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Klassifikation nach ICD 10G62 8 1 Sonstige naher bezeichnete PolyneuropathienICD 10 online WHO Version 2019 Unter Critical Illness Polyneuropathie CIP versteht man eine Erkrankung des peripheren Nervensystems die haufig im Zusammenhang mit schweren intensivmedizinisch behandlungspflichtigen Erkrankungen auftritt Wesentliche Entstehungsfaktoren sind eine Sepsis Multiorganversagen und Langzeitbeatmungen Diese Krankheit prasentiert ein neurologisches Bild welches seit Jahrzehnten bekannt ist jedoch lange Zeit falsch eingeschatzt wurde Sepsispatienten die langere Zeit auf Intensivstationen betreut wurden entwickelten teils ausgepragte Formen von Muskelverkummerung Muskelatrophie Der Verdacht lag nahe dass die Immobilisierung der Patienten auf den Intensivstationen zu einer Inaktivitatsatrophie des Muskelgewebes fuhrt und somit das klinische Bild erklart ware Die Beschwerden der Patienten lassen sich damit jedoch nicht befriedigend erklaren Vielmehr scheint eine neu dazuerworbene Erkrankung an diesem Prozess beteiligt zu sein Diese kennt man heute unter der Bezeichnung Critical Illness Polyneuropathie Die Haufigkeit dieser Erkrankung wird unterschatzt Etwa 70 Prozent der Patienten die uber ein bis zwei Wochen auf Intensivstationen gegen Sepsis behandelt werden und uberleben entwickeln eine CIP Inhaltsverzeichnis 1 Pathologie 2 Symptomatik 3 Diagnose 4 Therapie 5 Literatur 6 EinzelnachweisePathologie BearbeitenDie genaue Entstehung Pathogenese der CIP ist nach wie vor nicht bekannt Man vermutet dass Entzundungsmediatoren Cytokine Interleukine usw wie sie bei Sepsis und dem Systemischen inflammatorischen Response Syndrom SIRS vom Immunsystem in den Korper geschleust werden eine entscheidende Rolle bei der Genese spielen Diese bis heute nur sehr unvollstandig klassifizierten Mediatoren scheinen im Zuge der CIP eine toxische Wirkung auf die Axone speziell der motorischen Neurone des peripheren Nervensystems auszuuben Es handelt sich somit um eine endogen toxische Polyneuropathie Die Schadigung der motorischen Neurone fuhrt zu einer Parese Lahmung der dazugehorigen Muskeln Die Konsequenz daraus ist deren Verkummerung Sensorische Neurone scheinen bei diesem Krankheitsprozess weitgehend jedoch nicht vollstandig ausgespart zu bleiben Die Verlaufsform der CIP ist monophasisch und selbstlimitierend Symptomatik BearbeitenDie Patienten entwickeln schwere schlaffe atrophische Lahmungen Samtliche Extremitaten sind davon betroffen Problematisch ist die Beteiligung des Zwerchfellsnervens Nervus phrenicus Dies zeigt sich im Fruhstadium der Erkrankung nur selten da die meisten betroffenen Patienten ohnehin kunstlich beatmet werden Beim Versuch die Patienten von der maschinellen Beatmung zu entwohnen ergeben sich manchmal jedoch erhebliche Schwierigkeiten Anzumerken ist dass die CIP in den meisten Fallen nicht den Schweregrad erreicht um besagte Entwohnungsstorungen zu verursachen Klinisch nachweisbar ist diese Art der Erkrankung ansonsten nur schwer Bei der neurologischen Statuierung finden sich die erwahnten Muskelatrophien mit eigenartig teigiger Gewebskonsistenz Die Muskeleigenreflexe sind stark reduziert bis fehlend Schmerzreize an den Beinen werden nicht mit einem Flexorreflex shortening reaction beantwortet wie dies physiologisch zu erwarten ware sondern aussern sich lediglich uber ein Grimassieren im Gesicht Dies ist ein relativ typisches Zeichen der CIP hat jedoch keinen pathognomonischen Charakter Diagnose BearbeitenDie elektrophysiologische Untersuchung ist die Methode der Wahl Die entsprechenden Befunde bei der CIP sind typischerweise fast normale Nervenleitgeschwindigkeiten NLG und distal motorische Latenzen mit amplitudengeminderten bzw verbreiterten Summenaktionspotentialen Die sensiblen NLGs sind praktisch normal Die Myasthenia gravis Botulismus und das Guillain Barre Syndrom sind die klassischen Differentialdiagnosen zur CIP Diese sind im Gegensatz zur CIP einer medikamentosen Therapie durchaus zuganglich und deshalb in jedem Fall zu prufen Therapie BearbeitenDie Behandlung ist rein unterstutzend Zentral ist die Behandlung der Grundkrankheit des Patienten Eine kausale Therapie gegen die CIP existiert bis heute nicht Es gibt verschiedene klinische Experimente mit NMDA Antagonisten Greifbare Erfolge blieben bis jetzt aber aus Eine sorgfaltige Pflege ist zur Pravention und Minimierung von Drucklasionen Dekubitus von ausgesprochener Wichtigkeit Die Spontanprognose ist jedoch unerwartet gut Uberleben die Patienten die Grundkrankheit gewinnen die meisten von ihnen uber Wochen und Monate ihre motorischen Fahigkeiten zum uberwiegenden Teil zuruck Eine Restitutio ad integrum ist zumindest von neurologischer Seite wahrscheinlich In der Rekonvaleszenzphase ist oftmals eine atemunterstutzende Behandlung mit Sauerstoffgabe notig Als problematisch kann sich bei diesen Patienten die oft sehr lange Beatmungsphase erweisen Sekundare Komplikationen wie Pneumonien Tracheomalazie und eine erneute Sepsis stellen ein nicht unwesentliches Problem der medizinischen Betreuung dar Literatur BearbeitenKlaus Poeck Werner Hacke Neurologie 11 Auflage Springer Berlin 2001 ISBN 3 540 41345 6 Einzelnachweise Bearbeiten Alphabetisches Verzeichnis zur ICD 10 WHO Version 2019 Band 3 Deutsches Institut fur Medizinische Dokumentation und Information DIMDI Koln 2019 S 161Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Critical Illness Polyneuropathie amp oldid 207289232