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Das Gemalde russisch Kartina Kartina ist ein Roman des russischen Schriftstellers Daniil Granin der 1980 in den Heften 1 und 2 der sowjetischen Literaturzeitschrift Novy Mir 1 in Moskau erschien Im Jahr darauf brachte Volk und Welt in Berlin die deutsche Ubersetzung von Lieselotte Remane in Buchform heraus Sergej Lossew A 1 ein sehr angesehener selbstandiger Natschalnik 2 ein Wagehals Burgermeister der unscheinbaren fiktiven nordwestrussischen Kreisstadt Lykow sitzt am Hebel der Macht Sein Leben besteht aus Arbeit Lossew stellt sich wahrscheinlich in der ersten Halfte der 1970er Jahre A 2 auf die Seite eines Haufleins von Umweltaktivisten Die sommers belebte Uferzone der Pljaswa nahe der historischen Altstadt jener uberschaubaren Ortschaft soll vor der Bebauung mit einer Fabrik gerettet werden Daniil Granin schreibt es heisst der langst vergangene Krieg sei damals am Ort der Handlung also an der alten Kleinstadt Lykow am Ufer der Pljaswa glucklicherweise vorubergegangen Die Pljaswa durch das Gebiet Nowgorod sudlich des Ilmensees fliessend ist ebenso fiktiv A 3 Inhaltsverzeichnis 1 Titel 2 Inhalt 3 Zitate 4 Adaptionen 5 Form 6 Deutschsprachige Ausgaben 7 Anmerkungen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseTitel BearbeitenLossew ist in Lykow einer Arme Leute Gegend 3 aufgewachsen In Moskau gerat der 44 Jahrige zufallig in eine Gemalde Ausstellung und bleibt vor dem Werk Am Fluss des international bekannt gewordenen Alexej Gawroliwitsch Astachow stehen Lossew erkennt sofort das Lykower Haus des Holzhandlers Kislych an der Shmurkin A 4 Bucht der Pljaswa Der Erstaunte meint unter einem ganz bestimmten Blickwinkel schauend erblicke er sich als kleiner Junge im Wasser des gemalten Flusses schwimmend Das Deja vu Erlebnis assoziiert in dem Betrachter Bilder aus der Vorschulzeit und bestimmt die hauptsachlichen Handlungen des Protagonisten Lossew im Roman Inhalt BearbeitenLossew geht ein zweites Mal in die Ausstellung und besucht obendrein die Witwe des Malers in Kunzewo Auf sein Bitten schenkt ihm Olga Serafimowna das Kunstwerk obwohl der in der Wohnung gerade anwesende Moskauer Kunstwissenschaftler und Restaurator Badin bis zu 2000 Rubel fur Lossews Verhaltnisse unerschwinglich bietet Zu Hause in Lykow holen Lossew die Alltagssorgen eines Kreis Natschalniks ein Da sind zum Beispiel das verdammte Wohnungsproblem oder die langst fallige Gehaltserhohung der Stadtbibliothekarin Ljubow Wadimowna Nebenher kummert sich der Burgermeister um einen Platz an dem das Kunstwerk reprasentativ hangen konnte Lossew will eine Kunstschule einrichten und ubergibt das in Papier eingewickelte Gemalde den beiden Lehrern Tatjana Tutschkowa und Stanislaw Roginsky Die Zeichenlehrerin Tatjana wollte eigentlich Malerin werden Als Kislychs Haus an der Shmurkin Bucht des Flusses einer Rechenmaschinenfabrik weichen soll will Lossew auf einmal den eigenen Vorsatz umschmeissen und die Fabrik flussabwarts zum Patriarchenhain hin errichten lassen Lossews Amtsvorganger Juri Poliwanow langsam aber unaufhaltsam vor sich hin sterbend hat mit seinen Getreuen Material fur ein Heimatmuseum zusammengetragen Allen voran sammelt der junge Arbeiter und Musiker Konstantin Dmitrijewitsch Anissimov genannt Kostik Sogar eine wundertatige Ikone angeblich aus