www.wikidata.de-de.nina.az
Die Bovenkerk deutsch Obere Kirche oder St Nikolaus Kirche in der niederlandischen Stadt Kampen ist eine grosse gotische Basilika mit Kreuzgrundriss und zugleich die Dominante im Stadtbild von Kampen Im Inneren der Kirche befinden sich ein Lettner aus der Fruhrenaissance eine Kanzel aus Naturstein und eine monumentale Orgel Die Kirche hat einen Kirchturm und ein Kirchenschiff mit doppelten Seitenschiffen sowie einen geschlossenen Chor mit Umgang und Kapellenkranz Die Kirche hat 1 250 Sitzplatze und ist ein Beispiel fur den Stil der niederrheinischen Gotik sowie ein registriertes Kulturdenkmal 1 Die Kirche hat nach der St Janskathedraal in s Hertogenbosch den zweithochsten Chor der Niederlande Sie enthalt eine bedeutende historische Orgel das Gelaut stammt zum Teil vom Giesser der beruhmtesten mittelalterlichen Grossglocke Gloriosa Gerhard van Wou Bovenkerk Kampen ChoransichtSchragblick durch das LanghausGrundrissInnenansichtHauptorgel Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Die romanische Kirche 1 2 Bau einer fruhgotischen Kirche letztes Viertel des 13 Jahrhunderts 1 3 Bau des basilikalen Chors 1 4 Plan fur ein basilikales Kirchenschiff 1 5 Die endgultige Form 2 Gelaut 3 Begrabnisstatten 4 Orgeln 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDer Bau der Kirche fand in mehreren Bauabschnitten statt 2 Die romanische Kirche Bearbeiten Der Bau der einst altesten Kirche der Stadt steht sicher in engem Zusammenhang mit der Entstehung der Siedlung selbst die erst im Jahr 1227 unter dem Namen Kampen in die Geschichte eingeht Als Kampen eine Siedlung von einiger Bedeutung wurde muss der Bedarf nach einem eigenen Gotteshaus entstanden sein Dieses muss einige Jahre vor 1236 erbaut worden sein denn es ist bekannt dass bereits in diesem Jahr ein Priester hier lebte der Vorganger hatte Es sind die Uberreste dieser Kirche die bei der jungsten Restaurierung durch Ausgrabungen im Querschiff der heutigen Kirche entdeckt wurden Die Reste dieses sehr alten Kirchengebaudes erwiesen sich jedoch als so klein dass eine Rekonstruktion des Ganzen unmoglich war Es wurden nur die Fundamente des Chores gefunden Diese waren aber interessant genug um einige Ruckschlusse auf die wahrscheinliche Form des Gebaudes zu ziehen Wo jetzt die Bovenkerk steht muss eine romanische Kirche gestanden haben ein relativ gedrungener Bau mit dicken Mauern und kleinen rundbogigen Fenstern Als Baumaterial wurde hauptsachlich Tuffstein verwendet der aus Deutschland gebracht wurde Sie wurde wahrscheinlich von Privatpersonen gegrundet Unbekannt ist wann genau diese Kirche die gemessen an ihrem Chor schon bemerkenswert gross war gegrundet wurde es wird das spate 12 oder das fruhe 13 Jahrhundert angenommen Es ist auch nicht bekannt ob sie bereits dem heiligen Nikolaus dem Schutzpatron der Kaufleute und Seefahrer geweiht war Wenn Kampen tatsachlich eine Koloniestadt war dann ist dies sicher Die Fundamente dieser romanischen Kirche zeigen dass ihr Chor eine interessante Form gehabt haben muss Sie bestand aus drei Apsiden die zusammen ein Kleeblatt bildeten Solche bemerkenswerten Chorpartien finden sich auch in einigen alten Kolner Kirchen zum Beispiel in St Aposteln Der kleeblattformige Chor dieser Kirche wurde nach 1192 erbaut also genau in der Zeit in der vermutlich die romanische Kirche in Kampen errichtet wurde Es wird deshalb