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Der letzte Tag eines Verurteilten auch Die Armensunderzelle ist der Titel eines Genrebildes von Mihaly von Munkacsy Das Gemalde entstand 1869 in Dusseldorf Es zeigt einen zum Tode Verurteilten beim Besuch seiner Familie Mit ihm errang der Kunstler auf dem Salon de Paris des Jahres 1870 eine Goldmedaille und feierte damit seinen kunstlerischen Durchbruch Der letzte Tag eines VerurteiltenMihaly von Munkacsy 1869Ol auf Holz139 193 5 cmUngarische NationalgalerieVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Bedeutung 2 Entstehung 3 Provenienz und Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung und Bedeutung BearbeitenIn einem Kerker sitzt an einem weiss gedeckten Tisch mit Kruzifix und Kerzen ein zum Tode verurteilter Mann mittleren Alters und erhalt gerade Besuch von Familienangehorigen Ein solcher Besuch war im ungarischen Gewohnheitsrecht verankert Die Kleidung der Angehorigen lasst darauf schliessen dass der Verurteilte und seine Familie aus dem einfachen ungarischen Volk stammen Unterhalb eines vergitterten Schachtes aus dem ein wenig Tageslicht in den dunklen Kellerraum fallt lehnt sich regungslos ein bewaffneter Wachsoldat an einen Pfeiler Er reprasentiert die damals in Ungarn herrschende osterreichische Staatsgewalt Mit seiner Rechten halt er den Lauf des Gewehrs mit dem langen Dorn des Bajonetts nach oben Der Verurteilte blickt auf den Boden und scheint schweren Gedanken anzuhangen etwa Gedanken an seine bevorstehende Hinrichtung Als hadere er mit seinem Schicksal liegt seine rechte Hand zu einer Faust geballt auf dem Tisch An seinen Stiefeln ist eine schwere Fusskette befestigt Im Dunkeln der Fantasie des Betrachters uberlassen bleibt die ihm zur Last gelegte Tat Einen moglichen historischen Zusammenhang bildet das ungarische Bandenwesen das von Uberfallen auf Reisende lebte Ein beruhmter Rauber dieses Milieus war Sandor Rozsa Die Darstellung der Angehorigen reicht uber alle Altersstufen vom Saugling bis zur Greisin Darin zeigt der Maler ein psychologisierendes Spektrum unterschiedlicher Korperhaltungen und Gesichtsausdrucke Eine Frau vielleicht die Ehefrau oder die Mutter des Verurteilten steht rucklings zum Betrachter in der dunklen Ecke neben dem Verurteilten Sie wendet ihr weinendes Gesicht verzweifelt und schamhaft ab wahrend die Kinder die nahe dem Tisch und dem dort Sitzenden stehen die Situation eher neugierig bestaunen Ein kleines Madchen halt nachdenklich inne und scheint kindliche Anteilnahme und Ruhrung zu zeigen Die Reaktion der Erwachsenen deutet auf unterschiedliche Regungen hin auf Gefuhle von Mitleid und Trauer aber auch auf den Ausdruck sozialer Distanzierung und moralischer Ablehnung Auf dem schmutzigen Boden steht die verschmahte Henkersmahlzeit Achtlos fortgeworfen liegt dort auch eine geoffnete Bibel aus der sich beschadigte Blatter losen Im Interesse dramatischer Steigerung bringt der Maler damit Groll und innere Verzweiflung des Verurteilten sowie dessen gebrochenes Verhaltnis zur Gesellschaft sowie zum Glauben an ein Leben im Jenseits zum Ausdruck Die Gesamtszene ist wie ein Buhnenbild arrangiert und von scharfen Hell Dunkel Kontrasten gepragt Entstehung Bearbeiten nbsp Fotografie eines Mannes als Studie zum Bild um 1869Durch Erfahrungen in der eigenen Kindheit lernte Munkacsy das Motiv des Kerkers und der Verurteilung bereits kennen Als Teilnehmer der Ungarischen Revolution wurde sein Vater mit Kerker bestraft Dies hatte fur den Vierjahrigen zur Folge dass seine erwerbslose Mutter er und seine Bruder bei seinem Onkel leben mussten Durch einen Besuch der Pariser Weltausstellung 1867 kam Munkacsy mit dem franzosischen Realismus in Beruhrung insbesondere mit der Malerei von Gustave Courbet Ab 1868 studierte er bei Ludwig Knaus und Benjamin Vautier die Dusseldorfer Genremalerei Deren psychologisierende Darstellung von Typen unterschiedlichen Alters und Charakters die in der Tradition der Malerei von Johann Peter Hasenclever steht und etwa in Knaus Der Taschenspieler in der Scheune 1862 in Vautiers Dorfkirche mit Andachtigen 1858 zum Ausdruck kommt ubernahm er in seiner Gefangnisszene Das Motiv an dem er gegen den ausdrucklichen Rat und die anfangliche Skepsis von Knaus arbeitete wurde in Studien sorgfaltig entwickelt Um die Figuren moglichst originalgetreu darzustellen liess er sich