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Die Eberjagd ist der Titel einer 1952 1 veroffentlichten Kurzgeschichte von Ernst Junger uber ein fur das Bewusstsein des Jugendlichen Richard einschneidendes Jagderlebnis Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Sprache und Form 3 Rezeption 4 Ausgaben 5 Literatur 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenIn der in personaler Form aus der Perspektive Richards erzahlten Geschichte wird zuerst eine winterliche Jagdszene in einem graflichen Wald beschrieben Richard darf noch nicht als Jager teilnehmen Er traumt von einer schonen handlichen Waffe um wie mit einer Geliebten mit ihr im Grunen sich zu ergehen Dass dieses Kleinod dieses Wunder zugleich das Schicksal den Tod in sich beschloss das freilich ging uber seine Phantasie hinaus Zu seinem 16 Geburtstag hat er sich ein Gewehr gewunscht So ist er nur Beobachter des Geschehens und hat neben dem etwa zwei Jahre alteren Jagereleven Breyer einen schlechten Platz mit einem unubersichtlichen Schussfeld wahrend die erfahrenen Schutzen ihre Platze an der Schneise haben auf die die Treiber ein Wildschwein jagen sollen Doch der aufgescheuchte starke Keiler flieht kraftvoll durch das Geholz nahe an den beiden Jugendlichen vorbei Das Wesen hatte etwas Wildes und Dunkelstruppiges Es liess den Ekel ahnen mit dem dieser Freiherr die Nahe der menschlichen Verfolger und ihre Witterung empfand Dieser Eindruck pragt sich Richard fur immer ein die Witterung von Macht und Schrecken doch auch von Herrlichkeit Der ebenso uberraschte Breyer schiesst spontan hinter dem im Dickicht verschwundenen Tier her Im zweiten Teil der Geschichte werden die Reaktionen auf den Sonntagsschuss erzahlt Forster Moosbrugger blast die Jagd ab und macht dem schuldbewussten Breyer Vorwurfe fur seinen Blindschuss der dem Waldgrafen und seinen Gasten die Freude am Erlegen des Tiers verdorben habe Seine Stimmung wechselt sofort als der getotete Keiler im Neuschnee gefunden wird Der Jagdherr und seine Gesellschaft gratulieren dem jungen Schutzen und bestaunen die machtige Beute Richard dagegen hat das Gefuhl dass ihm in diesem Augenblick der Eber naher verwandter als seine Hetzer und Jager war Bei Hofe im Krieg und unter Jagern schatzt man den glucklichen Zufall und rechnet ihn dem Manne zu Moosbrugger und der Graf fuhren das Jagdritual aus Halali Obstwassertrunk Offnen des geschandete n Leibs mit einem Messer Der mit einem blutigen Fichtenzweig als Hutschmuck ausgezeichnete Schutze schildert die von ihm offenbar ganz anders als von Richard wahrgenommene Szene Es sei ein gezielter Schuss aus einem ungunstigen Winkel gewesen Richard erlebt hier zum ersten Male dass Tatsachen die Umstande verandern die zu ihnen fuhrten das ruttelt an seiner idealen Welt Das grobe Geschrei der Jager bedruckt ihn Und wieder scheint ihm dass ihnen der Eber hoch uberlegen war Der letzte Satz der Geschichte deutet die Veranderung in Richards Bewusstsein an Das war der erste Abend an dem Richard einschlief ohne an das Gewehr gedacht zu haben Dafur trat nun der Eber in seinen Traum 2 Sprache und Form BearbeitenJunger verwendet etliche Ausdrucke der Jagersprache wie Vorderhammer er hatte sie deutlich zeichnen gesehen oder der Eber habe noch an neunzig Fluchten gemacht Die Form ist eine klassische Kurzgeschichte mit expositionslosem Beginn und einem entscheidenden Einschnitt fur den