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Clausura Bir Oum Ali ist die moderne Bezeichnung eines romischen Sperrwerks des Prinzipats das fur Sicherungs und Uberwachungsaufgaben am Limes Numidiae zustandig war Die dortigen Limesanlagen wurden durch eine Kette aus Militarstationen und durchlaufenden Grenzbefestigungen gebildet und schlossen die romischen Provinz Africa proconsularis nach Suden hin ab 1 Die in einigen Abschnitten sehr gut erhaltene Befestigungslinie der Clausura wurde am nordlichen Rand des Schott Fedjedj einem Sedimentbecken errichtet das sich heute im Norden des tunesischen Gouvernements Kebili befindet Das Sperrwerk von Bir Oum Ali gilt auch als Beginn des Limes Numidiae der seine Fortsetzung am anderen Ende des Schotts im Sudosten mit dem Limes Tripolitanus findet Die Clausura sperrte neben einer naturlichen Passage durch den Djebel Oum Ali die das Wadi Oum Ali ausgeschwemmt hat auch dessen angrenzende Hohen Clausura Bir Oum AliLimes Limes NumidiaeDatierung Belegung fruhes 2 Jhr Typ SperrwerkGrosse ca 600 m LangeBauweise SteinErhaltungszustand in Teilen sehr gut erhalten das Torhaus wurde dem modernen Strassenbau geopfertOrt Bir Oum AliGeographische Lage 34 8 14 5 N 9 10 20 2 O 34 13735 9 1722666666667 260Hohe 260 mVorhergehend Kleinkastell Henchir Temassine sudostlich Kleinkastell Henchir Mgarine sudostlich Der Limes Tripolitanus mit der Clausura Bir Oum Ali am Beginn des Limes Numidiae ganz oben linksDie Clausura im Wadi Oum Ali nach der 1972 veroffentlichten photogrammetrischen AufnahmeBlick von Westen uber den besterhaltenen Teil der Clausura mit dem uberdachten Abschnitt der Rinne Deutlich sichtbar ist auch der tiefe moderne Eingriff in den Bereich des damit zerstorten Torhauses auf der nun durchschnittenen Kuppe des Passes Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Fundgut 5 Literatur 6 AnmerkungenLage BearbeitenDer zu den Auslaufern des Aures Gebirges gehorende Hohenzug von Oum Ali am Sudrand des Djebel Asker erstreckt sich leicht sichelformig von Westen nach Osten und bildet den nordlichen Abschluss des Schott Fedjadj Das Wadi Oum Ali quert die Clausura in sudwestlich nordostlich abfallender Hauptrichtung Die antike Strassentrasse steigt von Sudwesten aus dem Wadi kommend den westlich des Tales gelegenen Hang hinauf In Mittelhanglage befand sich bis in die jungste Zeit die einzige bekannte Toranlage des Sperrwerks Mit Bir Oum Ali und anderen gesperrten und uberwachten Stellungen ringsum konnten die Romer die riesige Flache des Schotts Fedjedj uberwachen Forschungsgeschichte BearbeitenDie am Ende des 19 Jahrhunderts bekannt gewordene romische Talsperre wurde kurze Zeit spater trotz ihres vorzuglichen Erhaltungszustandes offensichtlich wieder vergessen 2 Ihr Entdecker war der franzosische Offizier Paul Goetschy 1848 1921 der 1894 die ersten Untersuchungen vornahm und die Baureste vermass 3 Der Epigraphiker Rene Cagnat 1852 1937 hatte in seinem 1892 erschienenen Werk uber die romische Armee in Afrika noch keine Kenntnisse von dieser Entdeckung 4 wahrend der Althistoriker Maurice Euzennat wiederum konnte wahrend seiner ab 1967 begonnenen vierjahrigen Forschungstatigkeit am romischen Limes in Tunesien keine naheren Untersuchungen der Anlage vornehmen 2 Das 1894 noch als Ruine sichtbare Torhaus wurde ohne archaologische Begleitung weitgehend dem modernen Strassenbau geopfert Teile der antiken Strassentrasse lassen sich jedoch noch ostlich der heutigen Trasse im Gelande nachvollziehen und gleichfalls ostlich blieb einer der beiden sudlichen Quadersteinpfeiler der Tordurchfahrt in situ erhalten 5 Spater nahm der britische Archaologe David Mattingly Feldbegehungen am Ort vor Baugeschichte BearbeitenDas von romischen Soldaten errichtete Sperrwerk bestand aus einer uber 600 Meter langen Steinmauer deren Hohe von 3 50 Meter bis 6 Meter variiert Sie erstreckte sich von den Steilhangen des Wadis im Osten durch das Flussbett und hinauf zu dessen westlichen Hohen Das durchschnittlich 1 50 Meter breite Bauwerk 6 besass ein sauber gesetztes und gemorteltes Schalenmauerwerk aus kleinerem Steinmaterial mit einer Hinterfullung aus vermortelten Bruchsteinen 7 8 Zumindest im zentralen Bereich der Mauer lasst sich ein offener rund 0 75 Meter breiter Wehrgang nachweisen der beidseitig von einer rund 0 60 Meter hohen Brustwehr begrenzt wird Der Boden und die Wandungen des Ganges zeigen noch einen teilweise feststellbaren Verputz Im erhaltenen westliche Abschnitt wird der ansonsten offene Gang bei seinem steilen Anstieg zu den Hohen von einer giebelbogenformigen Konstruktion aus demselben Mauerwerk uberwolbt 7 die nach Goetschy an ihrem Scheitelpunkt 1 20 Meter hoch ist 9 Euzennat deutete diese Merkmale mit denen sich Bir Oum Ali deutlich von allen Sperrwerken des Limes Tripolitanus unterscheidet mit abweichenden