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Der Canon Episcopi so benannt nach seinem Incipit Episcopi episcoporumque ministri war eine kirchenrechtliche Vorschrift die sich gegen Zauberei und Aberglaube wandte und in der die nachtlichen ekstatischen Fluge von Frauen im Gefolge der heidnischen Gottin Diana ausdrucklich als Einbildung und Wahnvorstellung verurteilt wurden Der Kanon war vom fruhen Mittelalter bis ins 20 Jahrhundert Teil des kanonischen Rechts Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehung und Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenWegen ihrer Abweichung vom christlichen Glauben der Kirche bezeichnet der Kanon Wahrsager und Zauberer seien es Manner oder Frauen als Haretiker Ketzer Die Bischofe und ihre Helfer d h der Pfarrklerus sollen die bekampfen welche den Glauben an Hexen verbreiteten und die uberfuhrten Personen verstossen Die vom Kanon geforderte Ausweisung der Ketzer aus dem Pfarrbezirk hat als ausgesprochen schwere Kirchenstrafe zu gelten Als offensichtlich besonders schwere Falle werden in diesem Rechtstext jene frevelhaften Frauen bezeichnet die sich von Gott wieder Satan zugewandt hatten und die von sich behaupten oder daran glauben wurden zusammen mit einer grossen Anzahl anderer Frauen im Gefolge der heidnischen Gottin Diana auf Tieren nachtliche Fluge uber grosse Strecken hinweg unternommen zu haben Diese Frauen so der Kanon wurden der Gottin Diana wie einer Herrin gehorchen und in bestimmten Nachten von ihr herbeigerufen werden Diese Gefolgschaft der besagten Frauen gegenuber ihrer Herrin Diana und deren Verehrung als gottliches Wesen wird vom Kanon als Treulosigkeit bzw Frevel gegen Gott Abfall vom rechten Glauben und Ruckfall ins Heidentum gedeutet Der Fehler dieser Frauen bestand also nicht darin dass sie Hexen waren sondern dass sie behaupteten es zu sein obwohl sie es nicht waren Der Canon Episcopi ist eine Verurteilung des Hexenglaubens Der Canon Episcopi legt fest dass der Hexenwahn teuflisch sei Der zentrale Satz lautet Illud etiam non omittendum quod quaedam sceleratae mulieres retro post satanam conversae daemonum illusionibus et phantasmatibus seductae credunt se et profitentur nocturnis horis cum Diana paganorum Dea et innumera multitudine mulierum equitare super quasdam bestias et multa terrarum spatia intempestae noctis silentio pertransire eiusque iussionibus velut dominae obedire et certis noctibus ad eius servitium evocari Auch dies darf nicht ubergangen werden dass einige verruchte wieder zum Satan bekehrte Frauen von den Vorspiegelungen und Hirngespinsten boser Geister verfuhrt sind und glauben und behaupten sie ritten zu nachtlicher Stunde mit Diana der Gottin der Heiden und einer unzahligen Menge von Frauen auf gewissen Tieren und legten in der Stille der tiefen Nacht weite Landstrecken zuruck und gehorchten ihren Dianas Befehlen wie denen einer Herrin und wurden in bestimmten Nachten zu ihrem Dienst herbeigerufen Regino von Prum Sendhandbuch II 371 1 Die Glaubensvorstellung der Frauen gegen die auch die Priester mit allem Nachdruck predigen sollen wird im weiteren Text als Einbildung und Wahnvorstellung bezeichnet Satan der sich in einen Engel des Lichts verwandelt habe wurde den Frauen solche Wahngebilde vorspiegeln um auf diese Weise bei den Menschen den Unglauben zu verbreiten Er konne sich in die Gestalten wie auch in die Abbilder beliebiger Personen verwandeln und die Frauen auf diese Weise in ihren Traumen tauschen Diese Frauen wurden nun glauben diese Einbildung der Luftfahrt auch korperlich erfahren zu haben So die Deutung der Vorstellung der Frauen aus der Perspektive des fruhmittelalterlichen Kirchenrechts Ob sich hinter den bekampften Vorstellungen ein in verschiedensten Formen in Europa verbreiteter heidnisch christlicher Feenglauben verbirgt ist umstritten Entstehung und Rezeption BearbeitenDer Kanon erschien erstmals in den um 906 in Trier verfassten Libri duo de synodalibus causis et ecclesiasticis disciplinis dem Sendhandbuch des Abts Regino von Prum Dort wurde der Text falschlich einem Konzil von Ancyra im 4 Jahrhundert zugeschrieben Uber mogliche Vorlagen Reginos lasst sich nur spekulieren Entscheidend war die breite Rezeption des Textes Uber den Liber decretorum des Burchard von Worms gestorben 1025 und das Decretum des Ivo von Chartres gestorben 1115 und andere kanonische Sammlungen fand der Canon Episcopi weite Verbreitung bevor er in das Decretum Gratiani um 1140 aufgenommen wurde und damit in das Corpus Iuris Canonici das bis 1917 die Grundlage des katholischen Kirchenrechts bildete Der Canon Episcopi konnte in sehr unterschiedlicher Weise bei der kirchlichen Bekampfung von Zauberei und Hexerei ausgelegt werden Ketzerverfolger machten aus dem Abfall von Gott im Traum einen ausdrucklichen Teufelspakt Hexenverfolger weigerten sich den von ihnen als real betrachteten Hexenflug mit dem im Canon Episcopi als teuflische Verblendung angesehenen Flug gleichzusetzen Gegner der Hexenprozesse wie Johann Weyer und gemassigte Theologen etwa in Wurttemberg im 16 Jahrhundert konnten sich dagegen auf den Canon Episcopi als zentrales Argument gegen den Hexenflug als wichtiges Element der fruhneuzeitlichen Hexenlehre berufen Literatur BearbeitenWilfried Hartmann Hrsg Das Sendhandbuch des Regino von Prum Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Bd 42 Unter Benutzung der Edition von F W H Wasserschleben herausgegeben und ubersetzt Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 14341 8 Text S 420 423 Werner Tschacher Der Flug durch die Luft zwischen Illusionstheorie und Realitatsbeweis Studien zum sog Kanon Episcopi und zum Hexenflug In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Bd 116 Kanonistische Abteilung Bd 85 1999 S 225 276 Josef Steinruck Zauberei Hexen und Damonenglaube im Sendhandbuch des Regino von Prum In Gunther Franz Franz Irsigler Hrsg Hexenglaube und Hexenprozesse im Raum Rhein Mosel Saar Trierer Hexenprozesse Bd 1 Spee Trier 1995 ISBN 3 87760 123 5 S 3 18 Carlo Ginzburg Hexensabbat Entzifferung einer nachtlichen Geschichte Fischer 11002 Geschichte Ungekurzte Ausgabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 596 11002 5 Weblinks BearbeitenEnglische Ubersetzung des Canon Episcopi Regino Ausgabe von Waschersleben Dusseldorfer Regino Handschrift aus dem 10 JahrhundertEinzelnachweise Bearbeiten Sendhandbuch II 471 FSGA 42 420 421 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Canon episcopi amp oldid 232652253