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Chondrites kɔnˈdritɛs ist eine Gattung fossiler Lebensspuren Ichnogenus die in feinkornigen marinen Sedimentgesteinen auftritt Die Benennung geht auf Kaspar Maria von Sternberg 1833 zuruck 2 Chondrites zusammen mit einem isolierten Schultergurtel Element eines Mesosauriden in einem dunklen Tonstein der Mangrullo Formation Unterperm UruguayHistorische Zeichnung mit relativ stark vergrosserter Darstellung von Chondrites aus dem Posidonienschiefer 1910 1 Die mehrfachverzweigten dendritischen Gange sind mehr oder weniger schichtparallel angelegt weshalb sie nur auf Schichtflachen in typischer Auspragung auftreten Die einzelnen Gange sind sehr klein selten breiter als einen Millimeter Oft treten sie massenhaft auf und aussern sich auf Bruch und Spaltflachen die nicht parallel zur ursprunglichen Schichtung verlaufen in einem unregelmassigen Muster aus Punkten und Strichen Das verzweigte buschige Aussehen dieser Spurenfossilien erinnert an Pflanzen So hat Friedrich August Quenstedt in seiner Abhandlung uber den Suddeutschen Jura aus den spaten 1850er Jahren die Chondrites reichen basalen Schichten des Posidonienschiefers Lias Epsilon als Seegrasschiefer bezeichnet 3 Der von Ernst Friedrich von Schlotheim in den Nachtragen zu seiner Petrefactenkunde 1822 gepragte Name Algacites bezieht sich zumindest teilweise auf Spurenfossilien vom Chondrites Typ die auch er fur Reste von Wasserpflanzen hielt 4 Auch die Bezeichnung Chondrites geht auf den Namen einer Seetang Gattung Chondrus Knorpeltange zuruck Ebenfalls infolge von Fehlinterpretationen wurde der Gattungsname Fucoides der von Adolphe Brongniart im Jahre 1822 5 in Anlehnung an den Namen der Seetang Gattung Fucus gepragt wurde fur Spuren vom Chondrites Typ verwendet 6 aber auch fur Spuren die spater aufgrund ihrer relativ stark abweichenden Morphologie ganz eigenen Gattungen zugeordnet wurden 7 Somit wurden die Namen Chondrites Fucoides und Algacites im 19 Jahrhundert fur ein buntes taxonomisches Gemisch aus fossilen Spuren Pflanzen und Tieren benutzt Noch Eberhard Fraas 1910 stellte Chondrites zu den Algen ausserte allerdings schon Zweifel an der generellen Gultigkeit dieser systematischen Stellung 8 In den Folgejahren setzte sich schliesslich die Ansicht dass es sich zumindest teilweise um Spurenfossilien handelt immer mehr durch 9 und der Name Chondrites wurde nunmehr nur noch fur diese Ichnotaxa benutzt Welche Organismen diese Spuren verursacht haben ist bis heute nicht abschliessend geklart Klar ist dass sie nur in marinen Ablagerungen auftreten In rezenten kustennahen Meeresboden werden Spuren die mit dem Spurenfossil Chondrites ubereinstimmen oder ihm sehr ahnlich sind von sedimentfressenden Borstenwurmern erzeugt 10 Chondrites sind ab dem Ordovizium nachgewiesen Belege aus dem Kambrium gelten als unsicher 11 Siehe auch BearbeitenDer Ausdruck chondrites ˈkɔndraɪ t s bezeichnet im Englischen auch spezielle Meteoriten Chondrite die mit diesem ichnologischen Taxon nichts zu tun haben Literatur BearbeitenR G Bromley 1999 Spurenfossilien Biologie Taphonomie und Anwendungen Springer Berlin Heidelberg 347 S ISBN 978 3 540 62944 3 Ulrich Lehmann Palaontologisches Worterbuch 4 Auflage Enke Stuttgart 1996 ISBN 3 432 83572 8 S 45 Weblinks BearbeitenGenus Chondrites Sternberg 1833 Datenblatt zur Spurengattung mit umfassender Fotogalerie von in altpalaozoischen Kalksteinen Estlands uberlieferten Exemplaren fossiilid info Genus Chondrites von Sternberg 1833 Datenblatt zur Spurengattung auf der Webprasenz der IchnoBioGeoScience Forschungsgruppe der University of Kansas ichnology ku edu Einzelnachweise Bearbeiten Eberhard Fraas Der Petrefaktensammler K G Lutz Verlag Stuttgart 1910 Tafel 19 Figur 3 archive org Kaspar von Sternberg Versuch einer geognostisch botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt Prag 1833 gallica bnf fr S 25 Friedrich August Quenstedt Der Jura Verlag der H Laupp schen Buchhandlung Tubingen 1858 MDZ Reader So ist die von Schlotheim aufgestellte Art Algacites granulatus relativ sicher dieser Spurengattung zuzuordnen da sie aus dem Posidonienschiefer von Boll in Wurttemberg stammt und auch Abbildung und Beschreibung wenig Zweifel an der Identitat dieser Spuren lassen siehe Ernst Friedrich von Schlotheim Nachtrage zur Petrefactenkunde Becker sche Buchhandlung Gotha 1822 S 45 f GoogleBooks und Taf 5 Fig 1 GDZ Adolphe Brongniart Sur la classification et la distribution des vegetaux fossiles en general et sur ceux des terrains des sediment superieur en particulier Memoires de Museum d Histoire Naturelle Bd 8 1822 S 203 240 Einleitung und 1 Kapitel BHL S 237 Wahrend zahlreiche der anfangs in die Gattung Fucoides gestellten Exemplare und Taxa spater als Spurenfossilien erkannt wurden stellten sich andere als Uberreste von Graptolithen einer altpalaozoischen Gruppe kleiner planktonischer Tiere heraus siehe Edith L Taylor Thomas N Taylor Michael Krings Paleobotany The Biology and Evolution of Fossil Plants 2nd edition Academic Press Elsevier 2009 ISBN 978 0 12 373972 8 S 122 f beispielsweise Fucoides strangulatus aus der bohmischen Kreide siehe Richard Pokorny Funalichnus a New Ichnogenus and its Type Ichnospecies Funalichnus strangulatus Fritsch 1883 Upper Cretaceous of the Bohemian Cretaceous Basin Czech Republic Ichnos Bd 15 Nr 2 2008 S 51 58 doi 10 1080 10420940701192922 alternativer Volltextzugriff ResearchGate Die Chondriten sind wegen ihres durftigen Erhaltungszustandes zwar im ganzen fragwurdige Gebilde und es ist keineswegs festgestellt ob dieselben auch in der Tat immer pflanzlicher Natur sind Der Einfachheit halber aber wollen wir sie doch hier d h bei den Algen behandeln Eberhard Fraas Der Petrefaktensammler K G Lutz Verlag Stuttgart 1910 S 109 archive org siehe z B H Potonie Lehrbuch der Palaobotanik 2 Auflage umgearbeitet von W Gothan Gebruder Borntraeger Berlin 1921 S 12 archive org Gunther Hertweck Achim Wehrmann Gerd Liebezeit Bioturbation structures of polychaetes in modern shallow marine environments and their analogues toChondritesgroup traces Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology Bd 245 2007 Nr 3 4 S 382 389 doi 10 1016 j palaeo 2006 09 001 A H Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band II Teil 3 Jena 1978 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chondrites amp oldid 214153138