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Als Demokraten oder zusammenfassend Demokratie wurde im 19 Jahrhundert die wesentliche Richtung auf der Linken des politischen Spektrums bezeichnet Namensgebend war die Auseinandersetzung wahrend der Revolution von 1848 uber die anzustrebende Staatsform Die Demokraten befurworteten hierbei eine republikanische Staatsform nach Vorbild der USA oder der Schweiz ihre Gegner die Konstitutionellen eine konstitutionelle Monarchie orientiert am Vorbild Grossbritannien Die politischen Positionen der Demokraten erschopften sich allerdings nicht in dieser einen Position die aus pragmatischen Grunden je nachdem auch eine eher untergeordnete Rolle spielen konnte Typisch demokratische Forderungen waren daruber hinaus beispielsweise das Eintreten fur umfassende personliche Freiheit Rede Presse Versammlungs Vereins Religionsfreiheit Rechtsstaatlichkeit auf der Basis einer Verfassung oder die Erganzung und sogar Ersetzung stehender Armeen durch Volksbewaffnung und ein Milizsystem Aus dem demokratischen Spektrum entwickelten sich die drei wesentlichen Richtungen der Linken im Kaiserreich die sich hauptsachlich in ihren wirtschaftspolitischen Positionen unterschieden die Deutsche Fortschrittspartei spater Deutsche Freisinnige Partei die vor allem in Suddeutschland vertretene Deutsche Volkspartei sowie die Sozialdemokraten Spater bezogen sich in der Weimarer Republik die Deutsche Demokratische Partei und in der Bundesrepublik Deutschland die Demokratische Partei Deutschlands auf diese Tradition Inhaltsverzeichnis 1 Positionen 2 Ausdifferenzierung 3 Demokratische Politiker 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweisePositionen BearbeitenBenedikt Waldeck beschrieb die Forderungen der Demokraten mit den Worten 1 Wir Demokraten wollen das Urwahlerrecht Selfgovernment Gleichheit der Besteuerung und gleiche Rechte vor dem Gesetz Die ursprungliche Bedeutung des Begriffs als Befurwortung einer Republik trat spater zuruck Abkurzung D Demokratie im Lexikonartikel von 1906 2 Uber das Wesen der D als politischer Parteirichtung herrscht meist eine falsche Vorstellung Man denkt sich die demokratische Partei schlechthin mit dem Endziel einer Republik etuer D als Staatsform wahrend sich in den letzten Jahrzehnten nicht wenige Politiker als Demokraten bezeichneten die an dem monarchischen Gedanken festhielten Auch jetzt nennen 631 sich z B die Angehorigen der suddeutschen Volkspartei Demokraten ohne damit die Beseitigung der Monarchie als ihr Ziel bezeichnen zu wollen Auch in Preussen haben Liberale die Parteibezeichnung der D wieder aufgenommen Philipps Lenzmann u a ohne etwa die Monarchie abschaffen zu wollen wie denn auch 1848 der Fuhrer der preussischen Demokraten Benedikt Waldeck die konstitutionelle Monarchie als sein Ziel bezeichnete Ausdifferenzierung BearbeitenIn der Revolutionszeit 1848 1849 spielten wirtschaftspolitische Fragen eine untergeordnete Rolle zur Abgrenzung politischer Gruppierungen Entsprechend gingen die Auffassungen innerhalb des demokratischen Spektrums weit auseinander von manchesterliberalen bis hin zu sozialistischen Positionen Manchesterliberale Forderungen nach Freihandel Gewerbefreiheit Freizugigkeit Koalitionsfreiheit liessen sich als konsequente Fortsetzung der Forderung nach personlicher Freiheit ansehen Sozialistische Forderungen konnten sich auf die Opposition gegen die bislang herrschenden Schichten beziehen wobei diese nicht nur als die Machtigen Adel Kirche sondern auch als die Reichen aufgefasst wurden Dies fuhrte zu sozialistischen oder je nachdem auch antisemitischen Positionen z B Richard Wagner Wilhelm Marr Wahrend der Reaktionszeit in den 1850er Jahren wendeten sich unter dem Eindruck des repressiven Staates viele von ihren vormals sozialistisch beeinflussten Positionen ab und der manchesterliberalen Auffassung zu dass die Gesellschaft gegenuber dem Staat gestarkt werden musse Beispiele hierfur waren etwa Rudolf Virchow Ludwig Bamberger oder der Vater des deutschen Genossenschaftswesens Hermann Schulze Delitzsch In Preussen fanden sich 1861 ehemalige Demokraten und Konstitutionelle in der Deutschen Fortschrittspartei zusammen die wahrend des preussischen Verfassungskonfliktes die dominierende Kraft wurde Hierbei wurde von Seiten der Demokraten die Forderung nach einer republikanischen Staatsform zuruckgestellt zugunsten einer kleindeutschen Losung der deutschen Frage unter preussischer Fuhrung Die Demokraten in Suddeutschland z B Leopold Sonnemann in Frankfurt schlossen sich dieser Ausrichtung nicht an hegten eher grossdeutsche Sympathien und waren einer starken Stellung