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Der Ackermann aus Bohmen auch Der Ackermann und der Tod ist ein Werk des Johannes von Tepl das um 1400 entstand zunachst in verschiedenen Handschriften verbreitet wurde und erstmals um 1460 in Bamberg im Druck erschien 1 Es war eines der ersten Werke auf Deutsch das mit Holzschnitten versehen war Cod Pal germ 76 Blatt 3r Beginn des 2 Kapitels der Tod fordert Namen und Begrundung der Anklage Handschrift produziert in der Werkstatt des Ludwig Henfflin um 1470 vermutlich in Stuttgart Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Bedeutung 2 Textausgaben 3 Neuhochdeutsche Fassungen 4 Horspielfassung 5 Musikalische Bearbeitungen 6 Forschungsliteratur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt und Bedeutung BearbeitenDas Streitgesprach zwischen dem Ackermann und dem Tod den er wegen des Todes seiner Frau verklagt gilt als eines der bedeutendsten Werke der spatmittelalterlichen deutschen Literatur Neben seinem rhetorisch stilistischen Rang ist der Text auch als sozial und mentalitatsgeschichtliche Quelle von hoher Bedeutung unter anderem weil er ein in der zeitgenossischen Theologie umstrittenes und noch lange Zeit spater nicht selbstverstandliches Konzept der Ehe als Liebesgemeinschaft vertritt Erstmals in der mittelalterlichen Literatur lehnt sich ein Mensch hier gegen den Tod auf und kritisiert damit auch Gottes Allmacht der sich die Menschen bislang unterwarfen 2 Deshalb wurde das Werk zu Beginn des 20 Jahrhunderts z B von Konrad Burdach als Vorlaufer bzw Anfang des Humanismus in der deutschen Literatur angesehen Spatere Einordnungen betonten hingegen die Aspekte des Werkes die starker zum Mittelalter gehoren Das Werk besteht aus insgesamt 34 Kapiteln In den ungeraden Kapiteln beschuldigt der Ackermann den Tod der ihm seine geliebte Frau geraubt hat in den geraden Kapiteln antwortet der Tod Gegen die Emotionen des Ackermanns setzt er Logik stellenweise auch Zynismus ein Im Kapitel 33 tritt Gott auf erkennt das Recht des Ackermanns sein Leid zu klagen an aber auch das Recht des Todes die Erkenntnis auszusprechen dass alles Leben einmal sterben muss ohne jedoch dafur eine moralische Begrundung zu liefern Dem anklagenden Ackermann gebuhre die Ehre dem Tode aber der Sieg Das Kapitel 34 ist ein hymnisches Gebet des Ackermanns fur die Seele seiner verstorbenen Frau mit einem Lobpreis Gottes Das Werk ist durch sein hohes sprachliches Niveau bemerkenswert Es lasst sich nicht eindeutig nachweisen ob ein Erlebnis des Autors zu Grunde liegt einige datieren den Text nach dem Tod von Johannes moglicherweise erster Frau Margret am 1 August 1400 oder ob es sich um ein gelehrtes Werk Christian Kiening auf der Basis einer Fiktion handelt Der Text Kapitel I beginnt so Grimmiger tilger aller lande schedlicher echter aller werlte freissamer morder aller guten leute ir Tot euch sei verfluchet got ewer tirmer hasse euch vnselden merung wone euch bei vngeluck hause gewaltiglich zu euch zumale geschant seit immer Angst not vnd jamer verlassen euch nicht wo ir wandert leit betrubnuss vnd kummer beleiten euch allenthalben leidige anfechtung schentliche zuversicht vnd schemliche verserung die betwingen euch groblich an aller stat himel erde sunne mone gestirne mer wag berg gefilde tal awe der helle abgrunt auch alles das leben vnd wesen hat sei euch vnholt vngunstig vnd fluchend ewiglichen In bosheit versinket in jamerigem ellende verswindet vnd in der vnwiderbringenden swersten achte gotes aller leute vnd ieglicher schepfung alle zukunftige zeit beleibet Vnuerschampter bosewicht ewer bose gedechtnuss lebe vnd tauere hin on ende grawe vnd forchte scheiden von euch nicht wo ir wandert vnd wonet Von mir vnd aller menniglich sei stetiglichen vber euch ernstlich zeter geschriren mit gewundenen henden Grimmiger Tilger aller Leut schadlicher Achter aller Welt furchtbarer Morder aller Menschen Tod seid verflucht Gott Euer Schopfer hasse Euch massloses Unheil wohne bei Euch gewaltiges Ungluck hause mit Euch ganzlich entehrt seid fur immer Angst Not und Jammer verlasse Euch nicht wo Ihr auch wandert Leid Betrubnis und Kummer begleite Euch allenthalben schmerzvolle Anfechtung schandliche Angst und schmahliche Feindschaft bezwinge Euch groblich an jeder Statte Himmel Erde Sonne Mond Gestirne Meer Flut Berg Feld Tal Au der Hollenabgrund alles was Leben und Wesen hat sei Euch unhold ungunstig und fluche Euch ewiglich In Bosheit versinket in Elend verschwindet in der unaufhebbaren schwersten Acht Gottes aller Menschen und aller Geschopfe