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Unter der Causa Bodo T werden die Ereignisse um das Mitglied der Piratenpartei Bodo T im Zusammenhang mit dessen geschichtsrevisionistischen und das Verhaltnis zum Rechtsextremismus betreffenden Ausserungen die Reaktionen innerhalb der Partei und die Rezeption in Offentlichkeit und Medien zusammengefasst T war seit September 2007 stellvertretender Schatzmeister 1 und von Juli 2009 bis zu seinem Rucktritt aus personlichen Grunden im Marz 2010 Ersatzmitglied des Bundesschiedsgerichts der Piratenpartei 2 3 Der Bundesvorstand betrieb von 2010 bis 2012 ein Parteiausschlussverfahren weil T mehrfach im Zusammenhang mit leugnenden und relativierenden Ausserungen zum Holocaust und anderen geschichtsrevisionistischen Aussagen aufgefallen war 4 Die Affare um T s Ausserungen das gescheiterte Verfahren und umstrittene Begleitkommentare von Parteifunktionaren losten im April 2012 eine Diskussion innerhalb und ausserhalb der Partei uber deren Umgang mit Rechtsextremismus aus 5 6 7 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtsrevisionistische Ausserungen 2 Parteiausschlussverfahren 2 1 Verfahren 2 2 Reaktionen 3 Klage auf Unwirksamkeitserklarung des Unvereinbarkeitsbeschlusses zur AfD 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichtsrevisionistische Ausserungen BearbeitenIm Juli 2004 beantragte T in der deutschsprachigen Wikipedia unter Berufung auf das sogenannte Rudolf Gutachten des verurteilten Holocaustleugners Germar Rudolf den Artikel Holocaust zu loschen Ich habe Das Rudolf Gutachten von Germar Rudolf gelesen und muss als Laie sagen dass ich es als extrem wissenschaftlich und gerade deswegen glaubwurdig halte Die Argumente und Beweise die er vorlegt sprechen eine recht deutliche Sprache 8 Vier Jahre spater im Jahr 2008 notierte T auf einer Mailingliste erneut Nun bis vor einigen Monaten glaubte ich auch dass diejenigen die Auschwitz leugnen einfach nur pubertare Spinner sind Damals hatte ich aber auch noch nicht Germar Rudolf gelesen Sorry aber das Buch pragt einfach zumindest wenn man objektiv ran geht 9 Im gleichen Jahr versuchte T den deutschen Uberfall auf Polen zu legitimieren 10 Wenn Polen Deutschland den Krieg erklart hat und das hat Polen indirekt durch die Generalmobilmachung dann hatte Deutschland jede Legitimation Polen anzugreifen Vom 7 Juli des Jahres 2009 datiert T s Statement im Piraten Wiki dass seine Ansichten uber die Deutsche Geschichte sicherlich nicht der allgemeinen Lehrmeinung entsprechen Er habe sich schon 2008 gegen die Teilnahme der Piratenpartei an Demonstrationen gegen die NPD ausgesprochen die er in seiner mit Stellungnahme personliche Meinung vs Parteimeinung uberschriebenen Erklarung als nicht verfassungswidrige Partei bezeichnet Weiter fuhrt T dort aus Ob nun die Juden und die nicht judischen Opfer die ich in Folge nicht jedes mal separat aufzahlen werde in Auschwitz vergast wurden oder auf anderem Wege getotet wurden spielt fur die Entscheidung jedes Menschenleben unabhangig von der Hautfarbe Religion usw schutzen zu mussen keine Rolle Sie spielt auch keine Rolle in der Bewertung ob die Judenverfolgung ein Verbrechen war oder nicht 11 12 Zwei Tage spater am 9 Juli 2009 gab T zu den Vorgangen im Jahr 2008 im Juli 2009 eine weitere als Distanzierung titulierte Erklarung im Wiki der Piraten ab Er bezeichnete darin seine Ausserungen ohne auf einzelne Inhalte einzugehen als missverstandlich und formulierte dass er keinen Zweifel daran habe dass im Zuge dieses durch das nationalsozialistische Deutschland begangene Verbrechen uber 6 Millionen Menschen umgebracht worden sind die meisten von ihnen Juden Ich bin ebenfalls davon uberzeugt dass Adolf Hitler den Krieg bewusst und willentlich durch den Angriff auf Polen gestartet hat 13 In der Folgezeit ausserte T dass Deutschland einen praventiven Schutz judischer Einrichtungen verbieten solle und er es fur Meinungsunterdruckung halte dass man Adolf Hitlers Mein Kampf in Deutschland nicht lesen konne 14 Im April 2012 antwortete T auf die Positionierung des beisitzenden