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Das Schloss von Otranto englische Originalfassung The Castle of Otranto dt auch Das Schloss Otranto und Die Burg von Otranto ist ein Roman des britischen Politikers und Schriftstellers Horace Walpole aus dem Jahr 1764 Walpole begrundete damit die spater sehr erfolgreiche Romangattung des Schauerromans englisch Gothic Novel Der Roman brach mit den Idealen der Aufklarung die naturalistische Darstellungen und naturliche Erklarungen in der Literatur in den Vordergrund stellten Er ist Vorlaufer der romantischen Geschichten und Erzahlungen des spaten 18 und fruhen 19 Jahrhunderts und beeinflusst die Literatur bis in unsere Zeit Die Vorlage fur den Roman bildete das Castello di Otranto in Suditalien Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Erste Auflage 3 Zweite Auflage 4 Rezeption 5 Weblinks 6 Ausgaben 7 Literatur 8 FussnotenInhalt BearbeitenIn Das Schloss von Otranto wird das fur seine Familie verderbliche Wirken einer machtigen Vaterfigur Manfred geschildert die sich tyrannisch und intrigant um die genealogische Nachfolge sorgt als sein schwachlicher Sohn von einem mysteriosen Riesenhelm erschlagen wird Manfred nun ohne Sohn und Erben stellt daraufhin Isabella der versprochenen Braut seines Sohnes nach Die hatte er zuvor fur diesen entfuhren lassen um eine Verbindung zwischen seinem Furstentum Otranto und dem Herrschaftsbereich des Marchese von Vicenza dessen Tochter die Braut ist herzustellen Nun will Manfred Isabella vergewaltigen danach seine devote Ehefrau Hippolyta verstossen um dann Isabella heiraten zu konnen Isabella graut es jedoch vor ihrem alten finsteren Verfolger und sie versucht kurz nach Manfreds Antrag aus der Burg von Otranto zu fliehen Dabei hilft ihr ein edelmutiger Bauernbursche der durch Manfreds tyrannische Unbeherrschtheit und Ungerechtigkeit zum Tode verurteilt wurde Erste Auflage BearbeitenDie erste Auflage erschien 1764 unter dem Titel The Castle of Otranto A Story Translated by William Marshal Gent From the Original Italian of Onuphrio Muralto Canon of the Church of St Nicholas at Otranto Schon im Titel dieser Ausgabe gab Horace Walpole vor das Buch sei eine Ubersetzung aus dem Italienischen das italienische Original sei von dem Monch Onuphrio Muralto in Otranto verfasst worden Das Vorwort schrieb Walpole unter dem Pseudonym des vorgeblichen Ubersetzers William Marshal In diesem Vorwort merkte er an das italienische Original sei 1529 in Neapel gedruckt erst kurzlich in der Bibliothek einer alten katholischen Familie in Nordengland wiederentdeckt und von ihm Marshal ubersetzt worden Es handle sich aber um eine Geschichte die wahrscheinlich schon um die Zeit der Kreuzzuge also zwischen 1095 und 1243 oder bald danach niedergeschrieben worden sei Bei diesem Vorwort das die Geschichte des Manuskripts beleuchten sollte handelte es sich jedoch bereits um einen Teil des von Horace Walpole frei erfundenen Romans Marshal erklart die Motivation des Monchs mit dessen Absicht den Bestrebungen seiner Zeit entgegenzutreten Damals waren die Wissenschaften in Italien in ihrem bluhendsten Zustande und trugen das ihrige dazu bei das Reich des Aberglaubens zu zerstoren das von den Kirchenverbesserern so heftig angefallen ward Lasst es sich nicht denken dass ein schlauer Pfaffe den Versuch wagen mochte die Neuerer mit ihren eignen Waffen zu bekampfen und sich seines schriftstellerischen Talents bediente um den Pobel in alten Irrtumern und Aberglauben zu bestarken 1 Walpole bestreitet das Buch verfasst zu haben und verortet es in der Zeit der Kreuzzuge Dies hat zwei Grunde Erstens verleiht dieser Kunstgriff der Geschichte eine gewisse Authentizitat zweitens schlagt er die Brucke ins dunkle Mittelalter und bereitet den Leser auf die ungewohnlichen Dinge vor die da kommen mogen Im Verlauf des Buches wird klar warum der Autor dies tut da sich doch viele Dinge ereignen die man eher im Mittelalter vermutet als zu den Lebzeiten Walpoles So fallt es dem Leser leichter Normen Werte und Vorstellungen seiner Zeit zu vergessen und sich in die Geschichte hinein zu versetzen Zweite Auflage Bearbeiten nbsp Titelblatt der dritten AuflageSchon in der zweiten Auflage von 1765 bekannte sich Horace Walpole zur Autorschaft Er schrieb in einem neuen zusatzlichen Vorwort Die geneigte Aufnahme deren die Lesewelt diese kleine Erzahlung wurdigte fordert den Dichter auf die Grundsatze zu erklaren nach welchen er sie verfertigte Doch ehe er sich daruber einlasst schickt es sich wohl dass er seine Leser um Verzeihung bitte in der erborgten Gestalt eines Ubersetzers vor