Feofan Greks Werkstatt soll unter den Stucken sein Poliwanow der alte Haudegen aus dem Grossen Vaterlandischen Krieg redet dem amtierenden Natschalnik ein Kislychs Haus ware der rechte Ort fur das Gemalde und die Sammlung Poliwanow hangt an dem alten Hause auch weil er als 18 Jahriger das war vor der Revolution in die 16 jahrige Lisa die jungste Tochter Kislychs verliebt gewesen war Lisa wie Jelisaweta Awdejewna Kislych genannt wurde war nach der Revolution zur franzosischen Grossmutter nach Paris emigriert Astachow eine Niete im Klassenkampf 4 und ein weiterer Liebhaber Lisas anno 1936 noch ein schoner Mann hatte sein Gemalde Am Fluss der Geliebten schenken wollen Poliwanow hatte den Transfer an die weisse Emigrantin 5 unterbunden A 5 Lossews Vorgesetzter der Gebiets Natschalnik Uwarow will den Untergebenen zu seinem Ersten Stellvertreter machen Lossew nutzt in der diesbezuglichen Unterredung die Gunst der Stunde und versucht allerdings vergeblich die Verlegung der Baustelle fur die neue Lykower Fabrik durchzusetzen Wahrend Lossew in Leningrad seine Tochter Natascha besucht werden in Lykow Nagel mit Kopfen gemacht Kislychs Haus soll vom Militar also von einer Pioniereinheit gesprengt werden Lossew zuruckgekehrt kann das Kommandounternehmen gerade noch kraft Befehlsgewalt vereiteln Allerdings fallt er dafur bei Uwarow in Ungnade Der Gebiets Natschalnik war obendrein in dem Prawda Artikel Die Schonheit bewahren den Tatjana uber den Kunsthistoriker Dr Badin zum Thema Vernichtung russischen Kulturgutes in die Zeitung lanciert hatte schlecht weggekommen Denkmalpfleger Poliwanow hatte parallel zu Tatjanas Vorstoss mittels einiger Schreiben an hohe Moskauer Adressen vergeblich an Uwarows Stuhl gesagt war der Aufregung nicht gewachsen gewesen und war mitten im Kampf um sein Museum verstorben Zitate BearbeitenDie Handlung lauft sozusagen auf Konigsebene Die machtigen Kommunisten unter sich Versuchen Sie kunftig Mitleid mit dem zu haben gegen den Sie auftreten 6 Ein Trinker gibt Lossew die goldene Regel Je weniger du tust um so weniger musst du tun 7 Wer sagt der verwundet sich 8 Majakowski wird sinngemass zitiert Der Kunstler sei eine Fabrik die Gluck produziert 9 Adaptionen Bearbeiten1984 Hans Otto Theater Potsdam Das Gemalde Tatjana Regie Gunter RugerForm BearbeitenDer Haupthandlung in den Kapiteln 1 bis 29 vorgetragen folgt im letzten Kapitel eine Nebenhandlung in der sich Moskauer Kunsthistoriker in Lykow diesem russischen Krahwinkel fur kurze Zeit verirren In jenem Kapitel 30 wird knapp referiert wie es nach der eigentlichen Handlung weitergeht Jahre nach beendigter Haupthandlung besichtigt Dr Badin also das titelgebende Gemalde in Lykow Zu dem Zeitpunkt hat sich inzwischen einiges getan Lossew hat die Fabrik gebaut und ist weggegangen Kostik hat das Gebaren eines Halbstarken abgelegt Denn zum Beispiel bevor das Kislych Haus gesprengt werden sollte hatte sich Kostik nach Martyrerart gegen das Absagen einer Weide am Hause gewehrt 10 Nun ist er mit den Jahren ein umsichtiger Direktor des neuen Lykower historischen Museums geworden Zuruck zur Haupthandlung Bald ahnt der Leser zwischen Tatjana Tutschkowa und Lossew bahnt sich eine Liebesbeziehung an So kommt es auch Diese kulminiert im 19 Kapitel in der Beschreibung einer Liebesnacht im Hotelbett Der Akt wird auf dem gemeinsamen