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Dieser Artikel behandelt die Erzahlung von Ernst Junger fur die Sportveranstaltung siehe Afrikaspiele Afrikanische Spiele ist eine 1936 erschienene Erzahlung von Ernst Junger Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Zur Interpretation 3 Literatur 3 1 Quellen 3 2 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenIn dieser Erzahlung hat Junger eine zentrale personliche Erfahrung aus seiner Jugend in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg literarisch relativ frei verarbeitet wobei die zentralen Eckdaten und inhaltlichen Punkte von Afrikanische Spiele mit den Eckdaten und Ereignissen des realen Fremdenlegionabenteuers Ernst Jungers identisch sind Die relativ kurze Erzahlung erzahlt in der Ich Form in einem humorvollen und doch zugleich etwas wehmutigen Ton wie sich der achtzehnjahrige Ernst Junger sein alter ego lautet hier Berger 1913 entschloss die Schulbank und sein Elternhaus hinter sich zu lassen und eine Laufbahn bei der franzosischen Fremdenlegion zu beginnen Junger war wie er selbst bzw sein Alter Ego Berger zu Anfang der Erzahlung eingesteht ein miserabler Schuler und fluchtete sich wahrend seiner Schulzeit aus dieser ihm widrigen Realitat wie er selbst nicht nur in den Afrikanischen Spielen sondern auch im 1929 erschienenen Abenteuerlichen Herzen erlautert indem er Unmengen von Abenteuerliteratur in sich hineinfrass und sich im Unterricht mehr oder minder heroischen Traumereien hingab Am Ende der geistigen Fluchtbewegung steht in der Erzahlung der reale Ausbruch des Minderjahrigen aus seinem Elternhaus in Hannover und die Fahrt nach Verdun wo er sich dann mit Erfolg von der Fremdenlegion anwerben lasst Berger wird in eine Garnison in Sidi Bel Abbes einer Stadt im nordwestlichen Algerien und einem Zentrum der Fremdenlegion verbracht Die Truppe die Berger in dieser Garnison kennenlernt ist ein bunter Haufen von gestrandeten Aussenseitern und Verlierern mit teilweise krimineller Vergangenheit aus aller Herren Landern die von ihren Vorgesetzten mit strenger Disziplin zusammengehalten wird Der Dienst in dieser trostlosen Kaserne ist deprimierend und langweilig daher unternimmt Berger nach kurzer Zeit mit seinem Kameraden Benoit einen Fluchtversuch um sich uber die Grenze nach Marokko abzusetzen und dort die Freiheit zu finden Doch Berger und Benoit sind den Strapazen eines langen Fussmarsches nicht gewachsen auch ist das Unternehmen schlecht vorbereitet Noch am nachsten Morgen nach der Flucht werden die Ausreisser entdeckt und von Gendarmen zur Kaserne zuruckgebracht wo der Kommandeur der Garnison sie mit jeweils funfzehn Benoit und zehn Berger Tagen Arrest bestraft Nach einigen Wochen gelingt es dem Vater Bergers den minderjahrigen Sohn mittels diplomatischer Kontakte und erheblichen finanziellen Mitteln Bergers bzw Jungers Vater war vermogend wieder aus der Fremdenlegion freizukaufen und nach Deutschland zuruckuberstellen zu lassen Mit der Ruckfahrt Bergers nach Deutschland endet der Roman Das Fazit des Autors auf der zweitletzten Seite des Romans nach diesem lacherlich gescheiterten und enttauschenden Ausbruchsversuch aus der wilhelminischen Schulwirklichkeit und der vaterlichen Familienordnung Ich hatte mich in die Tinte gesetzt und die praktische Vernunft des Alten hatte mich wieder herausgeholt Das Experiment war missgluckt ich hatte nur die Zahl der empfindsamen Reisen um eine letzte vermehrt Ich musste zuruck musste leben wie die anderen auch und Die Zeit der Kindheit war vorbei 1 Zur Interpretation BearbeitenErnst Junger hatte als Jugendlicher betrachtliche Schwierigkeiten mit der wilhelminischen Schulwirklichkeit und war von seinen Noten her ein absolut miserabler Schuler im Ubrigen war er ausserdem durch eine typisch jugendliche in psychoanalytischen Kategorien vielleicht als odipal zu beschreibende Vaterproblematik belastet Der Vater ein ausserst distanzierter und streng rationaler Charakter wechselte aus beruflichen Grunden wahrend Ernst Jungers Kindheit oft seinen Wohnort was den Sohn