Bundesvorstands Klaus Peukert im Vorfeld des Bundesparteitags in Neumunster dass in der Piratenpartei kein Platz fur Nazis Nazifans Holocaustleugnungserlaubenwoller Rassisten Antisemiten und sonstige Vertreter jeglicher gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit 15 sei Nazis haben seit 1990 150 Menschen ermordet Die Politik der CDU Fortsetzung des volkerrechtswidrigen Angriffskrieges in Afghanistan hat bereits mindestens 53 Soldaten der Bundeswehr 3 deutsche Polizisten und rund 142 Menschen beim von deutschen Soldaten angeforderten Bombenangriff am 4 September 2009 das Leben gekostet 16 17 Nach Angaben der Rhein Zeitung erklarte T in einer E Mail an ein Vorstandsmitglied seines rheinland pfalzischen Landesverbandes das ihn in einem offenen Brief nach dem im April 2012 gescheiterten Ausschlussverfahren zum freiwilligen Parteiaustritt aufgefordert hatte dass seine als 22 Jahriger getatigten Ausserungen ohne weiteres das Attribut dumm verdienten Das Rudolf Gutachten sehe er zwar als inhaltlich widerlegt an werbe aber erneut um Auseinandersetzung mit dessen Thesen Den von ihm angestrebten Dialog erreiche man aber nicht indem man diese Menschen mit immer schlimmeren Kraftausdrucken verunglimpft Wegen der Reaktionen des unreflektiert schreienden Mobs habe er auch Zuspruch erfahren 18 Parteiausschlussverfahren BearbeitenVerfahren Bearbeiten Bereits im Juni 2008 hatte der Parteivorstand Bodo T verwarnt 19 Nachdem T im Juli 2009 vom Bundesparteitag der Piraten zum Ersatzmitglied des Bundesschiedsgerichts gewahlt und auf der Landesliste zur Bundestagswahl in Rheinland Pfalz nominiert worden war enthob ihn der Bundesvorstand im Marz 2010 des Amtes und beschloss ein Ausschlussverfahren 20 das vor dem Parteischiedsgericht von T s Landesverband Rheinland Pfalz eingeleitet wurde Auf dem Bundesparteitag im Dezember 2011 in Offenbach beantragten mehrere Parteimitglieder T die Akkreditierung zu entziehen erhielten dafur aber keine Mehrheit im Bundesvorstand 21 22 Am 16 April 2012 bestatigte das Bundesschiedsgericht der Partei das Urteil des Landesschiedsgerichts Rheinland Pfalz vom 30 November 2011 Ein Ausschluss T s sei nicht moglich weil gegen T wegen der Ausserungen auf der Mailingliste bereits eine Ordnungsmassnahme beschlossen worden sei Nach dem Grundsatz Ne bis in idem komme eine erneute Ahndung mit einem Ausschluss nicht in Betracht Das gelte auch wenn sich der Schaden spater als grosser herausstelle Zudem seien T s Ausserungen als von der grundgesetzlich geschutzten Meinungsfreiheit gedeckt anzusehen 23 24 Reaktionen Bearbeiten Der damalige Vorsitzende der Bundespartei Sebastian Nerz bedauerte das Urteil sprach von einem Formfehler und erklarte man werde auch kunftig gegen solche und ahnliche Ausserungen vorgehen Rassismus habe in der Piratenpartei keinen Platz Nach Informationen von Spiegel Online prufte die Parteispitze wegen spaterer Ausserungen T s einen erneuten Antrag auf Parteiausschluss 25 26 Der damalige Vorsitzende des Berliner Landesverbands Hartmut Semken nahm T zunachst in Schutz Es sind die Rausschmeissen und wir mussen uns abgrenzen immer wieder Herunterbeter die das Naziproblem der Piraten darstellen nicht die Bodos Die letzte Partei die mit der gezielten Verfolgung von Personen erfolgreich gewesen sei sei die NSDAP gewesen Die hatten fur alles einen Sundenbock Semken zog seine Ausserungen allerdings nach interner und externer Kritik und Rucktrittsforderungen zuruck und entschuldigte sich 27 28 29 30 31 Der rheinland pfalzische Parteivorsitzende Roman Schmitt nannte T s Ausserungen politisch und historisch in hohem Masse unsensibel und verteidigte die Piratenpartei mit der Feststellung dass T bisher von keinem Gericht als Holocaust Leugner verurteilt worden sei 32 Auch kunftig konne T an Parteitagen und anderen Parteiveranstaltungen teilnehmen Allerdings werden wir Thesen die geeignet sind den Holocaust zu relativieren oder Geschichtsrevisionismus Vorschub zu leisten immer konsequent entgegentreten Es handele sich auf keinen Fall um einen Freispruch 33 Die damalige politische