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Dicuil auch Dikuil lat Dicuilus 1 war ein iro schottischer Monch und Gelehrter der in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts geboren wurde und in der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts fur die Nachwelt wichtige naturwissenschaftlichen Schriften verfasste Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Astronomisches Werk Liber de astronomia 3 Geographisches Werk De mensura Orbis terrae 4 Ausgaben 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenDicuil gehorte wahrscheinlich zu einem der zahlreichen iro schottischen Kloster des Frankenreiches 2 und war durch eigene Erfahrung mit der Inselwelt im Norden Britanniens vertraut Wissenschaftlich betatigte Dicuil sich zum einen als Astronom zum anderen als Geograph Astronomisches Werk Liber de astronomia BearbeitenDicuil schrieb zwischen 814 und 818 ein astronomisches Werk Dieses aus vier Buchern bestehende astronomische Werk ist eine Art von Computus d h ein System zur Ermittlung des Osterdatums Nur eine Handschrift des 9 Jahrhunderts ist hiervon erhalten ursprunglich im Besitz der Bibliothek des Amandusklosters in Elno Saint Amand les Eaux befindet sie sich heute in Valenciennes 3 Aufgrund einer indirekten Ortsangabe in diesem Werk wird die karolingische Hofschule in Aachen als Wirkungsort Dicuils erwogen 4 Geographisches Werk De mensura Orbis terrae BearbeitenZum anderen wirkte er auch als Geograph und verfasste um 825 ein geographisches Werk mit dem lateinischen Titel De mensura Orbis terrae De mensura Orbis terrae ist eine Zusammenfassung der Erdkunde die prazise Auskunfte uber verschiedene Lander enthalt Das Werk beruht auf der Mensuratio orbis die 435 im Auftrag Theodosius II erstellt worden war und von der ein Exemplar seinen Weg an den karolingischen Hof gefunden hatte Godescalc hatte bereits 781 783 von dieser Handschrift Gebrauch gemacht als er sein beruhmtes Evangelistarium geschrieben hatte Als Quellen dienten Dicuil auch Plinius der Altere Paulus Orosius Isidor von Sevilla und andere Autoren sowie seine eigenen Untersuchungen In neun Abschnitten behandelt er nacheinander Europa Asien Afrika Agypten Athiopien das Ausmass der Erdoberflache die funf grossen Flusse bestimmte Inseln die Lange und Breite des Tyrrhenischen Meeres und die sechs hochsten Berge Obgleich das Werk hauptsachlich eine Zusammenfassung darstellt so ist es doch nicht ohne Wert Dicuil ist unsere einzige Quelle die Einzelheiten uber die unter Theodosius II vorgenommenen Landvermessungen enthalt Seine im Allgemeinen exakten Zitate sind nutzlich zur Textkritik der erwahnten Autoren Von grossem Interesse sind auch die wenigen Berichte die er von Reisenden seiner Zeit erhalten hat so etwa von dem Monch Fidelis der im Jahre 762 den damals noch existierenden Kanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer entlangreiste und von Geistlichen die sechs Monate in Island gelebt hatten Dieses Buch enthalt den fruhesten bekannten Bericht uber die Besiedelung Islands Auch wird von ihm eine bis dahin unbekannte Inselgruppe im Nordatlantik erwahnt bei der es sich wohl um die Inselgruppe der Faroer handelt 5 Weiterhin liefert er darin den klarsten westlichen Bericht uber den Kanal der einmal den Nil mit dem Roten Meer verband Das Werk ist in vier Handschriften uberliefert die Markus Welser Isaac Vossius Claudius Salmasius Jean Hardouin und Johann Daniel Schopflin bekannt waren Im Druck erschien es zuerst in einer Ausgabe Charles Athanase Walckenaers 1806 die heute gultige Ausgabe von James J Tierney erschien 1967 Ausgaben BearbeitenLiber de astronomiaMario Esposito An Unpublished Astronomical Treatise by the Irish Monk Dicuil In Proceedings of the Royal Irish Academy Bd 26 1906 07 Section C S 379 446 Digitalisat De mensura Orbis terraeCharles Athanase Walckenaer Dicuili Liber de mensura orbis terrae e duobus Codd mss Biblotecae imperialis nunc primum in lucem editus Paris 1807 Digitalisat Jean Antoine Letronne Recherches geographiques et critiques sur le livre De mensura orbis terrae suivies du texte restitue Paris 1814 Digitalisat Gustav Parthey Dicuili liber de mensura orbis terrae Berlin 1870 Digitalisat James J Tierney Ludwig Bieler Dicuili Liber de mensura orbis terrae Scriptores