vermutet dass diese Chorform auf Kolner Einfluss zuruckzufuhren ist Die Untersuchung dieser Fundamente offenbarte weitere Besonderheiten Die Seitenschiffe dieses Chores mussen wesentlich grosser gewesen sein als der Mittelchor Ihr Radius ubertrifft den der zentralen Apsis um mindestens einen halben Meter Der bemerkenswert intakte Fussboden dieser zentralen Apsis wurde auch als etwa 50 cm hoher als der der Seitenschiffe befunden In seiner Mitte wurde auch eine Treppe gefunden die zu einem grossen Block fuhrte der sich uber den Boden erhob Zweifellos muss der Altar irgendwann einmal dort gestanden haben Genau in der Mitte dieser Stufen wurde ein kleiner runder Brunnen entdeckt Der untere Teil schien aus Holz zu sein und war etwa 80 cm tief der obere Teil hingegen war aus Tuffstein gefertigt Es ist bekannt dass im fruhen Mittelalter Missionare Kirchen an Orten bauten die von den Germanen verehrt wurden weil sie dort ubernaturliche Krafte vermuteten Dies konnen Baume oder Brunnen sein Dass die alteste Kirche Kampens uber einer solchen heiligen germanischen Quelle erbaut wurde ist allerdings ausgeschlossen da es hier keine Hinweise auf eine echte Quelle gibt Es ist erwiesen dass die Sohle dieses Brunnens im 12 Jahrhundert kaum das Grundwasser erreichte Es muss sich um eine sogenannte Piscina handeln die zur Reinigung der liturgischen Gefasse diente Fruher wurde vermutet dass die Kamper Nikolauskirche und damit auch ihre Vorganger direkt auf Sand gebaut wurden Die Bodenuntersuchung hat gezeigt dass dies nicht zutrifft Der Untergrund besteht aus weichem Torf und Lehm Sand findet sich erst in einer Tiefe von etwa acht Metern Es war daher eine gewagte Entscheidung ein grosses Gebaude an einem solchen Standort zu errichten Das mussen auch die Erbauer dieser romanischen Kirche erfahren haben sie meinten das Problem losen zu konnen indem sie das Fundament des Chores auf einem Bett aus kleinen Feldsteinen ruhen liessen unter das ein Holzfundament aus kleinen relativ dunnen Pfahlen gelegt wurde Wie bereits erwahnt wurden nur die Fundamente des Chores der wahrscheinlich weiss verputzt war gefunden was eine Rekonstruktion des gesamten Gebaudes unmoglich macht Es ist nicht bekannt ob es eine Krypta oder einen Turm hatte Nach der Grosse des Chores zu urteilen muss diese romanische Kirche jedoch recht gross gewesen sein und das bedeutet dass Kampen bereits in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts eine bedeutende Siedlung gewesen sein muss Dies war unerwartet weil der Name der Stadt erst 1227 in der Geschichte auftaucht und auch dann nur sehr selten Bau einer fruhgotischen Kirche letztes Viertel des 13 Jahrhunderts Bearbeiten Es ist nicht sicher wie romanische Kirche in Gebrauch war wahrscheinlich mindestens ein Jahrhundert Danach muss sie durch ein grosseres Gebaude ersetzt worden sein Schon vor der Entdeckung der Reste der romanischen Kirche wurden im Chor der heutigen Kirche Reste davon aufgefunden Aus architektonischen Grunden wird angenommen dass der Bau dieser zweiten Kirche Ende des 13 Anfang des 14 Jahrhunderts begonnen haben muss Historisch ist dies sehr wohl moglich denn in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts entwickelte sich Kampen zu einer Handelsstadt mit internationalen Beziehungen Das Vorhandensein zweier Privilegien in den Archiven von Kampen die 1251 von Konig Abel von Danemark an die so