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Der Dreieckswagen ist eine neolithische Karre einachsiger Wagen mit rotierender Achse die im zirkumalpinen Raum bereits wahrend des 4 Jahrtausends v Chr als einer der weltweit ersten Transportfahrzeugtypen entstand und offenbar aus der Entwicklungslinie Pflug Stangenschleife stammt Als eindeutiger Nachweis fur die fruheste Nutzung von Arbeitsrindern wird der Fund eines aus einer Baumgabel gefertigten Objektes aus der Moorsiedlung Reute Schorrenried 1 2 dendrochronologisch datiert auf 3709 3707 v Chr angesehen wobei Forscher in diesem Objekt teilweise das Vorderteil einer Stangenschleife teilweise aber schon einen Dreieckswagen erkennen Ein vergleichbares Objekt mit Abnutzungsspuren an den Enden der Stangen ist in Chalain Fontenu Departement Jura Frankreich datiert auf 3015 2976 v Chr gefunden worden 3 Hinweise auf fruhe einachsige Wagen geben Funde wie das feuergehartete Rad von Stare gmajne datiert auf 3160 3100 v Chr im Laibacher Moor in Slowenien die der lokalen Badener Kultur zugeordnet werden Unabhangig von den Dreieckswagen die auch als Felsritzungen existieren wurden auch Jochfragmente und Nachweise fur Verochsung Stierkastration gefunden Typische Abnutzungsspuren an Knochen von Zugrindern Huftgelenksarthrose Coxarthrose wurden in englischen Fundstellen entdeckt die aus dem 3 Jahrtausend stammen wobei sich sagen lasst dass sie als standige Zugtiere genutzt wurden 4 Stangenschleife die am breiten Ende mit Achse und Radern versehen zum Dreieckswagen wirdInhaltsverzeichnis 1 Konstruktion 2 Indischer Dreieckswagen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKonstruktion BearbeitenDie quadratischen Achslocher der Rader von der Fundstelle Zurich Pressehaus von denen zwei noch auf 1 1 1 2 m langen Achsen sassen belegen dass es sich um rotierende Achsen handelt Daraus ist ein schmal A formiges Fahrgestell rekonstruiert worden das einen halbrunden Ausschnitt besass der die runde Achse aufnahm Abriebspuren auf der Achse lassen auf Fahrgestellbreiten von 80 bis 120 cm schliessen Die mehrteiligen Scheibenvollrader sind nach dem Salamiprinzip aus mehreren verbundenen Blocken gefertigt die rund geschnitten und mit einem quadratischen Achsloch versehen wurden Ein solches wurde auch bei Castione dei Marchesi in der Po Ebene gefunden Runde Baumscheiben reissen beim Austrocknen sehr schnell auf und sind daher als Wagenrader nicht zu gebrauchen Die Zusammensetzung mehrerer Holzelemente wurden mit Splinteinschuben einer zweiten Holzart gefullt fur die teilweise extra ein Spalt frei gelassen wurde um es nach dem Austrocknen einzuschlagen und das Rad unter Spannung zu bringen Dieses entgegen der Wuchsrichtung geformte besonders belastbare Holz loste das Problem des arbeitenden Holzes und machte die Rader haltbarer Schon damals hat man typische Holzarten eingesetzt die auch spatere Wagner bevorzugten Die Vorstellungen vom Aussehen der Karren und ihrer Gespanne stutzen sich auf alpine Felsbilder Sie zeigen paarweise als Zugtiere angespannte Rinder Vermutlich bis in die Bronzezeit datierbar ist die Darstellung auf einem Felsbild im Nationalpark Mercantour im Val de Fontanalbe in den franzosischen Seealpen die zwei Rinder im Joch zeigt die eine Stangenschleife auf zwei Radern ziehen Dies ist die erste bildliche Darstellung eines Dreieckskarrens Hier findet sich auch noch die Darstellung eines Ochsengespanns vor einer Stangenschleife Der Ubergang von der Stangenschleife zum Dreieckskarren wird daher auf das Ende des 4 Jahrtausends v Chr angesetzt Da das Zuggespann aufgrund der Schleife dauerhaft leicht schrag steht hat man spater die Achse durch eine kurze Deichsel verlangert um den Tieren mehr Raum fur ein gerades Gehen zu ermoglichen Aus der Logik wurde auf eine Widerrist Jochanspannung geschlossen auch wenn verschiedene Darstellungen eher auf ein Nackenjoch deuten Da man aber schon damals hornlose Rinder bevorzugte weil das Horn in der Stallhaltung storte wurde dies ein Nackenjoch wie es heute noch beim Wasserbuffel ublich ist automatisch ausschliessen Die Zweiradrigkeit ergibt sich aus der Einheit von Deichsel und Ladeflache sodass der vordere Teil der Ladung immer ein wenig auf das Gespann lastet Die Rader die fest mit der Achse verbunden waren rotierten mitsamt der Achse in einem starren Achslager das am Wagen befestigt war Auffallend ist dass diese Bauweise besonders in zirkumalpinen Seeufer und Feuchtbodenfundstellen genutzt wurde so in der Horgener Kultur der Saone Rhone Kultur wie auch in der Badener