www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt den Musikstil Zu weiteren Bedeutungen siehe Dub Begriffsklarung Dub ist eine Musik Produktionsweise die in den spaten 1960er und fruhen 1970er Jahren auf Jamaika entstand Roots Reggae Songs wurden als Rohmaterial verwendet mit Effekten versehen und neu abgemischt Heutzutage werden die dazu verwendeten Techniken von vielen Musikproduzenten verwendet insbesondere im Bereich elektronischer Tanzmusik Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Charakteristika 3 Film 4 Wichtige Vertreter 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem Anfang der 1950er Jahre auf Jamaika das erste Plattenpresswerk in Betrieb gegangen war begannen die Soundsystem Betreiber ab 1957 Acetat Schallplatten sogenannte Dubplates mit jamaikanischem R n B zu produzieren Der jamaikanische Patois Ausdruck Dub eine Abkurzung fur to double bezog sich dabei ursprunglich auf den Kopiervorgang von Tontragern Dubplates sind Unikate die zunachst ausschliesslich fur den Soundsystem Einsatz gedacht und deshalb selten und gefragt waren Aus diesem Grund erhielt der Ausdruck Dub schnell die Bedeutung von exklusiv speziell besonders ausgefallen Als sich zeigte dass die Dubplates mit jamaikanischen Produktionen in den Soundsystems sehr erfolgreich waren wurden sie als kommerzielle Vinylpressungen auf dem jamaikanischen Markt veroffentlicht und bald darauf auch fur die jamaikanischen Emigranten nach Grossbritannien und in die USA exportiert Zwei weitere wichtige Entwicklungen hangen mit dem Entstehen des Dub Reggae zusammen Das Aufkommen des Rastafari inspirierten Roots Reggae um 1970 und die Erweiterung der in Jamaika verfugbaren studiotechnischen Moglichkeiten Ende der 1960er Jahre wurde es gangige Praxis auf den B Seiten der Rocksteady und fruhen Reggae Singles Instrumentalfassungen sogenannte Versions von den Songs der A Seite zu veroffentlichen Das wesentliche Charakteristikum des Dub Reggae ist allerdings nicht dass Instrumentalversionen produziert im Soundsystem gespielt und als Tontrager veroffentlicht wurden das war bereits bei vielen der fruhen Ska Produktionen und dann bei den B Seiten Versions der Fall sondern vielmehr dass die Stucke im Studio weiterbearbeitet wurden Eine wichtige Errungenschaft im Home Studio von King Tubby einem der einflussreichsten Toningenieure des Dub Reggae war ein ausrangiertes Vierspurmischpult das sich Tubby 1972 von einem jamaikanischen Studio kaufte Auf den vier Tonspuren konnten Bass Drums Gitarre Keyboard sowie Blaser oder Gesang getrennt aufgenommen und die Lautstarke der Spuren beim Mischen unabhangig voneinander geregelt werden Nachdem die Dub Toningenieure zunachst Originalaufnahmen von Reggae Stucken als Dub Versionen neu abmischten wurde es im Laufe der 1970er Jahre ublich die Riddims bekannter Reggae Songs von Studiobands neu einspielen zu lassen Mit diesen Riddims wurde dann zumindest in der Anfangszeit des Dub Reggae live am Mischpult improvisiert Die 1970er Jahre wurden zur Blutezeit des jamaikanischen Dub Reggae Plattenkaufer achteten nicht mehr nur auf die Sanger und Produzenten sondern auch auf die Namen der Toningenieure Singles mit King Tubby Versions verkauften sich besonders gut und ab 1973 wurden erste Dub LPs veroffentlicht Nach 1980 vollzog sich in Jamaika allerdings eine Abwendung vom Roots Reggae In der Musikszene loste Dancehall Reggae mit einer neuen Generation von DJs und Sangern den Rasta inspirierten Roots Reggae ab 1 Damit ging auch die Blutezeit des jamaikanischen Dub Reggae zu Ende In Grossbritannien hatte jamaikanische Musik seit den fruhen 1960er Jahren einen hohen Stellenwert in der popularen Musikszene 2 Mitte der 1970er Jahre waren in England Dub Alben wie King Tubbys Dubbing