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49 871441 8 638231 Koordinaten 49 52 17 2 N 8 38 17 6 O Das Deutsche Rechenzentrum DRZ in Darmstadt war in den Anfangen der elektronischen Datenverarbeitung DV eine zentrale Einrichtung die als einzige fur Wissenschaftler aus allen Teilen der Bundesrepublik einen Grossrechner bereitstellte Es zahlte in den 1960er Jahren zu den modernsten Einrichtungen ihrer Art in Europa 1 und leistete Pionierarbeit indem es Wissenschaftler nahezu aller Disziplinen an die neue Technik des elektronischen Rechnens heranfuhrte sie in Kursen und Seminaren unterrichtete und mit eigenem Fachpersonal bei der Losung ihrer Problemstellungen begleitete Sein besonderes Verdienst bestand darin dass es durch Benutzerservice Benutzerberatung und Ausbildung wertvolle Anschubhilfe leistete und auf Grund seiner vielfaltigen Arbeitskontakte zu DV Entwicklern und Nutzern eine wichtige Katalysatorfunktion fur die Verbreitung der DV in Deutschland ubernahm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufgaben 2 1 Dienstleistung 2 2 Forschung und Entwicklung 2 3 Ausbildung 3 Gebaude 4 Apparative und personelle Ausstattung 5 Organisation 6 Nachwirkungen 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEnde der 1950er Jahre reiften die Plane zur Errichtung eines zentralen Deutschen Rechenzentrums aus der Uberlegung heraus dass es fur die deutsche Forschung eminent wichtig sei leistungsfahige Hilfseinrichtungen insbesondere elektronische Rechenmaschinen bereitzustellen Das Deutsche Rechenzentrum wurde am 3 Oktober 1961 gegrundet Es war das erste Rechenzentrum in Deutschland das unabhangig von einer Hochschule errichtet wurde und allen Hochschulen und hochschulfreien Forschungsinstituten die Bearbeitung wissenschaftlicher Probleme auf einem Grossrechner ermoglichte Unter einem Grossrechner verstand man eine Anlage die deutlich leistungsfahiger war als das Gros der damals verfugbaren Rechner und die sich deshalb besonders zur Losung grosser aufwendiger Aufgabenstellungen eignete Gleichzeitig aber war eine solche Anlage zu jener Zeit auch physisch gross und ihr Betrieb erforderte viel Raum und Personal Die Grundung des DRZ geht auf Planungen der Kommission fur elektronische Rechenanlagen der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG seit 1956 zuruck Danach sollte eine grossere Zahl lokaler und regionaler Rechenzentren mit kleinen und mittleren Maschinen an den Hochschulen geschaffen werden Erganzend sollte ein uberregionales Grossrechenzentrum eingerichtet werden um diejenigen Aufgaben die von den Rechenzentren einer Hochschule nicht bewaltigt werden konnten wahrzunehmen Mit der Verwirklichung dieses Gedankens wurde 1958 begonnen 2 Alwin Walther Erbauer des Darmstadter Rechenautomaten DERA und Leiter des Instituts fur Praktische Mathematik IPM an der Technischen Hochschule Darmstadt war eine treibende Kraft in dieser Entwicklung Er war Mitglied der Kommission fur elektronische Rechenanlagen und warb seit 1956 fur die Errichtung eines uberregionalen Grossrechenzentrums 3 4 Sein Konzept sah allerdings vor im DRZ neben Dienstleistung auf jeden Fall auch Computerforschung anzusiedeln Nach dem Willen der Stifter dagegen sollte das DRZ primar eine Dienstleistungseinrichtung fur die deutsche Forschung werden 5 1958 bot die Firma IBM Deutschland der DFG an eine Rechenanlage IBM 704 unentgeltlich zur Verfugung zu stellen und deren Wartung zu ubernehmen Als die Anlage im November 1960 nach Deutschland kam war das Gebaude fur das