Helden Richard spurt eine Distanz zur Jagdgesellschaft und seine Sehnsucht nach dem Gewehr verschwindet wie im letzten Satz der Geschichte angedeutet Rezeption BearbeitenIn seinem Vortrag uber die Eberjagd gibt Brandes 3 einen Uberblick uber die unterschiedliche Rezeption des Werks Die Erzahlung wurde von der Literaturwissenschaft im Vergleich zu Besuch auf Godenholm oder Glaserne Bienen wenig beachtet 4 Fur Plard 5 ist der kurze Text jedoch einer der wesentlichen im Werk Jungers Martus 6 spricht von einer symbolisch weit ausdeutbare n Erzahlung Plard sieht im Eber die patriarchale Instanz versinnbildlicht und bezieht die Erzahlung auf Sigmund Freuds Totem und Tabu Nur wer den Vater in sich abtotet darf sich zu der Brudergemeinde der Manner rechnen 7 Kuhnle 8 untersuchte Jungers Metaphorik im Kontext jagdlicher Schilderungen und der psychologischen Bearbeitung eines moralphilosophischen Komplexes D ie Positionen Gesinnungsethik versus Erfolgsethik 9 und kam zu dem Ergebnis Hier geht es um die normative Kraft des Faktischen die jedem idealistischen vom Gewissen her begriffenen Ethikverstandnis fremd sein muss dessen Maxime in der Gesinnung und nicht in der Bewertung des Erfolges liegt Junger macht deutlich nach welchen Gesetzen fur eine utilitaristische Ethik menschliches Handeln moralisch disponibel wird 10 Rozet arbeitete in der Gegenuberstellung von Geschichte und Mythos eines der bedeutenden Themen aus Jungers Gedankenwelt heraus 11 und fand eine doppelte Initiation Die erste mannlichen Ranges erlaubt es Breyer in den Mannerbund der Jager aufgenommen zu werden die zweite geistigen und gefuhlsmassigen Ranges betrifft Richard 12 Martus 13 griff diesen Gedanken abwandelnd auf wenn er meint Die Eberjagd zeige wie Richard durch ein epiphanieartiges Initiationserlebnis eine mitleidende Rolle einnimmt Dadurch markiert die Erzahlung fur ihn mit einer veranderten Haltung zum Toten den Weg von der Metaphysik des Willens und der Gewalt zur Metaphysik des Opfers und des Mitleids Ort verglich die Ursprungsfassung von 1952 mit der geringfugig aber signifikant veranderten Fassung der ersten Werkausgabe von 1960 und gewann daraus Einsichten in das Verhaltnis von Mythologisierung und Bedeutungstilgung 14 In einer weggelassenen Passage wird z B die Verbindung zwischen dem Gottlichen und dem Eber betont Der Knabe ahnte dass in diesem Geschopfe noch die alte und absolute Freiheit lebte die stolze Eigenart die ihm verliehen war gleich einem Orden ja die die Orden und Wappen erst mit Sinn versieht Das war noch eine Macht die Raum hatte viel Raum den ihre Freiheit schuf Man fuhlte dass sie unberuhrbar war intakt und selbstherrlich vom Urahn her und dass auf alle Falle wollte man Hand an sie legen der Tod vorauszuschicken war Selbst todlich verwundet wurde dieser Waldfurst mit furchtbarem Riss aufschlitzen was sich ihm naherte Mensch Hund und Pferd 15 Brandes 16 ordnet Die Eberjagd in das Werk Jungers ein und sieht im Oberforster der Marmorklippen einen Vorlaufer Moosbruggers und der graflichen Jagdgesellschaft mit ihren Treibern Ausgaben BearbeitenErnst Junger Die Eberjagd In Wolfgang Cordan Hrsg story die welt erzahlt Die Monatsschrift der modernen Erzahlung Jg 7 1952 Heft 1 Ernst Junger Die Eberjagd In Ernst Junger Werke Gesamtausgabe in 10 Banden Stuttgart Klett 1960 1965 Bd 9 Erzahlungen Ernst Junger Die Eberjagd In Ders Samtliche Werke Band 15 