with the Observer sehr erfolgreich 3 Wahrend in Jamaika Dancehall Reggae und spater Ragga die 1980er Jahre bestimmten wurde in England von dem Soundsystem Betreiber und Plattenproduzenten Jah Shaka die Roots Reggae Tradition weitergepflegt und fortgefuhrt Zwischen 1980 und 1991 veroffentlichte Jah Shaka zehn LPs seiner Dub Reggae Serie Commandments of Dub Das Schaffen Jah Shakas ist der Bezugspunkt fur das Roots Reggae Revival im Grossbritannien der spaten 80er Jahre mit Grundungen von neuen Soundsystems z B Boom Shacka Lacka und Dub Projekten wie den Disciples oder Alpha amp Omega Anfang der 90er Jahre sprang der Funke des Roots Reggae Revivals auch nach Deutschland uber wo sich seither in Stadten wie Hamburg oder Koln aktive Reggae und Dub Szenen entwickelt haben Neben Jah Shaka bestimmten zwei weitere englische Produzenten und Toningenieure Adrian Sherwood und Neil Fraser Mad Professor die Entwicklung des Dub Reggae in den 80er Jahren Ihr Schaffen zeichnet sich sowohl durch eine experimentierfreudige Weiterentwicklung der Produktionstechniken als auch durch eine stilistische Offnung des Dub Reggae aus Grundlage dieser Entwicklung waren personelle Kontakte zu Musikern aus verschiedenen Stilbereichen So besitzen die Aktivitaten von Adrian Sherwood nicht nur fur den Dub Reggae sondern generell fur die englische Popmusikszene grosse Bedeutung Die Offenheit gegenuber anderen Popmusikstilen setzt sich auf musikalischer Ebene fort In den Dub Produktionen von Sherwoods Label On U Sound oder Mad Professors Plattenlabel Ariwa mit der Dub Me Crazy Serie ab 1982 vollzieht sich nicht nur eine Weiterentwicklung der Mischtechniken sondern auch eine bewusste stilistische Offnung Wahrend die Toningenieure und Produzenten des Dub bereits in den 1980er Jahren zunehmend stilubergreifend dachten und arbeiteten vollzog sich die Rezeption der Dub Musik in den 1980er Jahren jedoch weiterhin eher am Rande der popularen Musikszene Dies anderte sich erst in den 1990er Jahren aufgrund neuer Entwicklungen der Dance Music deren klangliche Reduktion auf rhythmische Patterns deren Soundgestaltung und Produktionsweise im Studio und am Computer neue Beruhrungspunkte boten Es entstanden nun eine ganze Reihe von Dub Crossover Produktionen Klangeffekte und Sub Bass Melodien im Drum and Bass boten ebenso Anknupfungspunkte zum Dub wie die auf Raumtiefe und Langsamkeit bedachte Ambient und Chill Out Music Der Einfluss des Dub Reggae auf Kunstler des Trip Hop der in der ersten Halfte der 1990er Jahre von Musikern und Produzenten aus dem englischen Bristol Portishead Massive Attack Tricky initiiert wurde 4 aussert sich sowohl in einem Dub typischen Klangbild vieler Aufnahmen wie auch in personellen Kontakten die sich seit den 1990er Jahren innerhalb der elektronisch produzierten Musik ganz selbstverstandlich uber stilistische Grenzen hinwegsetzen So wirkte der jamaikanische Rocksteady und Reggae Sanger Horace Andy auf Blue Lines 1991 dem ersten Plattenerfolg des Bristoler Produzenten Trios Massive Attack mit Vom zweiten Massive Attack Album Protection 1994 produzierte Mad Professor einen Dub Remix mit dem Titel No Protection Wahrscheinlich ist diese vielgelobte Dub CD mitverantwortlich dafur dass Dub nun auch einem breiteren Publikum vertraut wurde In den 1990er Jahren entwickelte sich somit eine Wechselbeziehung zwischen Dub Reggae und verschiedenen popularen Stilen der elektronischen Tanzmusik Dub wird seither vielfach als stilubergreifende Produktionsweise verstanden die durch weite Hallraume Echoverzogerungen und differenzierte Soundeffekte sowie durch eine Reduktion der klanglichen Textur besticht hervorgerufen durch das Ein und Ausblenden von Spuren am Mischpult und dem gleichzeitigen Hinzufugen oder Entfernen