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Der City Hof war ein 1958 fertig gestellter Hochhauskomplex des Architekten Rudolf Klophaus am Klosterwall in Hamburg Das Ensemble bestand aus vier dreizehngeschossigen senkrecht zur Strasse gestellten Hochausscheiben die durch einen gemeinsamen ein bis zweigeschossigen Sockelbau mit Ladenpassage verbunden waren Die Anlage gehorte zu den ersten Hochhausern die nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg errichtet wurden Der City Hof war ein typischer Bau der internationalen Nachkriegsmoderne Ursprunglich mit einer hellen Keramikfassade ausgestattet wurde das Gebaude in den 1970er Jahren mit grauen Faserzementplatten verkleidet Das Grundstuck befindet sich seit 2006 im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg Hauptmieter des City Hofs war seit seiner Fertigstellung das Bezirksamt Hamburg Mitte nach dessen Umzug im Mai 2017 das Gebaude jedoch in Hinblick auf die zu diesem Zeitpunkt bereits geplante Neuentwicklung des Areals leer stand 1 Im Marz 2018 wurde die bauordnungsrechtliche Abrissgenehmigung fur den Gebaudekomplex erteilt 2 im Marz 2019 folgte die denkmalschutzrechtliche Abrissgenehmigung die Arbeiten zum Abbruch begannen kurze Zeit spater im April 2019 Hochhausgruppe City Hof im Jahr 2016 Ansicht von Nordosten Altmannbrucke Hauptbahnhof Luftbild vom City Hof Juni 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Entstehungsgeschichte 3 Architektur 4 Kunst am Bau 5 Diskussion um den Abriss 6 Ausschreibung fur Grundstucksneubebauung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage und Umgebung BearbeitenDer Komplex befand sich am Klosterwall 2 8 im Stadtteil Hamburg Altstadt Das Areal liegt auf dem Geesthang am Rand des Elbe Urstromtals und ist daher von einer verhaltnismassig starken Steigung gepragt Westlich grenzt das Gebiet an das Kontorhausviertel nordlich an die Monckebergstrasse ostlich an die Bahnanlagen des Hauptbahnhofes und sudlich an die Speicherstadt bzw HafenCity Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Johanniskloster am Klosterwall Gemalde von Johann Joachim Faber 1839Das Gelande des heutigen City Hofs bildete ursprunglich den sudostlichen Abschnitt der Hamburger Wallanlagen Nach deren Entfestigung wurde hier 1837 vom damaligen Baudirektor Carl Ludwig Wimmel ein Neubau fur das zuvor beim heutigen Rathausmarkt gelegene Kloster St Johannis errichtet Die Strassennamen Klosterwall und Johanniswall erinnern an das fruhere Kloster Nach dem Bau des Hauptbahnhofes erwarb die Freie und Hansestadt Hamburg 1911 das nunmehr zentral gelegene Areal und plante hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kontorhausviertel ab 1924 den Bau eines Messehauses der jedoch aufgrund der Weltwirtschaftskrise nie realisiert wurde 3 Die eingereichten Wettbewerbsentwurfe unter anderem von Fritz Hoger und Rudolf Klophaus sahen jedoch schon damals Hochhauser an dieser Stelle vor In der NS Zeit begann Klophaus an derselben Stelle mit dem Bau einer monumentalen Verwaltungszentrale fur die Hamburger Hochbahn der jedoch wegen des Zweiten Weltkrieges nicht fertiggestellt wurde Nach Kriegsende wurde der unvollendete Hochbahn Bau abgebrochen und 1952 unter dem neuen Oberbaudirektor Werner Hebebrand die Planung zur Bebauung des Areals erneut aufgenommen Den Auftrag bekam wiederum Klophaus der bereits mehrere Bauten im benachbarten Kontorhausviertel Mohlenhof Reichenhof Altstadter Hof Bartholomayhaus entworfen hatte Uber die Bauzeit des Gebaudekomplexes existieren unterschiedliche Angaben die sich im Zeitraum Mitte der 1950er Jahre bis Ende der 1950er Jahre bewegen Rudolf Klophaus erlebte die Fertigstellung der City Hof Hochhauser nicht mehr Er starb unerwartet am 3 Juli 1957 Sein damaliger Burochef Hans Jochem 4 vollendete das Bauvorhaben