Deutsche Rechenzentrum in Darmstadt noch nicht fertig Deshalb brachte man sie zunachst in das IBM Rechenzentrum in Dusseldorf und ab August 1961 bis zur Fertigstellung des Baus nach Stuttgart Vaihingen in das Institut fur Physik der Strahlantriebe spater Teil des DLR Forschungszentrums Im April 1962 etwa 2 Jahre nach Baubeginn zog sie schliesslich in den Neubau in der Rheinstrasse in Darmstadt ein Doch schon im folgenden Jahr wurde diese Anlage von der DFG mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk durch eine sechsmal leistungsfahigere IBM 7090 mit einer peripheren Anlage IBM 1401 ersetzt 2 Die offizielle Einweihung des DRZ fand am 12 Juni 1963 im Rahmen eines Offenen Hauses unter Beteiligung zahlreicher prominenter Ehrengaste und Besucher mit Vorfuhrungen und grosser Resonanz in der Presse statt In der Frankfurter Rundschau war zu lesen 6 Wahrscheinlich wird die Bedeutung der Kybernetik heute wurde man sagen der Informatik auf die Dauer nicht im Vorhandensein solcher grossen Zentren liegen sondern darin dass viele kleine Rechenautomaten zu den verschiedensten Zwecken zur Verfugung stehen Die IBM 7090 wurde Ende April 1966 von der Firma IBM Deutschland zur Forderung der deutschen Forschung wiederum unentgeltlich in eine IBM 7094 umgebaut Damit erhohte sich die Leistungsfahigkeit noch um 30 bis 40 Spatestens 1966 zeigte sich dass das Konzept eines uberregionalen Dienstleistungsbetriebs voll aufgegangen war 4 Die Anlagen liefen unter Volllast in drei Schichten Die Zahl der benutzenden Institute war von etwa 20 im Jahr 1961 auf rund 340 im Jahr 1966 angestiegen 7 Aufgrund der rapide wachsenden Inanspruchnahme seiner Rechenkapazitat sah sich das DRZ ab 1966 gezwungen zusatzlich freie Kapazitaten anderer Rechenzentren zu nutzen dazu gehorten das Max Planck Institut fur Plasmaphysik IPP in Garching das Institut fur Hochenergiephysik der Universitat Heidelberg das Europaische Raumflugkontrollzentrum ESOC in Darmstadt und die Kernforschungsanlage Julich KFA In Anbetracht der Uberlastung seiner Anlagen stellte das DRZ 1965 den Antrag an die DFG auf Beschaffung einer leistungsfahigeren Anlage IBM System 360 75 sowie von Fernubertragungseinrichtungen 8 Diesem Antrag wurde nicht stattgegeben Stattdessen bestellte die DFG als Sachbeihilfe fur das DRZ die Rechenanlage TR 440 der Firma AEG Telefunken Ende 1968 wurde sie geliefert und im Februar 1969 offiziell im Betrieb genommen konnte allerdings zunachst nur mit einem vorlaufigen Betriebssystem betrieben werden 9 Ab Dezember 1970 stand die endgultige Version zur Verfugung In der zweiten Halfte der 60er Jahre machte der Ausbau der ortlichen und regionalen Rechenzentren an den Hochschulen sehr schnelle Fortschritte Bald fanden sich in betrachtlicher Zahl sehr leistungsfahige Rechner in Wissenschaft Wirtschaft und im offentlichen Bereich Die technischen Voraussetzungen fur den Zugriff auf entfernte Rechner Datenfernverarbeitung und den Verbund unabhangiger Rechner Verbundsysteme waren grundsatzlich geschaffen Damit wurde zumindest eine der ursprunglichen Aufgaben des DRZ namlich das zentrale Angebot von Rechenkapazitat hinfallig Planungen und Uberlegungen zur zukunftigen Entwicklung des DRZ konzentrierten sich Anfang der 1970er Jahre auf Grund seiner Arbeiten seiner Erfahrungen und der absehbaren Erfordernisse auf die Thematik von Datenfernverarbeitung und Computerverbundnetzen sowie einen Anschluss an die 1968 gegrundete Grossforschungseinrichtung GMD Forschungszentrum Informationstechnik Zum 1 Januar 