von Effekten insbesondere von Tape Delay und bei der zudem eine Basslinie im Mittelpunkt der Stucke steht Charakteristika BearbeitenWichtigstes Merkmal des Dub Reggae ist seit den fruhen Dub Stucken das Ausblenden und Wiedereinblenden einzelner Aufnahmespuren Wahrend bei den Studiomischpulten zuvor die Aufnahmespuren nur durch Knopfschalter ein und ausgeschaltet werden konnten ermoglichten die Anfang der 1970er Jahre entwickelten Mehrspurmischpulte mit Schiebereglern eine stufenlose Regelung der Lautstarke der einzelnen Spuren Wahrend sonst in der popularen Musik Mehrspurmischpulte vorwiegend dazu verwendet werden dem bestehenden Song durch zusatzliche Aufnahmespuren weitere Instrumente oder Klangschichten hinzuzufugen arbeiten die Dub Kunstler in die entgegengesetzte Richtung Ihnen geht es um Reduktion um ein Ausdunnen der rhythmisch klanglichen Textur Der Ablauf der Dub Stucke wird grundlegend von dem Prinzip der Subtraktion dem Wegnehmen einzelner Spuren gepragt Obschon der formale Aufbau der Dub Aufnahmen durchaus individuell ist haben sich dabei einige Formstereotypen herausgebildet Am Anfang und Ende des Stuckes erklingt zumeist ohne Begleitung von Bass oder Schlagzeug eine Melodielinie die vom Sanger oder von den Blasern vorgetragen wird Bereits nach wenigen Sekunden wird diese Melodie ausgeblendet oder verschwindet in der Tiefe des Raumes Nun setzt das rhythmisch melodische Grundgerust des Riddims von Bass und Schlagzeug ein das vielfach ohne zusatzliche Instrumente zu horen ist Im weiteren Verlauf des Stuckes werden dann die Instrumentalspuren zunehmend flexibel ein und wieder ausgeblendet Es gibt Passagen in denen ausschliesslich Bass oder Schlagzeug erklingen wobei die Basslinie mitunter durch Ubersteuerung verzerrt wird Aber auch Bass und Schlagzeug konnen ausgeblendet werden In einzelnen Passagen sind zusatzlich die Rhythmuspatterns von Gitarre und Keyboard zu horen Die Melodie von Gesang und Blasern erklingt meist nur noch bruchstuckhaft Das Aus und Einblenden der einzelnen Aufnahmespuren erfolgt wohlgemerkt nicht immer in Ubereinstimmung mit dem relativ einfachen formalen Aufbau der Riddims in denen zumeist zwei oder drei unterschiedliche zwei bzw viertaktige Patterns wiederholt und aneinandergereiht werden Vielmehr ist der Umgang mit der musikalischen Form im Dub Reggae sehr spielerisch Mal wird die formale Grundstruktur der Stucke durch das flexible Aus und Einblenden von Aufnahmespuren eher betont mal bewusst verschleiert Digital DelayEin weiteres grundlegendes Gestaltungsmittel des Dub Reggae ist die standige Veranderung des Klangbildes der Aufnahmen durch den Einsatz und die Kombination von Panoramaregelung kunstlichen Hallraumen Reverb Echoeffekten Delay und Klangmodulationen Phaser bzw Flanger Vermutlich wurden einige dieser Klangeffekte bereits bei Soundsystems eingesetzt bevor sie im Studiokontext Verwendung fanden Durch Panoramaregelung wandern Klange einzelner Instrumente und ganzer Instrumentengruppen von links nach rechts und umgekehrt durch die Veranderung der Hallgerateinstellung vom prasenten Vordergrund in die Raumtiefe Weit verbreitet sind Halleffekte bei Schlagen der Bass und Snaredrum bei denen einzelne Impulse einer Schlagfolge mit unterschiedlichen Hallraumen versehen werden wahrend andere Schlage ohne Hall erklingen Aus der Kombination von Hallgerat und Echogerat resultiert ein weiterer typischer Dub Effekt bei dem sich die Echoverzogerungen von Klangen zum Beispiel einzelner Schlagzeugschlage langsam in der Raumtiefe verlieren Vielfach entsteht durch die Einstellung der Verzogerungszeit des Delays eine zusatzliche polyrhythmische Ebene Die charakteristische Klangaura des Dub Reggae lasst sich somit als Zusammenwirken mehrerer Dimensionen