das 1958 fertiggestellt wurde Architektur BearbeitenDie Plane von Rudolf Klophaus griffen teilweise die Entwurfe anderer Teilnehmer des Messehaus Wettbewerbs auf Anders als in den Planungen der 1920er Jahre die alle einen massiven Gebauderiegel in Blockrandbebauung vorsahen entschied sich Klophaus offenbar in Abstimmung mit Hebebrand nunmehr jedoch fur vier quergestellte Hochhausscheiben die an den Schmalseiten auf charakteristisch nach unten verjungten Stutzen aufgestandert waren unter denen die Eingange liegen 5 Verbunden waren sie im Erdgeschoss durch eine Ladenpassage die ursprunglich auch von der Steinstrasse aus zu erreichen war im Zuge von Umbaumassnahmen zur Jahrtausendwende allerdings verschlossen wurde Im Inneren der Gebaude befanden sich ausserdem eine Kegelbahn und eine Tiefgarage Im Ursprungszustand waren die Hauser mit weissen Keramikplatten sogenannten Leca Platten verkleidet und besassen Schwingfenster aus rotlichem Holz Die Intention des Architekten war eine Anknupfung an die fortschrittliche Architektur der Hamburger zwanziger Jahre 6 und die Schaffung eines Kontrasts zum Kontorhausviertel In den 1970er Jahren wurden optische Veranderungen am Gebaudekomplex vorgenommen 1972 wurden die holzernen Schwingfenster durch weisse Kunststofffenster ersetzt 1977 wurden uber den durch die Witterung beschadigten Keramik Platten der Fassaden Eternit Platten angebracht nbsp Ruckwartige Ansicht von Sudwesten Burchardstrasse Johanniswall nbsp Ansicht von Sudosten Deichtorplatz nbsp Ansicht von Norden Steinstrasse nbsp Innenhof nbsp Sockelbau am GebaudekomplexKunst am Bau Bearbeiten nbsp Steinstrasse um 1830 im Block A nbsp Winserbaum im Block B nbsp Steintor um 1600 im Block CAn den Wanden in den Foyers der Blocks A B und C befanden sich jeweils Wandmalereien die 1956 1957 dort aufgebracht wurden Ob sich im Foyer des Blocks D das den Haupteingang zum Bezirksamt Hamburg Mitte bildete und mehrfach stark umgebaut wurde zuletzt 2000 ursprunglich ebenfalls ein Wandbildnis befand ist ungeklart Die Darstellungen historischer Ansichten Hamburgs in Anlehnung an bekannte Motive z B der Gebruder Suhr waren jeweils signiert mit Fr iedrich Reimer und der entsprechenden Jahreszahl In Block A befand sich eine Darstellung der Steinstrasse um 1830 1956 in Block B eine undatierte Darstellung des Winserbaums 1956 einer historischen Sperre der ostlichen Hafenzufahrt in Hohe des heutigen Messbergs In Block C befand sich eine Darstellung des Steintors um 1600 1957 Diskussion um den Abriss BearbeitenDer City Hof stand seit Mai 2013 unter Denkmalschutz jedoch wurde seine Erhaltenswurdigkeit von verschiedenen Teilen von Politik Verwaltung und Offentlichkeit unterschiedlich beurteilt Unter anderen gehorte der damalige Oberbaudirektor Jorn Walter zu den entschiedenen Unterstutzern einer Neuentwicklung des City Hof Areals aus stadtebaulichem Interesse 7 Akute Relevanz gewann die Diskussion um den Umgang mit der Bestandssubstanz nach der Entscheidung zur Verlegung des Bezirksamts Hamburg Mitte in das ehemalige Verlagsgebaude des Axel Springer Verlages Die Freie und Hansestadt schrieb das City Hof Areal zunachst sowohl fur Konzepte aus die eine Umnutzung des Bestandes als auch eine Neubebauung der Flache vorsahen wobei letzteres vor allem im Feuilleton aber auch auf Deutschlandfunk Kultur 8 und im Regionalfernsehen 9 10 zu zahlreichen Diskussionen sowie zur Grundung einer Initiative 11 zum Erhalt des City Hofs fuhrte Im Rahmen der Ausschreibung legte das Hamburger Architekturburo Gerkan Marg und Partner gmp einen Entwurf vor der den Erhalt und die Sanierung und weitgehende Umwandlung in Wohnungen vorsah und im Jury Entscheid klar auf Platz eins lag 12 Nach einer nachtraglichen Anderung der Ausschreibungsbedingungen wurde der Beitrag von gmp jedoch