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Die Desulfovibrionales bilden eine Ordnung innerhalb der Deltaproteobacteria Mit Ausnahme von Lawsonia und Bilophila konnen alle Arten dieser Ordnung durch anaerobe Atmung Sulfat reduzieren Bakterien mit dieser Eigenschaft werden als Desulfurizierer bezeichnet Sie spielen durch die Bildung von Schwefelwasserstoff aus Sulfat eine wichtige Rolle im Schwefelkreislauf Die Zellform ist stabchenformig oder auch gekrummt meist tragen sie Geisseln Wie alle Proteobakterien sind sie gramnegativ DesulfovibrionalesDesulfovibrio vulgarisSystematikKlassifikation LebewesenDomane Bakterien Bacteria Abteilung ProteobacteriaKlasse DeltaproteobacteriaOrdnung DesulfovibrionalesWissenschaftlicher NameDesulfovibrionalesKuever et al 2006 Inhaltsverzeichnis 1 Okologie und Vorkommen 2 Stoffwechsel und Desulfurikation 3 Eisen Mangan und andere Elektronenakzeptoren 4 Disproportionierung 5 Desulfurizierer und Sauerstoff 6 Systematik 7 Quellen 8 Literatur 9 WeblinksOkologie und Vorkommen BearbeitenViele Arten dieser Ordnung sind mesophil d h sie benotigen fur das Wachstum Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Auch thermophile Mitglieder bei Temperaturen zwischen 50 und 60 Grad sind vorhanden einige Arten wurden in geothermischen Umgebungen im Meer gefunden Diese Ordnung ist in fast allen aquatischen Habitaten Meer Susswasser Grundwasser vertreten In der Regel kommen diese Organismen in Umgebungen mit neutralen pH Wert vor Wenige wie Desulfonatronovibrio sind auch alkaliphil sie benotigen hohe pH Werte fur das Wachstum Lawsonia Desulfovibrionaceae zahlt nicht zu den Desulfurizierern Diese Gattung ist ein obligat interzellularer Parasit gefunden in Darmzellen von Schweinen Bilophila zahlt ebenfalls nicht zu den Sulfat reduzierenden Bakterien es wurde u a in Patienten mit Blinddarmentzundungen gefunden Die Bedeutung der sulfatreduzierenden Bakterien fur den Schwefelkreislauf in der Natur ist enorm Der grosste Anteil des Schwefelwasserstoffes wird durch die Sulfatatmung gebildet Das grosse Vorkommen von Schwefelablagerungen in Louisiana und an der Golfkuste Texas wurde wahrscheinlich von verschiedenen Sulfatatmern wie Desulfovibrio desulfuricans erzeugt Stoffwechsel und Desulfurikation BearbeitenFast alle Bakterien der Desulfovibrionales sind Fermentierer Haufige organische Verbindungen die haufig fermentiert werden sind u a Fumarat Malat und Pyruvat Es besteht eine grosse Vielfalt von Stoffen die fermentiert werden konnen Beispielsweise fermentiert Desulfovibrio aminophilus u a Threonin und Glycin Der Name Desulfovibrionales deutet auf die Desulfurikation hin Bei der Desulfurikation spricht man auch von Sulfatatmung oder dissimilatorischer Sulfatreduktion Entsprechende Bakterien werden als Desulfurikanten Sulfatatmer oder Sulfatreduzierer engl sulfate reducing bacteria SRB bzw sulfate reducing prokaryotes SRP bezeichnet Bei der Sulfatatmung wird Sulfat SO42 zu Schwefelwasserstoff H2S reduziert Bei dieser Form des oxidativen Energiestoffwechsels ist nicht Sauerstoff wie bei der aeroben Atmung sondern Sulfat Sulfit oder Thiosulfat der Elektronenakzeptor Einfache organische Verbindungen oder elementarer molekularer Wasserstoff H2 dienen als Donatoren sie werden oxidiert Die entsprechenden Schwefelverbindungen werden hierbei zu Sulfiden bzw Schwefelwasserstoff reduziert Organische Stoffe werden meist nicht vollstandig oxidiert sondern Acetat ist das Endprodukt Vollstandige Oxidation mit CO2 als Endprodukt ist seltener z B bei Desulfothermus naphthaee Bei der Sulfatreduktion wird im Allgemeinen zunachst aus Sulfat und Adenosintriphosphat ATP unter Abspaltung von Diphosphat Pyrophosphat Adenosinphosphosulfat APS gebildet Im weiteren Schritt wird hieraus mit Hilfe des Enzyms APS Reduktase unter Reduktion Adenosinmonophosphat AMP und Sulfit gebildet Sulfit wird dann zu H2S reduziert Dazu werden die dissimilatorischen Sulfitreduktasen dSiRs eingesetzt Bei den Desulfovibrionales handelt es sich meist um das Enzym Desulfoviridin Andere dSiRs sind