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Aufbewahrungsort Stiftsbibliothek St GallenEntstehungsort unbekanntEntstehungszeit Ende 8 JahrhundertBeschreibstoff PergamentUmfang 323 SeitenFormat ca 17 10 5 cmSprache Althochdeutsch LateinZeilenzahl 14 21Schrift mehrere Hande alemannische MinuskelDer Codex Sangallensis 911 ist eine Sammelhandschrift mit einer Abrogansschrift dem St Galler Paternoster und dem Credo die zusammen zu den altesten althochdeutschen Quellen zahlen und Ende des 8 Jahrhunderts entstanden sind Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Angaben 2 Inhalt 2 1 Abrogans 2 2 Paternoster 2 3 Credo 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAllgemeine Angaben BearbeitenDie Abrogans Handschrift wird heute in der Stiftsbibliothek St Gallen aufbewahrt Dabei handelt es sich um ein Worterbuch lateinischer Sprache mit althochdeutschen Ubersetzungen welches nach dem Verfassen durch ein Paternoster Vaterunser und ein Credo Glaubensbekenntnis in althochdeutscher Sprache erganzt wurde Die Sammelhandschrift tragt die Bezeichnung Abrogans Handschrift aufgrund des ersten Wortes des ersten Teils der Handschrift das Worterbuch abrogans dheomodi bescheiden demutig Alle drei Texte sind auf teilweise schlechtem und lochrigem Pergament in alemannischer Minuskel durch mehrere Schreiber niedergeschrieben worden Die Verwendung von minderwertigem Pergament weist darauf hin dass die Handschrift nicht fur die Klosterbibliothek sondern fur privaten Gebrauch gedacht war Sie ist vermutlich schon in der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts in ihrer heutigen Zusammenstellung aus der Umgebung des Elsass nach St Gallen gelangt Inhalt BearbeitenAbrogans Bearbeiten nbsp Erste Seite des Abrogans Codex Sangallensis 911 Das Worterbuch beinhaltet 3239 althochdeutsche und 3670 lateinische Worter wobei die deutschen Ubersetzungen fehlerhaft sind Damit dient das Glossar als Quelle fur die Kenntnis der altesten deutschen Sprache da es auch 700 Worter enthalt die sonst in keinem anderen althochdeutschen Text mehr vorhanden sind Nicht weniger als zwanzig Hande haben den Abrogans auf minderwertigerem Pergament niedergeschrieben Dies deutet darauf hin dass die Handschrift eher fur den internen Gebrauch gedacht war und wohl der rhetorischen Stilubung diente Bis auf wenige Initialen wie am Anfang des Textes ist die Handschrift recht schmucklos gehalten was wiederum auf die Annahme hinweist dass das Schriftstuck nicht fur die Offentlichkeit bestimmt war Wahrscheinlich im altbairischen Bistum Freising unter Bischof Arbeo wurde das Worterbuch in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts schliesslich ins Deutsche ubersetzt Dabei wurden sowohl die lateinischen Stichworter wie auch dessen lateinische Wiedergaben mit althochdeutschen Entsprechungen glossiert Die deutschen Ubersetzungen erscheinen nicht wie sonst ublich interlinear sondern neben den Begriffen Aus der Entstehungszeit des Glossars im 8 Jahrhundert ist kein Exemplar bewahrt geblieben Drei jungere Handschriften des Abrogans Deutsch gibt es in Paris Bibliotheque nationale de France Ms lat 7640 Bl 124r 132v Prag Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Cod XXIII E 54 Bl 22r 47v und Karlsruhe Badische Landesbibliothek Cod Aug perg 111 Bl 76r 90r Im Bezug zu der Handschrift aus St Gallen beschaftigt sich die Forschung zum einen mit der Frage ob an den althochdeutschen Ubersetzungen einer oder mehrere Gelehrte arbeiteten und falls es mehrere Ubersetzer waren ob sie aus dem gleichen Sprachraum stammten Zum anderen ist es fraglich ob die Worter in ihrer grammatikalischen Grundform im Glossar stehen oder die Ausdrucke bei