disqualifiziert und der Zuschlag stattdessen dem Hamburger Bauunternehmen August Prien erteilt dessen Konzept fur die Flache den Abriss der Bestandsbauten vorsieht Die Zustimmung zum Verkauf durch den Senat erfolgte am 31 Marz 2016 13 Im Januar 2018 wurden verschiedenartige Anderungen an den Bauplanen veroffentlicht 14 Am 30 Mai 2018 beschloss die Burgerschaft eine umfangreiche Akteneinsicht zum Verfahren 15 Jorg Haspel Prasident des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS schrieb im August 2018 in einem Beschwerdebrief Hamburg drohe durch den Abriss ein erheblicher Glaubwurdigkeitsverlust 16 Ebenfalls im August 2018 besuchten zwei Expertinnen des UNESCO Fachgremiums ICOMOS International im Rahmen einer Beratungsmission Hamburg und fuhrten Gesprache mit Behorden und Abrissgegnern aus der Zivilgesellschaft 17 Im Zuge der Akteneinsicht wurde zeitgleich bekannt dass 2013 Finanzsenator Peter Tschentscher seit 2018 Erster Burgermeister Hamburgs personlich den City Hof Abriss trotz Denkmalschutz betrieben hatte obwohl sich der Senat im gerade verabschiedeten Denkmalgesetz zum vorbildlichen Umgang mit den Denkmalern im offentlichen Besitz verpflichtet hatte 18 Am 27 November 2018 erklarte der Senat in einer Pressemitteilung dass die UNESCO durch den Abriss keine Beeintrachtigung des Wertes der Welterbestatte sehe 19 Der Weltdenkmalrat ICOMOS widersprach dieser Darstellung des Senats noch am selben Tag und erklarte dass er lediglich erklart habe dass derzeit keine Plane bestehen dieses Projekt dem Welterbekomitee vorzustellen Diese Vereinbarung an sich bedeutet nicht das Fehlen negativer Auswirkungen sondern vielmehr dass das Problem auf nationaler Ebene gelost werden sollte 20 Ausschreibung fur Grundstucksneubebauung BearbeitenAugust Prien hat in Abstimmung mit der Freien und Hansestadt einen internationalen beschrankten zweiphasigen stadtebaulich architektonischen Realisierungswettbewerb zur Neubebauung ausgeschrieben In der ersten Wettbewerbsphase hatten insgesamt 29 Buros stadtebauliche Entwurfe vorgelegt Eine vollstandige Liste der teilnehmenden Buros wurde bislang nicht veroffentlicht bekannt sind jedoch die internationalen Buros Studio Libeskind und Steven Holl Architects beide New York City und Rafael Moneo aus Madrid sowie die Hamburger Buros Stormer Murphy and Partners Blauraum Architekten und MRLV Architekten 21 22 Sieben Buros wurden fur die zweite Wettbewerbsphase ausgewahlt um bis Ende Marz 2017 eine hochbauliche Vertiefung zu erarbeiten die abschliessende Preisgerichtssitzung wurde fur den 27 April 2017 angesetzt 23 Die Entwurfe der zweiten Wettbewerbsphase sollten der Offentlichkeit am 1 Juni 2017 vorgestellt werden 24 In den Projektdaten sind als Preisrichter genannt Bodo Hafke Prof Marcel Meili Prof Manfred Ortner Fritz Schumacher Prof Jorn Walter Prof Gesine Weinmiller Projektbetreuer ist die D amp K drost consult GmbH Hamburg 25 Am 2 Juni 2017 gab die Jury unter Vorsitz von Fritz Schumacher die Entscheidung bekannt Sieger ist die Einreichung des Hamburger Architekturburos KPW Papay Warncke und Partner Dieser Entwurf plant einen Abriss der City Hochhauser und die Errichtung eines dreiteiligen Gebauderiegels in welchem neben einem Hotel mit 200 Zimmern auch Buros und Wohnungen vorgesehen sind Im Erdgeschoss sollen sich Laden Galerien Gastronomie und eine Kita befinden An der Grundstucksgrenze Klosterwall ist der Bau uber 8 Etagen an der Grundstucksgrenze Johanniswall uber 5 Etagen geplant In die Neugestaltung des Areals ist auch ein Teil des Burogebaudes des Heinrich Bauer Verlags einbezogen 26 27 Das Denkmalschutzamt genehmigte der Firma August Prien am 20 Marz 2019 den Abriss der City Hochhauser 28 nbsp Vorbereitungen zum Abriss September 2019 nbsp Abriss Januar 2020 nbsp Abriss Januar 2020 nbsp nbsp Literatur