www.wikidata.de-de.nina.az
Die Deckelpyxis mit Spiralverzierung Antikensammlung Berlin Inventarnummer 8102 oft auch vereinfacht als Huttenpyxis bezeichnet ist ein aufwandig verziertes Steingefass der bronzezeitlichen Kykladenkultur Sie wird in die fruhkykladische Zeit zwischen dem 27 und dem 23 Jahrhundert v Chr FK II datiert Das Steatitgefass wurde 1885 durch Ferdinand Dummler am Fundort Dokathismata auf der Kykladeninsel Amorgos ausgegraben 1886 publiziert und 1889 von der Antikensammlung Berlin aus Dummlers Besitz erworben Pyxis mit Spiralmuster Antikensammlung Berlin 8102 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Beschreibung 3 Einordnung 4 Bedeutung 5 Literatur 6 Anmerkungen 7 WeblinksHerkunft Bearbeiten nbsp Zeichnung von 1886 mit Unterseite und Ansicht des InnerenDer Philologe und Archaologe Ferdinand Dummler hatte in Athen aus einer verlasslichen Quelle Informationen uber Graber und deren Inhalt auf der Kykladeninsel Amorgos erhalten Um mehr uber die dortigen prahistorischen Nekropolen zu erfahren besuchte er im Oktober 1885 die Insel Etwa eine Stunde zu Fuss nordostlich des modernen Dorfes Arkesine und eine halbe Stunde von der Kuste entfernt befanden sich die Graber in Hanglage eines engen Bachtals in der Gegend Dokathismata Dummler konnte durch einen glucklichen Zufall die Einrichtung einiger jener Graber beobachten und ihren Inhalt gesondert sehen und merkte weiter an dass planmassige Ausgrabungen noch gar nicht stattgefunden haben Unerwartet stiess er auf Material das bereits von anderen Kykladeninseln bekannt war In seinem Skizzenbuch vermerkte er den Fundort unter der Bezeichnung Kornovigli Dokathismata Seine Kenntnisse zur Grabarchitektur und Angaben zu sonst unbekannten Details werden als das Ergebnis eigener Grabungstatigkeiten angesehen Im veroffentlichten Bericht dagegen vermied er Informationen die auf unerlaubte Ausgrabungen hindeuten konnten 1 Im Skizzenbuch ist das Grab A ausfuhrlicher beschrieben Die trapezformige Steinkiste bestand aus vier stehenden Seitenplatten einer Bodenplatte und eine Deckenplatte Die maximale Grabtiefe lag bei 50 cm unter Oberflachenniveau Die vordere Vertikalplatte war 5 cm hoher als die anderen Seitenplatten und befand sich 30 cm unterhalb des heutigen Bodenniveaus An der gegenuberliegenden Seite fanden sich in der linken Ecke ein Schadelfragment entlang der Steinplatte mehrere Knochen und in der rechten Ecke ein Langknochen Dummler sah Hinweise auf eine Bestattung in zusammengezogener Position an der langsten Grabseite Die Beigaben waren an der linken Seite niedergelegt Zusammen lagen eine zerbrochene grifflose weisse Marmorpalette mit einer runden Bohrung im Randbereich und roten Farbspuren ein Obsidianstossel und eine Pfeilspitze dabei handelt es sich vermutlich um einen Obsidianabschlag Eine zerbrochene Marmorfussschale enthielt auf der Innenseite deutliche blaue Pigmentspuren Bemerkenswertester Fund war unter der Bodenplatte unterhalb der Fussschale die Steinpyxis ein Gefass aus grunlichem Marmor mit Deckel und sehr gut bearbeitet 2 Vermutlich hat Dummler auf Privatbesitz ausgegraben und die Funde vom Eigentumer erworben Ein Nachweis auf eine beantragte Exportlizenz liegen nicht vor Angesichts der Seltenheit und besonderen Bedeutung der Pyxis hatten die Behorden diese nicht gewahrt 3 Beschreibung BearbeitenDie Deckelpyxis aus grunlichem Speckstein 4 besteht aus einem 6 5 cm hohen konischen Gefass und misst mit dem flach kegelformigen Deckel 10 cm Der Durchmesser betragt maximal 13 cm 5 Zwei Paare von aufeinander