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Dylaby ein dynamisches Labyrinth war eine experimentelle Ausstellung der sechs Kunstler Jean Tinguely Daniel Spoerri Robert Rauschenberg Martial Raysse Niki de Saint Phalle und Per Olof Ultvedt die vom 30 August bis zum 30 September 1962 im Stedelijk Museum in Amsterdam stattfand 1 Plakat zu DylabyPiet van der Have Martial Raysse 1962Druck100 70 cmThe Gielijn Escher Poster Collection AmsterdamLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ausstellung 2 1 Katalog und Plakat 2 2 Raume und Werke 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNachdem Willem Sandberg Direktor am Stedelijk Museum in Amsterdam 1960 in Zurich Daniel Spoerri in einem ersten Gesprach fur eine Ausstellung kinetischer Kunst in seinem Museum interessiert hatte begann Spoerri mit der Planung derselben Wahrend der Planungszeit meldete sich Pontus Hulten Direktor des damals zwei Jahre alten Moderna Museet in Stockholm um sein Interesse an der Ubernahme der geplanten Ausstellung fur sein Museum anzumelden wobei er allerlei Ideen fur die Auswahl von Kunstlern und Objekten einbrachte 2 Hulten der seit Jahren mit Tinguely befreundet war stellte den Katalog zusammen und Spoerri befasste sich vor allem mit der Auswahl Organisation und Einrichtung der am 10 Marz 1961 im Stedelijk Museum eroffneten Ausstellung Bewogen Beweging an der auch die ZERO Kunstler Heinz Mack Otto Piene und Gunther Uecker teilnahmen und die in Stockholm Rorelse i Konsten hiess Der Vorschlag Daniel Spoerris von einigen Kunstlern einen speziellen Raum gestalten zu lassen fuhrte unter anderem zu einem Environment von Jesus Rafael Soto einer an der Wand hangenden Raumskulptur aus Holz von Ultvedt und einer grossen an der Fassade des Museums befestigten Skulptur von Jean Tinguely und seinen entworfenen Springbrunnen fur den Teich im Museumsgarten Vor allem sein Saal voller sich bewegender Maschinen brachte sowohl den Ausstellungsbesucher wie die Presse vollig aus der Fassung 3 Im August 1960 nahm Sandberg Kontakt mit Jean Tinguely auf um dessen Plan einer labyrinthischen Konstruktion die Elemente aus Vergnugungspark und Theater Ausstellung und Geisterbahn verbinden sollte zu verwirklichen Fur eine im selben Jahr vorgesehene Weltausstellung in der Schweiz hatte Tinguely gemeinsam mit Daniel Spoerri und Bernhard Luginbuhl bereits eine Ideen Skizze und ein Modell entworfen bei dem der Besucher durch ein hundert Meter hohes Dynamisches Labyrinth in der es keine getrennt wahrnehmbaren Kunstwerke mehr geben wurde und das den Besucher wie ein Jahrmarkt aufnehmen und mit einer aufregenden Mischung extremer visueller physischer und psychischer Empfindungen durchrutteln sollte 4 Ausstellung Bearbeiten nbsp Das Stedelijk Museum der AusstellungsortZunachst war ein labyrinthe dynamique fur Mai bis Juni 1962 geplant Als teilnehmende Kunstler waren Niki de Saint Phalle Jasper Johns Robert Rauschenberg Daniel Spoerri und Jean Tinguely zeitweise auch Jasper Johns Larry Rivers Jim Dine Bruce Conner John Chamberlain Zofia Stankiewicz Edward Kienholz Cy Twombly und Robert Watts sowie die Kunstler Arman Eva Aeppli Raymond Hains Yves Klein Bernhard Luginbuhl Martial Raysse und Per Olof Ultvedt vorgesehen Jedoch wurden die Plane mehrfach geandert und Sandberg legte mit Tinguely wahrend eines Gesprachs in New York am 30 April 1962 fest dass neben ihm nur noch Rauschenberg Spoerri de Saint Phalle und Ultvedt letztgenannter anstelle von Jasper Johns ausstellen sollten Am 4 Mai 1962 trat Tinguely gemeinsam mit Rauschenberg Niki de Saint Phalle und Oyvind Fahlstrom in New York in The Construction of Boston einer Choreographie von Merce Cunningham auf Zehn Tage spater am 14 Mai verfasste Sandberg einen Brief mit einer liste definitive auf der auch Jim Dine und Martial Raysse genannt waren sowie Sandberg als arbiter Dine schied spater aus 4 Katalog und Plakat Bearbeiten Da die Raume und die Kunstwerke im allerletzten Moment fertig wurden erschien der Katalog erst nach der Eroffnung der Ausstellung Der niederlandische Fotograf Ed van der Elsken begleitete die Kunstler wahrend des Aufbaus der insgesamt sieben Raume um Fotografien zu verschiedenen Zeiten anzufertigen