beschreiben Die rhythmische Schwere und klangliche Warme der Roots Reggae Riddims die mit der Basslastigkeit des Klangbildes dem langsamen Tempo sowie dem grundlegenden Laid back Feeling der Reggae Rhythmik zusammenhangt wird durch eine Strategie der Reduktion des Ausblendens einzelner Instrumente des Ausdunnens der rhythmisch klanglichen Textur verstarkt Zugleich erfolgt durch die genannten Effekte eine starke Verraumlichung des Klangbildes Aufgrund der Riddims die vielfach auf bekannten Reggae Songs beruhen sowie aufgrund der fragmentarischen Gesangszeilen zu Beginn der Aufnahmen besitzen viele Dub Stucke Rastafari Konnotationen In Kontrast zu diesen religiosen Inhalten stehen allerdings weitere Klangeffekte und spielereien die zum Teil bereits bei den fruhen Soundsystems verwendet worden waren Verstarkerknacken Schlage aufs Federhallgerat und Messtonpiepen finden sich ebenso wie Gewehrsalven Polizeisirenen und Kuckucksuhren Manche Dub Aufnahmen gleichen dem Soundtrack eines Zeichentrickfilms Eine Nahe zu Comic Strip lasst sich auch an der Gestaltung vieler Plattencover beispielsweise von Lee Perry Scientist oder Mad Professor ablesen Film BearbeitenDie Geschichte des Dub wurde 2007 in dem Film Dub Echoes dokumentiert Wichtige Vertreter BearbeitenAba Shanti I Adrian Sherwood Afrikan Simba Alpha amp Omega Alpha Steppa Augustus Pablo Almamegretta Asian Dub Foundation The Bush Chemists Dreadzone Dub Syndicate Dub All Sense Dubkasm Dubmatix Duke Reid Gregory Isaacs High Tone Hugh Mundell Improvisators Dub Iration Steppas Jah Shaka Jahtari Kanka Kaly Live Dub King Tubby Lee Perry Long Beach Dub Allstars LKJ Linton Kwesi Johnson Mad Professor Mungo s Hi Fi New Age Steppers Panda Dub Prince Far I Prince Jammy The Rootsman Scientist Sly amp Robbie Stand High Patrol Vibronics Zion TrainSiehe auch BearbeitenDub Techno DubstepLiteratur BearbeitenSteve Barrow Peter Dalton Reggae The Rough Guide The Definitive Guide to Jamaican Music from Ska through Roots to Ragga Rough Guides London 1997 Marcel Beyer Dub Special Die Mutter aller Remixe In Spex Nr 10 1993 S 40 49 Lloyd Bradley Bass Culture When Reggae Was King Penguin Books London 2000 ISBN 0 14 023763 1 Sebastian Clarke Jah Music Ashgate London 1980 ISBN 0 435 82140 7 Martin Pfleiderer Riddim amp Sound Dub Reggae und die Entwicklungen der neueren Popularmusik In Thomas Phleps Hrsg Populare Musik im kulturwissenschaftlichen Diskurs II Beitrage zur Popularmusikforschung 27 28 Coda Karben 2001 S 99 113 Michael E Veal Dub Soundscapes amp Shattered Sounds in Jamaican Music Wesleyan University Press Middletown 2007 ISBN 978 0 8195 6572 3 Rene Wynands Do The Reggae Reggae von Pocomania bis Ragga und der Mythos Bob Marley Pieper Verlag 1995 ISBN 3 492 18409 X auch Schott 1995 ISBN 3 7957 8409 3 PDF Felix Urban DELAY Diabolisches Spiel mit den Zeitmaschinen Technik Musikproduktion Rezeption 1 Auflage Wissenschaftliche Beitrage aus dem Tectum Verlag Medienwissenschaft Nr 37 Tectum Verlag Baden Baden 2020 ISBN 978 3 8288 4395 0 S 276 Helmut Philipps DUB Konferenz 50 Jahre Dub aus Jamaika Strzelecki Books Koln 2022 ISBN 978 3 910298 02 6 Weblinks Bearbeiten Commons Dub music Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Netlabels mit Dub Veroffentlichungen unter der Creative Commons Lizenz englisch Dub A Short Story englisch Dub Blog und Archiv mit Rezensionen von Dub AlbenEinzelnachweise Bearbeiten vgl dazu Barrow Dalton 1997 S 229 ff vgl Barrow Dalton 1997 S 325ff Barrow Dalton 1997 S 205f vgl Peter Shapiro Drum n Bass The Rough Guide Jungle Big Beat Trip Hop Rough Guides London 1999 ISBN 1 85828 433 3 Normdaten Sachbegriff GND 4410293 8 lobid OGND AKS LCCN sh2006000765 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dub amp oldid 234815768