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Carsten Bresch 5 September 1921 in Berlin 1 Marz 2020 in Freiburg im Breisgau 1 war ein deutscher Genetiker und Professor und Lehrstuhlinhaber der Universitat Freiburg im Breisgau Inhaltsverzeichnis 1 Beruflicher Werdegang 2 Wirken 3 Veroffentlichungen 3 1 Als Autor 3 2 Als Herausgeber 3 3 Diverse 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenBeruflicher Werdegang BearbeitenCarsten Bresch studierte Physik wurde zum Dr rer nat promoviert und war 1947 einer der ersten Schuler von Max Delbruck im zerstorten Nachkriegs Berlin Ab 1949 arbeitete er als Assistent am damaligen Max Planck Institut fur physikalische Chemie in Gottingen wo er Bakteriophagen als Forschungsobjekt in die deutsche Genetik einfuhrte und sich 1957 habilitierte und seine Lehrtatigkeit begann 1958 ging Bresch als ausserordentlicher Professor von Gottingen an die Universitat Koln wo er im Auftrag von Max Delbruck und des Botanikprofessors Joseph Straub die Grundung eines Genetik Institutes vorbereitete Nach Fertigstellung zogen neben Bresch die Forscher Max Delbruck 2 Walter Harm Peter Starlinger sowie der Biochemiker Hans Georg Zachau und spater der Nukleinsaurechemiker Ulf Henning in die Forschungsraumlichkeiten ein Im Jahr 1964 erhielt Bresch einen Ruf auf den Lehrstuhl fur Genetik an der Universitat Freiburg wo er im Zusammenhang mit der Neustrukturierung der Fakultat fur Biologie ein eigenes Institut aufbaute Da damit auch umfangreiche Neubauten verbunden waren arbeitete er ebenso wie sein Kollege Rainer Hertel vorubergehend in den USA an der Biology Division des Southwest Center for Advanced Studies SCAS in Dallas 3 Texas dessen Leitung ihm ubertragen worden war Ab 1968 war Bresch dann in Freiburg wo er innerhalb des Instituts fur Biologie III den Lehrstuhl fur Genetik an der Universitat innehatte Gleichzeitig war er Leiter des Zentrallabors fur Mutagenitatsprufung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Sein wissenschaftliches Hauptarbeitsgebiet war die Genetik der Bakteriophagen Bresch war der Autor des uber viele Jahre als internationales Standardlehrbuch der Genetik geltenden Werkes Klassische und molekulare Genetik 4 Neben seiner Forschungs und universitaren Lehrtatigkeit engagierte sich Carsten Bresch intensiv in theologisch naturwissenschaftlichen interdisziplinaren Gesprachen Wirken BearbeitenBreschs grosses Forschungsverdienst war es zusammen mit seinem Cousin Thomas Trautner 5 am Max Planck Institut fur physikalische Chemie in Gottingen 6 die Bakteriophagen als Forschungsobjekte in die Genetik und die Molekularbiologie mit eingebracht zu haben In der Anfangsphase der Molekularbiologie standen sich zwei philosophisch unterschiedlich ausgerichtete Schulen gegenuber Der Name Molekularbiologie wurde 1952 vom britischen Molekularbiologen William Astbury gepragt einem Anhanger der strukturell orientierten Schule der damit auf die Struktur von biologischen Grossmolekulen verwies Carsten Bresch gehorte wie sein Lehrer Max Delbruck der informationell orientierten Schule an die den Charakter des Informationsprozesses in der Genetik in den Vordergrund stellte Delbruck hatte in den 1930er Jahren als Postdoktorand bei Niels Bohr an genetisch informationstheoretischen Fragen gearbeitet und war gewissermassen als Physiker zum Biologen mutiert Delbruck war zu der Uberzeugung gelangt die Biologie sei zu wichtig um sie den Biologen alleine zu uberlassen Carsten Bresch folgte diesem interdisziplinaren Ansatz seines Lehrers und baute ihn sein Leben lang aus in seinem Werk Zwischenstufe Leben s u auch