1973 ubernahm die Gesellschaft fur Mathematik und Datenverarbeitung das DRZ als GMD Institut fur Datenfernverarbeitung Aufgaben BearbeitenDas DRZ hatte im Wesentlichen die folgenden Aufgaben 8 Dienstleistung Die Losung wissenschaftlicher Probleme aus allen Disziplinen und aus Instituten ganz Deutschlands mit Hilfe seiner Datenverarbeitungssysteme Forschung Die eigene Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Computerwissenschaften und anwendungen Ausbildung Die Ausbildung von Wissenschaftlern und technischen Fachkraften im Bereich der Informatik Dienstleistung Bearbeiten Der Dienstleistungsbetrieb des DRZ stand allen gemeinnutzigen wissenschaftlichen Forschungsinstituten die uberwiegend von der offentlichen Hand getragen wurden zur Verfugung Dazu gehorten z B die wissenschaftlichen Hochschulen und Hochschulinstitute Deutschlands Institute der Max Planck Gesellschaft und Anstalten des Bundes und der Lander mit Forschungsaufgaben Fur die gewerbliche Nutzung bestimmte Aufgaben z B aus Industrie und Wirtschaft durften im DRZ nicht durchgefuhrt werden Das Spektrum der Disziplinen aus denen die Benutzer des DRZ kamen war bereits in der Anfangszeit uberaus breit Neben den Hauptanwendungen aus Naturwissenschaften Technik und Mathematik wurden wiederholt auch Aufgaben aus speziellen Bereichen an das DRZ herangetragen wie z B Untersuchungen zur Preisbildung bei Schlachtkuhen zum Kulturwandel in Nigeria oder zu Bundestagswahlen Zytologische Analysen Wettervorhersage Blindenschriftubersetzung Sanskrit Worterbuch bis hin zu Computerkunst Auch die ZVS Zentralstelle fur die Vergabe von Studienplatzen rechnete viele Jahre in Darmstadt Fur anreisende Benutzer standen im DRZ zahlreiche Benutzerraume und periphere Gerate zur Verfugung Um auswartigen Benutzern Zeit und Kosten der Reise zu ersparen wurde im DRZ ein Auftragsdienst eingerichtet der sich stellvertretend fur die Benutzer um die Ausfuhrung der Auftrage kummerte Haufig benutzte Programme waren bei diesem Auftragsdienst deponiert Der Anteil der uber den Auftragsdienst abgewickelten Aufgaben betrug bis zu 50 Damit Benutzer die Moglichkeit hatten ihre Aufgaben selbstandig zu bearbeiten wurden fur sie Programmierkurse und Seminare abgehalten Ein allgemeiner Programmberatungsdienst stand standig bereit um den Benutzern bei Schwierigkeiten im Gebrauch der Systeme behilflich zu sein In manchen Fallen haben Mitarbeiter und Benutzer ein Programm auch gemeinsam entwickelt Ausserdem stand eine grosse Programmbibliothek zur Verfugung Sie enthielt am Schluss uber 1000 eigene und fremde Programme nicht zuletzt dank des regen Programmaustausches mit rund 20 Landern aus aller Welt 10 Forschung und Entwicklung Bearbeiten Die an das DRZ gestellten Aufgaben bedingten dass sich die wissenschaftliche Tatigkeit der Mitarbeiter uberwiegend auf Anwendungen bezog Sie umfasste die Beratung von Wissenschaftlern anderer Institute bei der Losung ihrer Probleme aber auch eigene Forschung Entwicklung und Erprobung neuer Methoden und Verfahren der DV 8 Beispiele aus der eigenen Forschung sind Arbeiten zur Agyptologie philologischen Texterschliessung oder Stundenplanerstellung Fachlich gliederte sich der wissenschaftliche Mitarbeiterstab in Numerik mit Themen aus Mathematik Physik Chemie Ingenieurwissenschaften Statistik mit Psychologie Medizin Biologie Wirtschafts und Sozialwissenschaften und Nichtnumerik Linguistik Philologie Historische Rechts und Literaturwissenschaften Bibliothekswesen Diese Fachgebiete reprasentierten ziemlich