genannten Ommelandvaarders verliehen wurden lasst vermuten dass die Menschen von Kampen bereits ihren Weg an die Ostsee um Jutland gefunden hatten Berichte aus den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts beweisen dies sie belegen auch dass die Stadt einen regen Handel mit mehreren niederlandischen Stadten und wahrscheinlich auch mit dem reichen Brugge in Flandern betrieb Es ist verstandlich dass dies alles mit einem schnellen Wachstum der Stadt einherging und dass dadurch die Notwendigkeit entstand eine neue grossere und modernere Kirche zu bauen Ende des 13 Jahrhunderts oder vielleicht sogar noch fruher mussen die Burger von Kampen beschlossen haben ihre romanische Kirche abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen Der Bau von Kirchen im spaten Mittelalter geschah nicht wahllos In Absprache mit dem Klerus und den Kirchenvorstehern engagierte die Stadt in der Regel einen Mann der auf diesem Gebiet Erfahrung hatte Die Kirche selbst hatte in der Regel nicht die Mittel ein solch grosses Projekt zu finanzieren Er wurde damit beauftragt einen Entwurf fur eine neue Kirche zu machen Wenn dieser genehmigt wurde wurde er auch mit der Uberwachung des Baus fur einen kurzeren oder langeren Zeitraum beauftragt Diese Baumeister waren in der Regel auch geschickte Handwerker die beim Bau und der Bearbeitung von Steinen und auch beim Maurerhandwerk halfen Es ist anzunehmen dass dieser Baumeister nicht aus Kampen kam denn der Mann der den Plan fur die zweite Nikolauskirche entworfen hat muss sich der neueren Erkenntnisse auf dem Gebiet der Architektur die damals ganz West und Nordeuropa eroberten durchaus bewusst gewesen sein Statt gedrungener Tuffsteinkirchen mit dicken Mauern und kleinen Fenstern wurden nun viel hohere Gebaude mit dunnen Mauern gebaut die grosse leicht spitz zulaufende Fensteroffnungen umgaben also in Bauwerke in gotischem Stil Als Baumaterial wurden nun sowohl Ziegel als auch Sandstein verwendet So entstand vermutlich um 1300 aber wahrscheinlich schon einige Jahrzehnte fruher an der Stelle der alten romanischen Kirche eine vollig neue Backsteinkirche im gotischen Stil Der Kirchenbau war im Mittelalter ein sehr zeitaufwandiges Unterfangen Es ist bekannt dass einige franzosische Kathedralen erst nach zwei Jahrhunderten fertiggestellt wurden die St Johannes Kirche in s Hertogenbosch wurde erst nach 250 Jahren fertiggestellt Die Finanzierung bauliche Ruckschlage und Zeiten wirtschaftlichen Misserfolgs spielten bei der Durchfuhrung solcher Grossprojekte eine wichtige Rolle Der Bau der einfach gestalteten fruhgotischen Kirche von Kampen dauerte bei weitem nicht so lange aber sicher mehrere Jahrzehnte Wahrend der Restaurierung zeigten die Entdeckung einer Baunaht und andere Informationen dass auch dieser Kirchenbau eine Zeit lang unterbrochen war und dann mit etwas eingeschrankten Mitteln weitergefuhrt wurde Der Bau dieser zweiten Kirche begann zweifelsohne mit dem Altarraum Schliesslich konnte die romanische Kirche in ihrer Gesamtheit nicht abgerissen werden solange dieser Teil nicht genutzt wurde und die Gottesdienste weitergehen konnten Im Interesse von Einsparungen wurde vieles von dem Abbruchmaterial zum Beispiel der wertvolle Tuffstein in der neuen Kirche wiederverwendet Bau des basilikalen Chors Bearbeiten Es ist weder bekannt wann der Bau der fruhgotischen Hallenkirche begonnen wurde noch