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Das Stadtische Obdach Palme offiziell Stadtisches Obdach war das ab 1886 bis 1940 in der Frobelstrasse 15 in Berlin Prenzlauer Berg bestehende grosste Obdachlosenasyl der Stadt Berlin Es gilt als eine der ersten Hilfseinrichtungen fur Obdachlose in Europa 1940 wurde das heute denkmalgeschutzte Gebaude in ein Krankenhaus umgewandelt siehe Klinikum Prenzlauer Berg Schlafsaal in der Palme 1930Reportage von 1925Gedenkstele 1 Ein Beispiel stadtischer FursorgeGedenkstele 2 Krise und Ende einer vermeintlichen MusteranstaltDen Namen Palme erhielt das stadtische Obdach nach Uberlieferungen im Volksmund aufgrund einer in den Anfangsjahren im Vorraum neben dem Eingang aufgestellten Topfpalme Das stadtische Obdach galt zeitweise als Musterbeispiel stadtischer Fursorge Regelmassige Uberbelegungen und teils katastrophale Zustande im Obdach machten die Palme um 1900 und besonders in den 1920er Jahren zu einem Sinnbild druckender Armut In den Zeiten grosster Not fanden uber 5000 Personen pro Nacht Aufnahme Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Gedenken 4 Rezeption in der Kunst 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm damaligen Stadtrand Berlins entstand neben dem in Bau befindlichen Hospital und Siechenhaus 1 ab 1886 das Stadtische Obdach in der Frobelstrasse 15 Es wurde ursprunglich fur 1400 Personen ausgelegt beherbergte zu Beginn des Jahres 1893 jedoch durchschnittlich 2000 Obdachlose pro Nacht 2 Zwischen 1892 93 und 1895 wurde das stadtische Obdach infolge stetig steigender Belegungszahlen deutlich erweitert Neben dem vergrosserten Hauptgebaude das die Raume der Verwaltung die Wohnungen der Beamten sowie die Unterkunfte fur obdachlose Familien enthielt wurde das Bauensemble um 40 Schlafsale fur alleinstehende nachtliche Obdachlose ein Waschhaus eine Desinfektionsanstalt und ein Wohnhaus fur den Desinfekteur erweitert Nach der 1895 abgeschlossenen Erweiterung galt das stadtische Obdach aufgrund der hygienischen Einrichtungen und technischen Ausstattung lange Zeit als ein mustergultiges Beispiel stadtischer Fursorge 3 Das stadtische Obdach wurde in zwei Abteilungen unterteilt eine fur obdachlose Familien und eine fur Nachtlich Obdachlose 4 Nach den 1908 geltenden Regelungen war Platz fur 2800 bzw im Notfall bis zu 3400 alleinstehenden Obdachlosen denen der Aufenthalt hochstens funf Nachte lang und nur funfmal binnen von drei Monaten gestattet In der Abteilung fur wohnungslose Familien die uber geschlechtergetrennte Raume mit Betten fur 144 mannliche und 240 weibliche Personen verfugte und auch Schwangeren ab dem vierten Monat zuganglich war wurden Unterkunft und Verpflegung fur bis zu vier Wochen gewahrt 4 Ab dem 27 Dezember 1911 starben in rascher Folge siebzig Obdachlose durch eine Vergiftung Das Sterben der Obdachlosen erregte anfangs besonders dadurch offentliche Aufmerksamkeit da zunachst vom Ausbruch einer ansteckenden Seuche ausgegangen wurde Es ist unklar ob gepanschter Alkohol oder verdorbener Fisch die Ursache der Massenvergiftung war 5 In den 1920er Jahren kam es infolge von Inflation Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit regelmassig zu Uberbelegungen und teils katastrophalen Zustanden im stadtischen Obdach das ausgelegt fur maximal 4600 Bedurftige mitunter uber 5000 Menschen ein Nachtquartier bot 3 Nach der Machtergreifung im Jahr 1933 ging die Belegung in der Palme aufgrund der systematischen Verfolgung von Obdachlosen in der Zeit des Nationalsozialismus rasch zuruck 1940 wurde das stadtische Obdach geschlossen und in ein Krankenhaus umgewandelt 3 Zur weiteren Geschichte des Gebaudes siehe Klinikum Prenzlauer Berg Architektur BearbeitenDas Gebaude entstand in den Jahren 1886 1887 im Auftrag der Stadtgemeinde Berlin nach