www.wikidata.de-de.nina.az
Chindaswinth Flavius Chindasvindus Rex um 563 30 September 653 war Konig der Westgoten von 642 bis 653 Darstellung Chindaswinths in der Cronica Albeldense Inhaltsverzeichnis 1 Erhebung 2 Kampf gegen den Adel 3 Kirchenpolitik 4 Tod und Nachkommen 5 Literatur 6 AnmerkungenErhebung BearbeitenChindaswinth kam durch einen Staatsstreich gegen seinen Vorganger Tulga an die Macht Dabei war sein hohes Alter von rund achtzig Jahren offenbar kein Hindernis Er wurde von einer Adelspartei der Tulgas Politik missfiel am 17 April 642 in Pampilica wohl das heutige Pampliega in der Provinz Burgos zum Konig erhoben und am 30 April durch einen formellen Akt wahrscheinlich in Toledo ins Konigsamt eingefuhrt Tulga wurde in ein Kloster gesteckt 1 Kampf gegen den Adel BearbeitenChindaswinths Regierung war von seinem mit ausserordentlicher Harte gefuhrten Kampf gegen einen grossen Teil des Adels gepragt Kein anderer Konig des Westgotenreichs ist auf so systematische Weise gegen den Adel vorgegangen Nach Angaben des frankischen Chronisten Pseudo Fredegar fielen dem Terror 200 Angehorige des Hochadels und 500 Adlige mittleren Ranges zum Opfer 2 Die Frauen und Tochter der Hingerichteten verteilte Chindaswinth an seine Anhanger ihre Besitzungen wurden konfisziert und zum Teil ebenfalls verteilt 2 Dabei ging es ihm darum Rebellionen wie diejenige die ihn selbst an die Macht gebracht hatte kunftig zu verhindern und jeden Widerstand im Keim zu ersticken 2 Daruber hinaus strebte er eine fundamentale Umgestaltung der Fuhrungsschicht an diese sollte kunftig vorwiegend aus Gefolgsleuten des Konigs bestehen die ihm Dank schuldeten und ihm durch einen besonderen Treueid verbunden waren Beabsichtigt war also eine weitgehende Ersetzung des bisherigen selbstandigen Adels durch einen Hofadel Dienstadel officium palatinum 3 Viele Vornehme flohen ins Ausland andere traten in den geistlichen Stand ein Die Konfiskationen erschutterten die Wirtschaft schwer 4 Diese Auseinandersetzungen reihen sich in die wiederholten Versuche der vergleichsweise oft wechselnden westgotischen Konigsgeschlechter ein eine Erbmonarchie zu installieren 5 Die Gesetze die Chindaswinth erliess vermitteln einen Eindruck von seiner Vorgehensweise und seinen Zielen Nicht nur fur staatsfeindliche Umtriebe wurde die Todesstrafe und Guterkonfiskation vorgesehen sondern schon die blosse Ausserung konigsfeindlicher Absichten war strafbar Planung wurde wie die Tat selbst eingestuft Im Fall der Begnadigung eines zum Tod Verurteilten war Blendung zwingend vorgeschrieben Vornehme und Kleriker mussten sich eidlich verpflichten sich auch nach Chindaswinths Tod an seine Gesetzgebung zu halten und Staatsfeinde niemals zu amnestieren Schenkungen an die Kirche oder an Freunde oder Angehorige in der Absicht den Besitz vor einer moglichen kunftigen Konfiskation zu schutzen wurden fur ungultig erklart 6 Der Konig ergriff aber auch harte Massnahmen gegen Denunzianten die wissentlich falsche Beschuldigungen erhoben 7 Kirchenpolitik BearbeitenIn seiner Kirchenpolitik trachtete Chindaswinth danach die Bistumer in die Reichsverwaltung einzubeziehen insbesondere ins Justizwesen Diese Tendenz hatte sich im Westgotenreich schon vor seiner Regierung gezeigt und wurde nun verstarkt wobei ostromische Verhaltnisse als Vorbild dienten 8 Das 7 Konzil von Toledo 646 stellte sich in den Dienst der Politik Chindaswinths und ubernahm seine Bestimmungen gegen Staatsfeinde sinngemass ins Kirchenrecht Verschworern wurde die Exkommunikation angedroht wenn sie Geistliche waren sollten sie ihrer kirchlichen Amter enthoben werden Schon eine gegen den Konig gerichtete uble Nachrede sollte mit Exkommunikation geahndet werden Dem Konig wurde das Recht zugestanden Exkommunikationen die in seinem Interesse erfolgt waren nach Gutdunken aufzuheben