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Dermatobia hominis deutsch gelegentlich amerikanische Dasselfliege 1 oder neotropische Dasselfliege 2 genannt ist eine Art der Dasselfliegen Ihre Larven parasitieren unter der Haut von Warmblutern und verursachen dort das Krankheitsbild der Myiasis oder Hypodermose Die Art akzeptiert eine Vielzahl von Wirten darunter als Gelegenheitswirt auch den Menschen Dermatobia hominis ist einheimisch in Sud und Mittelamerika sie wird gelegentlich verschleppt oft wird ein Befall bei Fernreisenden erst nach der Ruckkehr in deren Heimat diagnostiziert Ein ahnliches Befallsbild ruft in der Alten Welt die afrikanische Tumbufliege Cordylobia anthropophaga hervor Dermatobia hominisDermatobia hominis WeibchenSystematikOrdnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Fliegen Brachycera Familie Dasselfliegen Oestridae Unterfamilie CuterebrinaeGattung DermatobiaArt Dermatobia hominisWissenschaftlicher Name der GattungDermatobiaBrauer 1861Wissenschaftlicher Name der ArtDermatobia hominis Linnaeus jr 1781 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Lebensweise Biologie Lebenszyklus 4 Myiasis 5 Forschungsgeschichte Taxonomie und Systematik 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp MadeDie imaginalen Fliegen erreichen eine Korperlange von 12 bis 18 Millimeter Ihr Kopf ist gelb gefarbt der Thorax trub blau der Hinterleib leuchtend metallisch blau Die Beine sind orange Die Mundwerkzeuge der Fliege sind wie typisch fur die Familie teilweise ruckgebildet vermutlich nehmen die imaginalen Fliegen keine Nahrung mehr auf Bei der Art fehlen die Maxillarpalpen vollstandig Erhalten ist ein sehr kurzer dreigliedriger Russel Der bei anderen Fliegen zur leckenden Ernahrung dienende Vorderteil Labellum ist teilweise noch vorhanden 3 Es gibt drei Larvenstadien Das dritte Larvenstadium ist zylindrisch mit 23 Millimeter Korperlange und etwa 6 Millimeter Durchmesser Die Larven besitzen wie typisch fur Fliegenmaden keine sklerotisierte Kopfkapsel Sie sind fast einheitlich weiss gefarbt nur die durchscheinenden Mundhaken und anschliessenden internen Sklerite am Kopfende sind schwarz durchscheinend Die Maden besitzen eine flaschenformige Gestalt ihr hinterer Abschnitt ist gegenuber dem Vorderteil markant verdickt Auffallend sind Ringe aus dunkel gefarbten nach hinten gerichteten Dornen auf den Segmentgrenzen 4 Verbreitung BearbeitenDie Art lebt in Sud und Mittelamerika von Mexiko im Norden bis Argentinien im Suden 4 Lebensweise Biologie Lebenszyklus BearbeitenDie Art bevorzugt feuchte relativ kuhle tropische Hochlander etwa Regionen mit Kaffee Anbau wo sie oft im Sekundarwald oder in Waldrand Lagen anzutreffen ist Sie besitzt nur eine sehr geringe Wirtsspezifitat neben einer Vielzahl von Saugetieren von Kleinsaugern bis zu Rindern wurden sogar Vogelarten z B Tukane als Wirte gemeldet 5 Sie kann an Laborratten gezuchtet werden Allerdings ist die Art bei der Wirtswahl nicht vollig wahllos Es gibt nur wenige Berichte etwa uber Befall von Pferden und auch von autochthonen Grosssaugern wie etwa Tapiren Der Lebenszyklus der Art ist ungewohnlich 4 Das Weibchen legt seine Eier nicht auf dem Wirbeltier Wirt ab Es sucht zu diesem Zweck andere Insekten die die Eier dann zum Ziel tragen Phoresie Es uberfallt dabei im Flug andere Insekten meist blutsaugende Insekten wie Moskitos und legt an deren Hinterleib seine Eier etwa 100 bis 200 pro Weibchen 6 ab Landet dieses auf einem Wirbeltier schlupfen die Larven ausgelost durch den Warmereiz aus und bohren sich schmerzfrei in die Haut des Wirts ein Sie verbringen dann jeweils jede fur sich in einer beulenartigen furunkel ahnlichen Anschwellung unter der Haut funf bis zehn Wochen in denen sie drei Larvenstadien durchlaufen Reife Larven verlassen dann ihren Wirt durch die Haut nach aussen meist nachts lassen sich zu Boden fallen und verpuppen sich im Boden Adulte Fliegen schlupfen etwa einen Monat spater aus dem Puparium aus Es sind mehr als 50 andere Dipteren Arten bekannt geworden die die Eier von Dermatobia phoretisch zu ihrem Wirt tragen die wichtigsten sind Sarcopromusca pruna Stomoxys calcitrans Musca domestica Fannia pusio und Haematobia irritans Ein Grund fur den