weltanschaulich philosophisch Bresch war der Autor des in mehrere Sprachen ubersetzten Standardlehrbuchs Klassische und molekulare Genetik 4 Viel diskutiert wurde und wird sein weltanschauliches Hauptwerk Zwischenstufe Leben 7 Bresch wagte in diesem Buch den grossangelegten naturphilosophischen Versuch aus der Darstellung gesicherter Ergebnisse der Evolutionsforschung heraus Perspektiven fur die Zukunft der Menschheit zu entwickeln Er dachte das Evolutionsprinzip der Integration bis auf die planetare Ebene konsequent weiter und skizzierte ein planetarisches Riesenwesen in dem schliesslich alle Kreaturen integriert sind Alle Muster unserer Erdkugel werden dann zu einem riesigen intelligenten Organismus verbunden sein zu einem einzigen Um dessen Singularitat zu betonen wollen wir solch eine Struktur ein MONON nennen 8 Alle Naturerscheinungen von der Astrophysik bis zum Gehirn und der menschlichen Gesellschaft leitete Bresch aus dem einheitlichen Grundprinzip des Muster und Informationswachstums und deren zunehmender Integration ab was zu immer hoher integrierten und damit komplexeren Formen fuhre Die Entwicklung hat ihm zufolge dabei drei Phasen die der Materie die des Lebendigen und die des Geistigen und der Kultur Auf dieser Stufe angekommen stellt Bresch die fur ihn und die Menschheit entscheidenden Fragen ob es sich bei dieser Evolution um Zufall und Notwendigkeit um einen Irrlauf oder um den Weg auf ein fernes Ziel hin handelt Bresch fuhrt so seine Leser an die Wurzeln letzter Fragen Das Buch ist damit ein gewichtiger Beitrag zu einem neuen Selbst und Weltverstandnis des heutigen Menschen der der Frage nach dem Sinn des Lebens ratloser denn je zuvor gegenubersteht 9 Breschs Zwischenstufe Leben reprasentiert eine naturwissenschaftliche Darstellung von Teilhard de Chardins stark theologisch orientiertem universalem Evolutionskonzept Bresch kennzeichnet explizit in seiner Darstellung den Punkt oder die Grenze an dem er eine rein naturwissenschaftliche Beschreibung zu Gunsten einer weltanschaulich philosophischen Deutung uberschreitet 10 Er begibt sich daher in keinerlei Weise in die Situation einer unerlaubten methodologischen Grenzuberschreitung zwischen Naturwissenschaft auf der einen und Religion Theologie oder Philosophie auf der anderen Seite Bresch engagierte sich intensiv in interdisziplinaren naturwissenschaftlich theologischen Gesprachen und Diskussionen zum Thema Evolution In diesem Umfeld grundete er zusammen mit dem Freiburger Theologen Helmut Riedlinger 1981 aus einem theologisch biologischen Seminarkreis an der Universitat Freiburg heraus die interdisziplinare Arbeitsgemeinschaft AGEMUS und gab den Freiburger AGEMUS Rundbrief dieses Arbeitskreises heraus Im November 2010 erschien im Schattauer Verlag sein Buch Evolution Was bleibt von Gott Carsten Bresch starb am 1 Marz 2020 im Alter von 98 Jahren in Freiburg Veroffentlichungen BearbeitenAls Autor Bearbeiten Klassische und molekulare Genetik Springer Berlin 1964 ISBN 3 540 05802 8 3 erw Ausgabe 1972 Zwischenstufe Leben Evolution ohne Ziel Piper Munchen 1977 ISBN 3 492 02270 7 Des Teufels neue Kleider TR Verlagsunion Munchen 1978 ISBN 3 8058 0903 4 Evolution Was bleibt von Gott Schattauer Stuttgart 2010 ISBN 978 3 7945 2757 1 Als Herausgeber Bearbeiten AGEMUS Rundbrief Arbeitsgemeinschaften Evolution Menschheitszukunft und Sinnfragen Freiburg 1981 bis 1983 Kann man Gott aus der Natur erkennen Herder Freiburg im Breisgau 1990 ISBN 3 451 02125 0 Gut und Bose in der Evolution Naturwissenschaftler Philosophen und Theologen im Disput S Hirzel Stuttgart 1995 ISBN 3 8047 1423 4 