ihnen aufgetreten zu sein 2 Neben der Entschuldigung fur die Verschleierung der eigentlichen Urheberschaft musste sich Walpole dafur rechtfertigen in einer aufgeklarten Zeit einen derartigen Schauerroman vorgelegt zu haben Was er im ersten Vorwort einem schlauen Pfaffen zuschreiben konnte musste er nun als Autor selbst verteidigen Sein Versuch ging dahin beiderlei Romanengattungen zu vereinigen die alte und die neue In jener war alles Einbildung und Unwahrscheinlichkeit in dieser soll nichts nachgeahmt werden als die Natur und das geschieht zuweilen mit Gluck Es fehlt ihr nicht an Erfindung aber durch strenge Anhanglichkeit an das gewohnliche Leben versiegen die grossen Quellen der Phantasie 3 In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts gab es eine heftige Diskussion uber die Funktion der Literatur zwischen der auf dem fruhen Naturalismus beruhenden Naturpoesie und der Kunstpoesie Diese Diskussion setzte sich im 19 Jahrhundert fort als die Naturalisten gegen den Geist der Romantik stritten Walpole griff in seinem Vorwort sogar Voltaire an einen der einflussreichsten Autoren der europaischen Aufklarung nannte ihn einen franzosischen Kunstrichter und stellte ihm William Shakespeare gegenuber Shakespeare dieser grosse Meister der Natur war das Muster dem ich nachahmte 4 Rezeption BearbeitenDie erste Auflage wurde von den Kritikern wohlwollend aufgenommen weil sie in dem Werk tatsachlich die Ubersetzung eines Stucks mittelalterlicher Literatur vor sich zu haben glaubten und sie lobten den genialen Ubersetzer Die meisten dieser Literaturkritiker reagierten jedoch enttauscht als Walpole seine Autorschaft enthullte und sich der Roman als zeitgenossische Fiktion herausstellte Dennoch war der Erfolg des Romans nicht mehr aufzuhalten 1766 folgte die dritte Auflage die bereits den Untertitel A Gothic Story trug In einem seiner zahlreichen Briefe hatte Walpole das von ihm entworfene schlossartige Landhaus Strawberry Hill als Vorbild fur die Darstellung der Raumlichkeiten im Schloss von Otranto genannt Ebenso wie Strawberry Hill zahlreiche ahnliche Bauten in ganz Europa inspirierte war der Roman sowohl Vorlaufer einer Reihe von Erzahlungen in denen das Ubernaturliche und Irrationale wieder eine wesentliche Rolle spielten als auch von historischen Romanen die die Zeit des Mittelalters verklarten In der Ausgabe von The Castle of Otranto aus dem Jahr 1924 wies Montague Summers ein Experte fur Gothic Novels auf einige Parallelen von Walpoles Hauptperson Manfred mit dem Staufer Konig Manfred von Sizilien hin unter dessen Besitzungen sich auch das mittelalterliche Schloss von Otranto befand 1977 drehte der tschechische Filmemacher Jan Svankmajer einen Kurzfilm gleichen Namens in dem ein tschechischer Wissenschaftler glaubt das Vorbild fur das Schloss des Romans in Tschechien entdeckt zu haben 5 Weblinks BearbeitenHorace Walpole The Castle of Otranto im Project Gutenberg Bilder des mittelalterlichen Schlosses von OtrantoAusgaben BearbeitenThe Castle of Otranto London 1764 2 Aufl London 1765 The Castle of Otranto a Gothic Story 3 Aufl London 1766 Die Burg von Otranto Eine gotische Geschichte Ubersetzung Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer Berlin 1794 Die Burg von Otranto Berlin 1810 Volltext bei zeno org Die Burg von Otranto Eine phantastische Geschichte Ubersetzung Joachim Uhlmann Frankfurt am Main 1965 Die Burg von Otranto Roman Ubersetzung Helmut Findeisen Leipzig 1979 Das Schloss Otranto Schauerroman Ubersetzung Hans Wolf Munchen 2014 ISBN 978 3 406 65994 2 Literatur BearbeitenDaniel Ennis und Kate Faber Oestreich Gothic Remediation The Castle of Otranto and The Monk In CEA Critic Vol 74 No 1 Herbst 2011 S 20 42 Robert B Hamm Jr Hamlet and Horace Walpole s The Castle of Otranto In Studies in English Literature 1500 1900 Vol 49 No 3 Restoration and Eighteenth Century Sommer 2009 S 667 692 Crystal B Lake Bloody Records Manuscripts and Politics in The Castle of Otranto In Modern Philology Vol 110 No 4 Mai 2013 S 489 512 John Riely The Castle of Otranto Revisited In The Yale University Library Gazette Vol 53 No 1 Juli 1978 S 1 17 IT Carlo Stasi Otranto nel Mondo Dal Castello di Walpole al Barone di Voltaire Editrice Salentina Galatina 2018 ISBN 978 88 31964 06 7 Fussnoten Bearbeiten Walpole Die Burg von Otranto 1810 S 8 Walpole Die Burg von Otranto 1810 S 14 Walpole Die Burg von Otranto 1810 S 15 Walpole Die Burg von Otranto 1810 S 18 Internet Movie Database Das Schloss von Otranto Abgerufen am 10 November 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Schloss von Otranto amp oldid 229133341