eigenartig indirekten Befall konnte sein dass die Wirte nicht wie bei anderen Dasselfliegen durch den Summton des Flugelschlags der Fliege gewarnt werden 7 Myiasis Bearbeiten nbsp Herausziehen einer Made aus der Haut nbsp Myiasis bei einem RindDermatobia hominis ist einer der bedeutsamsten Verursacher von Myiasis als Tierseuche Hypodermose genannt in der Neuen Welt Myiasis beim Menschen ist oft verbunden mit Armut schlechten hygienischen Verhaltnissen und fehlendem Zugang zu medizinischer Versorgung sie wird daher vorwiegend als Tropenkrankheit von Fernreisenden aus Industrielandern beschrieben Die furunkuloide Myiasis mit einer Beule ahnlich einer Furunkel ist typisch fur Dermatobia hominis in Sudamerika und Cordylobia anthropophaga in Afrika deren Symptome ausserlich nicht unterscheidbar sind Typisch ist die rote geschwollene oft knotenartige Beule mit einer zentralen Offnung aus der bei leichtem Druck ein trubes Sekret austritt Patienten weisen typischerweise nur eine einzige furunkuloide Lasion auf Diese kann an ganz verschiedenen Stellen sitzen oft an exponierten Korperpartien wie Extremitaten oder der Kopfhaut Die Beule erzeugt Juckreiz in spateren Stadien ist sie schmerzhaft 8 Als Hausmittel wird empfohlen ein Stuck Speck mit Mullbinden uber der Offnung in der Haut zu fixieren Die Larve gerat dadurch in Sauerstoffnot und versucht nach oben zu entkommen wonach sie abgesammelt werden kann 9 Dies wird gelegentlich sogar von Arzten so durchgefuhrt 10 Alternativ wird mit Paraffin Klebeband oder anderen Materialien verschlossen oder es wird versucht die Larve mit Holzspateln vorsichtig herauszudrucken Manchmal wird sie dazu mit Lidocain betaubt oder mit flussigem Stickstoff steif gemacht um dies zu erleichtern Eine chirurgische Offnung der Beule ist selten erforderlich 8 Bei einer Fallstudie in Israel hatten von 1419 Patienten die nach einer Fernreise mit dermatologischen Beschwerden eine Klinik aufsuchten 90 6 3 Prozent eine furunkuloide Myiasis Bei 72 davon trat sie nach einer Sudamerika Reise auf und wurde von Dermatobia verursacht die ubrigen Falle waren Afrika Reisende Allein 38 Falle traten an Patienten auf die den Madidi Nationalpark in Bolivien besucht hatten Alle Patienten hatten tropische Regenwalder in verschiedenen Landern besucht Drei Viertel der Patienten war es gelungen die Made selbst zu entfernen Einige Falle waren vorher als bakterielle Furunkulose fehldiagnostiziert worden 11 Obwohl die Myiasis des Menschen die meiste Aufmerksamkeit erhalt liegt die okonomische Bedeutung der Art vor allem in dem Auftreten als Tierseuche bei Rindern Pro Tier sind 50 bis 60 Beulen nichts ungewohnliches Diese entwerten durch die Austrittslocher der Altlarven die Haut fur die Lederproduktion Der jahrliche okonomische Schaden in Sudamerika wird auf etwa 650 Millionen Dollar abgeschatzt 4 Die Art wird gewohnlich durch die Anwendung von Insektiziden bekampft 5 Forschungsgeschichte Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Art wurde erstbeschrieben als Oestrus hominis durch Carl von Linne den Jungeren in einem Brief Mittheilungen uber Oestrus hominis abgedruckt im Werk von Peter Simon Pallas Neue nordische Beytrage zur physikalischen und geographischen Erd und Volkerbeschreibung Naturgeschichte und Oekonomie Band 1 von 1781 Typuslokalitat ist Peru Zu den Synonymen zahlt Oestrus humanus Howship 1833 aus Kolumbien Cuterebra cyaniventris Macquart 1843 aus Brasilien Cuterebra noxialis Goudot 1845 aus Kolumbien 12 Die erste Nachricht uber die Larven unter dem Namen Ver macaque aus Cayenne von einem franzosischen Arzt schon 1753 in der Histoire et Memoires de l Academie royale des sciences veroffentlicht ist als Erstbeschreibung formal nicht verwendbar weil er kein Binomen vergeben hat Die schmerzhafte Myiasis die die Larven der Art verursachen fiel naturgemass vielen Forschungsreisenden in Sudamerika auf so berichten etwa Aime Bonpland und Alexander von Humboldt im beruhmt gewordenen Bericht uber ihre sudamerikanische Reise daruber Lange Zeit waren nur die in der Haut parasitierenden Maden sicher bekannt es blieb umstritten zu welcher Fliegenart diese gehoren wurden Erst durch die genauere Beschreibung von Jules Prosper Goudot 1845 der