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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Erwig Begriffsklarung aufgefuhrt Erwig Flavius Ervigius Rex 687 war vom 15 Oktober 680 bis zum 15 November 687 Konig der Westgoten Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Regierungsantritt 2 Kirchenpolitik und Gesetzgebung 3 Nachfolgeregelung 4 Literatur 5 AnmerkungenHerkunft und Regierungsantritt BearbeitenErwigs Vater Ardabastus war aus dem Ostromischen Reich als Verbannter ins Westgotenreich gekommen Der Name Ardabastus Artavasdes deutet auf armenische Herkunft armenisch Artawazd Der Westgotenkonig Chindaswinth 642 653 gab dem Fluchtling seine consubrina Cousine oder wahrscheinlicher Nichte zur Frau Somit stammte Erwig mutterlicherseits von einer Konigsfamilie ab 1 Erwig wuchs am Hof auf und erhielt die Wurde eines Grafen Nach der Darstellung asturischer Chroniken des 9 10 Jahrhunderts war er massgeblich am Sturz Konig Wambas im Oktober 680 beteiligt Die Einzelheiten sind umstritten aber dass Wamba durch eine von Erwig eingefadelte Hofintrige entmachtet wurde ist kaum zu bezweifeln 2 Die Chronik Alfons III berichtet dass Erwig dem Konig das Nervengift Spartein in ein Getrank mischte und ihn damit vorubergehend betaubte Jedenfalls erhielt Wamba als vermeintlich Todkranker das Busssakrament und wurde nach damaligem Brauch mit einem Ordensgewand bekleidet und durch die Tonsur in den geistlichen Stand aufgenommen Damit wurde er regierungsunfahig Er dankte am 14 Oktober 680 ab unterschrieb ein Dokument durch das er Erwig zum Nachfolger bestimmte und zog sich in ein Kloster zuruck wo er spatestens 683 starb Am 15 Oktober trat Erwig die Regierung an eine Konigswahl fand nicht statt sondern die Rechtsgrundlage war die Designation durch den Vorganger 3 Am 21 Oktober empfing Erwig die Konigssalbung durch den Metropoliten Julian von Toledo In der neueren Forschung wird vermutet dass Julian den Staatsstreich begrusst und sogar aktiv unterstutzt hat 4 Kirchenpolitik und Gesetzgebung BearbeitenNach seiner Machtubernahme berief Erwig alsbald im Januar 681 ein Reichskonzil ein das 12 Konzil von Toledo das den ungewohnlichen Regierungswechsel absegnete Ausserdem starkte das Konzil die Stellung des Metropoliten von Toledo gegenuber den ubrigen Metropoliten und erhob ihn faktisch zum Universalmetropoliten der Reichskirche was eine fur damalige Verhaltnisse ungewohnliche Zentralisierung der Kirchenorganisation bewirkte 5 683 tagte das 13 Konzil von Toledo dessen Beschlusse den Konig in einer deutlich geschwachten Position zeigen Die Konzilsakten zeugen vom starken Einfluss einer machtigen oppositionellen Adelspartei welche die Macht des Konigs begrenzen wollte Die Konzilsvater forderten die pauschale Amnestierung von Verschworern und Rebellen und die Ruckgabe ihrer konfiszierten Guter an ihre Familien Der Konig setzte den entsprechenden Konzilsbeschluss allerdings nur teilweise um 6 Verfassungsrechtlich hochst bedeutsam war ein Beschluss der untersagte Bischofe oder Angehorige des Hofadels abzusetzen zu verhaften zu foltern oder zu enteignen solange sie nicht in einem offentlichen Gerichtsverfahren von einem Gericht ihrer Standesgenossen verurteilt waren Die Anwendung physischer Gewalt gegen Vornehme zur Erzwingung von Gestandnissen wurde somit verboten Zu den adelsfreundlichen Beschlussen gehorte ferner ein Erlass von Steuerschulden 7 Am 21 Oktober 681 setzte Erwig eine Neufassung des westgotischen Gesetzbuchs in Kraft