Preussens gegenuber skeptisch eingestellt Sie widersprachen dabei allerdings im Sinne der Volkssouveranitat der Annexion Elsass Lothringens 1871 dessen Bevolkerung uberwiegend zu Frankreich gehoren wollte und befurworteten die Wiederherstellung eines polnischen Staates wahrend die kleindeutsche Fortschrittspartei die Gegenposition einnahm Im Jahr 1863 trat dann auch der von Ferdinand Lassalle gestiftete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein auf den Plan der ahnlich wie die Fortschrittspartei eine kleindeutsche Losung unter Fuhrung Preussens befurwortete diese aber mit der Forderung nach einer sozialistischen Umgestaltung des Wirtschaftssystems kombinieren wollte In der Sicht der Zeitgenossen erschienen die Sozialisten dabei allerdings zumeist als Schein Demokraten die sich nur aus taktischen Grunden demokratischen Forderungen anschlossen So schatzte ein anonym schreibender Anhanger der Regierung die Lage ahnlich wie die Vertreter der Fortschrittspartei ein 3 Wenn die Lehrer des Socialismus in Preussen und Deutschland sich an den Agitationen der politischen insbesondere der Kammer Parteien betheiligt und dabei sich uberall auf die Seite der radikalen Fraktion gestellt haben so ist dies keineswegs auf Grund einer Sympathie oder Gleichartigkeit der Ziele geschehen sondern lediglich weil der Socialismus sich hier erst im Kindesalter befindet zu seinem Wachsthum des Zustromens mannigfaltiger Krafte bedarf und diese nur in den Reihen und in den Machtgebieten der Demokratie findet Die Fortschrittspartei hat seit Jahren die Arbeiterwelt namentlich in den Stadten so fur ihre Zwecke zu behandeln und zu gewinnen gewusst dass dieselbe sich bis in die neueste Zeit nur durch ein demokratisches Aushangeschild anlocken liess Um sich Eingang in diese Welt zu verschaffen musste daher auch der Socialismus eine demokratische Maske vornehmen Im Innern ist er sich eines weit scharferen Gegensatzes gegen die Demokratie als gegen die Regierung bewusst und wurde da er nicht eine selbststandige Macht entfalten konnte in den politischen Kampfen der letzten Zeit lieber auf die Seite der Regierung getreten sein wenn er nicht bei einem solchen Schritte einen grossartigen Abfall unter seinen kurzsichtigeren Anhangern zu befurchten gehabt hatte In der folgenden Zeit entwickelten sich die drei Richtungen im demokratischen Spektrum weiter auseinander wobei der hauptsachliche Unterschied auf wirtschaftspolitischem Gebiet lag Die Fortschrittspartei trat fur umfassende wirtschaftliche Freiheit als Erganzung zur personlichen und politischen Freiheit ein Die suddeutschen Demokraten und die Demokratische Partei die sich erfolglos von Mitte der 1880er bis 1890er unter Julius Lenzmann und Adolph Phillips zu etablieren suchte strebten eine Beibehaltung des Wirtschaftssystems mit weitgehender wirtschaftlicher Freiheit an befurworteten aber auch eine aktive Sozialpolitik wahrend die Sozialdemokraten eine Umgestaltung des Wirtschaftssystems hin zu einer staatlich gelenkten Planwirtschaft verlangten Demokratische Politiker BearbeitenJohann Jacoby Deutsche Fortschrittspartei Sozialdemokratische Partei Benedikt Waldeck Deutsche Fortschrittspartei Hermann Schulze Delitzsch Deutsche Fortschrittspartei Rudolf Virchow Deutsche Fortschrittspartei Deutsche Freisinnige Partei Ludwig Bamberger Deutsche Fortschrittspartei Nationalliberale Liberale Vereinigung Deutsche Freisinnige Partei Freisinnige Vereinigung Leopold Sonnemann Deutsche Volkspartei Friedrich von Payer Deutsche Volkspartei Julius Lenzmann Fortschrittspartei Demokratische Partei Freisinnige Volkspartei August Bebel Sachsische Volkspartei Sozialdemokratische Partei Wilhelm Liebknecht Sachsische Volkspartei Sozialdemokratische Partei Weblinks BearbeitenStichwort Demokratie In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 4 Leipzig 1906 S 630 631Literatur Bearbeiten Ohne Namensnennung Die Tagespresse Berlins im Sommer 1866 von einem Preussischen Patrioten Commissionsverlag von Oskar Leiner Leipzig 1866 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Stichwort Demokratie In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 4 Leipzig 1906 S 630 631 Vgl Stichwort Demokratie In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 4 Leipzig 1906 S 630 631 Aus Die Tagespresse Berlins im Sommer 1866 von einem Preussischen Patrioten Commissionsverlag von Oskar Leiner Leipzig 1866 Seite 69 70 Zur Position der Fortschrittspartei siehe etwa Hermann Schulze Delitzsch Capitel zu einem deutschen Arbeiterkatechismus Leipzig 1866 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Demokrat 19 Jahrhundert amp oldid 224073819