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Darwin Glas auch Queenstownit ist ein naturliches Glas das durch Aufschmelzen von Gesteinen infolge des Impaktes eines Meteoriten entstanden ist Die hell bis dunkelgrunen teilweise auch weissen oder schwarzen Impaktglaser kommen in der Umgebung des sog Darwin Kraters in der Nahe Queenstown in Tasmanien Australien vor Der Krater entstand beim Aufschlag eines Meteoriten vor etwa 816 000 Jahren Darwin Glas Farbvarietaten Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Verbreitung 3 Eigenschaften 4 Genese 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckungsgeschichte Bearbeiten1910 beschrieb ein Assistent des Regierungsgeologen L K Ward den Fund von schlackenartigem schaumigem Glas in Form von Tropfen und gewundenen Gesteinsfetzen Diese Funde wurden zunachst als alte Huttenschlacken gedeutet Im Jahr 1914 wurden die Glaser eingehend petrografisch untersucht und nach dem Fundort nahe Mount Darwin als Darwin Glas bezeichnet 1 Einige Proben wurden zur Begutachtung Franz Eduard Suess nach Wien geschickt der als Spezialist fur naturliche und kosmische Glaser galt Zunachst hielt er die glasartigen Gesteine ebenfalls fur artifizielle Schlacken Eine vulkanische Entstehung der Glaser schloss er aus weil entsprechende Vulkane in der Umgebung nicht bekannt waren Nach anfanglicher Skepsis beschrieb Suess aufgrund der Ahnlichkeit der tasmanischen Glaser mit den gut untersuchten Moldaviten die glasigen Gesteinsproben als Tektite Er benannte die Glaser in Anlehnung an die nachstgelegene grossere Stadt als Queenstownit 2 Heute werden kraternah abgelagerte Glaser als Impaktglaser bezeichnet wahrend Tektite naturliche Glaser bezeichnen die in einem grossen Abstand gt 100 km vom Krater aufgefunden werden Verbreitung Bearbeiten nbsp Darwin Krater Landsat Falschfarben Aufnahme Das Vorkommen von Darwin Glas beschrankt sich auf ein ca 410 km grosses Streufeld in der Umgebung des Mount Darwin sudlich von Queenstown 3 Durch den Nachweis von Coesit der Hochtemperaturmodifikation von Quarz in einigen Gesteinsproben im Jahr 1962 wurde die Vermutung von Suess bestatigt dass es sich bei den Glasern um Bildungen handeln musste die im Zusammenhang mit einem Meteoriteneinschlag gebildet wurden Problematisch war jedoch dass lange Zeit der Einschlagskrater nicht lokalisiert werden konnte 1972 entdeckte der Geologe R J Ford eine 1 2 km breite Kraterstruktur etwa 26 km sudsudostlich von Queenstown 4 Die unscheinbare morphologische Vertiefung liegt in einem Gebiet das durch schwachmetamorphe silurische und devonische Tonsteine und Quarzite der Eldon Gruppe aufgebaut ist 5 Geophysikalische Untersuchungen und Bohrungen haben gezeigt dass die topographische Vertiefung mit bis zu 230 m machtigen Brekzien gefullt ist die von 60 m pleistozanen Seesedimenten uberlagert werden Das Hauptverbreitungsgebiet des Darwin Glases liegt nordlich westlich und sudlich des Kraters in einer Entfernung von etwa 2 km Im Krater selbst ist das Auftreten von Darwin Glas nur selten beobachtet worden Eine gewisse Aufkonzentration wird durch das saure Grundwasser begunstigt das die umgebenden Sedimente korrodiert und z T auflost das Glas jedoch nicht angreift 5 Im Vergleich zur Grosse des Kraters zahlt das Darwin Glas zu dem am haufigsten vorkommenden Impaktglas auf der Erde Berechnungen haben ergeben dass in einem kraternahen Streufeld von 50 km mindestens ein Volumen von 11 250 m3 Glassubstanz ausgeworfen wurde 6 Die grossten gefundenen Glasfragmente wiegen uber 1 kg der uberwiegende Anteil der Glaser weist jedoch nur ein Gewicht von wenigen Gramm auf 7 Das Darwin Glas wurde von tasmanischen Ureinwohnern gesammelt bearbeitet und weit uber die Grenzen des Gebietes hinaus getauscht 8 Eigenschaften BearbeitenDarwin Glaser kommen in Form von Tropfen gerieften haufig verdrehten Glasfetzen rundlichen bis ovalen z T schaumigen Glasklumpen vor deren Oberflache meist durch elliptische Blasen Furchen und Fliessstrukturen charakterisiert ist 2 Mitunter sind die glasigen Massen mit Quarzit verbacken Der Anteil