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Der Weg Zeitschrift fur Fragen des Judentums war eine der ersten judischen Zeitungen nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland Als von der amerikanischen Militarregierung in Berlin zugelassene Lizenzzeitung erschien Der Weg wochentlich ab 1 Marz 1946 unter der Herausgeberschaft der Judischen Gemeinde zu Berlin Es war eine aktuelle politische Wochenzeitung die zugleich durch ihre lokalen Nachrichten fur die uberlebenden judischen Berliner Vertriebene und Fluchtlinge eine wichtige Orientierungs und Informationsfunktion erfullte Der Titel wurde 1949 zur Beilage bzw Berliner Ausgabe des Vorlaufers der Judischen Allgemeinen und ging darin 1953 auf Der Weg Zeitschrift fur Fragen des Judentums Beschreibung Zeitschrift Fachgebiet judische Fragen aus Politik Gesellschaft Religion Kultur Sprache Deutsch Verlag Menorah Verlag fur judisches Schrifttum Deutschland Hauptsitz Berlin Erstausgabe 1 Marz 1946 Einstellung 1953 Grunder Hans Erich Fabian Erscheinungsweise wochentlich Verkaufte Auflage 10 000 1947 Exemplare Chefredakteure Wilhelm Meier Herausgeber Hans Erich Fabian Heinz Galinski ZDB 126443 6 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Entwicklung 2 Inhaltliche Schwerpunkte 3 Bekannte Mitarbeiter 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntstehung und Entwicklung BearbeitenDer Weg war eine der ersten judischen Zeitungen und Zeitschriften im befreiten Deutschland Da unter der alliierten Besatzung ein Lizenzzwang galt beantragte die wieder begrundete Judische Gemeinde zu Berlin bei der Informationskontrolle der US Militarregierung eine Zulassung Sie erhielt laut Impressum im Februar 1946 die Zulassung Nr B218 Fur diesen Zweck wurde der Menorah Verlag fur judisches Schrifttum gegrundet Der Verlag zog in Kreuzberg ins Gemeindehaus am Landwehrkanal Thielschufer 10 16 Berlin SO 36 neben der zerstorten Synagoge ein Die Adresse Thielschufer seit 1937 benannt nach einem SA Mann wurde 1947 in Fraenkelufer geandert Als weiteres Buro diente die Geschaftsstelle der Judischen Gemeinde in der Oranienburger Strasse 28 Den Druck ubernahm zunachst die Buchdruckerei W Hoffmann amp J Neugebauer Gitschier Str 64 Berlin SW 68 dann Neisser Druck Leuschnerdamm 13 Berlin SO 36 so das Impressum Der Titel spiegelt die Ungewissheit des judischen Lebens im Nachkriegsdeutschland wider wobei noch vollig unklar war ob der Weg zum Wiederaufbau in Deutschland oder zur Auswanderung fuhren wurde Das Ziel war unbekannt Der Weg fuhrte von hier nach irgendwo formulierte der Historiker Andreas Nachama 1 Weil die Zeitung die schwierigen ersten Schritte dokumentierte sei sie gerade deshalb fur die Geschichtswissenschaft eine wichtige Referenzquelle fur Judisches Leben in Berlin nach der Befreiung 2 Die Wochenzeitung begann mit acht Seiten Umfang spater wurden es 16 Seiten Unser neues Blatt ist hiess es in der zweiten Ausgabe sehr dunn und bescheiden aber seine Mission geht uber den Begriff der Nachrichtenquelle und Meinungstribune hinaus Es ist fur uns ein Tor in die Welt die wir so sehr ersehnt haben die wir nicht mehr kennen und die auch uns wie wir glauben nicht mehr kennt 3 Fur die Journalisten gab es so der Herausgeber und Gemeindevorsitzende Hans Erich Fabian spater viel Steine und wenig Brot 4 Der Vertrieb konzentrierte sich auf Berlin wobei zu berucksichtigen ist dass die Judischen Gemeinde zu Berlin wahrend der Lebensdauer des Blattes noch nicht in Ost und West geteilt war Die Auflage wird in den Impressumsdaten 1947 48 mit 10 000 Exemplaren angegeben Zeitweise erschien in Frankfurt am Main eine westdeutsche Ausgabe mit 2500 Exemplaren 5 Erster verantwortlicher Alleinredakteur war Wilhelm Meier 28 November 1915 in Berlin unbekannt der aber 1948 nach