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Die Summa grammaticalis quae vocatur Catholicon kurz Catholicon genannt ist ein lateinisches Worterbuch das 1286 von dem Dominikaner Johannes Balbus 1298 1 zusammengestellt wurde und bis ins 16 Jahrhundert dazu diente die Bibel richtig auszulegen Eine Grammatik erganzte das Worterbuch welches teilweise enzyklopadische Eintrage enthielt Der Klerus und der lateinkundige Burger konnten daraus das wesentliche Wissen seiner Zeit entnehmen und es wie eine Art Konversationslexikon benutzen In der Handschriftenzeit gehorte es zu den oft kopierten Buchern und versprach somit auch als Druck einen Absatz Das Catholicon gehorte zu den ersten gedruckten Buchern Inkunabeln und war 1460 das erste Worterbuch das gedruckt 2 wurde Zu seinem Druck wurde eine Gotico Antiqua eine leicht lesbare noch gotisch beeinflusste Vorform der heutigen Antiqua Schriften geschnitten Diese war deutlich kleiner als die zuvor verwendeten Schriftschnitte Der Druck umfasste 744 zweispaltige Folioseiten Auf einer Seite konnten 66 Zeilen mit jeweils durchschnittlich 40 Buchstaben untergebracht werden Es gab Ausgaben auf Pergament und Papier Die geschatzte Auflagenhohe betrug 300 Exemplare Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Verbreitung 3 Der Mainzer Druck 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDas umfangreiche Werk ca 670 000 Worter ist in funf Abschnitte aufgeteilt deren erste vier Orthographie Akzentsetzung Etymologie Syntax und Redeweisen behandeln Der funfte grosste Teil umfasst ein alphabetisch geordnetes Worterbuch mit mehr als 14 000 Eintragen Fur die grammatischen Bemerkungen verwendete Balbus sowohl antike Priscian Aelius Donatus als auch zeitgenossische Grammatiker Eberhard von Bethune Bene von Florenz Alexander de Villa Dei Petrus Riga als Quellen Der lexikalische Teil schopft aus den Lexiken von Papias Elementarium doctrinae erudimentum ca 1053 und Uguccione da Pisa Derivationes um 1190 sowie den klassischen Autoren den Kirchenvatern Isidor von Sevilla Thomas von Aquin und Bernhard von Clairvaux Das Worterbuch enthalt ausserdem biblische Zitate Exempel und Merkverse 3 Das Werk hat kompilatorischen Charakter doch besteht eine eigenstandige Leistung des Autors darin den Inhalt in eine strikt alphabetische Ordnung uberfuhrt zu haben was die Konsultation erleichterte 4 Bemerkenswert sind ferner Ruckverweise aus dem Worterbuch auf den Grammatikteil Verbreitung BearbeitenDas Catholicon fand unmittelbar Anklang und Abschriften verbreiteten sich in weiten Teilen Europas Heute sind noch ca 170 Handschriften erhalten 5 Exemplare waren im Besitz kirchlicher Institutionen und reicher Privatleute Gelehrter Fursten und kirchlicher Wurdentrager Es wurde aufgrund seiner Grosse oft gekurzt und umgearbeitet und diente als Grundlage mehrerer zweisprachiger Worterbucher u a des Catholicon latin francais des Promptorium parvulorum lat engl des Ortus vocabularum lat engl und der Gemma gemmarum lat deutsch Nach der ersten Mainzer Druckausgabe von 1460 erschienen im 15 Jh noch 23 weitere Ausgaben Die letzte Druckausgabe ist jene von Lyon 1520 die umfangreichste die von Paris 1506 gedruckt durch Josse Bade Wahrend Francesco Petrarca 1304 1374 das Catholicon noch zu seinen Lieblingsbuchern zahlte 6 wurde das Werk beginnend mit Lorenzo Valla Elegantiae latinae linguae 2 Buch Vorwort entstanden 1441 EA 1471 Ende des 15 Jhs und im 16 Jh von den Humanisten in eine Reihe mit anderen mittelalterlichen Lehrbuchern gestellt die nun zunehmend als barbarisch und ungelehrt galten und scharf kritisiert u a durch Erasmus von Rotterdam Martin Luther Der Mainzer Druck Bearbeiten nbsp Zwei Seiten des Catholicon 1460 Bayerische Staatsbibliothek Im Kolophon werden die Stadt Mainz als Druckort und das Jahr 1460 als Druckdatum angegeben Das Papier enthalt verschiedene Wasserzeichen die eine Datierung ermoglichten Das Catholicon erschien demzufolge in drei Auflagen die sich jeweils den Jahren 1460 1469 und 1472 zuweisen lassen Dabei ist der Satz dieser drei Ausgaben nahezu identisch und scheint doppelzeilig gedruckt worden zu sein Zur Erklarung dieses Phanomens vertritt die Druckforscherin Lotte Hellinga die These das Catholicon sei doch im