genau das Interesse der Benutzer an Anwendungen Im DRZ trafen sich Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Disziplinen Sie alle wollten den Grossrechner zur Losung ihrer Probleme nutzen hatten darin aber zunachst noch kaum Erfahrung So kam es zu einer interdisziplinaren Zusammenarbeit In deren Folge gingen DRZ Mitarbeiter besonders der Frage nach ob und welche Teilprobleme den unterschiedlichen DV Anwendungen gemeinsam waren und wie man sie fachubergreifend mit allgemein nutzbaren general purpose Bausteinen losen konnte Dazu wurden Algorithmen und Programme entwickelt in einer Programmbibliothek hinterlegt publiziert und Anwenderkreisen zur Verfugung gestellt Eine weitere regelmassige Tatigkeit des DRZ bestand darin neu auf den Markt kommende Grossrechner zu testen Die Anlagen wurden mit Benchmarks und nach wissenschaftlichen Methoden entweder bei Herstellern oder bei Erstinstallationen in Europa und USA auf ihre Leistungsfahigkeit hin gepruft Die von Benutzern und den Mitarbeitern erzielten Ergebnisse wurden veroffentlicht Ausbildung Bearbeiten Das Deutsche Rechenzentrum fuhrte regelmassig Kurse und Seminare zu Themen der DV durch und bildete Abiturienten zu mathematisch technischen Assistenten aus Ein Informatik Studium gab es zu dieser Zeit noch nicht 7 In ein oder zweiwochigen Kursen wurden interessierte Anwender in den damals aktuellen Programmiersprachen und Programmanwendungen aus und weitergebildet Ein grosser Teil der Teilnehmer waren Assistenten und Studenten der Hochschulen Zu den unterrichteten Programmiersprachen gehorten vor allem FORTRAN aber auch ALGOL COBOL LISP FORMAC SIMSCRIPT und andere Von 1961 bis 1970 erhielten etwa 3650 Benutzer eine Programmierausbildung 11 Spezialkurse behandelten spezifischere Themen wie z B mathematische Formelverarbeitung mit dem Computer nichtnumerische Probleme Simulationssprachen Anwendungen fur Wirtschafts und Sozialwissenschaftler Psychologen und Mediziner Regionalplaner Rechtswissenschaftler und Linguisten Begleitende Lehrgangsunterlagen wurden entwickelt Dem DRZ war eine Lehranstalt fur Mathematisch Technische Assistenten MTA angegliedert in der Abiturienten zu staatlich gepruften MTAs ausgebildet wurden Das Hessische Kultusministerium hatte eine Prufungsordnung erlassen Die Prufung wurde vom Regierungsprasidium Darmstadt abgenommen Die Ausbildung dauerte zwei Jahre und schloss den Besuch von mathematischen Vorlesungen 4 Semester an der TH Darmstadt ein Bis Januar 1970 gingen 37 so ausgebildete Fachkrafte aus der Lehranstalt hervor 11 Gebaude BearbeitenDer Neubau des Gebaudes in Darmstadt kostete rund 5 Millionen DM 12 Zum Vergleich Die IBM 7090 hatte seinerzeit einen Listenpreis von etwa 15 Millionen DM Der heute noch bestehende Bau aus Stahlbeton und Glas bestand aus einem dreigeschossigen Mittelbau und zwei eingeschossigen Flugeln Er hatte 85 Raume auf einer Nutzflache von 2150 m In einem klimatisierten Teil von 575 m befanden sich die Raume fur die DV Anlagen sowie Lochkartenanlage Programmbibliothek und Magnetbandlager Rund um diese Maschinensale verlief eine Art Wandelgang an dessen Aussenseite sich Buros und andere Arbeitsraume aufreihten Das Haus des DRZ an der Rheinstrasse in Darmstadt wurde als architektonisch und technisch herausragend ausgezeichnet 13 14 Nach den Worten des Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Rates Alwin Walther bot das DRZ so etwas wie Monchszellen fur moderne Wissenschaftler Statt sich mit Papier und Bleistift in ihr Studierzimmer