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Capo Boeo auch Capo Lilibeo genannt im Deutschen als Kap Boeo bezeichnet ist ein Kap im Westen der Insel Sizilien Das Kap liegt im Stadtgebiet von Marsala und bildet zusammen mit Capo Peloro und Capo Pachino eine ebene und flache nur 5 Meter uber dem Meeresspiegel liegende Landzunge Touristenstrand mit Kap Boeo im Hintergrund Als Kap Boeo wird auch eine Ausgrabungsstatte punischer griechischer und romischer Siedlungen sowie der grossten Nekropole Siziliens bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Kap 2 Ausgrabungsstatte 3 Nekropole 4 Literatur 5 EinzelnachweiseKap BearbeitenDas Kap wird durch einen etwa 40 Meter langen spitz zulaufenden Felsen gebildet der seitlich steil zum Meer hin abfallt Die Spitze des Kaps ist der westlichste Punkt der Insel Sizilien Ausgrabungsstatte BearbeitenAn der Nordwest und der Sudwestseite grenzt das Gebiet ans Mittelmeer und an seiner Sudostseite an die heutige Stadt Marsala Nach Nordosten hin war das Gebiet unbebaut und ging in landwirtschaftlich genutzte Flachen uber Um 400 v Chr entstand eine erste Siedlung stadtischen Charakters nachdem man das Siedlungsgebiet bei Mozia aufgegeben hatte Fur die hier siedelnden Phonizier war dies der wichtigste Vorposten fur die Uberfahrten vom nur 140 km entfernten nordafrikanischen Karthago Die Grosse und Macht dieser Stadt verdeutlicht der gescheiterte Versuch Dionysios 368 v Chr nach seinen Eroberungen von Selinunt Entella und Eryx und mit einer Gefolgschaft von 30 000 Fusssoldaten 3000 Reitern und 300 Kriegsschiffen die Lilybaion genannte Stadt romisch spater Lilybaeum zu belagern Bis weit nach dem Fall Karthagos 146 v Chr war die Stadt eine prosperierende Gemeinschaft Cicero der 75 v Chr Quaestor in Lilybaeum war und dessen Karriere hier begann berichtet von splendidissima civitas Lilybitana 1 Besonders wichtig fur die Stadt war naturlich ihr Hafen der sowohl von Cicero als auch in Inschriften auf dem Grabungsfeld erwahnt wurde Der Ort ist heutzutage bis auf einige Weinlager aus dem 18 und 19 Jahrhundert sowie das Kirchlein San Giovanni al Boeo unbebaut nachdem sich erst Mitte des 16 Jahrhunderts die dauerhafte Besiedlung hinter die Stadtmauer auf das Gebiet der heutigen Bebauungsgrenze Marsalas verlagert hatte Das grosste der heute dort noch bestehenden Gebaude ist das des Museo Archeologico Baglio Anselmi wo sich seit 1986 auch der Sitz der Ausgrabungsleitung befindet 2 Dieses Museum zeigt neben den umfangreichen regionalen Funden auch ein in den 1970er Jahren im Mittelmeer gefundenes punisches Schiff in seinen Originalabmessungen Es ist das einzige Kriegsschiff das nach wissenschaftlichen Kriterien restauriert wurde 3 Die 30 ha grosse archaologische Ausgrabungsstatte wurde 1939 unter Kulturschutz gestellt Fruheste archaologische Grabungen wurden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts durchgefuhrt Aus dieser Zeit sind antike sichtbare Bausubstanzen belegt die wahrscheinlich zu Turmresten und Befestigungsmauern gehort haben die durch Kustenerosion und Geringschatzung verloren gingen Die 1883 vorgenommenen Grabungen wurden zwar dokumentiert und archiviert aber nie publiziert Grundlage aller heutigen Forschungen sind Luftaufnahmen von 1963 von Giulio Schmiedt 1912 4 der die historische Bedeutung erkannte 5 Zur besseren Unterstutzung wurden in den Jahren 1999 2000 zusatzlich geomagnetische Prospektionen durchgefuhrt Nekropole BearbeitenNahe der heutigen Ortslage von Salinella nordostlich vom antiken Lilybaeum befindet sich die ehemalige Totenstadt die davon durch den Stadtgraben getrennt war Von allen auf Kap Boeo wissenschaftlich untersuchten Aspekten gelten die der Nekropole aufgrund der Fortschritte der 1990er