Diverse Bearbeiten 1974 Zum Problem des Phasenwechsels der Evolution In Acta Teilhardiana 11 S 47 52 1978 Evolution der Mensch wie er ist als Zwischenstufe Ein Interview mit Prof Carsten Bresch In Herder Korrespondenz 32 S 286 293 1978 Was ist Evolution In Bohme Wolfgang Hrsg Zufall und Gesetz des Lebens Karlsruhe Evangelische Akademie Baden Herrenalber Texte Band 9 S 11 33 1978 Evolution Fragen der Energie und Information In Erdoel Erdgas Zeitschrift 94 S 349 356 1978 Das Ende der biologischen Evolution In Jahreshefte der Gesellschaft fur Naturkunde in Wurttemberg 133 S 5 13 1979 Das sadistische Kohlenstoffatom Rezension zu Richard Dawkins In Biologie in unserer Zeit 9 S 30 32 1979 Die Menschheit an der zweiten Schwelle der Evolution In Schatz Oskar Hrsg Hoffnung in der Uberlebenskrise Graz Styria Salzburger Humanismusgesprache 9 S 44 61 1979 Leben In Seidler Eduard Hrsg Worterbuch medizinischer Grundbegriffe Eine Einfuhrung in die Heilkunde in 86 Artikeln Freiburg Herder S 184 186 1980 Von der Moglichkeit Sinn und Ziel der Entwicklung zu erkennen In Schlemmer Johannes Hrsg Glauben als Bedurfnis Beitrage zum menschlichen Selbstverstandnis Frankfurt am Main Ullstein 1980 Muster und Evolution In Gesellschaft fur Klassifikation e V Hrsg Wissensstrukturen und Organisationsmuster Proceedings der 4 Fachtagung der Gesellschaft fur Klassifikation e V Salzburg vom 16 19 April 1980 Frankfurt Indeks Verlag Studien zur Klassifikation Band 9 S 109 113 1981 Evolutionare Ursachen und Perspektiven der Kulturkrise In Paus Ansgar Hrsg Kultur als christlicher Auftrag heute Kevelaer Butzon amp Becker Vorlesungen der Salzburger Hochschulwochen S 171 195 1981 Die Rolle der Sprache im Gesamtbild der Evolution In Nova Acta Leopoldina N F 54 S 747 752 1981 Das Ungeheuer unter den Papiertigern oder die ausserordentliche wissenschaftliche Rolle der Soziobiologie In Schatz Oskar Hrsg Brauchen wir eine andere Wissenschaft Graz Styria Salzburger Humanismusgesprache 10 S 173 180 1981 Vom Wurfeln das kein Glucksspiel war In Piper Klaus Hrsg Lust am Denken Ein Lesebuch aus Philosophie Natur und Humanwissenschaften 1947 1981 Munchen Piper S 25 34 1981 Soziobiologie Egoismus um die Ecke In Agemus Rundbrief September 1981 S 11 20 1982 Zur evolutionaren Begrundung des Pazifismus In Agemus Rundbrief Sonderheft 1982 S 3 10 1982 Nachruf auf Joachim Illies In Agemus Rundbrief Juni 1982 S 25 26 1982 Der Disput mit Arthur E Wilder Smith Schopfung und oder Evolution In Agemus Rundbriefe 1982 1984 sowie factum 1983 1985 und factum Sonderdruck 506 1983 Evolution aus Alpha Bedingungen Zufalls Turmen und Systemzwangen In Riedl Rupert J Kreuzer Franz Hrsg Evolution und Menschenbild Hamburg Hoffmann und Campe S 22 39 1984 Das Ende der biologischen Evolution In Frau und Kultur 87 Heft 3 S 6 8 1984 Vom Urkrumel zum Atompilz 6 teilige Fernsehserie im ZDF mit Jurgen Voigt 1985 Konnen wir neue Menschen werden Zur evolutionaren Begrundung des Pazifismus In Mensch Natur Gesellschaft Zeitschrift zur internationalen wissenschaftlichen und kulturellen Verstandigung 2 S 30 33 1986 Evolutionslehre und Schopfungsglaube In Diakonia 17 S 230 240 1987 What is Evolution In Andersen Svend Peacocke Arthur Hrsg Evolution and Creation A European Perspective Aarhus Aarhus University Press S 36 57 1988 Was ist Evolution In Wolfgang Bohme Hrsg Evolution und Gottesglaube Ein Lese und Arbeitsbuch zum Gesprach zwischen Naturwissenschaft und Theologie Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht S 31 54 1992 Evolution und Fremdenangst In Isak Rainer Hrsg Wir und die Fremden Entstehung und Abbau von