zuruckzuziehen wurden sie nunmehr nach Darmstadt fahren um mit Hilfe der dortigen Computer in Tagen zu ergrunden wozu sie sonst Jahre gebraucht hatten Den anreisenden Wissenschaftlern standen fur ihren u U mehrtagigen Aufenthalt im DRZ teils Einzelzimmer mit Schreibtisch Sesseln und Couch teils Zweierzimmer mit einfachen Schreibtischen und Stuhlen zur Verfugung Einen reizvollen Kontrast zur Sachlichkeit der Raume bildete der wasserdurchflossene Innenhof der mit seinen alten Baumen zur wissenschaftlichen Meditation einlud 15 13 Das Gebaude steht heute noch in der Rheinstrasse 75 und beherbergt inzwischen das Fraunhofer Institut fur Sichere Informationstechnologie Apparative und personelle Ausstattung BearbeitenDas DRZ arbeitete seit Marz 1963 mit einer IBM 7090 die etwa funfmal leistungsfahiger als der Vorganger IBM 704 war Sie wurde 1966 auf eine IBM 7094 Modell I hochgerustet was nochmals 30 Leistungsgewinn brachte Letztere verfugte uber 13 Magnetbandeinheiten und einen Plattenspeicher zur Speicherung von Daten und Programmen Hinzu kamen als periphere Rechner zwei IBM 1401 sowie Kartenleser Kartenstanzer und Drucker Der Wert der gesamten Anlage belief sich auf etwa 18 Millionen DM 7 Dies alles waren noch Rechenanlagen der zweiten Generation 16 aufgestellt in einer voll klimatisierten Maschinenhalle von circa 340 m und von Besuchern zu bewundern durch eine etwa 25 m lange Glasfront Die DV Anlagen arbeiteten im Stapelbetrieb das heisst die Auftrage wurden ohne Benutzerdialog abgewickelt Die Programme und Daten der Benutzer wurden auf Lochkarten gestanzt und von einer 1401 uber Lochkartenleser eingelesen und fur die Verarbeitung auf der 7094 auf Magnetband geschrieben Die 7094 lieferte die Ergebnisse auf Magnetbandern an die 1401 dort wurden sie je nach Fall auf einem Schnelldrucker Plotter Koordinatenzeichengerat oder Kartenstanzer ausgegeben Die Benutzer verkehrten mit der DV Anlage nur uber Ein und Ausgaberaume wo sie ihre Auftrage abliefern bzw die Ergebnisse abholen konnten Das System der Lochkarte als Datentrager erforderte uberdies eine Reihe von Raumen mit Kartenlochern Kartendoppler Tabelliermaschine und Lochkartensortierer vorzuhalten sowie zugehoriges Personal das die Benutzer von derlei Arbeit entlasten konnte Ab 1965 gab es auch die Moglichkeit Programme und Daten die uber Fernschreiber ubermittelt wurden per Lochstreifen ein und auszugeben Als erste Rechenanlage der dritten Generation 16 kam Ende 1966 Anfang 1967 allerdings nur fur kurze Zeit die IBM 360 50 der Westfalischen Wilhelms Universitat in Munster ins Haus Man konnte sich mit der Neuerung vertraut machen 1969 wurde dann der neue Digitalrechner von AEG Telefunken der TR 440 in einem zweiten Maschinensaal neben dem ersten mit der IBM 7094 belegten aufgestellt Dies war zunachst eine vorlaufige Version mit Doppel TR4 System und ab Dezember 1970 die endgultige Version mit BS3 System Als zugehorige periphere Anlage diente eine TR86S mit sechs Sichtgeraten und zehn Fernschreibern Der Wert der Anlage betrug etwa 10 Millionen DM Der Stab des DRZ wuchs zwischen 1962 und 1969 von etwa 20 auf 60 wissenschaftlich technische Mitarbeiter Dazu kamen noch einmal etwa halb so viele Mitarbeiter fur technische Dienste wie zum Beispiel Operateure Dispatcherinnen Locherinnen Mitarbeiter im Auftragsdienst Programmbibliothek und Bibliothek 7 Sigrid Peyerimhoff eine Benutzerin des DRZ schilderte im Jahr 2002 den DRZ Benutzerbetrieb 1966 wie folgt 17 Schaut man zuruck aus Sicht von heute wo eine Workstation oder