Candida auris ist eine Pilzart, welche hefeartig wächst und die erstmals als Erreger einer Otomykose (Ohrinfektion) in Japan 2009 beschrieben wurde. Der Name kommt vom lateinischen Wort auris „Ohr“.
Candida auris | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Candida auris auf Nährmedium | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
| ||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Candida auris | ||||||||||
Satoh & Makimura |
Identifikation und Morphologie Bearbeiten
C. auris bildet auf Wachstumsmedien glatte, glänzende, weißgraue, viskose Kolonien mit rötlichem bis pinkfarbenem Kern. Die einzelnen Zellen haben eine ellipsoide Form.
Klinische Bedeutung Bearbeiten
Candida auris ist eine der wenigen Candida-Arten, die beim Menschen Candidiasis verursachen können. Candidiasis wird in Krankenhäusern am häufigsten von Patienten mit geschwächtem Immunsystem erworben und kann besonders bei diesen Patienten tödlich verlaufen. Der Pilz kann eine gefährliche invasive Candidiasis verursachen, bei der der Blutstrom (Fungämie), das zentrale Nervensystem, Nieren, Leber, Knochen, Muskeln, Gelenke, Milz oder Augen befallen werden. Zudem liegen oftmals andere schwere Erkrankungen wie Diabetes, Sepsis, Lungenerkrankungen und Nierenerkrankungen vor.
In den 2020er-Jahren hat C. auris aufgrund seiner Resistenz gegen mehrere Medikamente (Antimykotika) wie z. B. Fluconazol, Voriconazol und Amphotericin B größere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Behandlung ist außerdem kompliziert, da C. auris in der Diagnostik leicht mit anderen Candida-Arten und anderen Organismen wie Saccharomyces cerevisiae und Rhodotorula glutinis verwechselt werden kann.
Die Zahl der Infektionen mit Candida auris steigt in den USA rasant an: Die Fallzahlen verdoppelten sich im Vergleich der Jahre 2020 und 2021. In Deutschland sind 2020–2021 die Fallzahlen niedrig, steigen aber an und auch Krankenhausinfektionen wurden erstmals beobachtet. Seit 2023 ist der Nachweis von Candida auris in Deutschland meldepflichtig. Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) wurde dahingehend aktualisiert. Die Meldepflicht besteht laut IfSG jedoch nur für den direkten Nachweis aus Blut oder anderen normalerweise sterilen Substraten.
Die WHO hat Candida auris auf ihrer im Oktober 2022 erstmals veröffentlichten Liste der gesundheitsgefährdenden Pilzspezies (FPPL – Fungal Priority Pathogens List) in die höchste Kategorie ‚kritisch‘ eingeordnet. Es sind daher entsprechende Hygienemaßnahmen zur Infektionsprävention einzuhalten (Kontaktisolation, Handhygiene, Flächendesinfektion).
Für einen gesunden Menschen stellt C. auris jedoch keine Bedrohung dar.
Genom Bearbeiten
Mehrere Entwürfe von Genomen der Sequenzierung des gesamten Genoms wurden veröffentlicht. C. auris hat eine Genomgröße von 12,3–12,5 Mb mit einem GC-Gehalt von 44,5–44,8 %. Es wurde gefunden, dass das Genom von C. auris mehrere Gene für die ABC-Transporterfamilie kodiert, eine große Superfamilie, die die Mehrfachresistenz von Medikamenten erklärt. Sein Genom kodiert auch für virulenzbedingte Genfamilien wie Lipasen, Oligopeptidtransporter, Mannosyltransferasen und Transkriptionsfaktoren, die die Kolonisation, Invasion und die Eisenaufnahme erleichtern. Ein weiterer Faktor, der zur Resistenz der Pilze beiträgt, ist das Vorhandensein einer Reihe von Genen, von denen bekannt ist, dass sie an der Biofilmbildung beteiligt sind.