sie in die Gattung Cuterebra stellte wurden die Verhaltnisse geklart Goudot war auch der erste der erkannte dass es sich nicht um einen spezifischen Parasiten des Menschen handelt indem er sie auch aus der Haut von Hunden und Rindern gewinnen konnte Der Osterreicher Friedrich Brauer stellte in seinem Monumentalwerk Monographie der Oestriden 1861 fur Cuterebra cyaniventris und Cuterebra noxialis Synonyme von Oestrus hominis seine neue Gattung Dermatobia auf in der sie seither verblieb 13 Dermatobia hominis ist die einzige Art der damit monotypischen Gattung Dermatobia Wahrend die Gattung in den fruheren Werken wie gesehen in die Familie Oestridae eingeordnet worden ist stellte Brauer 1863 fur die Verwandtschaftsgruppe eine neue Familie Cuterebridae auf zunachst nur als Cuterebriden erst 1887 dann Cuterebridae Ihre Stellung als eigenstandige Familie oder als Unterfamilie der Oestridae blieb danach viele Jahrzehnte unklar und zwischen verschiedenen Forschern umstritten Die Cuterebrinae sind eine etwa 40 Arten in sechs Gattungen umfassende Unterfamilie die alle auf den Suden von Amerika beschrankt sind Alle Arten sind Parasiten die meisten bei Nagetieren Seit der Behandlung als Unterfamilie durch D Monty Wood im Manual of Nearctic Diptera 1987 hat sich diese Einstufung durchgesetzt Sie wurde durch Thomas Pape in einer kladistischen morphologischen Analyse 14 ihre Position eingeschachtelt in die Oestridae auch in phylogenomischen Arbeiten zuletzt 2021 15 bestatigt Einzelnachweise Bearbeiten Rolf Garms 2014 Tropenmedizinisch relevante Insekten Kapitel 3 2 5 in Lozan J L Grassl H Karbe L amp G Jendritzky Hrsg Warnsignal Klima Gefahren fur Pflanzen Tiere und Menschen 2 Auflage download B Bauer H Auer A Gharibeh 1998 Furunkuloide Myiasis Eine Falldemonstration Mitteilungen der Osterreichischen Gesellschaft fur Tropenmedizin und Parasitologie 20 151 156 Fernandes Fernando de Freitas Pedro Marcos Linardi 2002 Observations on Mouthparts of Dermatobia hominis Linneaus Jr 1781 Diptera Cuterebridae by Scanning Electron Microscopy Journal of Parasitology 88 1 191 194 a b c d Guiehdani Villalobos Maria Elisa Vega Memije Pablo Maravilla Fernando Martinez Hernandez 2016 Myiasis caused by Dermatobia hominis countries with increased risk for travelers going to neotropic areas International Journal of Dermatology 55 10 1060 1068 doi 10 1111 ijd 13302 a b E P Catts 1982 Biology of New World bot flies Cuterebridae Annual Review of Entomology 27 313 338 doi 10 1146 annurev en 27 010182 001525 Robert L Kenney Frank J Baker 1984 Botfly Dermatobia hominis Myiasis International Journal of Dermatology 23 10 676 677 doi 10 1111 j 1365 4362 1984 tb01232 x Hugh D Loxdale amp Jeffrey A Harvey 2016 The generalism debate misinterpreting the term in the empirical literature focusing on dietary breadth in insects Biological Journal of the Linnean Society 119 2 265 282 doi 10 1111 bij 12816 a b Fabio Francesconi amp Omar Lupi 2012 Myiasis Clinical Microbiology Reviews 25 1 79 105 doi 10 1128 CMR 00010 11 Katherine Milton Something to howl about Natural History 112 9 21 24 C Schulte M Schunk B Krebs 2006 Mit Speck fangt man nicht nur Mause Deutsche Medizinische Wochenschrift 127 6 266 268 doi 10 1055 s 2002 19969 Tamar Lachish Enbal Marhoom Kosta Y Mumcuoglu Moshik Tandlich Eli Schwartz 2015 Myiasis in Travelers Journal of Travel Medicine 22 4 233 236 doi 10 1111 jtm 12203 Nelson Papavero amp Jose Henrique Guimaraes 2009 Catalogue of Neotropical Diptera Cuterebridae Neotropical Diptera 11 1 17 Friedrich Brauer Monographie der Oestriden herausgegeben von der k k zoologisch botanischen Gesellschaft Wien 1863 291 Seiten Tafeln Thomas Pape 2001 Phylogeny of Oestridae Insecta Diptera Systematic Entomology 26 133 171 Eliana Buenaventura Michael W Lloyd Juan Manuel Perilla Lopez Vanessa L Gonzalez Arianna Thomas Cabianca Torsten Dikow 2021 Protein encoding ultraconserved elements provide a new phylogenomic perspective of Oestroidea flies Diptera Calyptratae Systematic Entomology 46 1 5 27 doi 10 1111 syen 12443 open access Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dermatobia hominis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dermatobia hominis amp oldid 235027278