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Das Daijō sai japanisch 大嘗祭 mitunter auch Ōname sai gelesen Feier der grossen Kostprobe ist die wichtigste und letzte von drei shintōistischen Zeremonien die einen japanischen Kronprinzen im Zuge seiner Besteigung des Chrysanthementhrons begleiten Die weiteren Bezeichnungen fur diese Zeremonie sind Daijō e jap 大嘗会 und Senso Daijō sai jap 践祚大嘗祭 Gedenkstein fur das anlasslich der Thronbesteigung Akihitos durchgefuhrte Daijō sai Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft der Zeremonie 2 Ablauf der Zeremonie im Altertum 3 Wiederbelebung der Zeremonie seit der Edo Zeit 4 Symbolik 5 EinzelnachweiseHerkunft der Zeremonie BearbeitenDas Daijō sai gilt als eine der wichtigsten Staatszeremonien die die Thronbesteigung eines neuen japanischen Kaisers begleiten Bereits das Nihonshoki 720 die zweitalteste japanische Reichschronik erwahnt fur die Regierungszeit des Kaisers Seinei 480 484 v Chr eine solche Zeremonie 1 Sein Ursprung liegt im Niiname sai Erntefest welches bereits vor der Taika Reform d h vor Mitte des 7 Jahrhunderts existierte Im Zuge der Taika Reform wurde die Zeremonie und ihre Durchfuhrung offiziell festgelegt mit der Absicht durch eine landesweit einheitlich gefeierte Zeremonie die Provinzen starker zu einen 2 Ursprunglich fand die Zeremonie am Tag des Hasen des 11 lunaren Kalendermonats statt nach der Ubernahme des Gregorianischen Kalenders im Zuge der Meiji Restauration 1868 1912 wurde sie auf den 23 November festgelegt Ablauf der Zeremonie im Altertum BearbeitenBereits im Herbst wurden durch Divination zwei Felder westlich und ostlich der Hauptstadt Kyoto bestimmt Diese Felder nannte man suki 主基 und yuki 悠紀 sie symbolisierten das japanische Reich und seine Provinzen 3 Auf diesen beiden Feldern wurde dann der Reis fur die Opfergaben gepflanzt wobei man besonders darauf achtete ihn vor ritueller Unreinheit Kegare 穢れ 汚れ zu schutzen In Vorbereitung auf die Zeremonie im November vollzog der Kaiser eine Reihe von Reinigungsritualen um sich spirituell auf das Fest mit den kami und seinen Ahnen vorzubereiten 4 Ausserdem unterwarf er sich einer zweimonatigen Fastenzeit Der Reis wurde dann am zweiten Tag des Hasen des elften lunaren Kalendermonats in die Hauptstadt in den Daijō Palast gebracht der eigens fur diese Zeremonie errichtet und nach ihrem Ende wieder abgerissen wurde Dort wurden die Vorbereitungen abgeschlossen Wahrend der Heian Periode 794 1185 dauerte das gesamte Fest des Daijō sai im November vier Tage und war in insgesamt 11 Abschnitte unterteilt Auch wenn diese Zeremonie im Laufe der Jahrhunderte in Bezug auf Lange und Details zahlreichen Veranderungen unterworfen war sind die vier zentralen Rituale konstant geblieben 5 Mitamashizume Die Verjungung der Seele Shinsen auch Kyōsen genannt Die Opferung des neuen Reises des Jahres an die kami durch den neuen Kaiser Naorai Das Speisen des neuen Kaisers mit den kami Utage Das Speisen des Kaisers mit den Menschen in einem von ihm abgehaltenem FestVon diesen vier Ritualen ist das Mitamashizume im Rahmen des Daijō sai das am schwierigsten zu interpretierende Zum einen existieren erst seit Beginn des 19 Jahrhunderts offentlich zugangliche Aufzeichnungen weswegen sich die ursprungliche Form des Rituals nicht rekonstruieren lasst 6 Zum anderen wird es nicht offentlich sondern im engsten Kreis des Kaiserhauses durchgefuhrt so dass kaum gesicherte Informationen zu Ablauf und Inhalten vorliegen Als sicher gilt nur dass der klassische japanische Seelenglaube eine wichtige Rolle spielt So glaubte man dass die Bindung einer Seele an den Korper ihres Besitzers im Lauf der Zeit schwacher werde und daher in bestimmten Abstanden rituell erneuert werden musse Lose sie sich vollig konne sie wieder eingefangen tama shizume oder durch eine andere Seele ersetzt werden tama furi Beim Mitamashizume liegt der Kaiser in dem heiligen Bett ō fusuma das sich auf dem heiligen Boden madoko befindet In dieser Zeit vollziehen eine manchmal zwei Hofdamen 7 ein Ritual um die Bindung der Seele des Kaisers an seinen Korper zu erneuern 8 Dass das Ritual nicht offentlich durchgefuhrt wird und seine genauen Ablaufe nicht sicher bekannt sind hat zum Entstehen einer Reihe von Theorien und