Desulforubidin hauptsachlich bei der Ordnung Desulfobulbaceae auch bei Desulfomicrobium norvegicum nachgewiesen P582 z B bei Desulfotomaculum nigrificans ein grampositives Bakterium der Clostridiales und Desulfofuscidin z B bei Thermodesulforhabdus der Syntrophobacteraceae Die Sulfatreduktion wird bei den als Sulfatatmer bezeichneten Bakterien als dissimilativ bezeichnet obwohl es sich nicht um eine Dissimilation handelt es werden keine Organismenbestandteile abgebaut Im Gegensatz zur assimilativen Sulfatreduktion Sulfatassimilation dient die Reduktion von Schwefelverbindungen bei den Desulfurikanten Sulfatatmern ausschliesslich der Energiegewinnung Dagegen dient die assimilatorische Sulfatreduktion zu der fast alle Bakterien und auch viele Eukaryonten die meisten Pflanzen und Pilze Tiere allerdings nicht fahig sind dem Aufbau von schwefelhaltigen Organismenbestandteilen beispielsweise Aminosauren im Gegensatz zur Sulfatreduktion der Desulfurikanten die den durch die Reduktion entstehenden Schwefelwasserstoff sofort ausscheiden Bilophila Desulfovibrionaceae wurde u a im Verdauungstrakt von Menschen gefunden Sie kann nicht Sulfat reduzieren sondern benotigt organische Schwefelquellen wie Taurin Hieraus kann Sulfit gewonnen werden Sulfit wird wiederum durch ein Enzym eine dissimilatorische Sulfit Reduktase dSIR bzw DSR zu Sulfid reduziert 1 Das genutzte Enzym ahnelt stark dem von Desulfovibrio Desulfoviridin Da Bilophila nicht in der Lage ist anorganisches Sulfat zu nutzen wird sie nicht zu den Desulfurikanten gestellt Es wird angenommen dass wahrend der Evolution die Fahigkeit zur Desulfurikation verloren gegangen ist Die dissimilatorische Sulfatreduktion ist ein Kennzeichen fur diese Ordnung aber auch der Desulfobacterales und Syntrophobacterales innerhalb der Deltaproteobacteria Weiterhin gibt es diesen Stoffwechselweg auch bei den Thermodesulfobacteria und bei der grampositiven Ordnung Clostridiales Gattung Desulfotomaculum Auch in der Domane Archaea z B Archaeglobus gibt es Desulfurizierer Eisen Mangan und andere Elektronenakzeptoren BearbeitenAuch dreiwertiges Eisen Fe3 kann bei verschiedenen Arten der Desulfovibrionales als alternativer Elektronenakzeptor bei der anaeroben Atmung dienen Fe3 wird hierbei zu Fe2 reduziert Desulfovibrio desulfuricans nimmt z B das dreiwertige Eisenion in Form von Eisen III chlorid auf Als Donator dient Lactat Manganreduktion tritt ebenfalls bei verschiedenen Mitgliedern auf Zum Beispiel reduzieren Desulfovibrio desulfuricans und Desulfomicrobium baculatum Mn IV zu Mn II Einige Arten dieser Ordnung konnen auch Nitrat als Elektronenakzeptor verwenden Desulfovibrio desulfuricans reduziert beispielsweise Nitrat zu Ammoniak Bei der Gattung Desulfovibrio wurde die Fahigkeit Uran als Elektronenakzeptor zu verwenden nachgewiesen U VI wird zu U IV reduziert Desulfovibrio vulgaris verwendet Cytochrom c3 als Uran Reduktase 2 Wenn U VI als einziger fur das Bakterium nutzbarer Elektronenakzeptor vorliegt wurde allerdings kein Wachstum beobachtet 3 Ein Bakterium welches U VI als einzigen Elektronenakzeptor nutzen kann und dabei auch Wachstum zeigt ist z B Geobacter metallireducens der Geobacteraceae 4 Auch Shewanella putrefaciens eine Bakterienart der Gammaproteobacteria zeigt diese Fahigkeit Disproportionierung BearbeitenEinige Arten der Desulfovibrionales sind Disproportionierer Bei der Disproportionierung werden Schwefelverbindungen wie Thiosulfat oder Sulfit zu Sulfat und Sulfid Schwefelwasserstoff umgesetzt Der dabei entstehende Protonengradient wird zur Produktion von ATP eingesetzt Einige Arten der Desulfovibrionales nutzen diesen Weg beispielsweise wachst Desulfovibrio oxyclinae und Desulfovibrio cuneatus wenn Acetat vorhanden ist durch die Disproportionierung von Sulfit und Thiosulfit Weitere Disproportionierer sind Desulfovibrio aminophilus und eventuell Desulfonatronovibrio Desulfurizierer und Sauerstoff BearbeitenBis in die 80er Jahre wurden alle Sulfat reduzierenden Bakterien als obligat anaerob angesehen also nur unter Ausschluss von