finnland oder Ungarn auszureisen 9 Mit viel Gluck gelang es ihnen nach Helsinki zu fluchten wo sie eine auf drei Monate befristete Aufenthaltserlaubnis bekamen 9 Vom Joint Distribution Committee erhielt die Familie geringe finanzielle Unterstutzung 4 In Finnland erhielten judische Arzte keine Arbeitserlaubnis Lajos arbeitete kurze Zeit auf einem judischen Friedhof und in einer Druckerei 3 Ab 1942 durften Edith und Lajos nicht mehr in der Hauptstadt wohnen man wies ihnen Quartiere in einem dunn besiedelten Gebiet ca 100 km von Helsinki entfernt zu 4 Wenig spater wurde Lajos in das Arbeitslager Nordfinnland geschickt 4 In Finnland erfuhr Edith dass ihre Eltern im Oktober 1940 in ein Lager in Gurs abtransportiert worden waren 9 Isaak Sussmanowitz starb dort am 20 November 1940 dem Tag seines 70 Geburtstages auf dem blanken Boden liegend 4 7 1944 fasste das Ehepaar Szekely in seiner prekaren Lage den Entschluss nach Nordwest Finnland uberzusiedeln 9 3 um von dort aus illegal uber das Eis nach Schweden zu gelangen 3 Sie beschafften sich ein Radio 9 und horten dass die Amerikaner in Schweden einen Fluchtlingskommissar eingesetzt hatten der die verfolgten Juden sammeln und in Sicherheit bringen sollte 9 Familie Szekely schrieb an ihn und erhielt binnen drei Tagen eine Antwort sowie ein Visum fur Schweden 9 Stockholm Bearbeiten In Stockholm wurde die Familie von einer Vertreterin der judischen Gemeinde abgeholt Innerhalb kurzer Zeit bekamen sie Hilfe von einem ungarischen Arzt der ihnen Arbeit beschaffte Edith wurde im staatlichen Bakteriologischen Institut angestellt Ediths Mutter Laura uberlebte nach Gurs die beiden sudfranzosischen Lager Noe und Montauban 1944 wurde Montauban befreit das dortige Hospiz versorgte sie einige Monate am 26 September 1945 konnte sie zu ihrer Tochter nach Schweden fliegen Uber ihre Lagererfahrung und Heidelberg hat Laura Sussmanowitz mit ihren beiden Enkeln nie gesprochen Edith bekam im April 1946 ihre zweite Tochter Vera 5 Sie lebten zu funft in einer Zweizimmerwohnung 4 Die Gemeinde Nacka am Oststrand Stockholms wurde zur neuen Heimat der Szekelys 1951 kamen sie mit Hilfe eines Freundes zu einem Haus Lajos Szekely hatte eine grosse Praxis sprach auf vielen Kongressen und schrieb bis ins hohe Alter uber psychoanalytische Themen 4 Er war erfolgreich und hoch angesehen Edith Szekely war ab 1950 als Psychoanalytikerin tatig 5 Zwei Sommer hielt sie sich in England auf wo sie Seminare von Anna Freud besuchte 4 3 1957 legte sie das Examen in schwedischer Gerichtsmedizin ab und grundete eine arztliche Praxis 5 Lajos Szekely starb 1995 im Alter von 90 Jahren 1 Edith Szekely arbeitete mit 89 Jahren noch reduziert als Psychoanalytikerin Ab ihrem 100 Geburtstag lebte sie in einem judischen Heim in Stockholm 2 und starb am 21 September 2012 im Kreis ihrer Familie 5 In einem Interview im Rahmen einer psychologischen Studie an der Universitat Goteborg deren Resultate 2019 veroffentlicht wurden sagten Lajos und Edith Szekely die Jahre als Fluchtlinge hatten sie fur den Rest ihres Lebens gepragt und die Verfolgung sei unvergesslich Edith Szekely fragte sich Was haben wir als Juden getan um es zu verdienen verfolgt zu werden wo immer wir sind Im Vergleich zu dem was sie erlebt hatten empfanden sie ihr Zuhause in Nacka als Paradies auf Erden Doch auch in Schweden sahen sie sich manchmal mit Feindseligkeiten gegenuber Juden konfrontiert 10 Ehrungen BearbeitenEdith und Lajos Szekely waren Mitglieder der Schwedischen Psychoanalytischen Vereinigung Svenska Psykoanalytiska Foreningen und wurden Ehrenmitglieder der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung 11 Am 20 November 2014 wurden in der Goethestrasse 12 in der Heidelberger Weststadt funf Stolpersteine verlegt fur Ernst Max Sussmanowitz Isaak Sussmanowitz Laura Sussmanowitz Edith Szekely und Lajos Szekely In der Goethestrasse 12 lebten Isaak und Laura Sussmanowitz von 1935 bis 1938 5 Siehe auch BearbeitenListe der Stolpersteine in HeidelbergWeblinks BearbeitenEdith Szekely In Brigitte Nolleke Psychoanalytikerinnen Biografisches Lexikon Psychoanalytikerinnen in SkandinavienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Ria Krampitz Ferdinand Schlickel Holland Sowjetunion Finnland Schweden Das Schicksal einer Speyerer Judin Sie lebt 90 Jahre alt bei Stockholm In Die Rheinpfalz Nr 243 1998 a b c d e Ria Krampitz Ruckblick auf ein langes Leben PDF Abgerufen am 7 Mai 2020 a b c d e f g h i Ferdinand Schlickel Ria Krampitz besucht Edith Szekely In Verkehrsverein Speyer Hrsg Speyer Das Vierteljahresheft des Verkehrsvereins in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung 2003 S 37 42 speyer de PDF abgerufen am 7 Mai 2020 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Schlickel Ferdinand Dr Edith Szekely eine Speyerer Judin in Stockholm Zwa Speyerer Brezle un Spargle In Die Rheinpfalz Speyerer Rundschau Nr 15 2003 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Familie Sussmanowitz Szekely PDF In stolpersteine heidelberg de Abgerufen am 5 Juli 2020 Juliane Lepsius Es taucht in Traumen wieder auf Schicksale seit 1933 Droste Verlag Dusseldorf 1991 ISBN 978 3 7700 0939 8 S 100 a b c d Ria Krampitz Ferdinand Schlickel Dr Edith Szekely Schicksalsjahre einer Speyerer Judin In Die Rheinpfalz Nr 98 2009 Carola Tischler Flucht in die Verfolgung Deutsche Emigranten im sowjetischen Exil 1933 bis 1945 Lit Verlag Munster 1996 ISBN 978 3 8258 3034 2 S 70 a b c d e f g Ria Krampitz Ferdinand Schlickel Idealismus teuer bezahlt Enttauschung macht sich breit Das schwere Los der gefluchteten judischen Mitburger im Ausland Angst vor Russen und Deutschen In Die Rheinpfalz Nr 244 1998 Magnus Johannson Elisabeth Punzi Jewishness and psychoanalysis the relationship to identity trauma and exile An interview study In Jewish Culture and History 2019 Vol 20 No 2 S 140 152 Interviews mit Lajos Edith und anderen doi 10 1080 1462169X 2019 1574429 Deutsche Psychoanalytische Vereinigung EhrenmitgliederNormdaten Person GND 125735421 lobid OGND AKS VIAF 62519766 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Szekely EdithALTERNATIVNAMEN Szekely Edith Sophie Sussmanowitz Edith Sophie Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsch judische PsychoanalytikerinGEBURTSDATUM 24 April 1909GEBURTSORT ZeiskamSTERBEDATUM 21 September 2012STERBEORT Stockholm 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