eine im Mittelalter einzigartige Vollmacht des Herrschers im geistlichen Bereich 9 Ein Brief Chindaswinths an den Bischof Braulio von Saragossa 10 zeigt die Auffassung des Konigs von der religiosen Funktion des Herrscheramts Chindaswinth setzte in seiner Argumentation voraus dass seine Beschlusse ihm unmittelbar von Gott eingegeben wurden Damit erhob er den Anspruch den Willen Gottes besser zu kennen als der Bischof dem er daher Gehorsam befahl Auf der Basis dieser Sakralisierung des Konigtums nahm Chindaswinth fur sich das Recht in Anspruch massiv in die kirchliche Personalpolitik einzugreifen 11 Tod und Nachkommen BearbeitenDie Festigung der Konigsmacht war fur Chindaswinth mit seinem Ziel der Dynastiegrundung verbunden Um die Nachfolge seines Sohnes Rekkeswinth gegen das Wahlrecht zu sichern erhob er ihn am 20 Januar 649 zum Mitherrscher und ubertrug ihm wohl im Lauf der folgenden Jahre zunehmend die Regierungsgeschafte da er sich schon dem neunzigsten Lebensjahr naherte Die Thronfolgeregelung funktionierte doch musste schon kurz nach Chindaswinths Tod 653 auf dem 8 Konzil von Toledo ein Teil seiner Repressionsmassnahmen ruckgangig gemacht werden 12 Die Konzilsakten lassen die Intensitat der Konflikte erkennen Der Metropolit Eugenius II von Toledo machte in einem Schmahgedicht seinem Hass auf den verstorbenen Chindaswinth dem er sein Amt verdankte Luft Chindaswinth gab einem Fluchtling aus dem Ostromischen Reich namens Ardabastus seine consubrina Cousine oder wahrscheinlicher Nichte zur Frau ein Sohn dieses Paares namens Erwig erlangte im Jahre 680 die Konigswurde Ausserdem hatte Chindaswinth einen Sohn namens Theodefred dessen Sohn Roderich 710 Konig der Westgoten wurde und im folgenden Jahr im Kampf gegen die Muslime fiel Literatur BearbeitenDietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Thorbecke Verlag Sigmaringen 1971 S 115 145 Hans Joachim Diesner Politik und Ideologie im Westgotenreich von Toledo Chindasvind Akademie Verlag Berlin 1979 Sitzungsbericht der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Stefan Esders Chindasvinth the Gothic disease and the Monothelite crisis In Millennium 16 2019 S 175 212 Gerd Kampers Geschichte der Westgoten Ferdinand Schoningh Paderborn 2008 ISBN 978 3 506 76517 8 S 198ff Anmerkungen Bearbeiten Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 115 Edward A Thompson The Goths in Spain Oxford 1969 S 190 a b c Pseudo Fredegar IV 82 Claude S 115 117 Claude S 117 Stefan Esders Chindasvinth the Gothic disease and the Monothelite crisis pdf In Millennium Band 16 Heft 1 21 Oktober 2019 S 175 212 hier S 175f abgerufen am 15 Juni 2021 Lex Visigothorum II 1 8 ed Karl Zeumer MGH Leges I 1 Hannover 1902 S 53 57 Gesetz gegen Hoch und Landesverrat Concilium Toletanum VIII tomus hrsg Jose Vives Concilios visigoticos e hispano romanos Barcelona 1963 S 263f Aufhebung der Eide nach Chindaswinths Tod Lex Visigothorum VI 1 6 ed Karl Zeumer MGH Leges I 1 Hannover 1902 S 255f Claude S 124f Concilium Toletanum VII c 1 hrsg Jose Vives Concilios visigoticos e hispano romanos Barcelona 1963 S 249 253 siehe dazu Thompson S 193f Claude S 125 128 Epistolario de San Braulio hrsg Luis Riesco Terrero Sevilla 1975 S 134 Nr 32 Claude S 126 130 Diesner S 18f und S 26 28 zu fruheren Belegen fur westgotisches Gottesgnadentum Concilium Toletanum VIII tomus hrsg Jose Vives Concilios visigoticos e hispano romanos Barcelona 1963 S 263f 268ff VorgangerAmtNachfolgerTulgaKonig der Westgoten 642 653RekkeswinthNormdaten Person GND 118520458 lobid OGND AKS LCCN n79094010 VIAF 62825422 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ChindaswinthALTERNATIVNAMEN Chindasvindus FlaviusKURZBESCHREIBUNG Konig der WestgotenGEBURTSDATUM um 563STERBEDATUM 653 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chindaswinth amp oldid 219168123