wann sie fertiggestellt wurde Es wird angenommen dass sie weniger als ein Jahrhundert in Gebrauch war aber diese Schatzung wird als zu grosszugig angesehen es sei denn man geht davon aus dass die Saalkirche bereits in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts gebaut wurde Um die Mitte des 14 Jahrhunderts finden sich in den Kamper Stadtbuchern Hinweise darauf dass es Plane gab die bestehende fruhgotische Kirche komplett umzubauen Es ist kein Zufall dass diese Berichte mit dem Beginn der grossen Zeit Kampens zusammenfallen als die Schiffe mit den Stadtfarben Weiss und Blau fast alle wichtigen Hafen an Nord und Ostsee anliefen und die Schiffer bis nach Koln segelten In Berichten aus den Jahren 1343 und 1345 wird erwahnt dass die Kirchenherren der St Nikolaus Kirche Grundstucke kauften um ihren Friedhof um die Kirche herum in Zukunft zu vergrossern und dass sie vom Rat der Stadt ein Darlehen erhielten Ersteres konnte auf einen Mangel an Land fur die Bestattung der Toten infolge des raschen Bevolkerungswachstums hindeuten es ist aber auch gut moglich dass die Kirchenherren diese Erweiterung im Hinblick auf eine zukunftige Vergrosserung ihrer Kirche fur notwendig hielten fur die ein Teil ihres Kirchhofs geopfert werden musste Die Leihgabe von hundert punt swarten einer fur die damalige Zeit betrachtlichen Summe spricht eine deutlichere Sprache aber Gewissheit uber die bevorstehende Renovierung der alten Hallenkirche erhalt man erst wenn man den Vertrag liest den die Stadt mit einem gewissen Herrn Herman de Steenbicker und seinem Bruder um die Mitte des 14 Jahrhunderts abschloss Aus dieser Vereinbarung geht hervor dass beide Bruder versprachen den Bau der St Nikolaus Kirche fortzusetzen Ein Bruder vermutlich Herr Herman blieb bei der Arbeit und half beim Bauen und Arbeiten der andere Bruder ging auf und ab um zu kontrollieren ob alles nach Plan lief Beide Bruder sollten die Burgerrechte erhalten und durften in dem Haus in das sie eingezogen waren lebenslang wohnen Auch mussten sie keine Steuern zahlen oder Militardienst leisten Aus dem oben Gesagten wird deutlich dass Herr Herman und sein namentlich nicht genannter Bruder eine sehr langwierige Aufgabe ubernommen hatten und dass der Wiederaufbau der Kirche sehr aufwandig sein musste Details uber diese Bruder sind nicht bekannt Wenn der Vertrag 1343 unterzeichnet wurde dann konnten sie identisch sein mit einem gewissen Herman und einem gewissen Christiaan die zu dieser Zeit ebenfalls im Zusammenhang mit der Kirche erwahnt werden Wenn jedoch angenommen wird dass die Vereinbarung im Jahr 1351 getroffen wurde dann ist diese Identitat im Zusammenhang mit der Verleihung der Burgerrechte praktisch ausgeschlossen Es ist sicher dass beide Bruder nicht aus Kampen stammten Es wird angenommen dass Herr Herman und sein Bruder anerkannte Kirchenbaumeister gewesen sein mussen moglicherweise aus dem Rheinland Wahrscheinlich muss Kampen mit der Ankunft der beiden Bruder eine regelrechte Bauhutte erhalten haben eine standige Werkstatt in der die Zeichnungen angefertigt und aufbewahrt wurden und in dem die Arbeit der Steinmetze verrichtet wurde Alles erfolgte unter der Leitung eines Meisters der auf Lebenszeit ernannt wurde der ein grosses Wissen uber Architektur hatte und der Geometrie studiert hatte Es ist unmoglich dass Herr Herman und sein Bruder die geplante Renovierung der St