zu dauernden Schulwechseln zwang und ihn zum Einzelganger ohne feste Freundschaften machte Sehr anschaulich beschreibt Heimo Schwilk die familiare und schulische Pragung die Ernst Junger zusammen mit seinen Brudern in seiner Kindheit erhielt Zum Einzelganger wurde er Ernst Junger nicht geboren sondern durch die zahllosen Umzuge und Schulwechsel gemacht Zudem erlebte er die kleine Welt seiner Familie als hochst dissonant ja labyrinthisch Der Vater blickte spottisch auf die eigenen Eltern er verachtete den Katholizismus der Schwiegermutter und verletzte auch seine Frau immer wieder mit seiner schroffen Art Ernst Junger hat nie ein burgerliches Familienleben kennen gelernt sondern nur das Zusammenleben hochst unterschiedlicher Charaktere von denen jeder seinen eigenen Weg ging soweit es sich mit den Planen seines Vater vereinbaren liess Dieser nahm aber bei seinen Entscheidungen auf niemand Rucksicht schon gar nicht auf seine Kinder Ob Freundschaften durch den Wohnortswechsel zerbrachen ob der schulische Werdegang erschwert wurde interessierte ihn bei seinen ausschliesslich vom wirtschaftlichen Erfolgsstreben bestimmten Entscheidungen nicht Das wird fur seine Sohne lebenslange Folgen haben Nur der Sohn Wolfgang wird spater den Konventionen einer burgerlichen Existenz genugen 2 Afrikanische Spiele ist insofern eine interessante und aufschlussreiche Erzahlung Ernst Jungers als er auf die Genese seiner lebenslangen Suche nach dem befreienden Abenteuer hinweist und im ubrigen auch erklart weshalb er sein Leben lang unburgerliche solipsistische anarchistische und heroische Ideale pflegte Ernst Jungers Gestaltkonzeptionen die erste war die des Kriegers die zweite die des Arbeiters die dritte die des Waldgangers gipfeln 1977 in seinem posthistorischen Roman Eumeswil in dem in Anlehnung an Max Stirner der Anarch als vierte und letzte Gestalt Ernst Jungers als neues Lebensideal proklamiert wird Der Anarch ist dabei genau wie die anderen Gestaltkonzeptionen davor nichts anderes als ein alter ego Ernst Jungers und der Roman Afrikanische Spiele zeigt dass Ernst Jungers Gestaltkonzeption des Anarchen kindliche Wurzeln hat die in Ernst Jungers problematischer familiarer und schulischer Sozialisation zu suchen sind Ernst Junger die biographischen Details werden vor allem in Heimo Schwilks Ernst Junger Ein Jahrhundertleben in aller Breite und Klarheit vorgefuhrt und sie werden auch in den Afrikanischen Spielen auf wenig verschleierte Weise sichtbar war im burgerlichen Sinne schon als Jugendlicher gescheitert seine Schulkarriere war eine albtraumhafte Erfahrung In den Strahlungen III den Tagebuchaufzeichnungen der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hier ist Ernst Junger schon fast funfzig Jahre alt berichtet er von qualenden Prufungstraumen die viel eindringlicher seien als seine Erinnerungen an die Gefechte im Ersten Weltkrieg Und uber zwanzig Jahre spater in einer Eintragung vom 1 April 1972 erwahnt der nun schon auf die achtzig Jahre zugehende Ernst Junger in seinem Tagebuchband Siebzig Verweht II Die Schule hangt mir immer noch nach viel intensiver als das Militar 3 Junger leistet in den Afrikanischen Spielen ein erhebliches Mass an psychologischer Selbstdemaskierung und dies ist fur einen Autor der sein Leben lang die Maske des elitaren Kriegers und Einzelgangers trug recht ungewohnlich und er tut das in dem er auf das fur ihn sonst typische heroische und elitare Vokabular vollig verzichtet Dass er dies im Jahre 1936 tat durfte kein Zufall sein Zu dieser Zeit hatte Ernst Junger wohl schon definitiv begriffen dass seine rechtsradikalen antiburgerlichen elitaren konservativ revolutionaren Ideale die er in der Zeit der Weimarer Republik hegte in der Gestalt Adolf Hitlers und seiner rassistischen und demagogischen Tyrannei ihren widerwartigsten und enttauschendsten Ausdruck gefunden hatten Und Ernst Junger durfte auch instinktiv begriffen haben dass er und seine rechtsradikalen elitaren konservativ revolutionaren Zirkel an Hitlers Aufstieg nicht ganz unschuldig waren weshalb er in