Geschaftsfuhrerin der Bundespartei Marina Weisband rief dazu auf gegen antisemitische und rassistische Mitglieder rigoros vorzugehen Es ist Bullshit dass wir rechtsextreme Meinungen tolerieren mussen 34 35 Der Bundesparteitag der Piraten in Neumunster stellte am 28 April 2012 fast einstimmig 36 fest dass jede Leugnung oder Relativierung des Holocaust unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit den Grundsatzen der Partei widerspreche 37 38 Klage auf Unwirksamkeitserklarung des Unvereinbarkeitsbeschlusses zur AfD BearbeitenIm Oktober 2013 wandte sich ein Klager an das Bundesschiedsgericht der Partei mit dem Antrag den gesamten Parteitag vom Mai 2013 und insbesondere den Unvereinbarkeitsbeschluss zu einer Doppelmitgliedschaft in Piratenpartei und der AfD fur unwirksam erklaren zu lassen Bemangelt wurden eine fehlende offizielle Parteitagseroffnung der offene Modus einiger Parteitagswahlen und die fehlende Vorab Information uber den Tagesordnungspunkt zur Abstimmung uber Antrag X032 den vom Parteitag mit grosser Mehrheit angenommenen Unvereinbarkeitsbeschluss Nach Insiderinformationen handelte es sich bei dem Klager um Bodo T Die Parteirichter lehnten die Klage einstimmig ab 39 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikinews Bundesschiedsgericht der Piratenpartei lehnt Parteiausschluss ab Nachricht Ausfuhrliche quellenbasierte Chronologie der Causa Bodo T von 2003 2012 bei HeptaSean alias Benjamin Braatz Beisitzer des rheinland pfalzischen Landesvorstands im Piraten Wiki Memento vom 26 Januar 2017 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Protokoll der Bundesvorstandssitzung vom 26 September 2007 im Wiki der Piratenpartei 2007 09 26 Vorstandssitzung Vertretung Schatzmeister In piratenpartei de vom 27 September 2009 abgerufen am 28 Mai 2012 Protokoll des Landesparteitags vom 17 Mai 2009 im Wiki der Piratenpartei RP 2009 05 17 Protokoll LPT 2009 2 In piratenpartei de vom 17 Mai 2009 in der Fassung vom 9 November 2011 abgerufen am 26 Mai 2012 Hannah Beitzer Antisemitismus in der Piratenpartei Rechter Pirat darf in der Partei bleiben In sueddeutsche de vom 17 April 2012 Vgl zum Ganzen die ausfuhrliche Chronologie der Causa Bodo T bei HeptaSean alias Benjamin Braatz Beisitzer des rheinland pfalzischen Landesvorstands in piratenpartei de BT Chronologie Memento vom 20 Mai 2012 im Internet Archive Annett Meiritz und Fabian Reinbold Radikale bei den Piraten Unsere Ideen versinken in Mull und Dreck In spiegel de vom 20 April 2012 Katja Bauer Die Piraten und der Preis des Erfolges Die Piraten versuchen auf ihrem Bundesparteitag den gestiegenen Erwartungen gerecht zu werden Verfahrenstricks und neue Fuhrung In badische zeitung de vom 30 April 2012 Marie Katharina Wagner Ausserungen zum Holocaust Umstrittener Pirat bleibt Mitglied In faz net vom 17 April 2012 Homepage der Piratenpartei Piratenpartei enthebt Bodo Thiesen seiner Amter und startet Parteiausschlussverfahren Memento vom 22 April 2012 im Internet 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Beitzer Antisemitismus in der Piratenpartei Rechter Pirat darf in der Partei bleiben In sueddeutsche de vom 17 April 2012 Annett Meiritz und Fabian Reinbold Neue Piraten wirbeln Parteitag durcheinander In spiegel de vom 4 Dezember 2011 Oskar Niedermayer Organisationsstruktur Finanzen und Personal der Piratenpartei in ders Hrsg Die Piratenpartei Springer VS 2013 ISBN 978 3 531 19475 2 S 93 Urteil des Bundesschiedsgerichts der Piratenpartei In piratenpartei de vom 16 April 2012 PDF 112 kB Marie Katharina Wagner Ausserungen zum Holocaust Umstrittener Pirat bleibt Mitglied In faz net vom 17 April 2012 Holocaust Ausserungen Umstrittener Pirat darf in Partei bleiben In spiegel de vom 17 April 2012 Berliner Piraten Rechte sollen rausfliegen In stern de vom 21 April 2012 Hannah Beitzer Antisemitismus in der Piratenpartei Rechter Pirat darf in der Partei bleiben In sueddeutsche de vom 17 April 2012 Peter Nowak Wie rechts darf ein Pirat sein Die Debatte weitet sich aus In heise de vom 21 April 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