Sie regelte unter anderem die Pflicht zum Heeresdienst deren Verletzung weiterhin mit hohen Strafen geahndet wurde Die Bestimmungen lassen erkennen dass das westgotische Heer damals zu einem grossen Teil aus Sklaven bestand Die Sklavenbesitzer wurden verpflichtet ein Zehntel ihrer Sklaven zu bewaffnen und auf die Feldzuge mitzunehmen Der Konig hatte keinen direkten Zugriff auf einen grossen Teil der Wehrfahigen sondern konnte nur die machtigen Adligen veranlassen sich mit ihren Gefolgschaften Privatarmeen an seinen militarischen Aktionen zu beteiligen 8 Ein wichtiger Teil der neuen gesetzlichen Bestimmungen waren Erwigs umfangreiche Massnahmen gegen die Juden mit denen er an die bereits bestehende judenfeindliche Gesetzgebung anknupfte Getaufte Juden darunter auch die unter Konig Sisebut zwangsweise getauften sowie deren Nachkommen wurden einer strengen Kontrolle unterworfen um einer Ruckkehr zum judischen Glauben vorzubeugen die Aufsicht und Strafgewalt uber sie wurde dem Klerus ubertragen 9 Nachfolgeregelung BearbeitenErwig war mit Leuvigoto Liuvigoto verheiratet einer Frau unbekannter Herkunft fur die Behauptung dass sie eine Konigstochter war gibt es keinen Beleg Das Paar hatte mehrere Kinder Namentlich bekannt ist von diesen nur die Tochter Cixilo die Erwig mit einem Adligen namens Egica einem Verwandten wahrscheinlich Neffen Wambas verheiratete Wegen einer todlichen Erkrankung designierte Erwig am 14 November 687 Egica zu seinem Nachfolger und dankte am folgenden Tag ab worauf Egica sofort die Regierung antrat Egica war seinem Vorganger feindlich gesinnt ob Erwig ihn freiwillig oder unter Druck zu seinem Schwiegersohn und Nachfolger machte obwohl er selbst Sohne hatte die ihn uberlebten 10 ist unbekannt Vermutlich sah er sich gezwungen der machtigen Sippe seines Vorgangers gewichtige Konzessionen zu machen 11 Literatur BearbeitenDietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 166 187 Dietrich Claude Erwig In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 7 Walter de Gruyter Berlin New York 1989 ISBN 3 11 011445 3 S 530 f Anmerkungen Bearbeiten Zur Glaubwurdigkeit dieser Angaben siehe Jan Prelog Die Chronik Alfons III Frankfurt a M 1980 S 138f Fur die Glaubwurdigkeit der Quellen im Detail pladieren Prelog S 139f und A Barbero M I Loring The Catholic Visigothic Kingdom in The New Cambridge Medieval History Bd 1 Cambridge 2005 S 362 skeptisch ist Alexander P Bronisch Wamba in Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 33 Berlin 2006 S 166 Dietrich Claude Adel Kirche und Konigtum im Westgotenreich Sigmaringen 1971 S 166 168 Suzanne Teillet La deposition de Wamba un coup d Etat au VIIe siecle in De Tertullien aux mozarabes Bd 2 Paris 1992 S 99 113 Bronisch 2006 S 166f Claude S 170f Claude S 183 Claude S 177 183 Claude S 173 175 Lex Visigothorum XII 3 ed Karl Zeumer MGH Leges I 1 Hannover 1902 S 427 456 siehe dazu Alexander P Bronisch Die Judengesetzgebung im katholischen Westgotenreich von Toledo Hannover 2005 S 96 110 Concilium Toletanum XV c 5 hrsg Jose Vives Concilios visigoticos e hispano romanos Barcelona 1963 S 464 Bronisch 2006 S 166 VorgangerAmtNachfolgerWambaKonig der Westgoten 680 687EgicaNormdaten Person GND 102441758 lobid OGND AKS VIAF 52082328 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ErwigKURZBESCHREIBUNG Konig der Westgoten 680 687 GEBURTSDATUM 6 Jahrhundert oder 7 JahrhundertSTERBEDATUM 687 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwig amp oldid 205951272