Heimweg nach Lykow wahrend eines unumganglichen Omnibus Unterwegshaltes vollzogen Ihren zweiten Verehrer den Lehrerkollegen und Denkmalspfleger Roginski lasst die knapp 40 jahrige Tatjana abblitzen Daniil Granin nutzt das Element der Wiederholung gleichsam als Klammer fur das Romankonstrukt Lossews Deja vu Erlebnis kehrt in dem Gemalde Betrachter Dr Badin der genau zweimal am Anfang und am Ende des Romans auftritt am Romanende in abgewandelter Fassung leicht erkennbar wieder Im selben Atemzug verweigert Daniil Granin dem Leser das Happy End Lossew wird weder von Uwarow befordert obwohl er berufen vorgeschlagen wurde noch kriegen sich Tatjana Tutschkowa und Lossew Dafur entschadigt der Autor den Leser mit jener oben genannten wundervollen Wiederholung Beantwortet wird in dem Zusammenhang die Frage Was ist was vermag Kunst Eine der Antworten Wenn der Betrachter vor dem Kunstwerk geduldig wartet und er hat einen guten Tag dann kann das Kunstwerk hier das Gemalde Am Fluss zu ihm sprechen Der Erzahler bleibt dicht an Lossew dran Stellenweise konnte der unkonzentrierte Leser den Burgermeister als Ich Erzahler vermuten Nur ein einziges Mal gestattet sich der allwissende Erzahler eine Ausnahme Poliwanows Sterben und diverse Befindlichkeiten des fast Toten werden beinahe wie selbst erlebt geschildert Daniil Granins Sprache erscheint als unnachsichtig und poetisch zugleich Da beschreibt er zum Beispiel den Maler Astachow als schwerfalligen alten Dickwanst mit vorquellenden Basedowaugen 11 und schwarmt uber die ruhig das Stadtchen umfliessende Pljaswa der Fluss aalte sich glitzernd in der Sonne 12 Das Buch ist wie konnte es bei dem gewahlten Thema anders sein mit kommunistischem Jargon wohldurchsetzt Frau Tschistjakowa ist Abteilungsleiterin im Stadtparteikomitee Bataillonskommissar Poliwanow hat im Kriege heldenhaft gekampft Der Burgermeister heisst eigentlich Vorsitzender des Stadtexekutivkomitees Entsprechend heisst sein Vorgesetzter Uwarow im Oblast also im Bezirk beziehungsweise im Gebiet Vorsitzender des Gebietsexekutivkomitees Gleichzeitig aber werden Lektionen in jungerer Geschichte erteilt Lossew hat mehrere Vorbilder Einer von denen habe sogar vormals auf einen Zwischenruf Stalins auf einer Beratung Bauschaffender Widerwort gegeben Apropos Lehrhaftigkeit Das Selbstverstandnis der neueren Sowjetunion spiegelt sich im Erzahlerkommentar wider Die Zeiten eines sich brullend durchsetzenden Poliwanow sind voruber Lossew muss Uwarow heutzutage mit Berechnungen und Ziffern uberzeugen Mit dem Siezen und Duzen geht es drunter und druber 13 Zum Beispiel siezt Tatjana den Geliebten nach dem Geschlechtsverkehr Der Roman steckt voller Geschichten Da ist zum Beispiel die des dritten Verehrers von Lisa Diese ist rasch erzahlt Auch Lossews Vater der Schiffsmechaniker Stepan Justinowitsch ein verkappter Freizeitphilosoph nur mit einer kleinen Medaille aus dem Krieg heimgekehrt hatte Lisa in seiner Jugendzeit heimlich geliebt Dazu die passende Nebengeschichte Sein Sohn der Protagonist Sergej Lossew war mit Antonina verheiratet gewesen Die Frau hatte ihm mutwillig Horner aufgesetzt Reue zeigt sie nicht Das ehemalige Paar hat eine gemeinsame Tochter Antonina und die 12 jahrige Natascha leben in Leningrad Daruber wird im ersten Drittel des Romans kein Wort verloren Erst gegen Ende des 