verbleibet wahrend jeglicher zukunftigen Zeit Unverschamter Bosewicht Euer schlimmes Gedachtnis lebe und daure ohn Ende Grauen Furcht scheide von Euch nicht wo immer Ihr wohnt Von mir und allmaniglich sei uber Euch Wehe geschrieen mit gerungenen Handen Johannes von Tepl Der Ackermann aus Bohmen Ubersetzung von Hans Franck Textausgaben BearbeitenJohannes von Tepl Der Ackermann Aufgrund der deutschen Uberlieferung und der tschechischen Bearbeitung kritisch hg von Willy Krogmann Wiesbaden 1954 Johannes de Tepla civis Zacensis Epistola cum Libello Ackerman und Das Buchlein Ackerman Nach der Freiburger Hs 163 und nach der Stuttgarter Hs HB X 23 herausgegeben und ubersetzt von Karl Bertau De Gruyter Berlin 1994 Bd 1 Text und Ubersetzung ISBN 3 11 014019 5 Neuhochdeutsche Fassungen Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Johannes von Saaz Der Ackermann aus Bohmen Hrsg und mit dem tschechischen Gegenstuck Tkadlecek verglichen von Johann Knieschek Prag 1877 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dbub gb htoGAAAAQAAJ MDZ 3D 0A SZ 3Dn5 doppelseitig 3D LT 3DDigitalisat PUR 3D beim Internet Archive Der Ackermann aus Bohmen des Johannes von Saaz Anton Bernt Heidelberg 1929 Johannes von Tepl Der Ackermann und der Tod Ubertragung von Ernst Gunther Carnap Berlin 1939 Johannes von Saaz Der Ackermann aus Bohmen Hrsg von Erich Gierach und ubertragen von E G Kolbenheyer Prag 1943 Der Ackermann und der Tod Ubersetzt von Hans Franck Union Verlag Berlin 1955 Johannes von Tepl Der Ackermann und der Tod Ein Streitgesprach Ins Neuhochdeutsche ubertragen von Willy Krogmann Insel Verlag Wiesbaden 1957 Insel Bucherei 198 C Johannes von Tepl Der Ackermann und der Tod Zweisprachig Ubertragung Anmerkungen und Nachwort von Felix Genzmer Bibliographie von Wolfgang Mieder Reclams Universal Bibliothek 7666 Stuttgart 1963 Johannes von Tepl Der Ackermann aus Bohmen Ubertragen ins Neuhochdeutsche von Martin Vosseler Munchen 1972 Johannes von Tepl Der Ackermann Hrsg ubersetzt und kommentiert von Christian Kiening Stuttgart 2000 Horspielfassung BearbeitenDer Ackermann und der Tod Nach der gleichnamigen Erzahlung von Johannes von Saaz Horspiel von Gunnar Muller Waldeck Klavierimprovisation Burghard Meier Regie Barbara Plensat Produktion Rundfunk der DDR Musikalische Bearbeitungen BearbeitenHelmut Bieler Der Ackermann aus Bohmen Oratorium Libretto Dietrich W Hubsch nach dem gleichnamigen Werk des Johannes von Tepl Fassung fur Sprecherin 2 Sprecher Alt Bariton Orgel Synthesizer Percussion und Tonband 1977 revidiert 1982 UA 1977 Bad Hersfeld Revidierte Fassung UA 1978 Fassung fur 2 Sprecher Orgel Synthesizer Percussion und Tonband 1978 Dorothea Hofmann Der Ackermann aus Bohmen 2015 nach Johannes von Tepl Orgelmusik zu einem Streitgesprach UA 17 Oktober 2015 Furth St Michael Sirka Schwartz Uppendieck Orgel Heiko Ruprecht Ackermann Michael Vogtmann Tod Forschungsliteratur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Gerhard Hahn Die Einheit des Ackermann aus Bohmen Studien zur Komposition Munchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters Band 5 Beck Munchen 1963 Hans Rupprich Hedwig Heger Die deutsche Literatur vom spaten Mittelalter bis zum Barock Erster Teil Das ausgehende Mittelalter Humanismus und Renaissance 1370 1520 2 Auflage C H Beck Munchen 1994 ISBN 3 406 37898 6 S 393 400 Erstausgabe 1970 Ernst Schwarz Hrsg Der Ackermann aus Bohmen des Johannes von Tepl und seine Zeit Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1968 Antonin Hruby Der Ackermann und seine Vorlage Munchen 1971 Rosemarie Natt Der Ackerman aus Bohmen des Johannes von Tepl Ein Beitrag zur Interpretation Goppingen 1978 Karl Bertau Johannes de Tepla civis Zacensis Epistola cum Libello Ackerman und Das Buchlein Ackerman Nach der Freiburger Hs 163 und nach der Stuttgarter Hs HB X 23 herausgegeben und ubersetzt von Karl Bertau De Gruyter Berlin 1994 Band 2 Untersuchungen Einleitung Untersuchungen zum Begleitbrief und zu den Kapiteln 1 bis 34 des Textes und Worterverzeichnis mit Exkursen ISBN 3 11 014634 7 Christian Kiening Schwierige Modernitat Der Ackermann des Johannes von Tepl und die Ambiguitat historischen Wandels Tubingen 1998 Albrecht Hausmann Der Ackermann aus Bohmen und die Prager Juden um 1400 In Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 125 Heft 2 2003 S 292 323 Hildegunde Gehrke Die Begriffe Mittelalter Humanismus und Renaissance in den Interpretationen des Ackermann aus Bohmen Goppingen 2004 Diss Universitat Mannheim Weblinks 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