strategischen Uberlegungen der romischen Planer und verglich trotz der unterschiedlichen Mauerbreiten diese afrikanische Clausura mit dem Hadrianswall 10 Dahingehend erschien es Euzennat so als wenn die Talsperre von Bir Oum Ali alter sein konnte als die Tebaga Clausura 11 Der Archaologe David Mattingly erteilte jedoch alteren Vorstellungen nach denen die romische Besatzung von der Mauer herab Angreifer abgewehrt habe eine klare Absage da die angebliche Brustwehr viel zu niedrig ausgelegt ist Seiner Meinung nach konnte der Wehrgang eher als Wasserrinne genutzt worden sein um bei starken Regengussen das kostbare Nass in eine Zisterne zu leiten Goetschy hatte 1894 am Torhaus dem dort tiefsten Punkt der Anlage eine kreisformige Struktur von vier Metern Innendurchmesser 7 2 50 Meter Gesamtdurchmesser 9 wahrgenommen die er als Turm oder Brunnenkopf interpretierte Fur Mattingly schied eine Interpretation als Turm jedoch aus da sich dieser unmittelbar seitlich an der Zufahrt zum Torhaus befunden haben musste wobei das Torhaus selbst analog zu anderen Bauten gleichen Typs hochstwahrscheinlich von zwei Turmen flankiert war Der Archaologe machte darauf aufmerksam dass die runde Struktur die durch den modernen Strassenbau durchschnitten wurde mit Putz ausgekleidet war und somit als Zisterne gedeutet werden konne die von dem kleinen Grenzschutzkommando des Torhauses und Reisenden genutzt werden konnte Die auf der Mauer nachgewiesene Rinne hatte ihr Wasser demnach in diese angrenzende Zisterne abgeben konnen 7 Goetschy selbst hatte betont der Boden dieser Rinne bestehe aus sehr hartem Beton ahnlich dem der bei romischen Kanalisationsarbeiten verwendet wurde le sol de ce passage est en beton tres dur analogue a celui employe dans les travaux de canalisation romaine Der Offizier will links und rechts im Bereich des uberdachten Kanals Spuren weiterer sehr unregelmassiger Rinnen gesehen haben 9 Fundgut BearbeitenDas in der Nahe des Torhauses aufgelesene Keramikspektrum fiel bei Feldbegehungen Mattinglys sehr sparlich und undifferenziert aus Der Archaologe konnte jedoch eine Randscherbe identifizieren die in das zweite beziehungsweise dritte Jahrhundert datierte Weitere Hinweise deuten darauf hin dass die Clausura moglicherweise im fruhen zweiten Jahrhundert errichtet wurde 12 Literatur BearbeitenMaurice Euzennat Quatre annees de recherches sur la frontiere romaine en Tunisie meridionale In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1972 S 21 24 Paul Goetschy Notes sur un passage du Cherb roule de Nefzaoua barre par une muraille dite de Bir Oum Ali In Recueil des notices et memoires de la Societe Archeologique du Departement de Constantine 29 1894 1895 S 593 598 David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 173 174 Anmerkungen Bearbeiten Hans Jurgen Nitz Hrsg Landerschliessung und Kulturlandschaftswandel an den Siedlungsgrenzen der Erde Symposium anlasslich des 75 Geburtstages von Prof Dr Willi Czajka vom 9 11 November 1973 im Geographischen Institut der Universitat Gottingen Gottinger geographische Abhandlungen 66 Goltze Gottingen 1976 S 170 Fussnote a b Maurice Euzennat Quatre annees de recherches sur la frontiere romaine en Tunisie meridionale In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1972 S 7 S 24 Paul Goetschy Notes sur un passage du Cherb roule de Nefzaoua barre par une muraille dite de Bir Oum Ali In Recueil des notices et memoires de la Societe Archeologique du Departement de Constantine 29 1894 1895 S 593 598 Rene Cagnat L armee romaine d Afrique et l occupation militaire de l Afrique sous les empereurs Leroux Paris 1892 S 569 David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 173 Abb S 184 Maurice Euzennat Quatre annees de recherches sur la frontiere romaine en Tunisie meridionale In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1972 S 7 S 23 a b c d David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 173 Maurice Euzennat Quatre annees de recherches sur la frontiere romaine en Tunisie meridionale In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1972 S 23 a b c Paul Goetschy Notes sur un passage du Cherb roule de Nefzaoua barre par une muraille dite de Bir Oum Ali In Recueil des notices et memoires de la Societe Archeologique du Departement de Constantine 29 1894 1895 S 593 598 hier S 595 Maurice Euzennat Quatre annees de recherches sur la frontiere romaine en Tunisie meridionale In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1972 S 7 S 23 Maurice Euzennat Quatre annees de recherches sur la frontiere romaine en Tunisie meridionale In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 1972 S 7 S 24 David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 173 Abb S 185 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clausura Bir Oum Ali amp oldid 238644791