latini Hiberniae Bd 6 Dublin 1967 Literatur BearbeitenC R B Dicuil In Encyclopaedia Britannica 11 Ausgabe Bd 8 1910 S 200 Digitalisat Mario Esposito An Irish Teacher at the Carolingian Court Dicuil In Studies An Irish Quarterly Review Bd 3 1914 S 651 676 Ludwig Bieler The Text tradition of Dicuil s Liber de mensura orbis terrae In Proceedings of the Royal Irish Academy Bd 64 1965 66 Section C S 1 31 Werner Bermann Dicuils De mensura orbis terrae In Paul Leo Butzer Dietrich Lohrmann Hrsg Science in western and eastern civilization in Carolingian times Birkhauser Basel 1993 S 527 537 John J Contreni Dicuil In Oxford dictionary of national biography 2004 Weblinks BearbeitenDicuil im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Artikel uber Dicuil in der Catholic Encyclopedia De mensura orbis terrae lateinischer Text uchicago eduAnmerkungen Bearbeiten Der Name Dicuil geht zuruck auf einen irischen Heiligen des 6 Jahrhunderts namens Dichuil lat auch Deicolus Bekannt ist weiterhin noch ein irischer Abt Dichuil von Cluain Mor Dicholla Der karolingische Dicuil nennt bei der Widmung des Werkes an Kaiser Ludwig in fol 73r des astronomischen Werkes seinen eigenen Namen Successor Caroli felix Hlodvice valeto Dicuil haec ego que feci argumenta videto Alkuin einer der fuhrenden Gelehrten an der Aachener Hofschule soll einen Studienaufenthalt in Irland bei Coelchu auch Colga Colchu Colcu bzw Colgu lateinisch Colcus gest 794 796 seines Zeichens Abt des Klosters Clonmacnoise verbracht haben Jedoch ist eine Verbindung zu dem Abt des irischen Klosters nur durch Briefe Alkuins gesichert Wegen dieser Verbindung wird auch fur Dicuil zuweilen Clonmacnoise als Herkunftsort vermutet Siehe hier Ausgeschlossen wird aber auch nicht das Kloster Tallaght Im Jahr 803 hatte Alkuin gegenuber Kaiser Karl auf den zunehmenden Einfluss the daily increasing influence of the Irish at the school of the Palace der irischen Monche in der Aachener Palastschule hingewiesen Valenciennes Bibliotheque municipale Ms 404 Mangeart Nr 386 fol 66r 118r Bernhard Bischoff Katalog der festlandischen Handschriften des neunten Jahrhunderts Band 3 Wiesbaden 2014 Nr 6392 Digitalisat Im ersten Buch dieses Werkes fol 73r gibt er einen indirekten Hinweis auf seinen Aufenthaltsort indem er in einem Widmungsgedicht an Kaiser Ludwig erklart dass er dessen Ankunft zur Geschenkubergabe Mitte Mai 814 freudig erwartet habe siehe hier und hier Zu Beginn der Sommerfeldzuge wurde dem frankischen Herrscher ublicherweise mit der Uberreichung eines Geschenkes durch die fuhrenden Kopfe des Reiches gehuldigt und gleichzeitig damit die Treue demonstriert Es ist sehr wahrscheinlich dass diese Geschenkubergabe so kurz nach dem Tod Kaiser Karls wohl in Aachen stattfand der damaligen Hauptstadt des frankischen Reiches Wegen der zentralen Bedeutung des Textes uber die unbekannten Inselgruppe hier der lateinische Text der Stelle 3 Sunt aliae insulae multae in Septentrionali Britanniae Oceano quae a septentrionalibus Britanniae insulis duorum dierum ac noctium recta navigatione plenis velis assiduo feliciter adiri queunt Aliquis presbyter religiosus mihi retulit quod in duobus aestivis diebus et una intercedente nocte navigans in duorum navicula transtrorum in unam illarum intrivit Illae insulae sunt aliae parvulae fere cunctae simul angustis distantes fretis in quibus in centum ferme annis heremitae ex nostra Scotia navigantes habitaverunt sed sicut a principio mundi desertae semper fuerunt ita nunc causa latronum Normannorum vacuae anachoritis plenae innumerabilibus ovibus ac diversis generibus multis nimis marinarum avium Nunquam eas insulas in libris auctorum memoratas invenimus Insbesondere die Beschreibung der schmalen Sunde zwischen den Inseln in dem Satz Illae insulae sunt aliae parvulae fere cunctae simul angustis distantes fretis lasst auf die Faroer schliessen da die schmalen Sunde charakteristisch fur diese Inseln sind Normdaten Person GND 10093983X lobid OGND AKS LCCN no2002091116 VIAF 289077479 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME DicuilALTERNATIVNAMEN Dikuil Dicuilus lateinisch KURZBESCHREIBUNG irischer Monch und GeographGEBURTSDATUM 8 JahrhundertSTERBEDATUM 9 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dicuil amp oldid 229393934