Afrikanische Spiele auf selbstdemaskierende Weise ein allerdings indirektes Schuldeingestandnis leistet in dem er selbst auf die kindlichen psychologischen Wurzeln hinweist die ihn nicht nur in das Abenteuer der Fremdenlegion trieben sondern vor allem als Kriegsfreiwilligen in den Ersten Weltkrieg aus dem er als Offizier und als Kriegsheld mit zahlreichen Orden und vor allem dem Pour le Merite ausgezeichnet hervorgehen sollte Denn nach dem misslungenen Ausbruch aus der wilhelminischen Schulwirklichkeit und der vaterlichen Familienordnung zur Fremdenlegion schlossen Vater und Sohn noch 1913 den Pakt dass Ernst Junger erst das Abitur machen und der Vater ihm zur Belohnung dafur eine Kilimandscharo Expedition finanzieren solle Dazu kam es aber nicht ein Jahr spater legte der gelangweilte und leistungsunwillige Abiturient im Zeichen des beginnenden Ersten Weltkriegs das Notabitur ab fur Ernst Junger war dies ein Geschenk des Himmels und meldete sich freiwillig beim 73 Fusilier Regiment in Hannover Den Zusammenhang zwischen dem ersten missgluckten Abenteuer und dem zweiten gelungenen Abenteuer stellt Ernst Junger in den Afrikanischen Spielen ganz bewusst her Der Vorstoss in das Gesetzlose ist lehrreich wie der erste Liebeshandel oder wie das erste Gefecht das Gemeinsame dieser fruhen Beruhrungen liegt in der Niederlage die neue und starkere Krafte weckt Wir werden ein wenig zu wild geboren und heilen die garenden Fieber durch Tranke von bitterer Art 4 Im August 1914 begann fur Ernst Junger nun das eigentliche das grosse und pragende Abenteuer seines Lebens der Erste Weltkrieg aus dem sein ebenfalls autobiographischer Erstlingsroman In Stahlgewittern hervorging Mit ihm begann auch seine publizistische Karriere in den rechtsradikalen elitaren konservativ revolutionaren Zirkeln Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Junger Ernst Afrikanische Spiele Deutsche Hausbucherei Hamburg Einmalige Ausgabe 1936 Band 7 der 24 Jahrereihe nur fur Mitglieder Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg Wandsbek 232 Seiten mit 3 Seiten Abdruck des Originalmanuskriptes amp Biographie Junger Ernst Afrikanische Spiele Stuttgart Klett Cotta 1978 Bd 15 der Samtlichen Werke Erzahlende Schriften I S 75 245 ISBN 3 12 904251 2 ISBN 3 12 904751 4Sekundarliteratur Bearbeiten Klaus Gauger Krieger Arbeiter Waldganger Anarch Das kriegerische Fruhwerk Ernst Jungers Frankfurt am Main Bern Peter Lang 1997 ISBN 3 631 32180 5 Heimo Schwilk Ernst Junger Ein Jahrhundertleben Munchen Zurich Piper 2007 ISBN 978 3 492 04016 7 Helmuth Kiesel Ernst Junger Die Biographie Munchen Siedler 2007 ISBN 978 3 88680 852 6 Volker Mergenthaler Volkerschau Kannibalismus Fremdenlegion Zur Asthetik der Transgression 1897 1936 Tubingen Niemeyer 2005 S 149 222 ISBN 3 484 15109 9 Martin Meyer Ernst Junger Munchen Hanser 1990 ISBN 3 446 15904 5Weblinks Bearbeitenarchive org Das Kapitel zu Ernst Jungers Flucht in die Fremdenlegion auf www juenger org archivierte Version englisch Schutzumschlag der ErstausgabeEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Junger Afrikanische Spiele Stuttgart Klett Cotta 1978 Bd 15 der Samtlichen Werke Erzahlende Schriften I S 241ff Zitiert nach Heimo Schwilk Ernst Junger Ein Jahrhundertleben Munchen Zurich Piper 2007 S 45f Ernst Junger Siebzig Verweht II Stuttgart Klett Cotta 1981 S 74 Ernst Junger Afrikanische Spiele Stuttgart Klett Cotta 1978 Bd 15 der Samtlichen Werke Erzahlende Schriften I S 245 VWerke von Ernst JungerRomane Auf den Marmorklippen Heliopolis Ruckblick auf eine Stadt Glaserne Bienen Die Zwille Eumeswil Eine gefahrliche BegegnungErzahlungen Sturm Afrikanische Spiele Die Eberjagd Besuch auf Godenholm Aladins ProblemTagebucher Kriegstagebuch 1914 1918 In Stahlgewittern Das Waldchen 125 Eine Chronik aus den Grabenkampfen Feuer und Blut Garten und Strassen Myrdun Briefe aus Norwegen Atlantische Fahrt Ein Inselfruhling Strahlungen Am Sarazenenturm Jahre der Okkupation Siebzig verweht I Siebzig verweht II Siebzig verweht III 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