ein Laptop PC mehr Leistung und Speicherkapazitat bietet als 1966 das gesamte DRZ so kann man kaum glauben dass unter den gegebenen Umstanden Methoden Entwicklungen und echte Berechnungen durchgefuhrt werden konnten Man erreichte das DRZ auf dreierlei Arten Entweder man reiste per Zug oder Auto nach Darmstadt mit einem oder mehreren Kartons voller Lochkarten vorausgesetzt man hatte in seiner Universitat daheim einen Kartenlocher Das war wahrscheinlich die normale Art Man versuchte die Programme zu ubersetzen Fehler zu korrigieren und wenn man Gluck hatte speicherte die Programme irgendwo auf Band in Binarcode fur die weitere Verwendung im DRZ Solch ein Verfahren klappte ganz gut solange ein freundlicher Mitarbeiter sich um die Programme kummerte und fur weitere telefonische Anweisungen zur Verfugung stand Die zweite Art war Karten per Post ans DRZ zu senden aber Programme auf diese Weise zu debuggen oder laufen zu lassen war ein sehr langsamer Prozess Wenn man grosses Gluck hatte konnte man die dritte Art nutzen Einen Fernschreiber was an Universitaten die grosse Ausnahme war mit dem man Eingabedaten fur Programme die schon in binar irgendwo im DRZ gespeichert waren und von DRZ Personal verwaltet wurden senden konnte Die Ausgabe wurde immer mit normaler Post zuruckgesandt Organisation BearbeitenDas Deutsche Rechenzentrum war eine Stiftung privaten Rechts der Bundesrepublik des Landes Hessen und der Deutschen Forschungsgemeinschaft Das Gebaude wurde vom Bundesinnenministerium finanziert wahrend das Land Hessen den laufenden Unterhalt des Institutes bestritt und die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Grossrechenanlage beisteuerte Das Grundstuck gehort dem Bund 7 Die Stiftungsorgane waren das Kuratorium zustandig fur alle Verwaltungsfragen zusammengesetzt aus Vertretern der Hessischen Kultus und Finanzministerien der Bundesministerien fur wissenschaftliche Forschung und der Finanzen der DFG und der TH Darmstadt der Wissenschaftliche Rat der die allgemeinen wissenschaftlichen Richtlinien aufstellte und den Stiftungsvorstand beriet zusammengesetzt aus wechselnden Vertretern aus Wissenschaft und Forschung der Stiftungsvorstand zustandig fur die Aufstellung und Durchfuhrung des wissenschaftlichen Arbeitsprogramms 1961 bis 1970 Ernst Glowatzki Die Stiftung arbeitete ohne Gewinnabsichten und verfolgte ausschliesslich gemeinnutzige Zwecke Nachwirkungen BearbeitenDas Deutsche Rechenzentrum wirkte als eine Art Kristallisationspunkt fur das Wachstum der elektronischen Datenverarbeitung in Deutschland Mit der Einrichtung eines uberregionalen Zentrums entstand in der Fruhzeit der EDV ein Ort wo Wissenschaftler aus ganz Deutschland und dem Ausland sich regelmassig trafen und ihre Erfahrungen mit der neuen Technik austauschten Man sammelte ein gemeinsames Basiswissen uber die Anwendungsmoglichkeiten und Varianten von Computern die Organisation eines Rechenzentrumsbetriebs und die Uberbruckung grosserer Entfernungen zwischen Mensch und Maschine Dieses Basiswissen half spater beim Aufbau zahlreicher lokaler Rechenzentren bei ihrer fachlichen Ausrichtung der Ausstattung und Anbindung an andere Zentren zwecks Rechner Verbundes Bereits in den 1960er Jahren gab es Know how Transfer durch Mitarbeiter des DRZ die in andere Stellen wechselten Beispiele sind Hoch und Fachschulen z B Munster Rechenzentren z B Bremen Wurzburg europaische Institute z B EURATOM ESOC Behorden z B Post Bundespresseamt DV Industrie z B Software AG Wirtschaftsberatungsinstitute z