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Der Chosr ist ein 47 Kilometer langes Wadi im Gouvernement Ninawa im Nordwesten des Iraks Von den nicht standig Wasser fuhrenden Nebenflussen des Tigris dem er orografisch rechts zufliesst ist er einer der grossten 1 Chosr نهر الخوصر Nahr al KhosrVerlauf des Khosr die Lage alter Stadte und Sanheribs WasserbautenVerlauf des Khosr die Lage alter Stadte und Sanheribs WasserbautenDatenLage Provinz Ninawa IrakFlusssystem Schatt al ArabAbfluss uber Tigris Schatt al Arab Persischer GolfNamentlicher Beginn Zusammenfluss zweier Wadis36 36 13 N 43 11 47 O 36 60357831 43 19641642 318Quellhohe ca 318 mMundung Bei Mossul in den Tigris36 345161 43 140838 211 Koordinaten 36 20 43 N 43 8 27 O 36 20 43 N 43 8 27 O 36 345161 43 140838 211Mundungshohe ca 211 mHohenunterschied ca 107 mSohlgefalle ca 2 3 Lange ca 47 km Inhaltsverzeichnis 1 Namen 2 Verlauf 3 Brucken 4 Geschichtliches 4 1 6 Jahrhundert v Chr 4 2 19 Jahrhundert 4 3 21 Jahrhundert 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und AnmerkungenNamen BearbeitenDer vollstandige Namen lautet auf Arabisch نهر الخوصر Nahr al Khosr Sowohl der Artikel ال al als auch der Ausdruck نهر Nahr fur Fluss Kanal mussen aber nicht unbedingt vorangestellt sein Das Worterbuch Arabisch Deutsch von Langenscheidt ubersetzt den Begriff mit Horn in der Bedeutung des Blechblasinstruments 2 Daneben kursieren viele unterschiedliche Namensvarianten die sich aus Transkriptionen in verschiedene Sprachen nach unterschiedlichen Regeln erklaren In neueren deutschen Quellen stehen die folgenden Schreibweisen Chosr Ḫosr Hausr Khosr Khoser in alteren auch Choser Chusur Khauser Als franzosische Ubertragung findet man Koussour und Khosar Khausser oder Hosrow in englischen Umschriften Weitere Namensformen in anderen Sprachen lauten Khosar Khasar Khawsar Kawarsar mitunter auch zusammen mit der einleitenden Bezeichnung Wadi wie zum Beispiel Wadi al Khawsar Verlauf BearbeitenDer Fluss entsteht in den hugeligen Vorbergen am sudlichen Fuss des Gebirgszugs Dschabal al Qosh bei dem sunnitisch kurdischen Dorf Xorekor aus dem Zusammenfluss zweier mehrfach verzweigter Wadis Der westliche Zufluss tragt den Namen Nahr Ayn Zawah نهر عين زاوة der ostliche ist als Rubar Kitak روبار كتك bekannt Nach der Vereinigung der beiden Quellbache durchfliesst der Khosr in vielen Maandern den nordostlichen Teil der Ninive Ebene und passiert nach etwa 15 Kilometern in sudlicher Richtung die an seinem Ostufer liegenden antiken Festungsanlagen von Dur Sarrukin Wenig tiefer flussabwarts liegen die Reste eines Staudammes der den Kopf des 702 vor Christus erstmals erwahnten etwa 16 Kilometer langen Kisiri Kanals bildete welcher parallel zum Fluss bis an die Stadtmauern Ninives fuhrte Nach weiteren acht Kilometern staut sich der Fluss bei dem Ort Mintaqat ash Shalalat منطقة الشلالات vor einem Streichwehr das auf einen assyrischen Damm zuruckgehen soll 3 Von hier sind es nochmals 17 Kilometer bis die Ausgrabungen von Ninive erreicht werden Von manchen Archaologen wurde angenommen dass der bei Regen oder Schneeschmelze reissende Fluss zu Konig Sanheribs Zeiten in dem breiten Befestigungsgraben um die Stadt herum geleitet wurde 4 Nach mehr als zweieinhalb Jahrtausenden ist das jedoch nicht mehr zu beweisen und es liegt die folgende Situation vor Das Wasser hat die Ostmauer durchbrochen und einen Teil der ehemaligen Befestigungen zerstort doch man kann noch deutlich erkennen dass der untere Teil der Mauer aus grossen Steinblocken bestand Der Flusslauf nimmt seinen Weg in sudwestlicher Richtung bildet vor dem Siedlungshugel Tell Kujundschik eine ausgepragte Schleife und verlasst nach etwas mehr als drei Kilometern die Ruinenstadt um nach letzten zwei Kilometern in den Tigris zu munden Brucken BearbeitenInnerhalb des Stadtgebietes Mosuls uberspannen in der Reihenfolge flussabwarts die folgenden Brucken den Khosr Wahrend der Schlacht um Mossul wurden mehrere davon zerstort Seit Ende der Kampfe im Juli 2017 gibt es