passenden senkrechten Zwillingsosen verbinden an den gegenuberliegenden Seiten Gefass und Deckel Am Boden bilden zwei Reliefstreifen ein unregelmassiges Kreuz die Enden gehen in die vier Fusse uber Die Pyxis ist mit zwei Reihen von ineinander greifenden einlinigen Spiralen verziert die wiederum durch weitere Linien mit ihren jeweiligen Nachbarn verbunden sind Der Deckel ist ebenfalls mit dem gleichen Muster dekoriert Es beginnt mit einer zentralen Deckelspirale und endet am Deckelrand mit einem Kerbschnittband Das Gefass mit einer graublauen Oberflache ist sehr gut erhalten Es zeigt nur wenige unbedeutende Fehlstellen 6 Der Innenraum ist durch eine dunne Scheidewand unterteilt der Ubergang von Wandung zum Boden ist gerundet Die Pyxis ist sorgfaltig gearbeitet einzelne Unregelmassigkeiten finden sich aus Raummangel an verschiedenen Spiralreihen 7 Einordnung BearbeitenDie aufgefundenen Artefakte zeigen eine grosse Vielfalt Durch die ubereinstimmende Grabarchitektur sah Dummler die Zugehorigkeit zu einer Epoche 8 Er beabsichtigte aber keine chronologische Zuordnung der Funde vorzunehmen 9 Die Grabarchitektur die Praxis der Bestattung und die Grabbeigaben sind typisch fur Fruhkykladisch II FK II 10 Aufgrund der von Dummler beschriebenen stratigraphischen Fundsituation konnte nach Jorg Rambach die Pyxis gegenuber den ubrigen nach FK II datierten Grabbeigaben zu einer alteren Bestattung gehoren In ihrem Erscheinungsbild zeigt sie Ahnlichkeiten zu den konisch zylindrischen Tonpyxiden der Kampos Gruppe Die Unterteilung des Gefassinnenraums findet sich auch bei konischen Tonpyxiden von Agia Photia auf Kreta das ebenfalls der Kampos Gruppe zugeordnet wird Die zur Henkelbildung verwendeten Zwillingsosen finden sich auf den Kykladen erst bei Gefassen der spateren Aplomata Stufe 11 Bedeutung BearbeitenVerschiedenartige Steingefasse wurden in der Keros Syros Gruppe besonders auf den Inseln Naxos Paros Keros und Syros als Grabbeigaben niedergelegt im Siedlungskontext sind sie kaum anzutreffen Gebrauchsspuren zeigen die Verwendung bereits vor ihrer Niederlegung Als ein Zeichen von Wohlstand werden sie mit anderen Gefassen Idolen Schmuck Geraten sowie Knochentuben und besonders mit Paletten mit Stosseln kombiniert beigegeben Neben Marmorgefassen treten ab dem Ende von FK I Gefasse aus Chloritschiefer Steatit sowie weiteren weichen Steinen auf Am starksten ausgepragt sind die linien und spiralformigen Verzierungen bei den auf Beinen stehenden huttenformigen Pyxiden 12 Gefasse mit ineinander greifenden Spiralen aus Chloritschiefer oder Speckstein der Kykladenkultur sind selten Sie zahlen zu den bemerkenswertesten Stucken fruhbronzezeitlicher Handwerkskunst in der Agais 13 Nur von wenigen sind die Fundzusammenhange bekannt davon stammen zwei aus Naxos sowie die Pyxis in Gestalt eines Gebaudemodells aus Milos Zusatzlich zu diesen seit langem bekannten Beispielen wurden bei den Ausgrabungen von Keros Daskalio Fragmente von sechs weiteren Gefassen gefunden darunter drei aus Chloritschiefer Uber den Kunsthandel fanden vier weitere bekannte Gefasse unbekannter Herkunft den Weg in Sammlungen davon drei Pyxiden sowie eine Kykladische Griffschale Diese stammen aus illegalen Ausgrabungen und wurden aus Griechenland illegal ausgefuhrt 14 Auch aus dem minoischen Kreta sind Gefasse aus Chloritschiefer mit Spiraldekor bekannt Ob es sich dabei um Stucke kykladischer Herkunft oder auf Kreta hergestellte Stucke handelt ist nicht geklart und wird seit den 1960er Jahren unter Wissenschaftlern diskutiert 15 