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Das Byerlee Gesetz ist ein auf empirischem Wege entdecktes physikalisches Gesetz der Felsmechanik das von dem australischen Geophysiker James Douglas Byerlee experimentell ermittelt wurde Es gibt an unter welcher mechanischen Spannung in der oberen Erdkruste Gesteine entlang von Bruchzonen gegeneinander abzugleiten beginnen Inhaltsverzeichnis 1 Nahere begriffliche Eingrenzung 2 Herleitung 3 Gesetz 4 Beurteilung 5 Ergebnis 6 Notizen zur Historie 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseNahere begriffliche Eingrenzung BearbeitenDas Gesetz von Byerlee dient der Abschatzung von mechanischen Spannungen im Gebirge bzw im Fels unter der Voraussetzung dass Bruchzonen im Gestein vorhanden sind Es basiert auf einer grossen Anzahl an Scherversuchen Herleitung BearbeitenDas Byerlee Gesetz leitet sich aus dem Schergesetz von Coulomb ab t S 0 m s n P f displaystyle tau S 0 mu sigma n P f nbsp Das Coulomb sche Schergesetz druckt die lineare Abhangigkeit zwischen der Scherspannung t und der Normalspannung sn aus Es gibt an bei welchem Spannungszustand ein Material bricht Die Konstante S0 ist hierbei die Kohasion innerer Zusammenhalt oder Festigkeit des Gesteins µ der Reibungskoeffizient und Pf der Porenwasserdruck Gesetz BearbeitenDamit kein Abgleiten entlang von Bruchzonen zustande kommt muss t lt t k r i t i s c h displaystyle tau lt tau kritisch nbsp erfullt sein In dieser Ungleichung druckt t k r i t i s c h displaystyle tau kritisch nbsp die kritische Scherspannung bereichsweise aus Das Byerlee Gesetz gliedert sich in zwei Teilbereiche Fur Normalspannungen von 3 bis 200 Megapascal Tiefenbereich 120 Meter bis 8 Kilometer gilt die obere Teilangabe t lt t k r i t i s c h 0 85 s n 3 M P a lt s n lt 200 M P a 50 0 6 s n s n gt 200 M P a displaystyle tau lt tau kritisch begin cases 0 85 cdot sigma n 3 MPa lt sigma n lt 200 MPa 50 0 6 cdot sigma n sigma n gt 200 MPa end cases nbsp Oberhalb von 200 MPa d h ab einer Teufe von etwa 8 Kilometer gilt die ebengenannte untere Teilangabe Beurteilung BearbeitenDas universelle Byerlee Gesetz das empirisch anhand von zahlreichen Laborexperimenten erstellt wurde gibt die maximale Krustenstarke im trockenen Zustand wider d h der Porenwasserdruck Pf 0 Unter Druckspannung Kompression wird ein Maximalwert von 850 MPa fur die Erdkruste angenommen entsprechend einer Teufe von 34 Kilometer jedoch unter Zugspannung Dehnung nur noch 300 MPa Das Gesetz ist eine Vereinfachung des Coulomb schen Schergesetzes Die Gerade von 1 geht durch den Ursprung Kohasion und Porenwasserdruck entfallen Der Reibungskoeffizient betragt 0 85 Die Gerade von 2 hat eine Kohasion von 50 MPa der Reibungskoeffizient von 0 6 ist geringer als bei 1 Auch hier entfallt der Porenwasserdruck Die allgemeine Gleichung des Gesetzes gilt fur die gesamte Erdkruste Da aber die Erdkruste nicht uberall aus denselben Gesteinen aufgebaut ist konnen sich die jeweiligen Materialkonstanten durchaus unterscheiden Auch wenn das Gesetz die Wirklichkeit stark simplifiziert so stellt es generell dennoch eine gute Naherung dar solange keine allzu hohen Temperaturen im Gestein vorherrschen Geltungsbereich bis 400 C Laut Brace und Kohlstedt die an Spannunngsmessungen an hydraulischen Rissen arbeiteten sagt das Byerlee Gesetz Horizontalspannungen bis zu einer Tiefe von rund 4 Kilometer zufriedenstellend voraus 4 Kilometer entsprechen in etwa 100 MPa 1 Ergebnis BearbeitenHauptergebnis des Byerlee Gesetzes ist dass die Reibung von der Gesteinslithologie unabhangig ist Hiervon ausgenommen sind jedoch Tonminerale wie beispielsweise Kaolinit Montmorillonit Vermiculit und andere Das Gesetz uberdeckt eine grosse Bandbreite an Materialeigenschaften in Karbonaten und Silikaten so z B Harte und Duktilitat In erster Naherung ist die Reibung ausserdem unabhangig von der Gleitgeschwindigkeit und der angetroffenen Rauhigkeit bei Silikaten bis zu 350 C 2 3 Um jedoch dynamische Instabilitaten zu erklaren welche sich wahrend des Gleitvorgangs einstellen mussen neben dem Byerlee Gesetz andere Variablen in Betracht gezogen werden neben den bereits genannten Faktoren Harte und Duktilitat auch Temperatur Porenwasser Verschleiss und andere Diese Instabilitaten aussern sich im Laborversuch als Stick Slip Effekt und im geologischen Massstab als Erdbeben Notizen zur Historie BearbeitenJames Byerlee veroffentlichte das Gesetz erstmals im Jahr 1978 4 Siehe auch BearbeitenGeodynamik Mohrscher SpannungskreisLiteratur BearbeitenChristopher H Scholz Earthquakes and faulting Cambridge University Press 2002 ISBN 0 521 65540 4 S 471 Einzelnachweise Bearbeiten W F Brace und D L Kohlstedt Limits on lithospheric stress imposed by laboratory experiments In Journal of geophysical Research 85 B 11 1980 S 6248 6252 R Stesky W Brace D Riley und P Y Robin Friction in faulted rock at high temperature and pressure In Tectonophysics Band 23 1974 S 177 203 M L Blanpied D A Lockner und James Douglas Byerlee Frictional slip of granite at hydrothermal conditions In J Geophys Res Solid Earth Band 100 1995 S 13045 13064 James Douglas Byerlee Friction of rocks In Pure Applied Geophysics Band 116 1978 S 615 626 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Byerlee Gesetz amp oldid 234395601