Impfstoffentwicklung Bearbeiten
Derzeit existiert kein für den Menschen zugelassener Impfstoff gegen C. auris. Im Rahmen der Forschung war es jedoch schon möglich, Mäuse gegen C. auris zu impfen. Der dabei verwendete Impfstoff verbesserte auch die Schutzwirkung des Antimykotikums Micafungin gegen C. auris-Infektionen im Blutkreislauf von Mäusen.
Epidemiologie Bearbeiten
Die Phylogenetik von C. auris legt nahe, dass unterschiedliche Genotypen in verschiedenen geographischen Regionen mit beträchtlicher genomischer Diversität existieren. Eine Vielzahl von sequenzbasierten analytischen Methoden wurde verwendet, um diese Feststellung zu unterstützen.
2020 wurde die Art erstmals in Salzwiesen der Andamanen nachgewiesen, was als Hinweis darauf gewertet wird, dass sie nicht nur als Kommensale des Menschen vorkommt.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Kazuo Satoh, Koichi Makimura, Yayoi Hasumi, Yayoi Nishiyama, Katsuhisa Uchida, Hideyo Yamaguchi: Candida auris sp. nov., a novel ascomycetous yeast isolated from the external ear canal of an inpatient in a Japanese hospital. In: Microbiology and Immunology. Band 53, Nr. 1, Januar 2009, S. 41–44, doi:10.1111/j.1348-0421.2008.00083.x (wiley.com [abgerufen am 28. März 2023]).
- ↑ Hygienemaßnahmen bei Candida auris. Abgerufen am 28. März 2023 (deutsch).
- CDC(Centers for Disease control and Prevention):General Information about Candida auris, abgerufen am 2. Mai 2019.
- J. Wagener, O. Kurzai: Candida auris: Steckbrief eines neuen Pilzes. In: Ärzteblatt. 22. Juli 2019, abgerufen am 26. März 2023.
- Johann Grolle: Der Killerpilz, der aus dem Nichts kam auf spiegel.de, abgerufen am 2. Mai 2019.
- Annette Doerfel: Candida auris: Gefährliche Pilzinfektionen breiten sich in den USA aus. In: Spektrum.de. Abgerufen am 28. März 2023.
- Anstieg von Candida-auris-Fällen und erste nosokomiale Übertragungen in Deutschland. In: Deutsches Ärzteblatt. 11. Mai 2023, abgerufen am 19. Mai 2023.
- § 7 IfSG - Einzelnorm. Abgerufen am 9. November 2023.
- WHO releases first-ever list of health-threatening fungi. WHO, abgerufen am 26. März 2023 (englisch).
- M. Ramm, O. Kurzai: Candida auris: Ein Pilz verlangt Aufmerksamkeit. In: Leibniz-HKI. Abgerufen am 28. März 2023.
- Emily Larkin, Christopher Hager, Jyotsna Chandra, Pranab K. Mukherjee, Mauricio Retuerto, Iman Salem, Lisa Long, Nancy Isham, Laura Kovanda, Katyna Borroto-Esoda, Steve Wring, David Angulo, Mahmoud Ghannoum: The Emerging Pathogen Candida auris: Growth Phenotype, Virulence Factors, Activity of Antifungals, and Effect of SCY-078, a Novel Glucan Synthesis Inhibitor, on Growth Morphology and Biofilm Formation. In: Antimicrobial Agents and Chemotherapy. Band 61, Nr. 5, Mai 2017, ISSN 0066-4804, S. e02396–16, doi:10.1128/AAC.02396-16, PMID 28223375, PMC 5404565 (freier Volltext).
- Major step towards Candida auris vaccine developed
- The NDV-3A vaccine protects mice from multidrug resistant Candida auris infection
- Parth Arora, Prerna Singh, Yue Wang u. a.: Environmental Isolation of Candida auris from the Coastal Wetlands of Andaman Islands, India. In: ASM Journals - mBio. Band. 12, Nr. 2. (mbio.asm.org)