Nikolai Kirche zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben Denn 1369 schloss der Kamper Stadtrat einen weiteren Vertrag der den Wiederaufbau der Hallenkirche betraf nun aber mit einem anderen Meister namlich Rutger van Keulen Im Gegensatz zu Herrn Herman und seinem Bruder ist dank neuerer Forschungen ziemlich viel uber die Person dieses Herrn Rutger van Keulen bekannt Der Name sagt schon dass er aus Koln stammt Seinen Vater Michael von Savoyen finden wir dort 1353 als einen der Baumeister des beruhmten Doms Der Sohn wird in dieser Bauhutte die notwendigen Erfahrungen gesammelt haben Die von Savoyens waren auch mit einer anderen damals sehr beruhmten Familie von Kirchenbauern verwandt den Parlers Ein weiterer Sohn von Michael von Savoyen der ebenfalls Michael hiess war mit einer Schwester von Peter Parler verheiratet Und dieser Peter Parler baute viele Kirchen in Suddeutschland und hatte einen wichtigen Anteil am Bau des beruhmten Veitsdoms in Prag Es war kein Unbekannter mit dem die Stadt 1369 einen Vertrag uber die Fertigstellung der St Nikolaus Kirche in Kampen abschloss Das geht auch aus der Vereinbarung mit Herrn Rutger hervor Der Kolner verpflichtete sich als werckmeister sowohl St Nikolaus als auch die Liebfrauenkirche zu feysierne und zu berichten in der meyster vorme was bedeutet dass er mit der Aufsicht beauftragt war beide Kirchen nach den Planen in Ordnung zu bringen Dafur wurde er sowohl von den Kirchenmeistern der St Nikolaus als auch der Liebfrauenkirche ein Gehalt erhalten das teils in Geld teils in Naturalien Tuche zu zahlen ware Ausserdem wurde Rutger wenn er es wunschte den Turm in dem Herr Herman gewohnt hatte bewohnen durfen mit der ausdrucklichen Einschrankung dass er ihn nicht vermieten durfe Er durfte auch einen Bauernhof der in der Nahe der Liebfrauenkirche lag nutzen wenn die Arbeiten an der Kirche dies erforderlich machten Und schliesslich wurde er wie Herr Herman und sein Bruder auf Lebenszeit ernannt mit Befreiung von Steuern und Militardienst Beim Studium dieser Vereinbarung stellt sich sofort die Frage ob sich Rutger van Keulen bei der Fertigstellung der Kirche an einen bestehenden Plan halten musste der noch von seinen Vorgangern entworfen wurde oder an einen eigenen Entwurf der vom Klerus und der Stadt genehmigt wurde In Anbetracht des Vertrages den die Stadt mit Herrn Herman und seinem Bruder im Jahr 1351 oder ein paar Jahre fruher abgeschlossen hat ist anzunehmen dass es sich um einen bestehenden Plan handelte was aber nicht ausschliesst dass Rutger van Keulen spater Anderungen daran vorgenommen hat Im Jahr 1369 war dieser Meister schon langer in Kampen bereits 1363 hatte er das Burgerrecht dieser Stadt erworben Normalerweise mussten wichtige oder nutzliche Personen nur wenige Jahre auf dieses Privileg warten so dass die Ankunft von Herrn Rutger um das Jahr 1360 stattgefunden haben wird Er hatte gerade seine Lehre in der Kolner Dombauhutte beendet und war daher sehr jung als er nach Kampen kam Da Rutger wie aus dem Vertrag hervorgeht den Turm bewohnen durfte in dem Herr Herman plach wohnte konnen wir davon ausgehen dass dieser Herman bereits 1369 verstorben oder im Ruhestand war Das Gleiche gilt fur seinen Bruder er wird im Vertrag uberhaupt nicht erwahnt Es ist interessant dass Rutger van Keulen Hermans Haus bewohnen durfte ihm aber ausdrucklich verboten wurde es zu vermieten