Sauerstoff lebensfahig Diese Ansicht hat sich in den letzten Jahren geandert 5 Bei einigen wenigen Arten wurde in Kulturen eine geringe Sauerstofftoleranz mikroaerob festgestellt So ist die Art Desulfovibrio oxyclinae auch in der Lage mikroaerob zu wachsen und dabei sogar Sauerstoff als Elektronenakzeptor fur das Wachstum zu nutzen Die Sauerstofftoleranz und Nutzung von Desulfovibrio wurde in den letzten Jahren besonders untersucht 6 Auch in den oxischen Zonen von Bakterienmatten der Cyanobakterien wo durch die Photosynthese hohe Sauerstoffkonzentrationen herrschen wurden Sulfatreduzierer wie z B Desulfovibrio gefunden Dort wurde auch eine hohe Sulfatreduktionsrate nachgewiesen 7 Systematik BearbeitenZu dieser Ordnung gehoren folgende Familien und Gattungen Auswahl 8 Desulfovibrionaceae Kuever et al 2006 Desulfovibrio Kluyver and van Niel 1936 Bilophila Baron et al 1990 Desulfocurvus Desulfocurvus Klouche et al 2009 Lawsonia McOrist et al 1995Desulfohalobiaceae Kuever et al 2006 Desulfohalobium Ollivier et al 1991 Desulfohalophilus Blum et al Desulfonatronospira Sorokin et al 2008 Desulfonatronovibrio Zhilina et al 1997 Desulfonauticus Audiffrin et al 2003 Desulfothermus Kuever et al 2006 Desulfovermiculus Belyakova et al 2007Desulfomicrobiaceae Kuever et al 2006 Desulfomicrobium Rozanova et al 1994Desulfonatronospira Sorokin et al 2008 Desulfonatronospira delicata Sorokin et al 2008Desulfonatronumaceae Kuever et al 2006 Desulfonatronum Pikuta et al 1998Quellen Bearbeiten Heike Laue Michael Friedrich Jurgen Ruff Alasdair M Cook Dissimilatory Sulfite Reductase Desulfoviridin of the Taurine Degrading Non Sulfate Reducing Bacterium Bilophila wadsworthia RZATAU Contains a Fused DsrB DsrD Subunit In Journal of Bacteriology March 2001 Vol 183 No 5 S 1727 1733 D R Lovley P K Widman J C Woodward E J Phillips Reduction of Uranium by Cytochrome c3 of Desulfovibrio vulgaris in Appl Environ Microbiol 1993 59 11 3572 3576 PMID 8285665 PMC 182500 freier Volltext D R Lovley E J Phillips Reduction of Uranium by Desulfovibrio desulfuricans in Appl Environ Microbiol 1992 58 3 850 856 PMID 1575486 PMC 195344 freier Volltext D R Lovley E J P Phillips Y A Gorby E R Landa Microbial Reduction of Uranium in Nature 1991 350 413 416 doi 10 1038 350413a0 L K Baumgartner R P Reid C Dupraz A W Decho D H Buckley J R Spear K M Przekop P T Visscher Sulfate reducing bacteria in microbial mats Changing paradigms new discoveries In Sedimentary Geology 185 2006 S 131 145 PDF Memento des Originals vom 30 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot colloid org Heribert Cypionka Oxygen respiration by Desulfovibrio species In Annual review of microbiology 2000 vol 54 pp 827 848 126 ref Waltraud Dilling Heribert Cypionka Aerobic respiration in sulfate reducing bacteria In FEMS Microbiology Letters 71 1 2 123 127 1990 doi 10 1111 j 1574 6968 1990 tb03809 x National Center for Biotechnology Information NCBI sowie J P Euzeby List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Systematik Ordnung Desulfovibrionales Memento des Originals vom 5 April 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bacterio cict fr Stand 23 Dezember 2012Literatur BearbeitenMichael T Madigan John M Martinko Jack Parker Brock Mikrobiologie 11 Auflage Pearson Studium Munchen 2006 ISBN 3 8274 0566 1 George M Garrity Bergey s manual of systematic bacteriology 2 Auflage Springer New York 2005 Vol 2 The Proteobacteria Part C The Alpha Beta Delta and Epsilonproteabacteria ISBN 0 387 24145 0 Martin Dworkin Stanley Falkow Eugene Rosenberg Karl Heinz Schleifer Erko Stackebrandt Hrsg The Prokaryotes A Handbook of the Biology of Bacteria 7 Bande 3 Auflage Springer Verlag New York u a O 2006 ISBN 0 387 30740 0 Vol 2 Ecophysiology and Biochemistry ISBN 0 387 2549 27 Weblinks BearbeitenLPSN List of Prokaryotic Names with Standing in Nomenclature Desulfovibrionales Labome Org Eine Liste von Informationen wissenschaftlichen Publikationen Links Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Desulfovibrionales amp oldid 225228796