Piet van der Have vom Grafikkabinett des Stedelijk Museums entwarf das Layout mit den Fotos von van der Elsken und einem Text von Sandberg Innerhalb des Katalogs befindet sich als loses Blatt ein praziser Grundriss den Ultvedt zeichnete und Rauschenberg entwarf den Umschlag mit dem doppelten Pfeil Martial Raysse tauchte fur Umschlag und Plakat seine Fusse in schwarze Latexfarbe und van der Have brachte darunter mit Schablonenlettern den Text an 5 Raume und Werke Bearbeiten Dylaby EingangRobert Rauschenberg 1962AssemblageJohn Kaldor Family Collection at the Art Gallery of New South WalesLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Dylaby Raum IIIDaniel Spoerri 1962Stedelijk Museum AmsterdamLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Nach zweieinhalb Wochen Aufbau bei dem den Kunstlern vollkommene Freiheit zugestanden wurde befand sich am Anfang des Dylaby als Wandobjekt ein Autoreifen von Robert Rauschenberg auf dem ein Brett mit einem schwarzen Doppelpfeil befestigt wurde wobei der Pfeil auf die beiden Eingange des Dylaby verwies Der eine Eingang fuhrte in Daniel Spoerris furchterregendes und stockdunkles Labyrinth Raum I wo der Tastsinn der Besucher gefragt war der andere in einen von Ultvedt gestalteten Raum Raum II wo den Besucher eine Kletterpartie in einem verschachtelten Holzbau erwartete der in den nicht viel grosseren Raum hineingezwangt war Der nun folgende Raum Raum III wieder von Spoerri gestaltet bot einen um 90 Grad gekippten Museumssaal in dem die Bilder auf dem Boden und an der Decke hingen und aus der Wand Sockel mit Plastiken hervorragten 6 Der von Martial Raysse gestaltete Raum IV bot ein grosses Badebecken in dem allerlei Plastiktiere wie Enten und Schwane oder Balle trieben In einer Ecke des Raumes stand eine Jukebox und in einer anderen Ecke ein rohrgeflochtener Strandkorb in dem eine modisch aufgedonnerte Schaufensterpuppe sass An den Wanden hing Gemaldeartiges auch ein Badehoschen und ein Schwimmreifen Der Boden war mit Kunstgras ausgelegt auf dem gleichfalls Plastikballe und tiere verteilt herumlagen und ein Schild auf einem Stander zeigte die Neonaufschrift Raysse Beach 7 In Raum V der Shooting Gallery befanden sich Arbeiten von Niki de Saint Phalle Jean Tinguely damals Lebensgefahrte von Niki de Saint Phalle half beim Bau ihrer Shooting Gallery die aus einer dreidimensionalen Gruppe prahistorischer Monster sowie aus Gips Mannequinkopfen ausgestopften Tieren und Plastikpuppen bestand Das Ganze wurde von Tinguely weiss bemalt und im oberen Bereich mit Elektromotoren versehen an denen Beutel mit Farbe befestigt waren auf die die Besucher mit einem Luftgewehr zu schiessen hatten Traf jemand einen Beutel so spritzte die Farbe uber das Relief der Monster wodurch sich auf die Dauer ein effektvolles Bild ergab 8 Im selben Raum angrenzend befand sich in 2 5 Meter Hohe ein auf mehreren Metallrohren ruhender Boden Unterhalb des Bodens hatte Tinguely zwischen die Rohren eine kompliziert aussehende Maschinerie gebaut die er nach einem bekannten Schweizer Kunstler der grosse nutzlose Apparate gefertigt hatte Hommage a Anton Muller nannte Uber Treppen gelangte der Besucher nach oben auf den Boden in dem sich ein Loch befand Schaute man dort hindurch sah der Betrachter wie die Maschine ein Wirrwarr von Eisendrahten Stahlfedern Gummischlauchen Pelzen und Lumpen in unsinnige tanzende Bewegungen versetzte Ordures animees 9 Per Olof Ultvedt der Dritte in Raum V trug einen erhohten Laufsteg bei der mit holzernenen Tourniquets versehen war die wenn ein Besucher sie drehte wiederum horizontal angebrachte Rader bewegten an denen grosse weisse Hemden hingen Von diesem Laufsteg gelangte man durch eine Tur die Ultvedt in eine Assemblage verwandelt hatte in den Raum von Robert Rauschenberg Raum VI Hier erwarteten den Besucher kafigartige Gebilde darin Assemblagen von denen einige Gerausche machten oder sich bewegten wie zum Beispiel die sich schnell kreisenden Zeiger der liegenden Bahnhofsuhren Zwischen diesen Kafigen verlief ein erhohter mit Asphalt bedeckter Laufsteg in dessen Mitte wie bei einer Autostrasse ein Mittelstreifen aufgemalt war 6 Raum VII von Jean Tinguely erdacht beherbergte einen kleinen