Kultur Eine solche Dreieckskarre eignet sich gut fur Tagesstrecken wie z B das Einbringen der Ernte oder Holztransporte aber auch um Ladungen uber Feuchtwiesen zu transportieren Fur Strecken uber mehrere Tage hinweg ist dieses Gefahrt jedoch kaum geeignet Die vierradrigen Wagenmodelle der Badener Kultur und die Darstellungen der nordmitteleuropaischen Trichterbecherkulturen TBK wie auch der Schnurkeramik sind als Vorbild des Dreieckswagen ungeeignet da sie Fahrzeuge mit feststehender Achse und frei drehenden Radern zeigen also nach einem anderen technischen Prinzip gebaut sind Aus Gnarrenburg in Niedersachsen und dem Meershusener Moor aus dem 3 Jahrtausend v Chr erschloss der Archaologe Stefan Burmeister anhand von Abnutzungsspuren bewegliche Achsen und Rader mit Nabenbuchsen wie sie fur vierradrige Wagen benotigt werden 5 Fur vierradrige Wagen mit rotierenden Achsen gibt es nur wenige ethnographische und historische Beispiele Sie finden sich ansonsten primar an zweiradrigen landwirtschaftlichen Fahrzeugen in Anatolien den Alpen Portugal Spanien und auf Sardinien Diese Beschrankung hat technische Grunde da die rotierende Achse nur durch das Gewicht des Wagens und der Ladung gelegentlich durch eine lose Bindung erganzt am abfallenden Fahrgestell festgehalten wird Nur bei einachsigen Wagen ist eine standige Belastung der einzigen Achse gewahrleistet und hat somit permanenten Kontakt mit dem Fahrgestell wie auch zum Boden Der Breite der Ladeflache von Dreieckswagen werden Grenzen gesetzt durch das hohe Gewicht von massiven Holzelementen inklusive der Vollrader im Verhaltnis zu den relativ kleinen neolithischen Rindern den geringen Durchmesser vorzeitlicher Rader max 0 7 m und der daraus resultierenden geringen Achshohe der Karre was jedoch das Beladen begunstigt den Abstand der Zugtiere die im Joch gehen und zwischen denen die Nutz bzw Ladeflache ohne verlangerte Deichsel liegt Indischer Dreieckswagen BearbeitenAus der Harappazeit existieren Karrenmodelle aus Ton meist ohne Zugtierdarstellung Die Spate Harappazeit uberschneidet sich im Osten mit den kupferzeitlichen Kulturen auf der indischen Halbinsel Zu dieser Zeit tauchen auf der indischen Halbinsel Karren erstmals auf Zwar konnten auch dort wie am Indus bislang keine entsprechenden Funde gemacht werden dafur ist der Dreieckswagen in einer bildlichen Darstellung auf einem Keramikgefass aus Inamgaon in der westindischen Region Dekkan belegt Sie zeigt einen von zwei Buckelrindern gezogenen zweiradrigen Karren H D Sankalia 6 datiert dieses Gefass in den Zeitraum von 1600 bis 700 v Chr wahrend B Allchin amp F R Allchin die fruhe Jorwe Stufe auf 1500 1050 v Chr datieren Siehe auch BearbeitenGeschichte des Transportwesens im AltertumLiteratur BearbeitenMamoun Fansa Stefan Burmeister Hrsg Rad und Wagen der Ursprung einer Innovation Wagen im Vorderen Orient und Europa Mainz Zabern 2004 ISBN 3 8053 3322 6 J Koninger u a Hrsg Schleife Schlitten Rad und Wagen Hemmenhofener Skripte Janus Verlag Freiburg i Br 2002 ISSN 1437 8620 Jurgen E Walkowitz Logistik im Neolithikum und Chalcolithikum In Varia neolithica Band IV 2006 ISBN 3 937517 43 X Astrid Masson Eva Rosenstock Das Rind in Vorgeschichte und traditioneller Landwirtschaft archaologische und technologisch ergologische Aspekte In Mitteilungen der Berliner Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Band 32 2011 S 81 106 Weblinks BearbeitenStangenschleife von Chalain und Felsritzung des Dreieckwagens PDF 630 kB Helmut Schlichtherle Die jungsteinzeitlichen Radfunde vom Federsee und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung In Schleife Schlitten Rad und Wagen zur Frage fruher Transportmittel nordlich der Alpen Rundgesprach Hemmenhofen 10 Oktober 2001 Band 3 Janus Verlag Freiburg i Br 2002 DNB 987282387 S 9 34 Einzelnachweise Bearbeiten Pierre Petrequin Rose Marie Arbogast Amandine Viellet Anne marie Petrequin Denis Marechal Eine neolithische Stangenschleife vom Ende des 31 Jhs v Chr in Chalain Fontenu Jura Frankreich In Joachim Koninger Hrsg Schleife Schlitten Rad und Wagen zur Frage fruher Transportmittel nordlich der Alpen Rundgesprach Hemmenhofen 10 10 2001 Janus Verlag Freiburg i Br 2002 S 59 Martin Mainberger Ratselhafte Holzobjekte des Pfahlbauneolithikums ein Transportgerattyp vor der Erfindung von Rad und Wagen In Archaologisches Korrespondenzblatt Band 27 1997 S 415 Petrequin u a 2002 Huster Plogmann 2002 Burmeister 2004a S 327 1974 Abb 204 S 505 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dreieckswagen amp oldid 232064627