Interpretationsmoglichkeiten gefuhrt Die Anthropologin Emiko Ohnuki Tierney nennt die folgenden drei 9 Die Verjungung seiner Seele erlaubt es dem Kaiser das Daijō sai mit grosstmoglicher spiritueller Kraft durchzufuhren Die Anwesenheit einer oder zweier Hofdamen wahrend des Rituals lasst auf einen sexuellen Aspekt schliessen Produktion und Reproduktion sind eine wichtige Basis fur die Seele womit diese Deutung auch mit Interpretationsmoglichkeit 1 kompatibel ist Einige Forscher nehmen an dass auch der Leichnam des vorherigen Kaisers eine Rolle spielt Er soll sich dieser Theorie nach ebenfalls auf dem heiligen Bett befinden und es so ermoglichen seine Seele mit dem Korper des neuen Kaisers zu verbinden Auch in Bezug auf das an das Mitamashizume anschliessende Reisopfer gibt es verschiedene Interpretationen So ist nicht klar welchem Kami genau das Opfer des neuen Reises dargebracht wurde Eine Theorie besagt dass es ursprunglich Amaterasu war die mythologische Ahnherrin der Kaiser Einer anderen zufolge ist das Opfer an das ganze Pantheon der Kami gerichtet die sogenannten Tenjin Chigi 天神地祇 Gotter des Himmels und der Erde 9 Wiederbelebung der Zeremonie seit der Edo Zeit BearbeitenIn der Zeit der streitenden Reiche der Sengoku Zeit 戦国時代 ca 1477 bis 1573 wurde das Daijō sai zunachst nicht mehr praktiziert Mit Beginn der Edo Zeit 1600 wurde es allerdings wiederbelebt um den Kaiser starker als Symbol der Einheit des Reiches in den Vordergrund zu rucken Die moderne Form des Daijō sai wurde durch die 1909 festgelegt Das erste Daijō sai unter der gegenwartigen Verfassung fand im Jahre 1990 im Rahmen der Thronbesteigung des Kaisers Akihito statt Auch in seiner neuen Form sind dem Daijō sai die grundsatzlichen vier Rituale Mitamashizume Shinsen Naorai und Utage erhalten geblieben Der Opferreis fur das Daijō sai wie auch fur das jahrlich stattfindende Niiname sai wird jetzt allerdings nicht mehr auf den zwei heiligen Feldern im Umland von Kyoto sondern in den Anlagen des Kaiserpalastes in Tokio vom Kaiser personlich angebaut 10 Symbolik BearbeitenDie Tatsache dass das jahrliche Erntefest Niiname sai und die Nachfolge Zeremonie Daijō sai an demselben Tag stattfinden weist auf die intime Verbindung von Fruchtbarkeit und Souveranitat des Kaiserhauses in der Japanischen Mythologie hin Das Motiv in den Mythen Japans das die Fruchtbarkeit und Souveranitat verbindet erzahlt von einem mannlichen Kami welcher ein menschliches Madchen heiratet Das Kind aus dieser Vereinigung wird zum Grunder der kaiserlichen Dynastie Beispiele fur diese Symbole findet man in vielen der Mythen Japans so etwas in dem Himmelsabstieg von Ninigi oder auch in den Mythen von Ōkuninushi und Suserihime 11 Einzelnachweise Bearbeiten Ohnuki Tierney Emiko Rice as self Japanese Identities Through Time Princeton University Press Princeton N J 1993 ISBN 1 4008 2097 9 S 48 Encyclopedia of Shinto Home State Rites Daijōsai Abgerufen am 6 Marz 2018 japanisch Ohnuki Tierney Emiko Rice as self Japanese Identities Through Time Princeton University Press Princeton N J 1993 ISBN 1 4008 2097 9 S 48 Ōgoshi Yasuo To Dream of Dreams Religious Freedom and Constitutional Politics in Postwar Japan University of Hawai i Press Honolulu 1996 ISBN 0 8248 1166 6 S 207 f Ohnuki Tierney Emiko Rice as Self Japanese Identities Through Time Princeton University Press Princeton N J 1993 ISBN 1 4008 2097 9 S 45 51 Teeuwen Mark A New History of Shinto Wiley Blackwell Chichester 2010 ISBN 1 4051 5515 9 S 137 Ueno Chizuko Miyata Noboru 上野千鶴子 宮田登 Nihon ōkenron Shohan Auflage Shunjusha Tōkyō 1988 ISBN 4 393 48206 9 S 52 Kumar Ann Globalizing the Prehistory of Japan Language Genes and Civilisation Routledge New York 2009 ISBN 0 7103 1313 6 S 144 a b Emiko Ohnuki Tierney The Emperor of Japan as Deity Kami In Ethnology Band 30 Nr 3 1991 S 199 215 doi 10 2307 3773631 JSTOR 3773631 Emperor Akihito Plants Rice at Imperial Palace in Annual Early Summer Event In Mainichi Daily News 23 Mai 2017 mainichi jp abgerufen am 14 Marz 2018 Hynes William J Doty William G Mythical Trickster Figures Contours Contexts and Criticisms University of Alabama Press Tuscaloosa 1993 ISBN 978 0 8173 8285 8 S 141 158 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Daijō sai amp oldid 220308269