Diese Einschrankung muss erfolgt sein weil er zwar anderweitig Arbeit annehmen durfte die Stadt aber nicht wollte dass er Miete fur ein Haus erhalt das ihm wahrend seiner Abwesenheit kostenlos zur Verfugung gestellt wurde Das war klug denn der Kolner war nicht nur im Kampen so arbeitete er zum Beispiel im Winter 1373 74 mit seinen Brudern am Prager Dom Basierend auf all diesen Daten kann Folgendes angenommen werden Vielleicht im Jahre 1351 wurden Herman de Steenbicker und sein Bruder beauftragt dafur zu sorgen dass der Umbau der St Nikolaus Kirche weiterging wobei Hermans Bruder dafur zu sorgen hatte dass die Arbeiten nach den vorhandenen Planen ausgefuhrt wurden Wenn wir uns an das Jahr 1351 halten dann konnten diese Plane von dem bereits erwahnten Herman und Christiaan gemacht worden sein Moglicherweise konnten sie von Herrn Herman und seinem Bruder bereits 1345 eingereicht worden sein und es handelt sich um dieselben Personen Wahrscheinlich starb der Bruder von Herman de Steenbicker um 1360 woraufhin die Stadt den jungen Herrn Rutger van Keulen anstellte der seinen Platz einnahm Als auch Herr Herman gestorben war schloss die Stadt 1369 den besagten Vertrag mit unserem Kolner ab der sich schon neun Jahre lang in Kampen als sehr geschickter Kirchenbaumeister erwiesen hatte Dieser erfahrene Architekt mit wichtigen internationalen Beziehungen hat wahrscheinlich seine Spuren an dem Bauwerk hinterlassen Bei all diesen Unsicherheiten ist eines sicher In der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts entstand der machtige Chor mit Umgang und Kapellenkranz der Bovenkerk der noch heute den eindrucksvollsten Teil dieses Gebaudes bildet Es ist zweifelsohne ein Meisterwerk aber auch eine technische Meisterleistung denn wieder einmal musste es auf einem eigentlich ungeeigneten Untergrund gebaut werden Nur die beiden ostlichen Vierungspfeiler und die beiden folgenden ruhen noch auf den schweren Fundamenten der ehemaligen Hallenkirche Es wird angenommen dass fast der gesamte Chor nach den Planen von Rutger van Keulen gebaut wurde indem auf die grosse stilistische Ahnlichkeit dieses Teils der Kirche mit der typischen Parler Architektur hingewiesen wird wie etwa das siebenseitige Chorpolygon und der Ring von rechteckigen Kapellen um den Umgang Allerdings werden auch Unterschiede im Stil festgestellt Das blinde Masswerk in den Seitenwanden der Kapellen ist noch rein geometrisch die Fenster des Chorschlusses extravagant Plan fur ein basilikales Kirchenschiff Bearbeiten Als der grosse Chor fertig war vermutlich um 1400 sollte auch der Rest der alten Hallenkirche mit ihrem relativ niedrigen Kirchenschiff so schnell wie moglich an die Architektur des viel hoheren Basilikachors angepasst werden Es ist anzunehmen dass auch das Querschiff moglicherweise verlangert oder verbreitert werden sollte Dies scheint aber nie realisiert worden zu sein Nach 1400 arbeitete man jedoch an einem Langhaus mit Seitenschiffen und entlang dieser Seitenschiffe Reihen von Kapellen die eine Fortsetzung der Radiuskapellen um den Umfang des Chores darstellen wurden Sogar Strebebogen sollten aus diesen Strebemauern zwischen diesen Kapellen entspringen Dies war ein ehrgeiziger Plan zumal dieser Neubau uber den Turm hinausgehen sollte Der Plan war daher den Turm abzureissen und ihn in einiger Entfernung im Westen neu zu errichten Waren diese Ideen umgesetzt