der tropfenformigen Glaser nimmt mit der Entfernung vom Krater zu 6 Die Farbe der Darwin Glaser variiert von weiss 5 uber hellgrun 31 und dunkelgrun 53 bis tiefschwarz 11 Es konnte nachgewiesen werden dass die schwarzen Glaser bevorzugt in grosserer Entfernung vom Krater vorkommen wahrend die weissen Glaser kraternah zu finden sind 6 Geochemisch unterscheiden sich die Glaser zum Teil grundlegend voneinander Die grunen Glaser Typ 1 weisen folgende chemische Zusammensetzung auf Si02 80 6 93 9 Al203 3 1 10 6 TiO2 0 2 0 7 FeO 0 8 4 2 MgO 0 25 2 3 und K20 0 7 2 7 Die schwarzen Glaser sind durch einen geringeren SiO2 Gehalt 76 4 84 4 und einen hoheren Gehalt an Al2O3 8 2 FeO 1 5 MgO 1 3 sowie signifikante Gehalte an Nickel 416ppm Cobalt 31ppm und Chrom 162ppm gekennzeichnet 9 Die hohen Gehalte von Spurenelementen in der chemischen Zusammensetzung der schwarzen Glaser werden auf die Aufschmelzung von pelitischen Gesteinen sowie Vermischung mit extraterrestrischen Chondrit Anteilen erklart 8 Als Ausgangsmaterial fur die weissen Glaser werden Quarzite angesehen 6 Genese BearbeitenObwohl fur Meteoritenkrater typische Strukturen und Gesteine im Darwin Krater bisher nicht nachgewiesen sind stutzen die chemische Zusammensetzung die Lage und Grosse des Streufeldes die Verteilung der Glastypen und formen der Nachweis von chondritischen Bestandteilen im Glas und Coesit in den brekziierten Gesteinsfragmenten die Theorie dass die Darwin Glaser durch Aufschmelzen der lokalen Sedimentgesteine infolge des Impaktes eines Meteoriten entstanden sind Berechnungen gehen davon aus dass der Impakt eines ca 20 50 m grossen Meteoriten eine Energie von etwa 20 Megatonnen freigesetzt hat 5 Das Alter des Einschlages und damit der Entstehung des Darwin Glases wurde mittels der Kalium Argon Datierungsmethode auf etwa 816 000 7 000 Jahren datiert 10 Die palaozoischen Gesteine wurde infolge des Aufpralls brekziiert zum Teil aufgeschmolzen und die geschmolzenen Glasfragmente mit hoher Geschwindigkeit ausgeworfen Moglicherweise hat damals vorhandene Grundwasser die Bildung von Gesteinsglas begunstigt Der ballistische Ausstoss der aufgeschmolzenen Gesteinsfragmente mit einer Geschwindigkeit von etwa 850 m s 11 erfolgte in einer hochturbulenten Wolke 8 Nach dem Impakt sammelte sich in dem Einschlagskrater Wasser und es kam zur Bildung und Ablagerung der Seesedimente die das zertrummerte Gestein im Krater uberlagert haben Nach Altersbestimmungen verlandete der See etwa vor 30 000 Jahren und verdeckte somit weitgehend die Struktur des Kraters 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Darwin glass Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien steine und minerale de Darwin Glas mindat org Darwin Glass K T Howard Physical distribution trends in Darwin glassK T Howard Origin of Darwin glassEinzelnachweise Bearbeiten Loftus Hill Darwin Glass A new variety of the tektities In Geological Survey Record Band 3 Launceston 1914 S 1 14 a b Franz Eduard Suess Ruckschau und Neueres uber die Tektitfrage In Mitteilungen der Deutschen Geologischen Gesellschaft 1914 S 52 R F Fudali amp R J Ford Darwin glass and Darwin crater A progress report In Meteoritics Band 14 1979 S 283 296 R J Ford A possible impact crater associated with Darwin glass In Earth and Planetary Science Letters Band 16 Nr 2 1972 S 228 230 a b c K T Howard amp P W Haines The geology of Darwin Crater western Tasmania Australia In Earth and Planetary Science Letters Band 260 Nr 1 2 2007 S 328 339 a b c d Kieren T Howard Physical distribution trends in Darwin glass In Meteoritics amp Planetary Science Band 44 Nr 1 2009 S 115 Kieren T Howard Physical distribution trends in Darwin glass In Meteoritics amp Planetary Science Band 44 Nr 1 2009 S 119 a b c d Kieren T Howard Origin of Darwin glass 2004 abgerufen am 20 Januar 2023 englisch K T Howard Geochemical Systematics In Darwin Impact Glass In 66th Annual Meteoritical Society Meeting 2003 C H Lo K T Howard S L Chung S Meffre Laser fusion 40Ar 39Ar Ages of Darwin 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