Tunnel mit einem seitlich ansteigenden Holzboden aus dessen Lochern Luft entwich und dutzende von Ballons mit der Aufschrift DYLABY in den Raum blies In einer Ecke des Raums sass ein Mitarbeiter des Museums der da viele Ballons platzten mit einem Staubsauger immer wieder neue Luftballons aufblasen musste Hinaus aus diesem Raum gelangte der Besucher unvermutet in einen ganz normalen gangigen Museumssaal 9 Das Material fur die Ausstellung das hauptsachlich von Flohmarkten aus Second Hand Laden oder aus vorgefundenem Material Objet trouve eine Reminiszenz an Marcel Duchamp wurde zum grossen Teil nach Beendigung der Ausstellung auf dem Mullplatz entsorgt 10 Rezeption BearbeitenInnerhalb der Geschichte der Kunstausstellung war bei der Exposition Internationale du Surrealisme in Paris 1938 die Absage an den weissen Galerieraum der Moderne und der Inszenierungscharakter der gleichberechtigte Einsatz von Kunstwerk und Fundstuck ein massgeblicher Vorlaufer fur die Rauminszenierungen und Installationen der 1960er Jahre 11 Unmittelbar an den Charakter der Ausstellung von 1938 knupfte 1962 Dylaby an Mit der Ausstellung BEUYS des Bildhauers Joseph Beuys im Museum Abteiberg im September und Oktober 1967 sowie den Ausstellungen 503 1600 Cubic Feet Level Dirt von Walter De Maria vom 28 September bis 10 Oktober 1968 in der Galerie von Heiner Friedrich in Munchen und Ohne Titel Dodici Cavalli Vivi von Jannis Kounellis Rom 1969 und anderen setzte sich der Kunstler Raum und die Kunstler Ausstellung ausgehend von der surrealistischen Praxis zu einer eigenen Einrichtung innerhalb des Mediums Ausstellung 12 durch die ihrerseits die Kunstlerraume der 1980er Jahre zur Folge hatten 13 1966 fand Dylaby eine direkte museale Fortsetzung in der Ausstellung Hon im Moderna Museet in Stockholm Sie zeigte auf Initiative von Pontus Hulten eine riesengrosse auf dem Rucken liegende weibliche Figur in deren Leib sich ein Labyrinth befand Ausfuhrende Kunstler waren wie bei Dylaby Jean Tinguely Niki de Saint Phalle und Per Olof Ultvedt Mit Crocochrome wurde 1977 als Hulten am Centre Pompidou arbeitete wieder ein gemeinsames Werk gezeigt Diese Ausstellung hatte jedoch nicht den Erfolg wie Dylaby oder Hon ihn hatten was vielleicht an der Architektur des Centre Pompidou oder an den gewandelten Zeiten lag 14 Literatur BearbeitenDylaby Dynamisch Labyrinth Stedelijk Museum Amsterdam 1962 Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg Die Kunst der Ausstellung Eine Dokumentation dreissig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts Insel Verlag Frankfurt a M Leipzig 1991 ISBN 3 458 16203 8 Hans Richard Brittnacher Rolf Peter Janz Hrsg Labyrinth und Spiel Umdeutungen eines Mythos Wallstein Gottingen 2007 ISBN 978 3 89244 933 1 teilweise online Weblinks BearbeitenNiederlandisches Fotomuseum Bilddatenbank Ed van der Elskens von DylabyEinzelnachweise Bearbeiten Robert Rauschenberg Jean Tinguely Collaborations www kultur online net abgerufen am 15 September 2011 Ad Peterson Dylaby ein dynamisches Labyrinth im Stedelijk Museum 1962 In Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg Die Kunst der Ausstellung Eine Dokumentation dreissig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts S 158 Ad Peterson Dylaby ein dynamisches Labyrinth im Stedelijk Museum 1962 In Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 158 ff a b Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 160 Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 163 f a b Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 161 f Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 162 Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 162 f a b Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 163 Dylaby www worldofart org abgerufen am 19 September 2011 Uwe M Schneede Die Kunst des Surrealismus Malerei Skulptur Dichtung Fotografie Film S 212 Uwe M Schneede Exposition internationale du Surrealisme Paris 1938 In Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 100 Uwe M Schneede in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 101 Ad Peterson in Bernd Kluser Katharina Hegewisch Hrsg S 165 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dylaby amp oldid 239196140