worden hatte Kampen im 15 Jahrhundert eine architektonisch bemerkenswerte aufwandige Kirche gehabt aber es wurden die technischen Probleme bei der Realisierung unterschatzt Aufgrund falscher Konstruktionen und Berechnungen erwiesen sich die Fundamente der Langsseitenwande und Querdamme als nicht tragfahig Es traten Spannungen auf die zu Setzungen und Einsturzen und schliesslich dazu fuhrten dass der gesamte Plan aufgegeben werden musste Zu welchem Zeitpunkt dies geschah ist nicht bekannt aber der Bauschaden muss sehr kostspielig gewesen sein Die endgultige Form Bearbeiten Nach dieser grandiosen Fehlkalkulation wahrscheinlich in der Mitte des 15 Jahrhunderts wurde ein vollig neuer und viel einfacherer Plan erstellt Dieser sah ein Langhaus mit doppelten Seitenschiffen und zunachst auch den Bau eines neuen Turms vor der weiter westlich als der alte lag Dieser Umbau muss viele Jahre gedauert haben Nicht nur dass den Kirchenherren durch das Scheitern der bereits beschriebenen Plane das Geld ausgegangen sein muss sondern in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts begann auch der wirtschaftliche Niedergang Kampens Aus den architektonischen Daten lasst sich ableiten dass zunachst mit der Erhohung des Querschiffs begonnen wurde dann wurde das Kirchenschiff auf seine heutige Hohe angehoben und schliesslich wurden die vorspringenden Seitenschiffe in Angriff genommen In der Breite behielt das Kirchenschiff die geringen Abmessungen der ehemaligen Hallenkirche bei Aus all dem geht hervor dass die Zeiten fur die Stadt immer schlechter wurden also wurde grosse Sparsamkeit geubt und alles was aus fruheren Zeiten noch brauchbar war wurde beibehalten Zum Beispiel wurde bei der Tuffsteinverkleidung viel Abfallmaterial verwendet Ausserdem war man offenbar bestrebt die wiederaufgebauten Teile so schnell wie moglich unter Dach zu bringen und erst dann die Gewolbe zu errichten Es wird vermutet dass das Dach ursprunglich als Gewolbe fur das Kirchenschiff gedacht war In diesem Zusammenhang ist es vielleicht interessant dass erst 1542 Cornelis de Maler eine Geldsumme fur die Anwendung von 32 paericken oder blomen im leeren Gewolbe 37 bloren im Hof und 13 blomen aus der grossen Orgel bezahlt wurde Die Bemalung der Gewolbe fand also erst spat statt Auch die Abdichtung des Daches muss viel Zeit in Anspruch genommen haben Noch 1480 waren drei Schiffe aus Deutschland auf dem Weg nach Kampen die eine grosse Anzahl von Schieferplatten fur die neue Bibliothek und das Kirchendach transportierten Da Teile der Kirche genutzt werden konnten wuchs die Zahl der Altare Um 1500 war diese Zahl auf sechzehn angewachsen und es ist davon auszugehen dass die alte Nikolaikirche zu diesem Zeitpunkt fast fertiggestellt war und ihre heutige Form angenommen hatte eine funfschiffige Backsteinbasilika die deutlich den Einfluss der niederrheinischen Gotik zeigt Der Turm war jedoch noch an drei Seiten geschlossen Von all der Pracht der katholischen Zeit ist heute kaum noch etwas ubrig nach 1580 nahm das Innere einen typisch protestantischen Charakter an was die architektonische Schonheit vielleicht noch besser zur Geltung bringt Bei der letzten Restaurierung wurde versucht den alten Zustand so weit wie moglich wiederherzustellen wobei oft Befunde verwendet wurden Ein Beispiel ist die Restaurierung des ehemaligen Bibliotheks oder Tresorraums mit Wendeltreppe