10 Kapitels kommt das gewichtige Faktum zur Sprache Deutschsprachige Ausgaben BearbeitenDaniil Granin Das Gemalde Roman Aus dem Russischen von Lieselotte Remane Verlag Volk und Welt Berlin 1981 Erstauflage 467 Seiten ISBN 850222354 A 6 verwendete Ausgabe Daniil Granin Das Gemalde Roman Aus dem Russischen von Lieselotte Remane Ausgabe fur die Bundesrepublik Deutschland West Berlin Osterreich und die Schweiz Pahl Rugenstein Verlag Koln 1987 ISBN 3 7609 7000 1 Daniil Granin Das Gemalde Roman Aus dem Russischen von Lieselotte Remane Diogenes Zurich 1990 466 Seiten ISBN 3 257 21853 2 Lizenzgeber Volk und Welt Anmerkungen Bearbeiten Sergej Lossew hatte ein Fernstudium als Hydrotechniker absolviert sich darauf vor seiner Natschalnik Zeit in seiner sumpfigen Heimat mit Melioration und in Lykow als Rohrleger betatigt Er wird als Halbingenieur verspottet Verwendete Ausgabe S 99 unten Jahrelang war Lossew im Norden Russlands eingesetzt worden war aber schliesslich nach Lykow zuruckgekehrt Verwendete Ausgabe S 170 unten Der Text des 1980 erschienenen Romans wurde erst Jahre nach dem Handlungsablauf genauer nach dem Besuch Badins in Lykow siehe unter Form niedergeschrieben Aber auch das Jahr 1976 muss als moglich in Erwagung gezogen werden Denn Poliwanow siehe unter Inhalt bemerkt das Gemalde sei vierzig Jahre alt verwendete Ausgabe S 112 14 Z v u und das 15 Romankapitel enthalt einen Brief aus dem Jahr 1936 dem Hochsommer in dem das Gemalde entstanden ist verwendete Ausgabe S 258 Die im zehnten der dreissig Kapitel genannte Tuleblja russ Tuleblya siehe verwendete Ausgabe S 153 1 Z v u mundet zumindest im Roman in die Pljaswa Aber Daniil Granin fuhrt den Leser in die Irre Die wirkliche Tuleblja mundet in den Ilmensee Auch der Name des angeblich in Lykow beerdigten Grigori Spiridow russ Spiridov Grigorij Andreevich hilft nicht weiter Es konnte sein Lykow liegt nicht allzu weit von Pskow Isborsk Ostaschkow und Kalinin entfernt Verwendete Ausgabe S 135 13 Z v u sowie S 283 3 Z v u Das Nachbarland Estland wird erwahnt Das etwas weiter entfernte Ljublino kommt auch noch zur Sprache Verwendete Ausgabe S 399 oben Ein Stadtoberhaupt in der Zarenzeit der Adlige Iwan Shmurin hatte seinerzeit fruchtbringende Kontakte mit dem Gartenkunstler Puckler verwendete Ausgabe S 75 Mitte Lisa Kislych hatte Astachow noch im September 1954 einen Brief aus Paris geschrieben Die Jahreszahl lasst sich an der im Brief erwahnten Beerdigung von Bunin festmachen Verwendete Ausgabe S 408 und S 411 Die 3 Auflage aus dem Jahr 1987 hat die ISBN 3 353 00262 6 Weblinks BearbeitenAusgaben in russischer Sprache National Library of Australia Hinweis auf eine Ausgabe im Erscheinungsjahr Kartina anno 1980 bei Sove tskij pisa tel BAM Eintrag Verweis auf Kartina Ausgabe 1987 WorldCat Hinweis 595240863X auf Ausgaben 2004Einzelnachweise Bearbeiten russ Novyj mir russ nacha lnik Verwendete Ausgabe S 353 3 Z v u Verwendete Ausgabe S 121 unten Verwendete Ausgabe S 118 Mitte Verwendete Ausgabe S 103 15 Z v o Verwendete Ausgabe S 162 1 Z v u Verwendete Ausgabe S 177 14 Z v u Verwendete Ausgabe S 316 Mitte Verwendete Ausgabe S 175 unten bis S 182 oben Verwendete Ausgabe S 20 unten Verwendete Ausgabe S 462 oben Verwendete Ausgabe S 67 unten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Gemalde Daniil Granin amp oldid 201818695