Erzahlungen Klett Cotta Stuttgart 1978 ISBN 3 608 93485 5 S 353 361 Ernst Junger Die Eberjagd In Marcel Reich Ranicki Hrsg Deutsche Erzahler des 20 Jahrhunderts Von Joseph Roth bis Hermann Burger Manesse Verlag Zurich 2006 ISBN 3 7175 1856 9 S 256 265 unverand Nachdr d Ausg Zurich 1994 Literatur BearbeitenClaus Michael Ort Gullin Bursti und der Traum vom Mythos Zum Verhaltnis von Mythologisierung und Bedeutungstilgung in Ernst Jungers Erzahlung Die Eberjagd 1952 1960 In Lutz Hagestedt Hrsg Ernst Junger Politik Mythos Kunst De Gruyter Berlin 2004 ISBN 3 11 018093 6 S 321 338 Einzelnachweise Bearbeiten in der Zeitschrift Story und dann in der ersten 10 bandigen Werkausgabe 1960 1965 zitiert nach Ernst Junger Die Eberjagd In Samtliche Werke Band 15 Erzahlungen Klett Cotta Stuttgart 1978 S 353 361 Wolfgang Brandes Eberjagd und Hasendammerung Uber die Jagd in zwei Erzahlungen von Ernst Junger und Hermann Lons http www jagdkultur de downloads vortrag 2009 brandes pdf Claus Michael Ort Gullin Bursti und der Traum vom Mythos Zum Verhaltnis von Mythologisierung und Bedeutungstilgung in Ernst Jungers Erzahlung Die Eberjagd 1952 1960 In Lutz Hagestedt Hrsg Ernst Junger Politik Mythos Kunst Berlin New York 2004 S 321 338 Henri Plard Ernst Jungers Wende An der Zeitmauer und Der Weltstaat In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Wandlung und Wiederkehr Festschrift zum 70 Geburtstag von Ernst Junger Aachen 1965 S 117 135 Steffen Martus Ernst Junger Stuttgart Weimar 2001 S 219 Henri Plard Ernst Jungers Wende An der Zeitmauer und Der Weltstaat In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Wandlung und Wiederkehr Festschrift zum 70 Geburtstag von Ernst Junger Aachen 1965 S 131 Gunter R Kuhnle Der Jager und sein Ich Munchen Bonn 1994 S 256 259 Gunter R Kuhnle Der Jager und sein Ich Munchen Bonn 1994 S 256 Gunter R Kuhnle Der Jager und sein Ich Munchen Bonn 1994 S 259 Isabelle Rozet Die grossen Jagden Eingang in die Welt des Mythos In Peter Koslowski Hrsg Die grossen Jagden des Mythos Ernst Junger in Frankreich Munchen 1996 S 134 Isabelle Rozet Die grossen Jagden Eingang in die Welt des Mythos In Peter Koslowski Hrsg Die grossen Jagden des Mythos Ernst Junger in Frankreich Munchen 1996 S 138 Steffen Martus Ernst Junger Stuttgart Weimar 2001 S 218 f Claus Michael Ort Gullin Bursti und der Traum vom Mythos Zum Verhaltnis von Mythologisierung und Bedeutungstilgung in Ernst Jungers Erzahlung Die Eberjagd 1952 1960 In Lutz Hagestedt Hrsg Ernst Junger Politik Mythos Kunst Berlin New York 2004 S 321 323 Story S 14 Wolfgang Brandes Eberjagd und Hasendammerung Uber die Jagd in zwei Erzahlungen von Ernst Junger und Hermann Lons Abschnitt Jungers Gesamtwerk aus dem Aspekt der Eberjagd interpretiert VWerke von Ernst JungerRomane Auf den Marmorklippen Heliopolis Ruckblick auf eine Stadt Glaserne Bienen Die Zwille Eumeswil Eine gefahrliche BegegnungErzahlungen Sturm Afrikanische Spiele Die Eberjagd Besuch auf Godenholm Aladins ProblemTagebucher Kriegstagebuch 1914 1918 In Stahlgewittern Das Waldchen 125 Eine Chronik aus den Grabenkampfen Feuer und Blut Garten und Strassen Myrdun Briefe aus Norwegen Atlantische Fahrt Ein Inselfruhling Strahlungen Am Sarazenenturm Jahre der Okkupation Siebzig verweht I Siebzig verweht II Siebzig verweht III Siebzig verweht IV Siebzig verweht VEssays Der Kampf als 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