Literatur BearbeitenFerdinand Dummler Mittheilungen von den griechischen Inseln Reste vorgriechischer Bevolkerung auf den Cykladen In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Athenische Abteilung 11 1886 S 15 46 hier 17 f Online Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology In American Journal of Archaeology Band 117 Nummer 2 2013 S 181 205 hier S 182 186 Bernhard Steinmann Huttenpyxis In Claus Hattler Hrsg Kykladen Lebenswelten einer fruhgriechischen Kultur Primus Verlag 2011 ISBN 978 3 86312 016 0 S 265 Nr 50 Jurgen Thimme Hrsg Kunst und Kultur der Kykladeninseln im 3 Jahrtausend vor Christus C F Muller Karlsruhe 1976 ISBN 3 7880 9568 7 S 516 Abb 361 Sophia Voutsaki The stone vessels In Colin Renfrew Christos Doumas Lila Marangou Giorgos Gavalas Hrsg Keros Dhaskalio Kavos the investigations of 1987 88 McDonald Institute for Archaeological Research Oxbow Books Cambridge 2007 ISBN 978 1 902937 43 4 S 285 349 hier S 344 349 Anmerkungen Bearbeiten Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology 2013 S 183 Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology 2013 S 185 f Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology 2013 S 186 Anmerkung 31 Chloritschiefer bei Bernhard Steinmann Huttenpyxis 2011 S 265 chlorite schist bei Sophia Voutsaki The stone vessels 2007 S 344 Massangaben aus Deckelpyxis mit Spiralverzierung Antikensammlung Staatliche Museen zu Berlin abweichende Massangaben fur 9 4 cm Hohe bei Jurgen Thimme Huttenpyxis 1976 S 516 Bernhard Steinmann Huttenpyxis 2011 S 265 Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology 2013 S 186 fur 12 0 cm Durchmesser bei Bernhard Steinmann Huttenpyxis 2011 S 265 fur 11 3 cm Durchmesser bei Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology 2013 S 186 Jurgen Thimme Kunst und Kultur der Kykladeninseln im 3 Jahrtausend vor Christus 1976 S 516 Ferdinand Dummler Mittheilungen von den griechischen Inseln Reste vorgriechischer Bevolkerung auf den Cykladen 1886 S 18 Ferdinand Dummler Mittheilungen von den griechischen Inseln Reste vorgriechischer Bevolkerung auf den Cykladen 1886 S 25 Ferdinand Dummler Mittheilungen von den griechischen Inseln Reste vorgriechischer Bevolkerung auf den Cykladen 1886 S 17 Yannis Galanakis Early Prehistoric Research on Amorgos and the Beginnings of Cycladic Archaeology 2013 S 186 Jorg Rambach Kykladen II Die fruhe Bronzezeit Fruhbronzezeitliche Beigabensittenkreise auf den Kykladen relative Chronologie und Verbreitung Deutsches Archaologisches Institut Hrsg Dr Rudolf Habelt Bonn 2000 Zugleich Dissertation Heidelberg 1990 ISBN 978 3 7749 2831 2 S 213 Eva Alram Stern Hrsg Die Agaische Fruhzeit 2 Serie Forschungsbericht 1975 2004 Die Fruhbronzezeit in Griechenland mit Ausnahme von Kreta Verlag der osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 978 3 7001 3268 4 S 352 f Colin Renfrew Vessels of chlorite schist In Sophia Voutsaki The stone vessels The marble open bowls 2007 S 340 Sophia Voutsaki The stone vessels 2007 S 344 346 Ioannis Sakellarakis Die Kykladen Und Kreta In Jurgen Thimme Hrsg Kunst und Kultur der Kykladeninseln im 3 Jahrtausend vor Christus C F Muller Karlsruhe 1976 ISBN 3 7880 9568 7 S 149 158 hier S 151 Sophia Voutsaki The stone vessels 2007 S 349 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pyxis in Antikensammlung Berlin Misc 8102 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Deckelpyxis mit Spiralverzierung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deckelpyxis mit Spiralverzierung amp oldid 237195717