selben Jahr 1469 hergestellt worden nur auf verschiedenen Pressen von verschiedenen Druckherren die sich zu einer Art Joint Venture zusammengetan hatten Die Doppelzeilen seien durch einen mit Draht umwickelten Stehsatz entstanden der zwischen den Druckwerkstatten ausgetauscht wurde Als mogliche Drucker kommen fur sie die Gebruder Bechtermunze Eltville Peter Schoffer Mainz Ulrich Zell Koln sowie Johann Sensenschmidt und Heinrich Keffer Nurnberg in Frage Nach Hellingas These musste dann ein Druckfehler im Kolophon vorliegen und eine logistische Meisterleistung beim Transport des schweren Stehsatzes vollbracht worden sein Die Gegenhaltung vertritt Paul Needham der die revolutionare Ansicht vertritt das Catholicon sei von Klischees oder Stereotypen gedruckt worden also von festen vom Originalsatz abgegossenen Druckformen die wiederverwendet werden konnten Dies ermogliche eine Zeit und Kosteneinsparung bei der Typenherstellung und wurde die unterschiedlich datierten Papierarten erklaren Damit ware allerdings diese Form des Druckens drei Jahrhunderte vor ihrer offiziellen Erfindung bekannt gewesen und es stellt sich die Frage warum sich diese Technik nicht direkt verbreitete sondern erst wieder im 19 Jahrhundert verbreitet zum Einsatz kam Eine Punkturenuntersuchung in den 1990er Jahren sollte zur weiteren Einschatzung des Catholicons beitragen Punkturen entstanden beim Druckvorgang Die Nadeln mit denen das Papier Pergament in der Presse fixiert wurde hinterliessen Markierungen anhand derer der Druck der Ruckseite passgenau folgen konnte Mit dem Vergleich der Punkturen in mehreren Inkunabeln konnte eine Auflage 1469 Peter Schoffer zugewiesen werden Fur die Auflage von 1472 kommen Drucker in Strassburg Koln und Basel in Frage Die Pergament und Papierauflage von 1460 weist dagegen nach Mainz und konnte von Johannes Gutenberg gedruckt worden sein Die Druckgeschichte des Catholicons konnte bis heute nicht vollstandig aufgeklart werden Die richtige Zuordnung ist eines der wesentlichen Probleme der Fruhdruckforschung Siehe auch BearbeitenGeschichte des Buchdrucks Stereotypie Inkunabelforschung Johannes GutenbergLiteratur BearbeitenLotte Hellinga Das Mainzer Catholicon und Gutenbergs Nachlass Neudatierung und Auswirkungen In Archiv fur Geschichte des Buchwesens 40 1993 S 395 416 Paul Needham Johann Gutenberg and the Catholicon Press In The Papers of the Bibliographical Society of America 76 1982 S 395 565 Stadt Mainz Hrsg Gutenberg Aventur und Kunst Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution Mainz 2000 Eine Zusammenfassung des Problems findet sich in Andreas Venzke Johannes Gutenberg Der Erfinder des Buchdrucks und seine Zeit Piper Verlag Munchen 2000 Gottfried Zedler Das Mainzer Catholicon Verlag der Gutenberg Gesellschaft Mainz 1905 archive org Nachdruck der Ausgabe von 1460 bei Gregg Farnborough 1971 ISBN 0 576 72240 5 Ferdinand Pauly in Germania Sacra Die Bistumer der Kirchenprovinz Trier Das Erzbistum Trier 2 Die Stifte St Severus in Boppard St Goar in St Goar Liebfrauen in Oberwesel St Martin in Oberwesel Walter de Gruyter Berlin New York 1980Weblinks BearbeitenCatholicon 1286 im Gesamtkatalog der Wiegendrucke GW Nummer GW03182 Erstausgabe Mainz 1460 1469 Joh Gutenberg archive org Ausgabe Strassburg zwischen 1475 und 1477 Adolf Rusch Ausgabe Ven 1487 Hermann Liechtenstein Koln Ausgabe Ven 1495 Bonem Locatelli Trithemius uber den Druck des CatholiconsEinzelnachweise Bearbeiten Ferdinand Pauly in Germania Sacra Liebfrauen in Oberwesel S 287 George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 49 50 Zur Entstehung gedruckter Lexika http homes chass utoronto ca wulfric edicta shaw a134 htm Vgl Gerhardt Powitz Das Catholicon Umrisse der handschriftlichen Uberlieferung In Litterae medii aevi Festschrift fur Johanne Autenrieth zu ihrem 65 Geburtstag Sigmaringen 1988 S 211 online Gerhardt Powitz Das Catholicon in buch und textgeschichtlicher Sicht In Wolfenbutteler Notizen zur Buchgeschichte WNzB 13 S 126 f online Liste der Lieblingsbucher Petrarcas libri mei peculiares Berthold Louis Ullman Studies in the Italian Renaissance 2 Aufl Roma 1973 S 113 ff S 123 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Catholicon 1286 amp oldid 232841206