Buenos Aires auswanderte Uber Meier ist wenig bekannt Er war ab 1943 Haftling in einem Konzentrationslager 6 Als stellvertretender Redakteur trat im August 1946 der erfahrene Journalist Richard May 1886 1970 der Zwangsarbeiter gewesen war in den Verlag ein 7 May und Herausgeber Fabian wanderten 1948 nach New York aus Ausser diesen beiden Redakteuren und dem Herausgeber bestand die Redaktion nur aus freien Mitarbeitern Als von der Gemeinde publiziertes Wochenblatt erschien Der Weg von 1946 bis 1949 Die personell und finanziell schwach aufgestellte Gemeinde litt unter der verstarkten Auswanderung vor allem in die USA und nach Palastina Nicht nur viele Leser sondern die fuhrenden Mitarbeiter wanderten 1948 49 aus und konnten schwer ersetzt werden Die sowjetische Berlin Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 machte die Produktion einer Zeitung zusatzlich sehr schwierig Der Weg kooperierte daher mit dem wirtschaftlich und publizistisch erfolgreicheren von Karl Marx in Dusseldorf gefuhrten Verlag der auf Expansionskurs war Ab 1949 mit der Auswanderung des bisherigen Herausgebers Fabian wurde Der Weg zur Berliner Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland Dies war die Berlin Ausgabe des Titels Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland die 1949 aus dem Judischen Gemeindeblatt fur die britische Zone hervorgegangen war De facto wurde Der Weg zur Beilage des starkeren westdeutschen Titels 1953 ging das Blatt vollig in ihm auf 8 Aus diesem ging die Judische Allgemeine hervor die vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben wird und seit 1999 in Berlin sitzt Inhaltliche Schwerpunkte BearbeitenAls aktuelle politische Zeitung berichtete Der Weg uber internationale Themen wie die judische Auswanderung und die Grundung des Staates Israel in Palastina sowie nationale Themen wie alliierte Entnazifizierungspolitik Gerichtsprozesse gegen Nationalsozialisten Gesetze und Rechtsprechung zu Entschadigung und Wiedergutmachungspolitik die Aktivitaten von Organisationen der vom Nationalsozialismus Verfolgten antisemitische Vorfalle im Nachkriegsdeutschland den Umgang mit Fluchtlingen und Displaced Persons Sehr haufig nahm die Weg Redaktion die de facto Sprachrohr des Vorstands der Judischen Gemeinde zu Berlin war engagiert und kritisch Stellung zu den aktuellen politischen Geschehnissen Autoren ausserten oftmals sehr scharfe Kritik am sinkenden alliierten Interesse an der Bestrafung der NS Verbrecher und an der mangelnden alliierten Unterstutzung fur NS Opfer die zwar als befreit galten aber keine sozialen oder wirtschaftlichen Vorrechte gegenuber den besiegten anderen Deutschen hatten Als ortliche Gemeindezeitung behandelte Der Weg viele lokale Berliner Angelegenheiten Dazu gehorte eine grosse Serviceorientierung fur das wieder entstehende judische Alltagsleben Die Zeitung war von grosser praktischer Bedeutung fur die Uberlebenden sowie die in Berlin eintreffenden judischen Fluchtlinge die ihren Alltag in der zerstorten Nachkriegsstadt organisieren mussten Viele Seiten fullten sich mit Suchanzeigen fur Vermisste Familienanzeigen Stellenanzeigen sowie mit Werbung fur judische Geschafte Rechtsanwalte Handwerker und Produktionsbetriebe Zum Service gehorten ebenfalls Nachrichten und Ratgeberseiten zur Auswanderung da sehr viel Leser nicht in Deutschland bleiben wollten und auf Informationen von Auswanderer und Hilfsorganisationen z B American Jewish Joint Distribution Committee und Behorden angewiesen waren In der Zeitung spiegelten sich die Diskussionen und Konflikte in der Judischen Gemeindevertretung in der liberale und orthodoxe Gruppen sowie unterschiedliche Auffassungen uber die Zukunft der Juden in Deutschland auftraten und bei den Wahlen zur Reprasentantenversammlung