und 2000er Jahre als die besterforschten Mittelfester Kalkstein im Untergrund erleichterte den Bau der Grabanlagen Die Nekropole ist uber viele Jahrhunderte benutzt worden Es gab sowohl Leichenbestattungen als auch Bestattungsurnen oft gemischt in einer Grabkammer Die Graber der punischen Zeit sind uberwiegend in Nord Sud Ausrichtung angelegt Drei unterschiedliche Grabtypen lassen sich unterscheiden Einfacher rechteckiger Graben oder Gruft mit vertikalem Schacht ist nach heutigem Erkenntnisstand die haufigste Beisetzungsmethode Die durchschnittliche Grosse betragt 2 0 7 0 1 m Lange Breite Tiefe Am Schachtgrund ein oder zwei sich gegenuberliegende Grabkammern Diese Kammern sind rechteckig oder trapezformig ausgearbeitet Die Wande lassen sowohl Arbeitsspuren als auch Dekorationen erkennen Einfache Gruft oder Schacht ohne Grabkammern Maximale Tiefe zwei Meter Es ist heute festzustellen dass die Grufte zum Teil mehrfach benutzt worden sind wahrscheinlich fur Mitglieder der gleichen Familie Die Urnen waren sehr unterschiedlich gestaltet zum Teil in Amphorenform als einfache Terrakottavasen oder rechteckige Kasten mit Satteldach manche mit Akroterien geschmuckt Als Grabbeigaben wurden Salbgefasse Ollampen Paterae kleinere Kruge spater auch Toilettenartikel wie Spiegel Scheren Schaber Parfumflaschen usw gefunden In romischer Zeit haben sich sowohl die parallele Anwendung von Erd und Feuerbestattung die architektonische Form als auch die Art der Grabbeigaben erhalten Einen besonderen Stellenwert hat die Gruft von Crispia Salvia Sie wurde erst um 1990 gefunden und gilt als einzigartig Die Wande der unterirdischen 5 5 Meter grossen Gruft sind umfangreich mit figurlichen Szenen und Dekorationselementen bemalt Die lebhaften und intensiven Farben in gelb und rot kontrastieren besonders gut mit den weiss und blau gehaltenen ubrigen Wandflachen Den Eingangsstufen gegenuberliegend sind zwei geflugelte Figuren dargestellt die eine Girlande halten Daneben befindet sich eine in die Wand eingelassene Tontafel mit einer lateinischen Widmungsschrift in der einer 45 jahrigen Ehefrau nach funfzehn Ehejahren libenti animo gehuldigt wird Die Gruft liegt zehn in den Tuffstein gehauene Treppenstufen tief und enthalt sechs Bestattungsnischen die in die Wande eingearbeitet sind zwei davon bilden Arkosolien vier sind rechteckig geformt Aufgrund der Gestaltung und Beschaffenheit der Tontafel durfte die Bestattung auf das ausgehende 2 oder beginnende 3 Jahrhundert nach Christus zu datieren sein Die Arkosolien sind sicher spateren Datums wie auch ein weiterer ausserhalb liegender Arkosol der ins 4 Jahrhundert bestimmt worden ist Literatur BearbeitenRossella Giglio Mozia Lilybaeum Ein archaologischer Spaziergang Anselmo Trapani 2003 ISBN 8 8882 1603 0 Sarah Braune Convivium funebre Gestaltung und Funktion romischer Grabtriklinien als Raume fur sepulkrale Bankettfeiern Spudasmata Bd 121 Olms Hildesheim u a 2008 ISBN 978 3 487 13850 3 Zugleich Hamburg Universitat Dissertation 2007 Einzelnachweise Bearbeiten Cicero Reden gegen Verres 2 5 107 online ital Museo archeologico regionale Lilibeo Marsala Baglio Anselmi Abrufdatum 18 Juli 2020 umfangreiche Quellensammlung Soprintendenza del Mare PDF 717 kB des Assessorato Regionale Beni Culturali Ambientali e P I Dipartimento regionale dei beni culturali e ambientali dell educazione permanente e dell architettura e dell arte contemporanea ital VIAF Datensatz Regional Archaeology Park Marsala Memento vom 28 November 2012 im Webarchiv archive today engl 37 801944444444 12 424444444444 Koordinaten 37 48 7 N 12 25 28 O Normdaten Geografikum GND 4366522 6 lobid OGND AKS VIAF 239174441 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Capo Boeo amp oldid 241241052