BearbeitenHeidi Kirk Nicole Keller u a Hrsg Der City Hof An und Einblicke Junius Verlag Hamburg 2018 ISBN 978 3 96060 506 5 Sylvia Necker City Hof Schaff Verlag Hamburg 2015 hamburger bauheft 9 ISBN 978 3 944405 12 4 Ralf Lange Vom Kontor zum Grossraumburo Burohauser und Geschaftsviertel in Hamburg 1945 1970 Konigstein im Taunus Langewiesche 1999 ISBN 3 7845 4611 0 Ulrike Wendland Bearb Altstadt City Denkmalort Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalspfleger in der Bundesrepublik Deutschland 1995 Hamburg Christians 1996 ISBN 3 7672 1269 2 Cornelius de Boer Der Messehaus Wettbewerb in Hamburg Bauwelt Verlag Berlin 1925 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons City Hof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Initiative City Hof Mittendrin City Hof Hier wird ein Denkmal kaputtgespart Stellungnahme vom 19 Marz 2019 zum Advisory Mission Report von ICOMOS International Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus vom Marz 2019 Behorde fur Kultur und Medien NDR Hamburg damals Die City HochhauserEinzelnachweise Bearbeiten Bezirksamt Mitte zieht ins Springer Gebaude NDR 29 Juli 2014 Abrissgenehmigung fur City Hof Hauser erteilt Die Welt 10 Marz 2018 Zum gescheiterten Messehaus Wettbewerb von 1924 25 siehe Ulrich Hohns Hrsg Das ungebaute Hamburg Junius Verlag Hamburg 1991 ISBN 3 88506 191 0 S 58 77 abendblatt de Ruttgerodt Riechman 1996 S 53 in Wendland Ulrike Bearb Altstadt City Denkmalort 1996 Ruttgerodt Riechman 1996 S 54 in Wendland Ulrike Bearb Altstadt City Denkmalort 1996 Christoph Twickel City Hofe Die Klotzbrocken In Die Zeit ISSN 0044 2070 zeit de abgerufen am 12 April 2016 Axel Schroder Deutschlandfunk Kultur Landerreport 15 03 2018 Baupolitischer Skandal um Hamburgs City Hof War der Abriss schon vorab beschlossen Abgerufen am 9 Juni 2018 Hamburg 1 Schalthoff Live 22 5 2018 City Hof Erhalt oder Abriss hamburg1 de Abgerufen am 9 Juni 2018 Hamburg 1 Nachgefragt 22 5 2018 Initiative City Hof bleibt hamburg1 de Abgerufen am 9 Juni 2018 City Hof e V city hof org Abgerufen am 9 Juni 2018 Till Briegleb Architektur Noch ein Burohaus In sueddeutsche de ISSN 0174 4917 sueddeutsche de abgerufen am 12 April 2016 Beschlossen Verkauf des Cityhofs In moderneREGIONAL Abgerufen am 12 April 2016 City Hof So geht der Bauherr auf Kritik ein NDR 21 Januar 2018 Debatte uber den geplanten Abriss des Cityhofs am 30 5 2018 in der Hamburgischen Burgerschaft youtube com Abgerufen am 9 Juni 2018 Britta Nagel Das Unesco Siegel wird fur Hamburg zum Fluch In www welt de 31 August 2018 abgerufen am 1 September 2018 Daniel Herder City Hof Abriss Warum Denkmalschutzer auf die Unesco setzen In www abendblatt de 30 August 2018 abgerufen am 10 September 2018 Marc Widmann City Hof Hamburg Zuruck in die Backsteinzeit In www zeit de 29 August 2018 abgerufen am 10 September 2018 mopo de Jorn Lauterbach Abriss der City Hofe Icomos Expertinnen widersprechen Senatoren In DIE WELT 27 November 2018 welt de abgerufen am 28 November 2018 Libeskind entwirft Hamburgs neuen City Hof In Hamburger Abendblatt 17 November 2016 abgerufen am 27 Januar 2017 Mitteilung des Senats an die Burgerschaft Gebotsverfahren Quartier am Klosterwall PDF In Drucksache 21 2904 pdf 23 Seiten 19 Januar 2016 abgerufen am 3 Juni 2017 Quartier am Klosterwall in Hamburg In wettbewerbe aktuell Abgerufen am 27 Januar 2017 City Hochhauser Aus fur Stararchitekt Libeskind In Hamburger Abendblatt 26 Januar 2017 abgerufen am 27 Januar 2017 Ausschreibungen Quartier am Klosterwall in Hamburg Altstadt In competition online 22 September 2016 abgerufen am 3 Juni 2017 City Hof Areal Dieser Backstein Koloss steht kunftig am Klosterwall In WELT Online 2 Juni 2017 abgerufen am 3 Juni 2017 Backstein Bau soll City 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