miteinander konkurrierten Eine dominante Auffassung die auch der Herausgeber und Gemeindevorsitzende Fabian vertrat war dass die Judische Gemeinde zu Berlin nur ubergangsweise bestehen wurde als Liquidationsgemeinde bis alle Mitglieder ausgewandert waren Dem standen andere wie sein Stellvertreter und Nachfolger Heinz Galinski gegenuber die sich zum Bleiben entschlossen Als Zeitschrift fur Fragen des Judentums erhielten Themen der judischen Religion Geschichte Kultur Musik Literatur und Unterhaltung regelmassig Platz um Identitat und Herkunftsbewusstsein zu starken nicht zuletzt Stolz auf den judischen Beitrag zur deutschen Kultur und Geschichte Der Weg brachte Gedichte sowie Fortsetzungsromane mit judischen Bezugen Beispiele fur solche Seriengeschichten die teilweise in der Zeitschrift ihre Erstveroffentlichung fanden sind Nicht gut Eine Purim Geschichte von Jizchok Lejb Perez 1947 Wasser auf Gottes Muhlen von Herbert Friedenthal 1947 Der Sohn des grossen Konigs von Karl Escher 1947 als Buch zuerst 1937 Ewiges Gestern von Richard May 1947 48 und Kleiner Denkstein von Fritz Ernst Bettauer 1948 als Buch zuvor 1947 Bekannte Mitarbeiter BearbeitenFritz Ernst Bettauer Bruno Blau Fritz Corsing Jacob Daniel Karl Escher Schriftsteller und Kirchenfunk Redakteur beim RIAS Hans Erich Fabian Vorsitzender der Judischen Gemeinde Herausgeber bis zur Auswanderung nach New York 1949 Alfred Joachim Fischer Herbert Friedenthal Heinz Galinski Vorsitzender der Judischen Gemeinde ab 1949 Elias Hurwicz Marianne Lasker Hermann Lewy Richard May Redakteur Der Weg 1946 1948 Wilhelm Meier Chefredakteur Der Weg 1946 bis zur Auswanderung nach Buenos Aires 1949 Liselotte Mertens Ludwig Misch Musikkritiker Otto Schliewinsky Karl Schnog Inge UnikowerLiteratur BearbeitenHermann Lewy 1969 Die judische Presse in Deutschland In Emil Dovifat Hrsg Handbuch der Publizistik Band 3 Berlin Walter de Gruyter S 508 513 Andreas Nachama 2021 Der Weg Zeitschrift fur Fragen des Judentums Referenzquelle fur Judisches Leben in Berlin nach der Befreiung In Anja Siegemund Michael Wildt Hrsg Gedachtnis aus den Quellen zur judischen Geschichte Berlins Festschrift fur Hermann Simon Leipzig Hentrich amp Hentrich 2015 2021 ISBN 978 3 95565 424 5 S 150 159 Benno Nietzel 2006 Die judische Presse und die Debatte um die Ruckerstattung entzogenen Eigentums 1945 1952 In Susanne Schonborn Hrsg Zwischen Erinnerung und Neubeginn Zur deutsch judischen Geschichte nach 1945 Munchen Meidenbauer S 135 159 Einzelnachweise Bearbeiten Dinah Riese Mehr als politische Vertretung In taz die tzageszeitung 19 Juli 2020 taz de abgerufen am 29 August 2022 Andreas Nachama Der Weg Zeitschrift fur Fragen des Judentums Referenzquelle fur Judisches Leben in Berlin nach der Befreiung In Anja Siegemund Michael Wildt Hrsg Gedachtnis aus den Quellen zur judischen Geschichte Berlins Festschrift fur Hermann Simon Hentrich amp Hentrich Leipzig 2021 ISBN 978 3 95565 424 5 S 150 159 Fritz Corsing Das Tor in die Welt In Der Weg Band 1 Nr 2 8 Marz 1946 S 1 Hans Erich Fabian Zum 80 Geburtstag von Richard May In Telegraf Berlin 19 Mai 1966 S o S Wilhelm Seidel Lizenzen Handbuch deutscher Verlage 1949 De Gruyter Berlin 1949 S 118 Insassenkarte LTS 19724 fur Wilhelm Meier geb 28 Nov 1915 National Archives College Park USA Lists and Registers of German Concentration Camp Inmates 1946 1958 abgerufen von Ancestry com 2022 10 05 Eintrag in Richard May Arbeitsbuch Ersatzkarte ausgestellt 29 Marz 1946 vom Bezirksarbeitsamt Berlin Wilmersdorf Deutsches Literatur Archiv Marbach DLA 70 514 Der Weg Zeitschrift fur Fragen des Judentums OCLC 183307501 ZDB ID 126443 6 zdb katalog de abgerufen am 29 August 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Weg Zeitschrift fur Fragen des Judentums amp oldid 237228802