B DIVO oder Wirtschaft z B Lufthansa Das DRZ wurde zu einer Zeit aufgelost indem es in einer anderen Einrichtung der GMD aufging als die Umsetzung des Datenfernzugriffs und der Vernetzung von Rechnern anstand So hatten sich die Mitarbeiter fachlich in die Datenfernverarbeitung eingearbeitet und brachten ihr Knowhow mit in die Gesellschaft fur Mathematik und Datenverarbeitung GMD ein Im Jahre 2001 wurde die GMD in die Fraunhofer Gesellschaft integriert und seitdem befindet sich in dem historischen Gebaude in der Rheinstrasse 75 in Darmstadt das Fraunhofer Institut fur Sichere Informationstechnologie SIT 18 Literatur BearbeitenDeutsches Rechenzentrum Allgemeine Information Juni 1963 Februar 1965 November 1966 Dezember 1967 Juli 1970 Deutsches Rechenzentrum Jahresberichte 1962 bis 1972 Deutsches Rechenzentrum Pressespiegel Pressekonferenz im DRZ in Darmstadt am 21 Juni 1963 Deutsches Rechenzentrum Entwicklung des Deutschen Rechenzentrums und Plane fur seinen Ausbau Darmstadt 1965 Deutsches Rechenzentrum Programm Informationen PI 1 bis PI 48 1963 und 1972 Deutsches Rechenzentrum Schriftenreihe des Deutschen Rechenzentrums Hefte S 1 bis S 27 1965 bis 1972 Staatliches Hochschulbauamt Darmstadt Deutsches Rechenzentrum In Architektur und Wohnform Heft 6 1964 S 326 ff Staatliches Hochbauamt Deutsches Rechenzentrum Darmstadt In Bauen und Wohnen Heft 8 Munchen 1964 S 335 ff Ernst Glowatzki Das Deutsche Rechenzentrum In Bild der Wissenschaft Band 2 Heft 5 1965 S 387 395 Friedrich Gebhardt Programm Austausch beim Deutschen Rechenzentrum In Umschau in Wissenschaft und Technik 19 1968 S 595 H Koch Das Deutsche Rechenzentrum in Darmstadt In elektronische datenverarbeitung 4 1969 S 194 196 Zehn Jahre Deutsches Rechenzentrum In GMD Spiegel Heft 3 1973 S 38 ff Josef Wiegand Informatik und Grossforschung Geschichte der Gesellschaft fur Mathematik und Datenverarbeitung Studien zur Geschichte der deutschen Grossforschungseinrichtungen Band 6 Frankfurt am Main New York 1994 ISBN 3 593 35121 8 Sigrid Peyerimhoff The Development of Computational Chemistry in Germany In Reviews in Computational Chemistry 18 257 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Wiegand 1994 S 48 a b DRZ Allgemeine Information Juni 1963 Forschungspolitik Susas Netzwerk fur Wissensweitergabe 22 Mai 2002 archiviert vom Original am 21 Januar 2005 abgerufen am 22 April 2014 a b Ein Grossrechenzentrum ist ein Dienstleistungsbetrieb Susas Netzwerk fur Wissensweitergabe 22 Mai 2002 archiviert vom Original am 16 Januar 2005 abgerufen am 22 April 2014 Wiegand 1994 S 48 ff Frankfurter Rundschau 19 Juni 1963 in DRZ Pressespiegel 1963 a b c d e DRZ Jahresberichte a b c DRZ Jahresbericht 1968 Hans Jurgen Siegert AEG Telefunken TR 440 Software und Software Entwicklung In Informatik Forschung und Entwicklung Band 22 Springer Verlag Oktober 2008 ISSN 0949 2925 Doppel TR4 System S 245 doi 10 1007 s00450 008 0046 4 Online abgerufen am 22 August 2020 DRZ Jahresbericht 1970 a b DRZ Allgemeine Information Juli 1970 Architektur und Wohnform 6 1964 a b Darmstadter Echo 12 Juni 1963 in DRZ Pressespiegel 1963 Gedenktafel am Gebaude Weser Kurier 22 Juni 1963 in DRZ Pressespiegel 1963 a b Computergenerationen Europaisches Gymnasium Waldenburg archiviert vom Original am 15 Februar 2005 abgerufen am 22 April 2014 http www quantum chemistry history com Pey ff Dat CompGerm Pey ff CompGerm htm RechZentDarm http www sit fraunhofer de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsches Rechenzentrum amp oldid 232636978