dem Verfassen der Handschrift nicht eher aus vorliegenden Texten ubernommen wurden was dann bedeutet dass das Worterbuch zur expliziten Texterklarung diente Damit verbunden ist auch die Frage ob es sich beim St Galler Abrogans um ein sekundares Bibelglossar 1 handelt welches Glossargruppen aus vorliegenden Glossaren ubernahm Paternoster Bearbeiten zeilengetreue Wiedergabe nbsp Pater noster Codex Sangallensis 911 althochdeutsch lateinisch neuhochdeutschFater unseer thu Pater noster qui Vater unser der dupist in himile uuihi es in caelis sanctificetur bist im Himmel geheiligtnamun dinan nomen tuum werde dein Name qhueme rihhi Adveniat regnum zu uns komme dein Reich din uuerde uuillo diin tuum Fiat voluntas tua Dein Wille geschehe so in himile sosa in erdu sicut in caelo et in terra wie im Himmel also auch auf Erden prooth unseer emez Panem nostrum cotidianum Unser tagliches Brotzihic kip uns hiutu oblaz da nobis hodie Et dimitte gib uns heute und vergibuns sculdi unseero nobis debita nostra uns unsere Schuld so uuir obla sicut et nos dimittimus wie auch wirzem uns scul debitoribus nostris vergeben unsern Schuldigern dikem enti ni Et ne undunsih firleiti in kho nos inducas in tentationem fuhre uns nicht in Versuchung runka uzzer losi un sed libera sondern erlose unssih fona ubile nos a malo von dem Ubel Trotz der Jahrhunderte die zwischen der Entwicklung des Althochdeutschen zum heutigen Neuhochdeutschen liegen ist das althochdeutsche Paternoster auch aufgrund der Bekanntheit des Vaterunsers in der Kirche einfach zu verstehen Die wenigen Veranderungen zeigen sich bei dem Wort khorunka Versuchung Zeilen 13f welches verschwunden ist und emezzihic Zeilen 7f mit seiner Bedeutungsanderung vom fruheren taglich auf das heute gebrauchliche fleissig 2 Es sind auch einige Worte mit vollen Endsilbenvokalen vorhanden die im Laufe der folgenden Jahrhunderte sich im Mittelhochdeutschen abschwachten rihhi erdu und einige Begriffe die von der Lautverschiebung des Sudalemannischen gepragt sind Ob sich die Ubersetzung auf eine Vorlage bezieht ist unklar Eine Datierung noch weiter zuruckliegend als das 8 Jahrhundert wird von der Forschung aufgrund des Sprachstandes und der Uberlieferung nicht angenommen Oft wird die Ubersetzung in der Forschung als misslungen angesehen was sich an einigen Punkten festhalten lasst Zum Beispiel wird uuihi namun dinan Zeilen 2f geheiligt werde dein Name hier aus dem lateinischen Passiv wie auch im heutigen deutschen Vaterunser nicht passiv sondern aktiv ubersetzt Die Frage ob es sich hierbei wirklich um einen Ubersetzungsfehler oder um einen tieferen theologischen Gedanken da nur Gott der Allmachtige seinen Namen heiligen kann kommt auf 3 Credo Bearbeiten zeilengetreue Wiedergabe nbsp Zweite Seite des Credo Codex Sangallensis 911 althochdeutsch lateinisch neuhochdeutschkilaubu Credo Ich glaubein kot fat er almah in Deum Patrem omnipotentem an Gott den Vater den Allmachtigen ticum ki Creatorem den Schopferscat himiles caeli des Himmelsenti erda enti in Ih esu m et terrae Et in Jesum und der Erde Und an Jesuschrist sun sinan aina Christum filium eius unicum Christus seinen eingeborenen Sohn cun unseran truhtin Dominum nostrum unseren Herrn der inphangan ist fo qui conceptus est de empfangen durch denna uuihemu keiste Spiritu sancto Heiligen Geist kiporan natus geborenfona mariun ex Maria von der Jungfrau Mariamacadi euuikeru Virgine kimartrot in ki passus sub gelitten unteruualtiu pila Pontio Pilato Pontius Pilatustesin cruce pislacan tot enti crucifixus mortuus et gekreuzigt gestorben undpicrapan stehic in uuizzi sepultus descendit ad inferos begraben hinabgestiegen in das Reich des Todesin