Bemuhungen zu ihrem Wiederaufbau 5 Die Zuckerbrucke جسر السكر ist ein Teil der Schnellstrasse Mossul Lalisch Anmerkung 1 Die etwa 238 Meter lange Al Muthanna Brucke جسر المثنى verbindet die Stadtviertel Al Muthanna und Al Zuhour Uber die Grosse Muthanna Brucke جسر المثنى الكبير fuhrt eine der verkehrsreichsten Strassen zwischen den Stadtvierteln Al Muthanna und Al Noor Anmerkung 1 Die Blumenbrucke جسر الزهور ist etwa 124 Meter lang und stellt die Verbindung zwischen den Stadtteilen Al Muthanna und Al Zuhour her Anmerkung 1 Die Al Suez Brucke جسر السويس verbindet mit einer Lange von 269 Metern den Stadtteil Al Faisaliah mit den landwirtschaftlich genutzten Gebieten im Nordwesten der Stadt Die 180 Meter lange Sanherib Brucke جسر سنحاريب verlauft etwas weiter flussabwarts parallel zur Al Suez Brucke 6 Geschichtliches Bearbeiten6 Jahrhundert v Chr Bearbeiten Zur Zeit des assyrischen Konigs Sanherib war das Wasser des Tigris vermutlich nicht geniessbar In der sogenannten Bavian Inschrift heisst es dass die Einwohner Trinkwasser nicht kannten und ihre Augen auf den Regen der vom Himmel fallt gerichtet waren 7 Um die Wasserversorgung seiner Hauptstadt Ninive auch wahrend der trockenen Jahreszeit sicherzustellen verwirklichte der Konig zwischen 702 und 688 v Chr ein epochales Wasserbauprojekt Dabei spielte die Kanalisierung des Chosr die wichtigste Rolle Durch seinen ostlichen Quellbach liess er die Verbindung zum Aquadukt von Jerwan anlegen Uber diese 275 Meter lange Uberfuhrung die einige Forscher als die alteste ihrer Art betrachten gelangte das Wasser aus dem Fluss Atrush in den ostlichen Al Qosh Bergen in den Khosr 8 Aus nordwestlicher Richtung wurde Wasser aus den Oberlaufen der Wadis Al Milah وادي المالح und Bandwai بهنداوة durch das Wadi al Abrah وادي الابرة in den Chosr gelenkt Auf Betreiben des Konigs wurden bei den Quellen am Fuss des Bergs Musri Dschabal Bashiqa die etwa 20 Kilometer von Ninive entfernt in der Nahe der heutigen Stadt Bashiqa liegen kunstliche Seen angelegt Mithilfe von Schleusen konnte das Wasser je nach Bedarf in den Musri Kanal geleitet werden Dieser Wasserweg fuhrte in das Wadi al Qamtar das nahe oberhalb der Sperre von Aj ilah in den Chosr mundet Der Bau von Tunneln Aquadukten Staudammen und Wehren dauerte insgesamt funfzehn Jahre und liess ein 150 Kilometer langes Kanalsystem entstehen dass die Regulierung des Chosr erlaubte und so die gleichmassige Versorgung der Stadt mit Trinkwasser und die Bewasserung von Ackerflachen ermoglichte Der Geograf Carl Ritter beschreibt in seinem Werk Die Erdkunde den Fluss als den Beglucker Ninives 9 Vom Chosr konnte aber besonders bei Hochwasser auch eine Gefahr ausgehen was dem weitsichtigen Herrscher durchaus bewusst gewesen sein muss Der Chosr wird mit der Zerstorung der Stadt durch die Meder und Babylonier im Jahr 612 v Chr mehr oder weniger direkt in Verbindung gebracht Dieses Ereignis wurde vom Propheten Nahum aus Elkosch vorhergesagt und fand im Buch Nahum Aufnahme in die Prophetenbucher der Tora und damit in die Bibel Die Prophezeiung beschreibt dass die Mauern des Palastes durch grosse Wassermassen zerstort werden sollen Mit reissender Flut macht er seinen Widersachern ein Ende und seine Feinde verfolgt er mit Finsternis Nahum 1 8 LUT Das Wasser konnte vielleicht auch an den Schleusentoren zum Khosr in die Stadt gelangen wie der Text Nahums nahelegt Wer sie hatte offnen konnen bleibt aber im Dunklen Schon sind die Tore an den Wassern geoffnet es wankt der Palast Nahum 2 7 LUT Manche Forscher deuten den Bibeltext so dass ein verheerendes Hochwasser die Festungsanlagen unterspulte andere glauben die Belagerer hatten das Wasser in den Kanalen so hoch aufgestaut bis die Stadtmauern einsturzten Beim Versuch die biblische Flut zu erklaren ware es eine weitere Moglichkeit dass die Stadt erst nach dem Sieg der Babylonier geflutet wurde Zu diesem Zweck hatten die Wasserreservoirs geoffnet und ihr Inhalt unkontrolliert in den Khosr abgelassen werden konnen 10 Das lasst zumindest