Volkstrachten aus der Gegend der ungarischen Stadt Bekescsaba kommen Zur Erarbeitung der Komposition und des Ausdrucks der Figuren kam auch das Mittel der Fotografie eines Aktmodells das in einem lebenden Bild abgelichtet wurde zum Einsatz 1 Provenienz und Rezeption Bearbeiten nbsp Der letzte Tag des Verurteilten Studie von 1869 Von der Heydt Museum nbsp Der letzte Tag des Verurteilten uberarbeitete Komposition um 1872 Frye Art MuseumDas Gemalde wurde 1869 in dem Kunstsalon F G Conzen in Dusseldorf ausgestellt 2 dann auf dem Salon de Paris des Jahres 1870 Dort zeichnete man es mit einer Goldmedaille aus wodurch Munkacsy auf einen Schlag beruhmt wurde Das Pariser Kunstpublikum soll sich vor dem Bild gedrangt haben Durch den Bildtitel wurde es an den bekannten gleichnamigen Roman von Victor Hugo erinnert 3 Vielfach wurde das Motiv als exotische Schilderung ungarischen Volkslebens rezipiert und der Verurteilte als Reprasentant eines ungarischen Nationalcharakters Theophile Gautier und Jules Antoine Castagnary fuhrende Kritiker der Zeit waren von dem Gemalde besonders begeistert weil sie darin das Engagement des Malers fur einen der Offentlichkeit unbekannten Menschen sahen Munkacsy verkaufte das Bild noch vor der Ausstellung im Salon an den US amerikanischen Geschaftsmann und Kunstsammler William P Wilstach 1816 1870 aus Philadelphia der dabei seinerseits der Empfehlung eines Kunstlers aus Baltimore folgte welcher auf Munkacsys Talent aufmerksam geworden war 4 5 Zur offentlichen Ausstellung gelangte es im Philadelphia Museum of Art wo es 1946 noch hing 6 Der Kunsthandler Charles Sedelmeyer liess davon durch Paul Jonnard 1840 1902 einen Holzstich fertigen 7 Als bedeutendes Werk der ungarischen Genremalerei des 19 Jahrhunderts wurde das Gemalde 1965 von der Ungarischen Nationalgalerie erworben Seither ist es dort permanent ausgestellt Von dem Werk existieren zahlreiche Vorarbeiten und Varianten eine davon in der Sammlung des Von der Heydt Museums Wuppertal Um 1872 malte Munkacsy das Bild in einer uberarbeiteten Komposition mit nur zwei Figuren dem Verurteilten und seinem Bewacher 8 1883 schuf Ludwig Lanckow eine Kopie der 1 Fassung 9 Vier Studien die Munkacsy zur Erarbeitung des Gemaldes geschaffen hatte erwarb Taszilo Almassy ein Malerfreund der ebenfalls in Dusseldorf Malerei studiert hatte Literatur BearbeitenLajos Vegvari Munkacsy Mihaly elete es muvei Das Leben und Werk von Michaly Munkacsy Budapest 1958 Uta Laxner Gerlach Von der Heydt Museum Wuppertal Katalog der Gemalde des 19 Jahrhunderts Wuppertal 1974 Nr 125 Der letzte Tag eines zum Tode Verurteilten In Wend von Kalnein Die Dusseldorfer Malerschule Verlag Philipp von Zabern Mainz 1979 ISBN 3 8053 0409 9 S 411 f Katalog Nr 175 Aniko Dworok Ludwig Knaus und Mihaly Munkacsy Eine Beziehung zwischen Genre und Historienmalerei In Roland Kanz Christiane Pickartz Hrsg Dusseldorfer Malerschule Grunderzeit und beginnende Moderne Michael Imhof Verlag Petersberg 2016 ISBN 978 3 7319 0364 2 S 124 141 hier S 134 139 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Condemned Cell The Convict by Mihaly Munkacsy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Condemned Cell I Datenblatt im Portal en mng hu The Condemned Cell I Bildbeschreibung im Portal hu museum digital orgEinzelnachweise Bearbeiten Andras Szekely Mihaly Munkacsy Berlin 1977 9 Wolfgang Hutt Die Dusseldorfer Malerschule 1819 1869 VEB E A Seemann Buch und Kunstverlag Leipzig 1984 S 136 Alida Graveraet Ratcliffe Schools and Masters of Paintings D Appleton and Company New York 1895 S 434 Google Books Martin Gammon Deaccessioning and Its Discontents A Critical History The MIT Press Cambridge Massachusetts 2018 ISBN 978 0 2620 3758 7 S 161 389 f Fussnoten 15 16 18 20 21 Google Books Alfred Trumble Hrsg Art Collector 4 Nr 17 1893 S 262 Art Old Favorites In Time Ausgabe vom 8 Juli 1946 A man condemned to death visited by his family in his prison cell on the day of his execution Wood engraving by P Jonnard after M Munkacsy Datenblatt im Portal wellcomecollection org abgerufen am 23 August 2021 Munkazcsy Mihaly Sizalomhaz Webseite im Portal mek oszk hu abgerufen am 23 August 2021 Der letzte Tag des Verurteilten Datenblatt im Portal akg images co uk abgerufen am 22 August 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der letzte Tag eines Verurteilten Gemalde amp oldid 236177917