drittin take erstoont tertia die resurrexit am dritten Tage auferstandenfona tote m a mortuis von den Toten stehic in himil ascendit ad caelos aufgefahren in den Himmel sizit az zesuun sedet ad dexteram er sitzt zur Rechtencotes fateres almahtikin Dei patris omnipotentis Gottes des allmachtigen Vaters dhana chui m ftic ist sonen inde venturus est iudicare von dort wird er kommen zu richtenqhuekhe enti tote ki vivos et mortuos Credo die Lebenden und Toten Ich glaubelaubu in uuihan keist in uuiha in Spiritum sanctum sanctam an den Heiligen Geist die heiligekhirihhun catholica uui ecclesiam catholicam sanctorum katholische Kirche Gemeinschafthero kemeinitha urlaz communionem remissionem der Heiligen Vergebungsuntikero fleiskes urstodali peccatorum carnis resurrectionem der Sunden Auferstehung der Totenin liip euuikan am en vitam aeternam Amen und das ewige Leben Amen Die Ubersetzung des Credo wird wie schon die des Paternosters als fehlerhaft angesehen In der Forschung befasst man sich vor allem mit der Frage ob dem Credo das bekannte lateinische Symbolum Apostolicum als Vorlage diente Gleichzeitig gibt es aber auch die Annahme dass die lateinische Vorlage des Credos wie auch die des Paternosters aus Nord Spanien oder West Gallien stammt und durch irische Monche in den Osten und bis nach St Gallen gebracht wurde 4 Literatur BearbeitenGustav Must Das St Galler Credo In Karl Hauck Hrsg Fruhmittelalterliche Studien Jahrbuch des Instituts fur Fruhmittelalterforschung der Universitat Munster Band 15 Berlin 1981 S 371 386 Gustav Must Das St Galler Paternoster In Hans Gert Roloff Hrsg Akten des V Internationalen Germanisten Kongresses Cambridge 1975 Leonard Forster Heft 1 Bern 1976 S 396 403 Peter Ochsenbein Das alteste deutsche Buch mit dem altesten muttersprachlichen Pater noster Die Abrogans Handschrift mit dem St Galler Vaterunser In Cimelia Sangallensia Hundert Kostbarkeiten aus der Stiftsbibliothek St Gallen Karl Schmuki u a St Gallen 2000 S 32f Stefan Sonderegger Altdeutsch in St Gallen In Peter Ochsenbein Hrsg Das Kloster St Gallen im Mittelalter Die kulturelle Blute vom 8 bis zum 12 Jahrhundert Darmstadt 1999 S 205 222 Stefan Sonderegger St Galler Paternoster und Credo In Kurt Ruh u a Hrsg Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon Band 2 2 Auflage Berlin 1980 S 1044 1047 Jochen Splett Abrogans deutsch In Kurt Ruh u a Hrsg Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon Band 2 2 Auflage Berlin 1978 S 12 15 Jochen Splett Der Abrogans und das Einsetzen Althochdeutscher Schriftlichkeit im 8 Jahrhundert In Herwig Wolfram Walter Pohl Hrsg Typen der Ethnogenese unter besonderer Berucksichtigung der Bayern Band 1 Wien 1990 S 235 241 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Sangallensis 911 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien e codices unifr chEinzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Jochen Splett Der Abrogans und das Einsetzen Althochdeutscher Schriftlichkeit im 8 Jahrhundert In Herwig Wolfram Walter Pohl Hrsg Typen der Ethnogenese unter besonderer Berucksichtigung der Bayern Band 1 Wien 1990 S 240 emsig duden de Peter Ochsenbein Das alteste deutsche Buch mit dem altesten muttersprachlichen Pater noster Die Abrogans Handschrift mit dem St Galler Vaterunser In Karl Schmuki u a Cimelia Sangallensia Hundert Kostbarkeiten aus der Stiftsbibliothek St Gallen St Gallen 2000 S 32 f Gustav Must Das St Galler Credo In Karl Hauck Hrsg Fruhmittelalterliche Studien Jahrbuch des Instituts fur Fruhmittelalterforschung der Universitat Munster Band 15 Berlin 1981 S 371 386 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Sangallensis 911 amp oldid 230262205