Angsten Freiburg Katholische Akademie der Erzdiozese Freiburg Literatur BearbeitenWalter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 149 Werner Schuder Hrsg Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender Carsten Bresch Band 1 De Gruyter Berlin New York 1992 ISBN 3 11 011754 1 Eckart Lohr Von Alpha bis Omega Ein Gesprach mit dem Physiker Genetiker und Evolutionstheoretiker Carsten Bresch Deutscher Wissenschafts Verlag Baden Baden 2015 ISBN 978 3 86888 093 9 Simone Wenkel Die Molekularbiologie in Deutschland von 1945 bis 1975 Ein internationaler Vergleich In kups ub uni koeln de Kolner UniversitatsPublikationsServer 2013 abgerufen am 12 Mai 2020 Dort Ausfuhrungen zu Carsten Bresch in Bezug auf den Aufbau des Institutes fur Genetik an der Universitat Koln Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Carsten Bresch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek DNB AGEMUS in der DNB Abgerufen am 19 April 2018 Hans Bremer About the origins of Molecular Biology and of our Department at UTD pdf 62 kB Archiviert vom Original am 19 Januar 2010 abgerufen am 19 April 2018 englisch In diesem englischsprachigen Artikel wird u a die wissenschaftliche Lebensleistung von Carsten Bresch dargestellt Ralf Neumann Zwischenstufe Phagen Ein Ruckblick zu Carsten Breschs hundersten Geburtstag In Laborjournal Online via archive org 16 Juli 2021 abgerufen am 27 Oktober 2022 Carsten Bresch Evolution Kluft und Brucke zwischen Glauben und Wissen m4a Audio 36 6 MB 1 27 Stunden Rede des Monats Universitatsbibliothek Freiburg Katholische Akademie der Erzdiozese Freiburg 17 Mai 1981 abgerufen am 10 Marz 2020 Anmerkungen Bearbeiten Karsten Voigt Das Institut trauert um Carsten Bresch Universitat Freiburg im Breisgau 4 Marz 2020 archiviert vom Original am 9 Marz 2020 abgerufen am 9 Marz 2020 Delbruck forschte von 1961 bis 1963 wahrend seiner Abwesenheit vom California Institute of Technology an dem neuen Kolner Institut und half dieses zu etablieren Das SCAS ist das Vorgangerinstitut des heutigen Molekularbiologischen Institutes der University of Texas in Dallas UTD a b Carsten Bresch Rudolf Hausmann Klassische und molekulare Genetik Dritte erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1972 ISBN 3 540 05802 8 Anmerkung Ab der zweiten Auflage von 1970 war Rudolf Hausmann Koautor dieses Werkes Thomas Trautner war seit 1964 einer der Direktoren des Max Planck Instituts fur Molekulare Genetik in Berlin Das MPI fur physikalische Chemie wurde in dieser Zeit von Karl Friedrich Bonhoeffer geleitet einem Bruder des von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager ermordeten Widerstandskampfers Dietrich Bonhoeffer Bresch durfte wohl auf Empfehlung seines Lehrers Max Delbruck der gleichzeitig ein Schwager von Karl Friedrich Bonhoeffer war an das MPI in Gottingen gekommen sein Carsten Bresch Zwischenstufe Leben Evolution ohne Ziel R Piper amp Co Verlag Munchen Zurich 1977 ISBN 3 492 02270 7 Carsten Bresch Zwischenstufe Leben Evolution ohne Ziel Munchen Zurich 1977 S 250 Aus dem Klappentext von Bresch Zwischenstufe Leben R Piper amp Co Verlag Munchen 1977 ISBN 3 492 02270 7 C Bresch Zwischenstufe Leben S 295 Epilog jenseits von Wissenschaft Normdaten Person GND 129591440 lobid OGND AKS LCCN n50045923 VIAF 66574042 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bresch CarstenKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker und GenetikerGEBURTSDATUM 5 September 1921GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1 Marz 2020STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carsten Bresch amp oldid 236740467