dem Entwurf und unter der Oberleitung des Stadt Baurats Hermann Blankenstein durch den Stadt Bauinspektor Fritz Haack und den Regierungsbaumeister Weber Es wurde 1893 1895 Stadt Bauinspektor Vincent Dylewski und Stadt Baumeister Max Knopff erweitert 6 Als Stadtisches Krankenhaus Prenzlauer Berg wurde die Gesamtanlage des stadtischen Obdachs als Baudenkmal geschutzt 7 nbsp Gebaude in der Frobelstrasse 15 im Jahr 2009 nbsp Grundriss des stadtischen Obdachs vor 1897 nbsp Querschnitt durch die Schlafsale des stadtischen Obdachs vor 1897 Gedenken BearbeitenUm an die Geschichte des Obdachs zu erinnern brachte die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung BVV des Bezirks Pankow im Jahr 2011 einen Antrag in die BVV ein Im Jahr 2012 befasste sich die Gedenktafelkommission des Bezirks mit dem Thema und entschied dass am fruheren Obdachlosenasyl zwei Gedenkstelen aufgestellt werden sollen Der kommunale Krankenhausbetreiber Vivantes stimmte diesem Vorhaben zu und ubernahm die Kosten fur das Aufstellen der beiden Stelen Die zwei ubermannshohen Gedenkstelen wurden schliesslich am 27 August 2013 eingeweiht 8 3 Rezeption in der Kunst Bearbeiten1925 fertigte Willibald Krain die Federzeichnung Vor dem Obdachlosenasyl in der Frobelstrasse an 1926 erschuf Kathe Kollwitz die Kreidelithografie Stadtisches Obdach nbsp Krain Vor dem Obdachlosenasyl nbsp Kollwitz Stadtisches ObdachLiteratur BearbeitenIn Berlin und seine Bauten II und III Der Hochbau Bearbeitet und herausgegeben vom Architekten Verein zu Berlin und der Vereinigung Berliner Architekten Berlin 1896 Das stadtische Obdach S 481 484 Digitalisat Die zweite Desinfectionsanstalt S 561 562 Digitalisat Rosa Luxemburg Im Asyl In Jorn Schutrumpf Hrsg Rosa Luxemburg oder Der Preis der Freiheit Im Auftrag der Rosa Luxemburg Stiftung Karl Dietz Verlag Berlin 2006 ISBN 3 320 02077 3 S 49 55 PDF Original aus Die Gleichheit 22 Jg Nr 8 1912 S 113 115 Diethart Kerbs Hrsg Im Obdachlosenasyl Berlin 1894 1932 Bilder aus dem stadtischen Obdach Die Palme Edition Photothek Band 21 Dirk Nishen Verlag Berlin 1987 ISBN 3 88940 221 6 Harry Domela Der falsche Prinz Aufbau Verlag Berlin 1983 S 60 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Palme Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Maritta Adam Tkalec Obdachlosenheim Frobelstrasse Streng sauber und Platz fur 5000 Menschen In Berliner Zeitung 8 Januar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Bernd Wahner Siechenheim und Bezirksamtssitz Die Gemauer an der Frobelstrasse haben schon vielen Herren gedient In Berliner Woche 6 Februar 2018 abgerufen am 12 Dezember 2018 Klaus Grosinski Prenzlauer Berg Eine Chronik Hrsgg vom Kulturamt Prenzlauer Berg und dem Prenzlauer Berg Museum fur Heimatgeschichte und Stadtkultur Dietz Verlag Berlin 1997 ISBN 3 320 01938 4 S 65 a b c d Stadtisches Obdachlosenasyl Palme In Gedenkstatte Deutscher Widerstand Hrsg Gedenktafeln in Berlin abgerufen am 12 Dezember 2018 a b Stadtisches Obdach In Zentrale fur private Fursorge Hrsg Die Wohlfahrtseinrichtungen von Gross Berlin 4 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 1910 S 49 50 Karsten Krampitz Tod im Asyl In Berliner Zeitung 21 Dezember 2011 abgerufen am 12 Dezember 2018 auch in FR de Das stadtische Obdach In Berlin und seine Bauten II und III Der Hochbau Bearbeitet und herausgegeben vom Architekten Verein zu Berlin und der Vereinigung Berliner Architekten Berlin 1896 S 481 484 hier S 481 Digitalisat Eintrag 09090088 in der Berliner Landesdenkmalliste Bernd Wahner Erinnerung an das Obdachlosenasyl an der Frobelstrasse In Berliner Woche 5 September 2013 abgerufen am 12 Dezember 2018 52 539607 13 429348 Koordinaten 52 32 22 6 N 13 25 45 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtisches Obdach Palme amp oldid 215182092