und der Balustrade an der Aussenseite des Kapellenkranzes Dort wurde auch eine unansehnliche Ziegelverkleidung die bei einer fruheren Restaurierung eingefuhrt wurde durch eine Verkleidung aus Tuffstein ersetzt Das Sudportal wurde vollstandig restauriert aber das unansehnliche Nordportal ebenfalls das Ergebnis einer weniger glucklichen Restaurierung schien noch in gutem Zustand zu sein und wurde daher so belassen wie es war Auch der Innenausbau der Kirche hat von solchen Hinweisen profitiert Die Saulen und Bogen des Kirchenschiffs und des Querschiffs waren ursprunglich sandfarben mit weissen Scheinfugen Die Restauratoren haben deshalb die Sandfarbe mit den Scheinfugen wieder aufgetragen nbsp HauptorgelGelaut BearbeitenIn den Jahren 1481 1482 goss der Glockengiesser Gerhard van Wou Glocken fur die Bovenkerk In unmittelbarer Nahe der Bovenkerk hatte er seine Glocken und Artilleriegiesserei angesiedelt Heute hangen zwei seiner Glocken im Turm der Bovenkerk Am 11 September 2009 wurde eine neue Glocke aufgehangt gegossen von Laudy in Finsterwolde Groningen Im Jahr 2010 wurde eine weitere Laudy Glocke mit dem Bild des heiligen Nikolaus des Schutzpatrons der Kirche aufgehangt Im Jahr 2011 wurde das Gelaut schliesslich um weitere funf Glocken erganzt Die insgesamt neun schwingenden Glocken haben nun die Tone des1 es1 f1 ges1 as1 b1 des2 es2 und f2 Die Glocken des1 und f1 wurden von Gerhard van Wou gegossen Alle von Glockengiesser Laudy hinzugefugten Glocken wurden ganz in der Tradition von Van Wou gegossen ohne Oberflachenbehandlung oder Stimmung rein im Klang Damit wurde ein Gelaut nach mittelalterlicher Art rekonstruiert Begrabnisstatten BearbeitenViele Einwohner von Kampen sind in der Bovenkerk begraben Prominente Kampener Familien wurden in Familiengrabern beigesetzt von denen sich viele in der Lemkerkapel der Gruft befinden Auch prominente Einzelpersonen aus Kampen sind in der Kirche begraben worden darunter der Maler Hendrick Avercamp und obwohl nicht aus Kampen stammend der bereits erwahnte Glockengiesser Gerhard van Wou Im Querschiff befindet sich ein kleines Grabmal aus rotem Marmor mit einer Urne aus grunem Marmor zur Erinnerung an Vizeadmiral Jan Willem de Winter 1761 1812 Die Urne enthalt das Herz von De Winter Er wurde als einziger Niederlander im Pantheon in Paris beigesetzt Eines der Denkmaler im Chor wurde zur Erinnerung an Rutger van Breda 1693 und seine Frau Joanna Aymery 1703 aufgestellt Orgeln Bearbeiten Hauptartikel Orgeln der Bovenkerk Kampen In der Bovenkerk befinden sich drei Orgeln die grosse Orgel von Albertus Antonius Hinsz aus dem Jahr 1743 welche teilweise noch Pfeifenmaterial aus dem 17 Jahrhundert enthalt eine Chororgel von Reil 1999 und eine Truhenorgel aus dem Jahr 2012 Der regulare Organist der Orgeln in der Bovenkerk ist im Auftrag der reformierten Kirche Ab Weegenaar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bovenkerk Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Bovenkerk Video des Gelauts auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalregister der Niederlande Der Abschnitt zur Baugeschichte basiert auf Dr C N Fehrmann G Woning und W H Zwart Bovenkerk Kampen 1978 Normdaten Geografikum GND 4406224 2 lobid OGND AKS VIAF 157556346 52 554946 5 919828 Koordinaten 52 33 17 8 N 5 55 11 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bovenkerk Kampen amp oldid 230925040