der Text im Buch Nahum Kapitel 2 Vers 9 vermuten wo es heisst Ninive ist wie ein voller Teich aber seine Wasser mussen verrinnen Steht steht ruft man aber niemand wendet sich um Nahum 2 9 LUT Der Innsbrucker Professor Friedrich stellte 1898 die Eroberung der Stadt durch die Meder infrage Nach seiner These hatte Ninives Ende Resultat einer verheerenden Naturkatastrophe gewesen sein konnen Wahrend eines Unwetters konnten starke Regenfalle wie sie in der Gegend nicht unublich sind zu einem Dammbruch am Chosr gefuhrt haben der die Ostmauer zum Einsturz brachte Ein Blitzeinschlag konnte ein Feuer entzundet haben welches durch den Sturm zusatzlich angefacht worden ware wodurch sich Brandspuren in den Ruinen erklaren liessen 4 Der Bibelforscher Aron Pinker vertritt dagegen die Meinung dass die Topografie Ninives die Moglichkeit einer Uberschwemmung durch den Khosr ausschliesse 11 Aus der babylonischen Chronik Nr 3 sind Datum und Dauer der Belagerung bekannt nicht aber eine Beschreibung der Kampfe Auch die Rolle des Chosr bleibt in dieser Quelle unerwahnt Dort heisst es Der Konig von Akkad sammelte seine Armee und vereinte sie mit dem Heer von Kyaxares dem Konig der Meder Sie belagerten Ninive vom Monat Sivan bis zum Monat Ab fur drei Monate Sie schlugen ihr Lager vor Ninive auf und unterzogen die Stadt einer schweren Belagerung Am Tag des Monats Ab fugten sie dem machtigen Volk von Ninive eine grosse Niederlage bei Zu dieser Zeit war der Konig von Assyrien Sin sarru iskun der starb Sie trugen reiche Beute aus der Stadt und dem Tempel und legten die Stadt in Schutt und Asche 12 19 Jahrhundert Bearbeiten Nach der Wiederentdeckung Ninives 1842 durch Paul Emile Botta wurde deutlich dass die ehemalige Hauptstadt nach dem Fall des Assyrerreichs nicht wieder aufgebaut wurde und Sanheribs Wasserbauten zerfallen waren Dies hatte zur Folge gehabt dass der Khosr hinsichtlich der Durchflussmenge wieder auf ein normales Trockental zuruckfiel Wie bei anderen Wadis auch unterliegt der Wasserdurchsatz seither jahreszeitlichen Schwankungen 21 Jahrhundert Bearbeiten Der Unterlauf bei Mossul fuhrt saisonal sehr wenig Wasser und wird als Kloake missbraucht Eine Analyse des Flusswassers nahe der Mundung im Jahr 2006 ergab eine hohe Konzentration von Schwermetallen wie Cadmium und Kupfer und eine Kontamination mit Bakterien 1 Weblinks BearbeitenAusten Henry Layard Discoveries in the ruins of Nineveh and Babylon John Murray London 1853 ISBN 1 4021 7444 6 archive org Ariel M Bagg An den Wassern von Ninive Philipp von Zabern 2012 academia edu Artikel in der Zeitschrift ANTIKE WELT Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b Dr Mazin N Fadhel Adverse impact of Al Khoser river upon Tigris river at outfall area 2008 edu iq PDF وصر in Langenscheidt Arabisch Deutsch Worterbuch Abgerufen am 7 April 2018 Restaurierter assyrischer Damm am Khosr a b Dr Thomas Friedrich Nineve s Ende in Festgaben zu Ehren Max Bdinger s Verlag der Wagner schen Universitats Buchhandlung Innsbruck 1898 ISBN 1 148 36331 9 google de Reconstruction of the Sugar and Flower Bridge englisch Brucken in der Provinz Ninawa arabisch Jason Ur Sennacherib s Northern Assyrian Canals British Institute for the Study of Iraq 2005 S 1 englisch harvard edu PDF Thorkild Jacobsen Seton Lloyd Sennacherib s Aqueduct at Jerwan The University of Chicago Press Chicago Illinois 1935 ISBN 0 226 62120 0 uchicago edu PDF Carl Ritter Die Erdkunde von Asien Verlag der Wagner schen Universitats Buchhandlung Innsbruck 1844 ISBN 0 365 17001 1 google de Dahlia Shehata Babylonier Hethiter und Co fur Dummies Wiley VCH 2015 ISBN 978 3 527 70499 6 google de Aron Pinker Nahum and the Greek Tradition on Nineveh s Fall englisch Albert Kirk Grayson Assyrian and Babylonian Chronicles Eisenbrauns 2000 ISBN 1 57506 049 3 google de Text der babylonischen Chronik Nr 3 ab Zeile 38 englisch a b c Bei den Kampfen um die Stadt zwischen 2016 und 2017 zerstort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chosr amp oldid 234265906